Mo 10. Okt 2022, 08:26 von Kanthe
Man merkt, dass es Herbst ist. Es wird langsam immer kälter, morgens liegen die Nebelschwaden lang auf den Feldern und man ist froh, dass es die Heizung im Fahrzeug gibt. Der Wind weht oft stark und fährt bis tief in die Glieder hinein. Es ist der 10. Oktober 1933.
Einsam und allein fährt ein Horch 350 die Landstraße aus Zossen kommend Richtung Kummersdorf. Seit dem sie Berlin um 5 Uhr verlassen haben, kamen Ihnen lediglich acht Fahrzeug entgegen. Es ist noch viel zu früh für die meisten Menschen. Unteroffizier Stiegler fährt den Wagen, neben ihm sitzt der Leutnant Kanthe. Als sie losfuhren, froren beide doch mittlerweile läuft die Heizung und es ist kuschelig warm. Man muss nicht mehr verkrampft im Wagen sitzen oder die Hände warm reiben. Beide sind auf dem Weg nach Kummersdorf um dort einen neuen Dienstposten zu übernehmen. Der Leutnant Kanthe soll der neue Leiter der neu geschaffenen Heeresversuchsanstalt Kummersdorf werden. Unteroffizier Stiegler wird dann seine rechte Hand. Allerdings wurde beiden auch gesagt, dass es dort noch nichts gibt. Untergebracht werden beide inder Pension Waldschänke, ihnen soll es an nichts fehlen.
Um 6 Uhr fährt der Horch 350 nach Kummersdorf hinein. Von der Rehagener Straße biegen beide nach rechts auf die Parkstraße. Hier sollen sie bis zum Ende fahren bis die Straße nicht mehr weiter geht, dort werden beide erwartet. Sie sehen die letzten Häuser des Dorfes und dann nur noch Wald. Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, doch es war schon leicht hell. Kaum fahren sie in den Wald hinein, wird es wieder deutlich dunkler. Nachdem sie zehn Minuten über einen mehr schlechten als rechten Feldweg fuhren, erscheint im Scheinwerferlicht eine Gestalt die ihnen zuwinkt. Sie halten an und der Leutnant Kanthe kurbelt das Fenster herunter.
"Tachchen. Sind Sie der Leutnant Kanthe, der dit hier allet übernehmen soll?"
"Richtig, der bin ich. Das ist Unteroffizier Stiegler, meine rechte Hand. Und Sie sind?"
"Ach, entschuljense, hab ickk janz verjessen. Ick bin Jens Klarwuttke. Ick bin hier der Förster und ehemalije Verwalter des alten Bahnhofs aus Kaiserzeiten."
"Ah, der alte Bahnhof. Davon hab ich schon gehört. Es gab hier früher schon einmal einen Schießplatz, richtig?"
"Jenau, jut uffjepasst. Aber erwarten se nich zu viel. Das Jebäude is glei da hinten. Wir können es und jern ma ankiecken."
"Gut, machen wir. Hans, parke mal da vorne neben dem Gebäude."
Der Horch setzt sich in Bewegung parkt neben dem schon stark verfallenen Gebäude. Fenster sind kaum noch vorhanden, Moss wächst an den Wänden und das Dach ist nicht mehr recht vorhanden. Die Natur hat hier gute Arbeit geleistet. Hier muss viel gemacht werden. Doch als erstes muss geplant werden. Eine Stunde zeigt Klarwuttke den beiden den alten Bahnhof und die nähere Umgebung. Dann verabschieden sich die drei und Kanthe und Stiegler fahren als erstes zur Pension, um sich dort einzurichten. Am Nachmittag steht am Termin beim Bürgermeister an, den Ihnen ein paar Karten und Luftbilder für eine besser Planung zeigen möchte.