"Bislang geheim gehaltene Akten der russischen Auslandsaufklärung offenbaren, wie der Gestapo-Beamte Willi Lehmann Moskau mit brisanten Informationen aus dem Hitler-Reich versorgte...
Der in der Sowjetvertretung als Diplomat installierte Staatssicherheitsoffizier Pawel Kornel wirbt Lehmann 1929 als Agenten an. In der Zentrale wird er erst als "A-201" geführt, dann als "Breitenbach" - und ist von Anfang an eine Spitzenquelle.
Als die Nazis im April 1933 das Geheime Staatspolizeiamt bilden, das dem preußischen Innenminister Herrmann Göring untersteht, ist Lehmann von Anfang an mit dabei. Moskau erfährt aus erster Hand, wie die Gestapo aufgebaut wird, die "Apotheke", wie die Sowjetaufklärer die deutsche Konkurrenz sarkastisch nennen.
Lehmann berichtet im Mai 1934, dass ein unbekannter 30-Jähriger, Reinhard Heydrich, "praktisch die gesamte Arbeit der Gestapo" leite. Himmler hat den SS-Brigadeführer kurz zuvor als Leiter der preußischen Gestapo eingesetzt.
Die Gestapo schickt Lehmann ausgerechnet in die Abteilung gegen kommunistische Spionage - eine Traumstellung aus Sicht der Auftraggeber. Er verrät den Sowjets geplante Fahndungen und ermöglicht mehreren Spionen die Flucht, darunter Arnold Deutsch, der im Sommer 1934 den späteren sowjetischen Top-Spion Kim Philby anwirbt.
Moskau kann sich auf Lehmann stets verlassen. Der meldet, dass die Nazis in der Geheimpolizei parteilose Beamte durch NSDAP-Mitglieder ersetzen und erzählt von der strengen Disziplin des Amts. Er selbst ist stets fleißig und freundlich, so dass Göring auf ihn aufmerksam wird. In den letzten Tagen des Juni 1934 ruft er Lehmann zu sich. Er soll helfen, eine blutige Säuberung zu organisieren. Beim sogenannten Röhm-Putsch lässt die Nazi-Führung den Chef der Sturmabteilungen, Ernst Röhm, und mindestens 83 weitere vermeintliche Hitler-Gegner erschießen.
Lehmann soll seinem Agentenführer erzählt haben, die Mordaktion habe ihn angewidert. Doch seine Teilnahme an der "Nacht der langen Messer" erhöht sein Ansehen bei den Nazis - und damit auch seinen Wert für die Sowjets.
Mit deren Billigung tritt er der SS bei, in der er schließlich zum Hauptsturmführer avanciert. Seine sowjetischen Vorgesetzten ermuntern ihn, sich auch der NSDAP anzuschließen, er erhält die Mitgliedsnummer 5 920 162.
Die Gestapo versetzt Lehmann in die Abteilung zur Sicherung der deutschen Rüstungsproduktion gegen Spionage. Er ist dabei, als der 22-jährige Wernher von Braun 1934 unweit von Berlin seine ersten flüssigkeitsgetriebenen Raketen in den Himmel schießen lässt. Dank Lehmann erfahren die Sowjets auch vom Start der Versuchsraketen "Max" und "Moritz" auf der ostfriesischen Insel Borkum im Dezember, Vorstufen der späteren Raketenwaffen V1 und V2. Auf der Basis seiner Berichte legt die Auslandsaufklärung Stalin am 17. Dezember 1935 eine Analyse zum Stand der deutschen Raketenforschung vor.
"Breitenbach" meldet ebenso eifrig Details über den geplanten Bau von 70 neuen U-Booten. Er liefert Fakten über neue Gasmasken, einen gepanzerten Transporter der Firma Horch und die Produktion synthetischen Benzins.
Am 19. April 1939, einen Tag vor Hitlers 50. Geburtstag, stellt die Leitung der sowjetischen Auslandsaufklärung "Breitenbach" eine wichtige Aufgabe. Er soll "uns systematisch informieren über die Vorbereitungen Deutschlands für einen Überfall auf Polen und andere aggressive Maßnahmen Deutschlands, vor allem Richtung Osten". Das Dokument, das an Stalins Geheimdienstchef Lawrentij Berija geht, zeigt, dass sich Moskaus Spionagechefs keine Illusionen über die Absichten Hitlers machen - nur vier Monate bevor Stalin am 23. August mit Nazi-Deutschland einen Geheimvertrag zur Aufteilung Osteuropas schließt.
Lehmanns Führungsoffizier Alexander Korotkow kehrt im Mai 1945 mit der siegreichen Sowjetarmee nach Berlin zurück. Er ist dabei, als Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel am 9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet.
Zwölf Jahre später ist Korotkow wieder in Berlin, als Verbindungsoffizier des Geheimdienstes KGB beim Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Doch als die Sowjets versuchen, 1965 zum 20. Jahrestag des Sieges neben Schulze-Boysen und Harnack auch Willi Lehmann zu ehren, lehnt die DDR-Führung ab.
Im SED-Politbüro sitzen zu diesem Zeitpunkt zwölf Genossen, die insgesamt rund 20 Jahre Haft und 75 Jahre Emigration während der Hitler-Zeit hinter sich haben. "An den Gedanken, dass auch ein Gestapo-Mann zu den Kämpfern der unsichtbaren Front gegen Hitler gehörte, konnten sich diese Männer nicht gewöhnen."
https://www.spiegel.de/einestages/spion ... 48520.html"Heinrich Müller war ein deutscher Mitarbeiter der Geheimen Staatspolizei (Gestapo, Amt IV im Reichssicherheitshauptamt (RSHA)) und ab Oktober 1939 Leiter dieser Behörde
Der Chef des SD-Auslandsnachrichtendienstes, Walter Schellenberg, gilt als einer der Urheber von Gerüchten, wonach Müller bereits vor 1945 für die UdSSR gearbeitet habe und per Funk in Kontakt mit sowjetischen Geheimdiensten stand. Schellenberg, dem eine erbitterte Rivalität mit Müller nachgesagt wird, äußerte derartige Vermutungen 1945 in Vernehmungen durch den US-amerikanischen Nachrichtendienst OSS.
Unterlagen der CIA zu Müller wurden gemäß dem „Nazi War Crimes Disclosure Act of 1998“ am 26. September 2000 freigegeben. Die Akten wurden mittlerweile im Auftrag der US-Regierung von einer Gruppe von Historikern ausgewertet. Nach den Unterlagen war unmittelbar nach Kriegsende die Ergreifung Müllers von hoher Bedeutung, dennoch gelang es nicht, ihn aufzuspüren.
Unmittelbar nach Kriegsende sei nicht mit dem nötigen Nachdruck nach Müller gesucht worden. Es gebe deutliche Hinweise, aber keine Beweise, dass Müller mit der sowjetischen Seite zusammengearbeitet habe."
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Müller_(Gestapo)
Leopold Trepper
Vor der Verfolgung durch den stalinistischen Geheimdienst NKWD rettete er sich in den sowjetischen Militär-Geheimdienst GRU. 1938 ging er nach Brüssel und organisierte dort, als kanadischer Geschäftsmann getarnt, einige der Aktivitäten der westeuropäischen Gruppen der Roten Kapelle. Er hatte die Decknamen Otto, Adam Mickler und Jean Gilbert.
Diese Gruppen warnten Stalin im Frühjahr 1941 vergeblich vor der bevorstehenden deutschen Invasion. 1942 meldeten sie die bevorstehende deutsche Kaukasus-Offensive, wodurch der Widerstand während der Schlacht von Stalingrad rechtzeitig organisiert werden konnte. Trepper wurde am 24. November 1942 in Paris von dem Gestapo-„Sonderkommando Rote Kapelle“ verhaftet und ging zum Schein auf das Angebot ein, als Doppelagent ein Funkspiel für Heinrich Müller zu betreiben.
Er floh am 13. September 1943 aus der Gestapo-Haft und flog schließlich am Kriegsende nach Moskau, wo er verhaftet wurde.Von 1945 bis 1953 war Leopold Trepper unter Vorwänden in der Moskauer Lubjanka inhaftiert, weil
Stalin Angst hatte, er könne Einzelheiten über das Debakel vom Juni 1941 berichten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Trepper