Di 7. Mär 2017, 22:35 von Ernst Rudorff
In den späten Abendstunden treffen die beiden Besatzungsmitglieder des abgeschossenen Nachtjägers ein. Ein großes "Hallo" beginnt, es wird kräftig auf die Schultern der beiden Kameraden geschlagen, die bei jedem Schlag sich das Gesicht verkneifen müssen. Angesengt und grün und blau geschlagen, so stehen sie nachher im Waschraum. Der Sani schaut noch mal kurz vorbei und verteilt Schmerzmittel und Brandsalbe. Danach gibt's beim Staffelkapitän einen kleinen Umtrunk und die beiden müssen ausführlich erzählen.
Da saß ein abgebrühter Bursche im Heck der Lancaster. Ich habe eine volle Salve in seine Triebwerke und die Tragflügelwurzel gefeuert, doch der hat stur mit seinem Vierling auf uns drauf gehalten. Mit einem mal hat uns bei uns auch gekracht, unser rechtes Triebwerk fing sofort Feuer, die halbe Tragfläche ging in Fetzen, die Maschine kaum noch zu halten. Ich habe nur noch gesehen, wie die Lancaster wie eine Fackel nach unten abtrudelte ... tja... und dann sagte ich Rudi, also wenn Du noch mal Dein Mädchen wiedersehen willst, dann mach die Kanzel auf und spring! Glücklicherweise hatten wir inzwischen Sicht und eine größere Stadt unter uns, Emden. Die 110 ist in's Wasser geknallt und wir neben dem Rathaus gelandet. Wir müssen wohl ziemlich schlimm ausgesehen haben, denn der eine Polizist hielt uns wohl für abgesprungene Engländer...
Nun sind es wieder die Kameraden, die tröstend zuprosten und wieder ordentlich auf die verbrannte und schmerzende Schulter schlagen...
