Beitrag Fr 23. Nov 2018, 12:11

Siegfried Müller / "Kongo" Müller

Siegfried Müller, alias Kongo-Müller

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I. Allgemeine Daten, Laufbahn im Zweiten Weltkrieg und der direkten Nachkriegszeit

Siegfried Heinrich Friedrich Müller, geboren am 26.Oktober 1920 in Crossen an der Oder (Mark Brandenburg) wuchs in einer alten Offiziersfamilie auf (Vater 1942 als Oberstleutnant gefallen). In seiner frühen Jugend war er Internatsschüler und Angehöriger der Jugendorganisation Scharnhorstbund des "Stahlhelm"-Wehrverbands. Ab 1933 war er Mitglied der Hitlerjugend, wo er bis zum Ende seines 5-jährigen Dienstes den Rang eines Fähnleinführers erreichte.

Nachdem er im Sommer 1938 sein Abitur ablegte meldete er sich vorzeitig freiwillig zum Reichsarbeitsdienst, wo er im Bau-Btl 123 der RAD-Abt.2/101 eingesetzt wurde.

Nach seinem Wechsel zum Heer diente er zu Kriegsbeginn in Polen, später in Frankreich und der UdSSR. Zuerst tat Siegfried Müller Dienst bei der Artillerietruppe, später verrichtete er seinen Dienst bei den Panzerjägern. Durch einen Steckschuss in der Wirbelsäule querschnittsgelähmt erlebte Müller das Kriegsende im Lazarett (Langen bei Frankfurt) und verblieb anschließend bis 1947 in US-Kriegsgefangenschaft.

Von 1948 bis 1956 diente er erst als Chief Watchmen bei der amerikanischen Industriepolzei, später im Civillian Labour Service, wo er nach einem 5-monatigen Offizierslehrgang als Ausbildungsoffizier im Range eines First Lieutenant (vgl. Oberleutnant) tätig war.

Für das "Amt Blank" erstellte Müller unter anderem Ausarbeitungen über Waffen zur Panzerabwehr. Im Gründerkreis der Frankfurter "Gesellschaft für Wehrkunde" wirkte er an der Planung für die Bundeswehr mit, z. B. wie eine neue Division gegliedert sein sollte und die Schockwirkung im ersten Einsatz. Neben diesen Tätigkeiten engagierte sich Müller auch in der "Gesellschaft für freiheitliche Militärpolitik".

Nachdem ihn die Bundeswehr 1956 ablehnte, räumte er er in Nordafrika Minen des Afrikakorps.

II. Dienstgrade und Auszeichnungen in der Wehrmacht

Dienstgrade:
- 1940 Gefreiter
- 1943 Obergefreiter, im selben Jahr noch Unteroffizier
- 1944 Fahnenjunker
- 1945 Oberfähnrich
- (Nach eigenen Angaben wurde Müller an Hitlers Geburtstag, dem 20. April 1945, zum Oberleutnant befördert, sein Soldbuch und die Unterlagen aus seiner Zeit als Prisoner of War können dies jedoch nicht belegen.)

Auszeichnungen: (Chronologisch)
- 1940 Schutzwallehrenabzeichen
- 1942 Allg. Sturmabzeichen
- 1943 Eisernes Kreuz II. Klasse
- 1945 Eisernes Kreuz I. Klasse und Silbernes Verwundetenabzeichen

III. Eine kurze Erklärung zum Kongo-Konflikt und Müllers Werdegang in Afrika

Als der Kongo 1960 von seiner Kolonialmacht Belgien unabhängig wurde, intervenierten neben Belgien ebenfalls die Sowjets und die USA, später sogar China und Kuba in dem zwischen vielen Ethnien geteilten Land. Der erste Ministerpräsident wurde von der Armee entmachtet und seinem Stellvertreter (Moise Tschombe) übergeben, der ihn hinrichten ließ. Tschombe benannte das Land in Zaire um. Sein Regime stützte sich zu Großen Teilen auf Korruption, Wirtschaftshilfen die er aus dem Westen für die Bekämpfung des kommunistischen Einflusses in Afrika erhielt und seine von weißen Söldnern (auch weiße Riesen) genannten Streitkräfte.

Als Zivilist emigrierte Siegfried Müller mit Frau und Tochter 1962 nach Südafrika, um im Kongo unter Moise Tschombe zu kämpfen, was bei seiner Ankunft dadurch nicht zustande kam weil Tschombe ins Exil nach Madrid ging. Er blieb jedoch in Südafrika, arbeitete dann als Assistant Manager in einem Hotel-Resturant, wo er auch für seine Söldnertätigkeit im Kongo angeworben wurde. Ab 1964 diente er als Leutnant im No.5 Commando unter Major (später Colonel) Mike Hoare, auch Mad Mike genannt, und führte während des Simba-Aufstandes im Norden und Süden des Kongo das Commando 52, das etwa zur Hälfte aus Deutschen, daneben aus Südafrikanern und einer Gruppe Fallschirmjägern aus diversen Nationen bestand und von einer kongolesischen Armeekompanie verstärkt wurde. Das Commando 52 erwarb sich den Namen "Die Schrecklichen". Nach der Erfolgreichen Besetzung der Stadt Albertville wurde er zum Hauptmann befördert.

Anschließend leitete er den erfolglosen Angriff auf Coquilhatville, bei dem ein Deutscher Söldner fiel, was große negative Auswirkungen auf die Moral hatte. Daraufhin folgend führte er jedoch die gemeinsame Operation der Commandos 52 und 54, die zur erfolgreichen Einahme von Boende führte ohne auch nur einen einzigen Verlust in den beiden Commandos.

Im November 1964 wurde Müller zum Major befördert und erhielt von Hoare den Befehl über den Stützpunkt des 5.Commandos in Kamina, wo neuankommende Söldner ausgerüstet, bewaffnet und ausgebildet wurden. Eine der letzten Operationen Müllers war vom 6. bis zum 13. Februar 1965 eine Angriffsbewegung von Stanleyville nach Paulis, wobei seine Männer bei Bafwasende in einen Hinterhalt gerieten. Grob die Hälfte der 40 Fahrzeuge wurden vernichtet, hierbei waren 15 Gefallene und 12 Verwundete zu beklagen.

IV. Späteres Zivilleben

Ab Mai 1965 betätigte sich Müller nicht mehr militärisch, sondern betrieb in Südafrika eine Sicherheitsfirma, schrieb Artikel in schweizerischen und französischen Militärfachzeitschriften und verfasste sein Buch "Les nouveaux mercenaires" (Die neuen Söldner).

Siegfried Müller verstarb am 17. April 1983 in Johannesburg (Südafrika) im Alter von 63 Jahren an Magenkrebs.

Quellen, weiterführende Links und ein Video:




Autor

Granit