Beitrag Do 20. Feb 2020, 22:40

Rittmeister Freiherr von Richthofen

Rittmeister Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen




* 2. Mai 1892 im Breslauer Vorort Kleinburg
† 21. April 1918 bei Vaux-sur-Somme, Département Somme



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Familie und Jugend


Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen war das Zweite von vier Kindern des Kavallerieoffiziers Albrecht Freiherr von Richthofen (1859–1920) und dessen Frau Kunigunde, geborene von Schickfus und Neudorff (1868–1962). Damals ahnte noch niemand, dass aus diesem Kind ein Fliegerass mit der höchsten Anzahl erzielter Luftsiege im Ersten Weltkrieg werden würde.
Link Adelshaus: http://de.wikipedia.org/wiki/Richthofen_(Adelsgeschlecht)

Die ersten Lebensjahre genoss er auf dem großväterlichen Gut Schloss Romberg, heute Samotwór bei Kąty Wrocławskie (dt. Kanth, bis 1930 Canth) in Niederschlesien. Leider fehlten für die Instandhaltung eines so großen Hauses die Mittel (Renovierung 2010) und es wurde verkauft. Die Familie bezog eine Villa in der Vorstadt von Schweidnitz, wo er nach drei Jahren Privatunterricht im Schloss nun die hiesige Schule besuchte, wobei er sich weiterhin hauptsächlich für den Reitsport und die Jagd interessierte.

Mit 11 Jahren wechselte er für fünf Jahre zur Kadettenanstalt Wahlstatt, wobei sein Wagemut und Ehrgeiz gelobt wurden, jedoch sein Interesse für´s Lernen nicht so ausgeprägt war. Anschließend besuchte er die Hauptkadettenanstalt Lichterfelde und trat im Frühjahr 1911 als Fähnrich in das Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander III. von Rußland“ (Westpreußisches) Nr. 1 in Militsch-Trachtenberg ein, wo er am 19. November 1912 zum Leutnant ernannt und der 3. Eskadron in Ostrowo zugeteilt wurde.

I. Weltkrieg


In den ersten Tagen tat die 3. Eskadron noch an der russischen Grenze Dienst, wurde dann aber direkt an die Westfront verlegt. Zur Aufklärung hinter den feindlichen Linien führten die Einheiten Patrouillenritte von Luxemburg bis Belgien durch. Zum 1. September 1914 erfolgte seine Versetzung als Nachrichtenoffizier zur 4. Armee vor Verdun. Da es für die Reiterei im Stellungskrieg kaum Verwendung gab, ersuchte er um seine Versetzung und wurde Ordonnanzoffizier der 18. Infanterie-Brigade, wobei er weit hinter der Front wieder seiner Jagdleidenschaft nachgehen konnte, die ihn nach einiger Zeit jedoch auch langweilte und er wiederum um Versetzung bat.

Am 30. Mai 1915 erhielt er seine 30-tägige Beobachterausbildung bei der Flieger-Ersatzabteilung 7 in Köln, der sich ein 14-tägiger Praxislehrgang in Großenhain nahe Dresden anschloß. Bereits am 21. Juni 1915 wurde von Richthofen zur Feldflieger-Abteilung 69 an die Ostfront in die Nähe von Lemberg kommandiert. Dort erhielt er den Auftrag Aufklärungsflüge über russische Truppenbewegungen durchzuführen.

Bereits zwei Monate später wurde er wieder an die Westfront zur Brieftauben-Abteilung Ostende (BAO) (Tarnbezeichnung für das erste Kampfgeschwader KG OHL) versetzt, um Bombenangriffe gegen England zu fliegen. Die Reichweite der Bomber Typ AEG G Link: http://de.wikipedia.org/wiki/AEG_G-Typen war sehr begrenzt und somit kamen nur Einsätze am Kanal und über Frankreich in Frage.


Bomber AEG G.II. Mit diesem Flugzeug flog von Richthofen seine ersten Kampfeinsätze.



Schon einen Monat später ließ er sich zur Brieftauben-Abteilung Metz (BAM) (Tarnbezeichnung für die Frontflieger KG OHL) versetzen.
Link KG der Obersten Heeresleitung (OHL): http://de.wikipedia.org/wiki/Kampfgeschwader_der_Obersten_Heeresleitung
Eine wegweisende Bekanntschaft machte er auf der Zugfahrt nach Metz mit Oswald Boelcke.
Link Oswald Boelcke: http://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_Boelcke
An der BAM machte er sein Diplom zum Flugzeugführer, ein quasi Weihnachtsgeschenk, im dritten Anlauf.
Die 8. Kampfstaffel des 3. Kampfgeschwaders lag wieder vor Verdun und war ab März 1916 wieder sein Einsatzgebiet, jetzt jedoch nicht auf dem Rücken eines Pferdes sondern in einer Jagdmaschine. Am 10. August 1916 wurde die Jagdstaffel 2 (Jasta 2) aufgestellt und am 1. September 1916 trafen die ersten Piloten und Jagdmaschinen ein. Einer der Piloten unter dem Kommando von Oswald Boelcke war Manfred Freiherr von Richthofen.
Link Jagdstaffel 2: http://de.wikipedia.org/wiki/Jagdstaffel_2
Mitte September verfügte die Staffel über zwei Fokker D.III, sechs Albatros D.I und eine Albatros D.II. Beim ersten Auftrag, einen feindlichen Bombenangriff auf den Bahnhof Marcoing abzufangen, wurden drei britische Flugzeuge abgeschossen.
Boelcke bildete seine Flugzeugführer sorgfältig aus und beobachtete ihr Verhalten im Luftkampf genau, um ihre Leistungen weiter zu verbessern. Von Richthofen war ein geschickter Taktiker, der die von seinem Lehrer Boelcke aufgestellten Grundsätze (Dicta Boelcke) genau beachtete und vor einem Luftkampf meist alle Vorteile auf seine Seite brachte.

Die wichtigsten Regeln der Dicta Boelcke:

- Sichere Dir die Vorteile des Luftkampfes (Geschwindigkeit, Höhe, Überraschungsmoment, zahlenmäßige Überlegenheit, Position), bevor Du angreifst.
- Greife immer aus der Sonne an.
- Wenn Du den Angriff begonnen hast, bringe ihn auch zu Ende.
- Feuere das MG aus nächster Nähe ab und nur, wenn Du den Gegner sicher im Visier hast.
- Lasse den Gegner nicht aus den Augen.
- In jeglicher Form des Angriffs ist eine Annäherung an den Gegner von hinten erforderlich.
- Wenn Dich der Gegner im Sturzflug angreift, versuche nicht, dem Angriff auszuweichen, sondern wende Dich dem Angreifer zu.
- Wenn Du Dich über den feindlichen Linien befindest, behalte immer den eigenen Rückzug im Auge.
- Für Staffeln: Greife prinzipiell nur in Gruppen von 4 bis 6 an. Wenn sich der Kampf in lauter Einzelgefechte versprengt, achte darauf, dass sich nicht viele Kameraden auf einen Gegner stürzen.

Link Albatros D.I: http://de.wikipedia.org/wiki/Albatros_D.I
Link Albatros D.II: http://de.wikipedia.org/wiki/Albatros_D.II
Link Fokker D.III: http://de.wikipedia.org/wiki/Fokker_D.III


Nach dem Umstieg auf Jagdflugzeuge flog von Richthofen auch die Albatros D.II.



Seinen ersten Abschuss erzielte von Richthofen am 17. September 1916 über Cambrai und zur Erinnerung an ihre jeweilige Feuertaufe überreichte Boelcke jedem seiner erfolgreichen Flieger einen Ehrenbecher als Anerkennungsgeschenk. Von Richthofen belohnte sich selber für jeden seiner Luftsiege mit einem kleinen Silberbecher mit Abschußdatum und Flugzeugtyp.

Am 18. Juni 1916 starb Max Immelmann Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Immelmann durch tragische Umstände. Oswald Boelcke verlor am 28. Oktober 1916 während eines Kampfeinsatzes sein Leben bei einem Ausweichmanöver. Er touchierte die Maschine eines anderen deutschen Piloten, riss sich dabei eine Tragfläche ab und seine Maschine trudelte unhaltbar in die Tiefe. Nach seinem Tod wurde die Staffel von Stefan Kirmaier übernommen, der bereits einen Monat später im Luftkampf fiel und durch Franz Walz ersetzt wurde. Werner Voß, Carl Bolle und Paul Bäumer gehörten weiterhin zu den bekanntesten Piloten der Staffel.

Am 23. November 1916 flog von Richthofen mit seinen Kameraden der Jasta 2 einen weiteren Einsatz, wobei sie über Le Sars auf die Staffel des bekannten britischen Fliegers Lanoe Hawker trafen. Im Kampfverlauf entwickelte sich ein Gekurbel zwischen von Richthofen mit seinem Doppeldecker Albatros D.II und Hawker in seiner Airco D.H.2. Der Westwind trieb die Gegner über deutsches Gebiet, weshalb Hawker schließlich den Kampf abbrach und auf alliiertes Gebiet zurückzukehren versuchte. Von Richthofens Albatros war schneller als die im Zickzack fliehende Airco DH.2 und von Richthofen konnte Hawkers Maschine abschießen.


Ein Ehrenbecher als Auszeichnung für einen bestätigten Luftsieg.



Am 10. Dezember 1916 wurde die Jasta 2 zu Ehren von Oswald Boelcke durch kaiserliche Allerhöchste Kabinettsorder (A.K.O.) rückwirkend zum 28. Oktober 1916 in Jagdstaffel Boelcke umbenannt.

Nach seinem 16. Luftsieg erhielt von Richthofen am 12. Januar 1917, die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung, den Orden Pour le Mérite.

Im Januar 1917 wurde von Richthofen die Führung der Jagdstaffel 11 Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Jagdstaffel_11 übertragen. Im Februar 1917 erzielte die Jasta 2 ihren 100. Luftsieg. Seinen Bruder Lothar hatte er bereits 1915 bewegt, ebenfalls Militärflieger zu werden, forderte ihn an und flog am 24. März 1917 mit ihm den ersten gemeinsamen Kampfeinsatz. Am 22. März 1917 wurde Manfred von Richthofen zum Oberleutnant sowie bereits zwei Wochen später am 6. April 1917 zum Rittmeister (Hauptmann der Kavallerie) befördert. Beide Beförderungen erfolgten aufgrund seiner besonderen Verdienste frühzeitiger als sonst üblich.

In den Monaten, in denen von Richthofen die Jasta 11 anführte, entwickelte sie sich zu einer Eliteeinheit. Er selbst schoss über 20 britische Flugzeuge ab und auch seine Männer erzielten sehr hohe Abschusszahlen. Diese Staffel hatte großen Anteil daran, dass die Briten die fünfwöchige Periode im April 1917 ab diesem Zeitpunkt als “bloody april” („Blutiger April“) bezeichnen. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Piloten des Royal Flying Corps (RFC) und des Royal Naval Air Service war bei der Unterstützung der Bodenstreitkräfte in der Schlacht bei Arras von 295 Stunden auf 92 Stunden gefallen. Die exorbitanten Verluste gegen die Jasta 2 waren so groß, dass die Moral ganzer britischer Staffeln zusammenbrach. Ursache waren einerseits technologische Fortschritte auf deutscher Seite, die gepaart mit einem Ausbildungsvorteil und einer Schwerpunktbildung zu einer deutschen Luftüberlegenheit führten, wie es sie zuletzt zu Zeiten der „Fokker-Plage“ in der zweiten Jahreshälfte 1915 gegeben hatte. Trotz dieser Luftüberlegenheit konnte das RFC seine Aufgaben in dieser Zeit im Wesentlichen erfüllen und mit der baldigen Einführung neuer Flugzeugtypen seinen Nachteil ausgleichen.

Einzelheiten zum blutigen April 1917:
Am Ostermontag, dem 9. April 1917, eröffnete die British Army (deutsch: britische Armee) eine zeitlich genauestens abgestimmte Offensive bei Arras mit dem Ziel des Durchbruchs in die Ebene von Douai, der eine Woche später eine französische Offensive am Chemin des Dames (Schlacht an der Aisne) folgen sollte. Das RFC sollte diese Offensive im Vorfeld durch Luftaufklärung, Luftnahunterstützung und Bombereinsätze gegen strategische Ziele unterstützen. Der Befehlshaber des RFC im Gefecht, Hugh Trenchard, war ein Verfechter des offensiven Einsatzes seiner Einheiten hinter der deutschen Frontlinie. Er erwartete, dass die große Überzahl der Flugzeuge, die er im Frühjahr 1917 über der Front zum Einsatz bringen konnte, diese Aufgabe erfüllen würden. Allerdings waren diese Flugzeuge zum Großteil den damals modernsten deutschen Jägern unterlegen, die Ausbildung der jungen RFC Piloten ungenügend und ließ ihnen nur wenige Tage zum lernen.

Die damalige deutsche Pilotenausbildung war gründlicher und wurde weniger unter Zeitdruck durchgeführt. Nach den schweren Verlusten der Kämpfe bei Verdun und an der Somme hatte man auf deutscher Seite reagiert und das Feldflugwesen im Oktober 1916 gründlich reorganisiert, sowie die Jastas aufgestellt. Im Frühjahr 1917 standen fast 350 Maschinen für den Fronteinsatz zur Verfügung. Diese Einheiten wurden nur von den erfahrensten Piloten geleitet und mit dem modernsten Material ausgerüstet, darunter den ersten in Serie produzierten Jägern, die mit zwei statt einem vorwärtsfeuernden Maschinengewehr ausgestattet waren.

Die deutschen Staffeln operierten aufgrund ihrer numerischen Unterlegenheit bevorzugt nur auf der eigenen Seite der Front und erwarteten den Gegner im eigenen Terrain. Diese Strategie reduzierte das Risiko der Gefangennahme und erlaubte es ihnen, länger in der Kampfzone zu bleiben. Weiterhin konnten die deutschen Piloten frei entscheiden, wo und wann sie den Feind angriffen, während die Briten sich an die festgelegten Missionsziele halten mussten.

Das RFC konnte mit dem Beginn der Offensive bei Arras 25 Staffeln mit 365 Flugzeugen zum Einsatz bringen, hiervon aber nur etwa 125 Jagdflugzeuge, gegenüber den Deutschen mit acht Staffeln von gut 80 einsatzfähigen Jägern.

Die britischen Airco DH.2 Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Airco_DH.2
und Royal Aircraft Factory F.E.8 Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Aircraft_Factory_F.E.8,
Nieuport 17 Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Nieuport_17
und Sopwith Pup Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Sopwith_Pup
mit nur einem MG waren den modernen Albatros-Jägern unterlegen, denn sie hatten nur die Aufgabe die Aufklärer und Bomber zu beschützen. Nur die modernsten britischen Modelle wie die SPAD S.VII und die Sopwith Triplane konnten gegen die deutschen Jäger in puncto Wendigkeit und Geschwindigkeit punkten, wurden aber nicht konzentriert eingesetzt. Ein wirklich ebenbürtiges Flugzeug, die Royal Aircraft Factory S.E.5, war noch im Status der Erprobung und die Bristol F.2 Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Bristol_F.2 durch die falsche Taktik an diesem Tag ein Flopp.


Eine Albatros D.V in der typischen knallroten Lackierung. Im späteren Verlauf des Luftkrieges war
es der Stolz, der die Jagdflieger dazu bewegte, gerade den Gegner durch eine auffällige Farbe des
eigenen Flugzeuges anzulocken.



Das RFC verlor 245 Flugzeuge, wobei 211 Besatzungsmitglieder als getötet oder vermisst gezählt wurden und weitere 108 in Gefangenschaft gerieten. Für die Jastas schlagen im gleichen Zeitraum Verluste von 66 Flugzeugen mit geringeren Verlusten an Piloten zu Buche. Die fünfmonatige Schlacht an der Somme 1916 forderte beim RFC 576 Mann an Verlusten. Die Jasta 11 unter Manfred von Richthofen erzielte im April 1917 89 Luftsiege, mehr als ein Drittel der abgeschossenen britischen Maschinen. Trotz dieser schweren Verluste wurden die primären Aufgaben des RFC im Wesentlichen erfüllt. Dazu zählten aktuelle Luftbildaufnahmen der deutschen Stellungen, Meldungen über Truppenbewegungen, Artilleriezieleinweisung und Bombenangriffe. Die deutschen Einheiten blieben weitgehend defensiv und erzielten nur eine lokale und zeitlich begrenzte Luftüberlegenheit, aber gewiss keine Luftherrschaft.

In den folgenden Monaten konnte das RFC seine technologischen Nachteile durch die Einführung neuer Maschinen ausgleichen. Dazu zählen in erster Linie die oben erwähnte S.E.5 Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Aircraft_Factory_S.E.5,
die Sopwith Camel Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Sopwith_Camel
und die SPAD S.XIII Link: http://de.wikipedia.org/wiki/SPAD_S.XIII,
die bald reichlich zur Verfügung standen und den im ständigen Einsatz stehenden Jastas zuzusetzen begannen. Mit der steigenden Effektivität ihres Materials sanken die britischen Verluste und die deutschen Verluste stiegen. Auch die taktischen und organisatorischen Fehler auf britischer Seite wurden, wie die Ausbildung aufgearbeitet. Im Spätsommer 1917 bis zum Ende des Krieges genoss das RFC eine größere Luftüberlegenheit als zuvor. Die deutschen Jastas waren nie mehr in der Lage ähnlich zu dominieren, obwohl sie gegen Kriegsende mehr Flugzeuge pro Monat abschossen als damals im April 1917.

Aus Anlass seines 50. Feindabschusses wurde Manfred von Richthofen von Kaiser Wilhelm II. empfangen und beglückwünscht. Innerhalb der deutschen Zivilbevölkerung genoss er eine sehr hohe Popularität die zur zunehmenden Glorifizierung und für die Kriegspropaganda genutzt wurde.

Im Juni 1917 wurde aus den Jastas 4, 6, 10 und 11 das Jagdgeschwader I Link Personen JG I: http://www.frontflieger.de/2-jg1portrait.html aufgestellt. Alle vier Staffeln operierten unter dem Kommando von Richthofens. Im Juli 1917 wurde er während eines Luftkampfes schwer am Kopf verwundet und musste, kurzzeitig erblindet, notlanden. Von dieser Verwundung erholte er sich nicht mehr vollständig. Obwohl die Ärzte ihm rieten, sich zu schonen und erst wieder vollständig zu genesen, vermisste er die Aktivität.

Mit seinem Bruder Lothar von Richthofen zusammen wurde er am 26. Dezember 1917 als Beobachter zu den Friedensverhandlungen nach Brest-Litowsk beordert. Zwischen den mehrtägigen Verhandlungspausen gingen die Brüder auf Jagd in den Wäldern von Białowieża, dem exklusivsten Jagdrevier des ehemaligen russischen Zarenhauses. Sie verblieben beide bis Mitte Januar 1918. Manfred wurde dann nach Berlin zurückbeordert, um bei der Prüfanstalt der Flugzeugmeisterei neue Prototypen zu begutachten und an Propagandaveranstaltungen Berliner Rüstungsfabriken teilzunehmen.

Am 21. Februar 1918 wurde die Staffel in das neu aufgestellte Jagdgeschwader 3 eingegliedert.
Englischer Link: http://en.wikipedia.org/wiki/Jagdgeschwader_III

Fliegender Zirkus


Den bekannten Beinamen „Der Rote Baron“ erhielt von Richthofen, der einen Großteil seiner Einsätze in mehr oder weniger rot gestrichenen Flugzeugen flog, erst nach dem Krieg. Da es im englischen Wortschatz den Titel „Freiherr“ nicht gibt, wurde er in englischsprachlichen Publikationen mit „Baron“ übersetzt. Auf französischer Seite wurde er « Le petit Rouge » („Der kleine Rote“) oder auch « Diable Rouge » („Roter Teufel“) genannt.

Die deutsche Fliegertruppe war im Verhältnis 1:3 unterlegen und von Richthofen entwickelte im Frühjahr 1918 eine Kampftaktik, die von den Engländern “Flying Circus” („Wanderzirkus“) genannt wurde. Seine Taktik setzt die Elite der Fliegertruppe an den Brennpunkten der Bodenkämpfe ein. Zur Abschreckung und besseren Kenntlichmachung eigener Einheiten verzichtete man auf deutscher Seite auf die sonst übliche Tarnfarbe an den Flugzeugen und malte sie stattdessen bunt an. Außerdem sahen die Luftkämpfe am Himmel für den Beobachter aus wie akrobatische Kunststücke unter einer Zirkuskuppel.

Der Sturz eines Helden


Am 21. April 1918 hob Richthofen mit einem Fokker Dr.I Dreidecker Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Fokker_Dr.I
und neun anderen Piloten vom Flugplatz Cappy im Nordfrankreich ab.
Die Gruppe traf auf Sopwith Camels Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Sopwith_F-1
der No. 209 Squadron RAF, angeführt von dem Kanadier Arthur Roy Brown. Der junge kanadische Leutnant Wilfrid May entfernte sich vom Kampfgeschehen und von Richthofen folgte ihm. Brown sah, dass May in Schwierigkeiten war, setzte sich im Sturzflug hinter von Richthofen und schoss aus großer Entfernung einige Feuerstöße. Während von Richthofen May tiefer über die britischen Linien verfolgte, wurde er von drei australischen MG-Schützen beschossen. Getroffen von einer Kugel, die von rechts unten in seinen Oberkörper eingedrungen war, landete von Richthofen nahe der australischen Stellung, unweit der französischen Gemeinde Corbie. Er starb kurz nach Ankunft der australischen Soldaten. Sein kaum beschädigter berühmter Dreidecker wurde von Souvenirjägern zerlegt. Da nur Cedric Popkin Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Cedric_Popkin sein MG gedreht hatte und anschließend aus passendem Winkel auf den roten Dreidecker schoss, ist er wahrscheinlich der Schütze, der von Richthofen abschoss.


Der Fokker Dr.I Dreidecker entstand in Anlehnung an die Sopwith Triplane und zeichnete sich trotz
geringerer Höchstgeschwindigkeit durch eine unübertroffene Manövrierfähigkeit und Steigleistung aus.
Mit diesem Flugzeug erzielte von Richthofen 19 Luftsiege.



Beerdigung


Manfred von Richthofen hatte in seiner Karriere bei der Fliegertruppe 80 bestätigte Luftsiege erzielt. Der Respekt beim Gegner war so groß, dass er am 22. April 1918 mit vollen militärischen Ehren auf dem Friedhof in Bertangles beerdigt wurde. Sein Geschwader erfuhr am 23. April 1918 durch die Alliierten vom Tod von Richthofens. Ein Jagdflugzeug überflog die Basis und warf folgende Botschaft ab: „An das deutsche Fliegerkorps. Rittmeister Baron Manfred von Richthofen wurde am 21. April 1918 in einem Luftkampf getötet. Er wurde mit allen militärischen Ehren bestattet.“

Nachdem die Nachricht vom Tode des Fliegerhelden in der Öffentlichkeit bekannt geworden war, verlas der Vizepräsident des Reichstages vor der Vollversammlung die folgende Erklärung:
„Unser Fliegerkönig, Rittmeister Freiherr von Richthofen, ist von seinem letzten Kampfesflug nicht zurückgekehrt. Sie wissen alle, obgleich er erst ein Vierteljahrhundert alt, war er ein Nationalheros geworden, ein Vorbild für seine Truppe, ein Beispiel dessen, was ein tüchtiger Mann im Felde leisten kann.“

Die zentrale Trauerfeier fand am 2. Mai 1918 in Anwesenheit der Kaiserin Auguste Viktoria sowie höchsten Militärs in der Alten Garnisonkirche von Berlin statt. Fünf Jahre später wurde er auf Veranlassung der französischen Militärbehörden auf den deutschen Soldatenfriedhof Fricourt umgebettet.

Die Familie wollte die Gebeine in die Heimat zurückführen. Das zur Rückführung eingeschaltete Ministerium trat in Verhandlungen mit den Franzosen und konnte die Familie schließlich überzeugen, den Leichnam nicht auf dem Friedhof in Schweidnitz, wo bereits sein Vater und sein jüngerer Bruder Lothar lagen, zu bestatten, sondern einem Begräbnis auf dem Invalidenfriedhof von Berlin zuzustimmen. Am 20. November 1925 wurde der von seinem Bruder Karl-Bolko aus Frankreich überführte Leichnam für einen Staatsakt nach Deutschland gebracht. Nach einer kurzen Feier in der Gnadenkirche unter Anwesenheit von Reichspräsident Paul von Hindenburg und zahlreichen Regierungsmitgliedern, darunter Reichskanzler Hans Luther und Reichswehrminister Otto Geßler, wurde er nach einem Trauerzug von Hunderten Soldaten und Offizieren unter großer Anteilnahme der Berliner Bevölkerung in einem Ehrengrab auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt. Am 28. Oktober 1926 errichtete der Verein Ring der Flieger e. V. auf dem Grab feierlich einen Deckstein. Die Nationalsozialisten, die Richthofen für ihre Ideologie missbrauchten, ließen die Grabstätte 1937 repräsentativer gestalten. Sie erhielt zusätzlich einen aufrecht stehenden Grabstein, der lediglich den Namen Richthofens in lateinischen Versalien trug.

Ab 1961 lag der Invalidenfriedhof im unmittelbaren Hinterland der Berliner Mauer und war nicht länger öffentlich zugänglich. Zum stufenweisen Ausbau der Grenzanlagen gehörte 1975 das Planieren des Richthofengrabes. Seiner Familie wurde gestattet, das Grab umzusetzen. Richthofens sterbliche Überreste ruhen seither neben denen seines Bruders Karl-Bolko und seiner Schwester Elisabeth im Familiengrab auf dem Südfriedhof Wiesbaden. Den Grabstein stiftete die Familie am 12. März 1975 dem Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ der Luftwaffe. Im Jahr 2009 wurde an der Stelle des ehemaligen Grabes auf dem Invalidenfriedhof Berlin ein Gedenkstein eingeweiht. Der 1975 versetzte Grabstein kehrte 2017 auf den Invalidenfriedhof zurück.

Nachfolge


Nach Richthofens Tod führte Wilhelm Reinhard das Geschwader bis zum Juli und nachdem dieser bei einem Absturz ums Leben gekommen war, wurde auf Befehl des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte (Befehl Nr. 178654) Hermann Göring mit der Führung des Geschwaders betraut.

Mit 336 Luftsiegen war die Jasta 2 hinter der Jasta 11 die zweiterfolgreichste deutsche Staffel. Die eigenen Verluste betrugen 31 Tote, neun Verwundete und zwei Kriegsgefangene. Zwei weitere Piloten wurden bei Unfällen getötet.

Orden und Ehrenzeichen


Der "Rote Baron" erhielt in seiner Dienstzeit zahlreiche Orden und Ehrenzeichen, darunter die angesehenste Tapferkeitsauszeichnung, der Pour le Mérite. Nach seinem 70. Luftsieg beantragte General Ludendorff für ihn das Eichenlaub zum Pour le Mérite. Das Militärkabinett lehnte eine Verleihung jedoch ab. Man berief sich darauf, dass diese hohe Auszeichnung nur für eine gewonnene Schlacht vergeben werden konnte. Richthofen erhielt stattdessen am 2. April 1918 den Roten Adlerorden III. Klasse mit Krone und Schwertern. Die Exklusivität dieser Auszeichnung ist jedoch höher einzustufen als das Eichenlaub zum Pour le Mérite, da der Orden in dieser Kombination bis zum Ende der Monarchie lediglich sechs Mal verliehen wurde.

o Preußisches Militär-Flugzeugführer-Abzeichen http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4r-Flugzeugf%C3%BChrer-Abzeichen_(Preu%C3%9Fen)
o Ehrenbecher für den Sieger im Luftkampf http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenbecher_f%C3%BCr_den_Sieger_im_Luftkampf
o Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse am 23. September 1914 bzw. 10. April 1916 http://de.wikipedia.org/wiki/Eisernes_Kreuz
o Herzog Carl Eduard-Medaille mit Schwerterspange am 9. November 1916
o Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 11. November 1916 http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6niglicher_Hausorden_von_Hohenzollern
o Pour le Mérite am 12. Januar 1917 http://de.wikipedia.org/wiki/Pour_le_M%C3%A9rite
o Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens am 16. April 1917 http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4r-St.-Heinrichs-Orden
o Roter-Adler-Orden III. Klasse mit Krone und Schwertern am 2. April 1918 http://de.wikipedia.org/wiki/Roter-Adler-Orden%20%20III.%20Klasse
o Ritterkreuz I. Klasse des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens mit Schwertern http://de.wikipedia.org/wiki/Herzoglich_Sachsen-Ernestinischer_Hausorden
o Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Krone und Schwertern http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rverdienstorden_(Bayern)
o Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rverdienstorden_(W%C3%BCrttemberg)
o Hessische Tapferkeitsmedaille http://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeines_Ehrenzeichen_(Hessen)
o Kreuz für treue Dienste http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuz_f%C3%BCr_treue_Dienste_(Schaumburg-Lippe)
o Lippisches Kriegsverdienstkreuz II. Klasse http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverdienstkreuz_(Lippe)
o Kriegsehrenkreuz für heldenmütige Tat http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsehrenkreuz_f%C3%BCr_heldenm%C3%BCtige_Tat
o Braunschweiger Kriegsverdienstkreuz II. Klasse http://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverdienstkreuz_(Braunschweig)
o Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz http://de.wikipedia.org/wiki/Verwundetenabzeichen
o Hanseatenkreuze der drei Hansestädte Bremen, Hamburg, Lübeck http://de.wikipedia.org/wiki/Hanseatenkreuz
o Orden der Eisernen Krone III. Klasse http://de.wikipedia.org/wiki/Orden_der_Eisernen_Krone_(%C3%96sterreich)
o Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rverdienstkreuz_(%C3%96sterreich)
o Feld-Pilotenabzeichen
o Militärorden für Tapferkeit IV. Klasse am 12. Juni 1917 http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rorden_f%C3%BCr_Tapferkeit
o Eiserner Halbmond http://de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Halbmond
o Silberne Imtiyaz-Medaille http://de.wikipedia.org/wiki/%C4%B0mtiyaz_Ni%C5%9Fan%C4%B1
o Silberne Liakat-Medaille http://de.wikipedia.org/wiki/Liakat-Medaille

Posthume Ehrungen


Göring führte 1935 den „Ehrentag für die deutsche Luftwaffe“ ein, der an Richthofens Todestag bis zum Ende des Nationalsozialismus 1945 begangen wurde. Bereits am 14. März 1935 hatte Hitler einen Erlass herausgegeben, der bestimmte, dass ein Jagdgeschwader mit der Bezeichnung „Jagdgeschwader Richthofen“ aufzustellen sei. Das Jagdgeschwader 2 der Luftwaffe führte vom 1. Mai 1939 bis 7. Mai 1945 den Ehrennamen „Richthofen“.

Auch einer der Traditionsverbände der bundesdeutschen Luftwaffe ist seit 1961 nach Manfred von Richthofen benannt. Hierzu gehört das heutige Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ im ostfriesischen Wittmund, das auch eine Richthofen-Kaserne besitzt.

Die Offiziere aller fliegenden Verbände der Luftwaffe spielen jedes Jahr zu seinen Ehren den „Red Barons Cup“ im Fußball aus.

Von Richthofen ist weltweit einer der bekanntesten Piloten. Es sind zahlreiche Filme, Bücher und andere Medien über ihn entstanden.

Luftsiege




Bemerkungen in der Tabelle ganz rechts:
1: Von Richthofen schoss dieses Flugzeug als Beobachter ab. Es fiel auf die französische Seite, so dass man keine Wrackteile zur Bestätigung finden konnte.
2: Diesen Abschuss erzielte er als Pilot eines Beobachtungsflugzeuges das mit einem MG auf dem oberen Flügel ausgerüstet war.
3: Erster Abschuss mit einem Albatros D-Klasse Jagdflugzeug.
4: Ein anderer Pilot beanspruchte ebenfalls diesen Abschuss, er wurde von Richthofen nicht anerkannt. Alle Beweise deuten jedoch auf von Richthofen hin.
5: Prominentester Abschuss. Major Hawker war ein sehr anerkanntes Jagdflieger-Ass auf Seiten der Alliierten, Träger des Victoria Cross.
6: Dies war der einzige Abschuss mit einer Halberstadt, welche er vorübergehend flog, da der untere Flügel seines Albatros D.III am 27. Jan 1917 brach.
7: Etwas umstrittener Abschuss. Es werden unterschiedliche Angaben zu den Namen der abgeschossenen Besatzung gemacht.
8: Erster Sieg mit einem Flugzeug der neuen Albatros D.V Klasse.
9: Abschüsse erzielt während er die Fokker Dr.I FI 102/17 flog.
10: Diese beiden Abschüsse erzielte er wieder auf einer D.V, da die Fokker Dr.I wegen Unfalluntersuchungen am Boden verbleiben musste.
11: Abschüsse erzielt während er die Fokker Dr.I 152/17 flog.
12: Abschüsse erzielt während er die Fokker Dr.I 477/17 flog.
13: Abschüsse erzielt während er die Fokker Dr.I 127/17 flog.
14: Abschüsse erzielt während er die Fokker Dr.I 425/17 flog.


Autobiographie: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_rote_Kampfflieger
Liste deutscher Jagdflieger im 1.Weltkrieg: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Jagdflieger_im_Ersten_Weltkrieg

Quellen:



Autor: U von Schreckenstein