Beitrag Mi 10. Dez 2014, 22:39

Reichsführer SS Heinrich Himmler

Reichsführer SS Heinrich Himmler




* 7. Oktober 1900 in München
† 23. Mai 1945 in Lüneburg



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„Dieser Mann, der böse Geist Hitlers, kalt, berechnend, machtgierig, war wohl die zielstrebigste und skrupelloseste Erscheinung im Dritten Reich.“
Friedrich Hoßbach, Wehrmachtsgeneral, über Heinrich Himmler

„Ein Grundsatz muss für den SS-Mann absolut gelten: ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und sonst zu niemandem. Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig. Das, was in den Völkern an gutem Blut unserer Art vorhanden ist, werden wir uns holen, indem wir ihnen, wenn notwendig, die Kinder rauben und sie bei uns großziehen. Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur soweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen, anders interessiert mich das nicht. Ob bei dem Bau eines Panzergrabens 10.000 russische Weiber an Entkräftung umfallen oder nicht, interessiert mich nur insoweit, als der Panzergraben für Deutschland fertig wird.“
Heinrich Himmler in seiner Posener Rede vom 4. Oktober 1943

„Ich habe ein einziges Mal erlebt, dass Hitler bei Tisch das Gespräch auf Himmler und die Konzentrationslager gebracht hat. Das klang dann typischerweise so, dass der Eindruck entstehen musste, das sind Arbeitslager. Hitler erwähnte, dass Himmler da ein ganz raffiniertes System anwendet. So übertrug er zum Beispiel einem notorischen Brandstifter die Verantwortung für die Brandwache. Himmler dazu: 'Da Können Sie sicher sein, mein Führer, da wird kein Brand ausbrechen.' Man hat das Gefühl gehabt, das ist ein wohl organisiertes, psychologisch geschickt geführtes Arbeitslager. Das war auch das einzige Mal, dass Hitler über Himmler gesprochen hat. Da schwang eine Art Achtung und Bewunderung für seine organisatorischen Talente mit.“
Traudl Junge, Hitlers Sekretärin

„Die letzte Meldung und Verabschiedung beim RFSS bleibt mir unvergesslich. Er strahlend und bester Laune - und dabei war die Welt untergegangen, unsere Welt. Wenn er gesagt hätte: 'So, meine Herren, jetzt ist Schluss. Sie wissen, was Sie zu tun haben.' Das hätte ich verstanden - das hätte dem entsprochen, was er jahrelang der SS gepredigt hatte: Selbsthingabe für die Idee. So aber gab er uns als letzten Befehl: 'Taucht unter in der Wehrmacht!'“
Rudolf Höß, ehemaliger Kommandant von Auschwitz, über sein letztes Treffen mit Himmler 1945


Wer war Heinrich Himmler?



Adolf Hitler und Reichsführer SS Heinrich Himmler schreiten Ehrenkompanie ab



Wohl kein anderer Mann prägte das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte mehr als er. Kein anderer Mann wird so eng mit dem Mord an Millionen von Menschen verbunden, keine andere Organisation so zum Synonym für Unmenschlichkeit und Rassenhass wie die von ihm gegründete und geführte 'SS' - die Schutzstaffel, Adolf Hitlers Garde.

Dabei wirkte Heinrich Himmler selbst auf den überlieferten Bildern eher unscheinbar. Er vermittelte mit seinem pausbäckigen Gesicht und der Brille eher den Eindruck eines Oberlehrers oder Buchhalters als eines Massenmörders. Den Unmenschen sieht man ihm eigentlich nicht an - eher vermitteln die meisten Aufnahmen, egal ob Foto oder Video gar joviale Gutmütigkeit oder Spießbürgertum. Und doch war es gerade dieser Mann, der den Rassenwahn Adolf Hitlers akribisch bis ins kleinste Detail umsetzte, der für sein Idol und Vorbild vor keiner Grausamkeit zurückschreckte.

Historiker und Psychologen vermuteten eine Art von Wahn und Geisteskrankheit in ihm. Doch setzt man sich intensiv mit seinem Leben auseinander, sichtet die zahlreichen, auch persönlichen Aufzeichnungen, kommt man unweigerlich zu dem erschreckenden Schluss, dass Heinrich Himmler alles andere als ein Verrückter war.

Gewiss waren seine Ansichten teilweise seltsam, denn er war trotz allem ein romantischer Schwärmer und Anhänger obskurer Ideen - und doch ein ganz normaler Mensch, der wie viele andere auch um Anerkennung und Achtung focht, jemand, der seinen Platz im Leben und im System suchte und auch fand.

Für Himmler war es der Platz als willfähriger Diener und Vollstrecker des 'Führers des Großdeutschen Reiches'. Er war nichts anderes als ein Bürokrat, ein Vollstrecker von Befehlen, dabei bemüht, seinem Idol jeden Wunsch ohne Widerrede zu erfüllen. Sein Werkzeug war die von ihm zum „Schwarzen Orden der neuen Weltanschauung“ stilisierte SS. Erst als das „Tausendjährige Reich“ nach nur zwölf Jahren in Trümmern lag, versuchte er zu retten, was zu retten war, war sich sogar keiner persönlichen Schuld oder Verantwortung bewusst. Am Ende blieb ihm nur ein Ausweg und er hinterließ einen Namen, der für immer mit Unmenschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen verbunden bleiben wird.

Heinrich Himmler wurde in eine normale bayrische, gutbürgerliche Familie geboren. Zeitlebens fühlte er sich zu seinen Verwandten hingezogen und vor allem für seine Geschwister verantwortlich. 1921 würde er als Student an sein 'liebes Mutterle' schreiben: "Gelt Vati soll nicht gar so arbeiten, sondern soll in der Woche öfters spazieren gehen, dass er sich nicht überarbeite." Seine Wurzeln konnte er nie verleugnen, er sollte immer das bleiben was er in Wirklichkeit war: ein vielleicht etwas zu pedantischer aber durchaus wohlerzogener Sohn aus einem wohlhabenden, bürgerlichen Hause.


Das Patenkind eines Prinzen




Heinrich Himmler, 7 Jahre alt



Am 7. Oktober 1900 wurde Heinrich Himmler als zweiter Sohn des Oberstudiendirektors Joseph Gebhard Himmler (1865–1936) und dessen Frau Anna Maria Heyder (1866–1941) geboren. Schon bei der Geburt des Knaben schien ein wohlmeinender Stern über dem Haus in der Hildegardstraße 2 in München zu schweben, denn der Vater des Jungen, Rektor des angesehenen Wittelsbacher Gymnasiums, war Erzieher des Prinzen Heinrich von Bayern. Nach Anzeige der Geburt zeigte sich der königliche Schüler bereit, die Patenschaft des jungen Heinrich zu übernehmen. Er wuchs daher wohl behütet im Umfeld des königstreuen und erzkonservativen Bürgertums auf, stark beeinflusst von der katholischen Kirche.

Der junge Heinrich Himmler stellte nie die Autorität seiner Eltern in Frage – keine Spur eines Umstürzlers oder Revolutionärs.

Er wurde stark vom Ende der wilhelminischen Ära geprägt. Verklärte Geschichtsromantik, Wagners Epen germanischer Heroen und edler Frauen, Bücher wie Felix Dahns 'Ein Kampf um Rom' – all das machte den jungen Himmler zu dem was er war. Stets existierte für ihn eine „Obrigkeit“, der man sich unterzuordnen und mit bedingungsloser Hingabe zu dienen hatte. Einer seiner Schulkameraden erinnerte sich später, wie gehorsam und ordentlich Heinrich Himmler in der Schule auftrat: ein Musterschüler. Allerdings mit einem Makel: schon als kleiner Junge war er oft krank und tat sich mit der körperlichen Leibesertüchtigung sehr schwer. Auch war er von Anfang an Brillenträger.

Bis Ende 1913 besuchte Himmler das Wilhelmsgymnasium in München. Als die ganze Familie nach Landshut umsiedelte, trat er in das dortige Humanistische Gymnasium ein, in dem er 1919 auch sein Abitur machte.

Auf Drängen seines Vaters begann Himmler bereits als Schüler Tagebuch zu schreiben. Darin machte sich die strenge, auf Strukturen der kaiserlichen Zeit basierende Erziehung deutlich bemerkbar. Sämtliche in dem Tagebuch vorkommenden Personen führte der junge Himmler stets mit vollen Titeln an. Ein Eintrag vom 11. Oktober 1914 lautet: "Um 8 Uhr mit Vater in die Kirche gegangen und kommuniziert. Dann gelernt. Nach Tisch in die Andacht gegangen. Heute war eine Wehrkraftübung. Da möchte ich auch gerne dabei sein..."



Familie Himmler im Jahr 1906



Aus seinen Tagebüchern kann man schließen: ein äußerst soziales und mitfühlend veranlagtes Wesen. Himmler liest z.B. in den Weihnachtsferien einem erblindeten Akademiker vor, bringt einer verarmten alten Frau Kuchen und Brötchen und bedauert die brutale Behandlung von französischen Kriegsgefangenen, deren Zeuge er 1914 auf dem Landshuter Hauptbahnhof wird. Der träumerische Junge begann bereits früh, sich für die Armee zu begeistern. Dem üblichen Enthusiasmus jener Zeit nacheifernd, drängte es den jungen Himmler zum Dienst für „Kaiser und Vaterland“.

1915 wurde sein älterer Bruder Gebhard zum Landsturm einberufen. Heinrich hielt es kaum noch zu Hause aus, er wünschte sich nicht sehnlicher, als seinem Bruder zu folgen. Dabei erlebte er auch seine erste große Enttäuschung: die kaiserliche Marine lehnte seine Bewerbung aufgrund der Sehschwäche ab. Trotz allem träumte der junge Himmler von einer Offizierslaufbahn - an der Spitze siegreicher Truppen wollte er voranschreiten, wie es sich für ein Patenkind eines Wittelsbacher Prinzen gehörte.

Dieser Prinz selbst war mittlerweile den blutigen Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges zum Opfer gefallen. Am 8. November 1916 erlag Prinz Heinrich von Bayern seiner Verwundung, die ihm ein Scharfschütze am Vortag beigebracht hatte. Seinem Patenkind wurde daher noch einmal dessen Gunst zuteil: 1.000 Mark 5%iger deutscher Kriegsanleihen wurden der Familie zugesandt: Den Betrag wollen Sie für Ihren Sohn Heinrich annehmen als Geschenk von seinem verstorbenen Taufpaten weiland seiner Königlichen Hoheit Prinz Heinrich."

Mittlerweile bedrängte Heinrich seinen Vater derart hartnäckig, dass dieser sich genötigt sah, Freunde bei Hofe zu ersuchen, sich für die vorzeitige Einberufung seines Sohnes einzusetzen.

Ende 1917 erfüllte sich dann der Traum des jungen Himmler und er zog als Rekrut zum 11. Königlich Bayerischen Infanterie-Regiment „von der Tann“ ein. Nach seiner sechsmonatigen Grundausbildung in Regensburg wurde er am 15. Juni 1918 auf den Fahnenjunkerkurs nach Freising gesandt. Am 15. September meldete er sich bei der 17. MG-Kompanie in Bayreuth, um dort an einer weiteren Ausbildung teilzunehmen. Eben diese Ausbildung verhinderte einen Einsatz an der Front.

Dies stellte zeitlebens für Himmler einen persönlichen Makel dar. Auf seine Veranlassung hin dichtete ihm die NS-Parteipropaganda sogar einen Fronteinsatz im Westen an.

Als das Kriegsende im November 1918 herauf zog, entließ ihn die 4. Kompanie im Ersatzbataillon des 11. Infanterie-Regiments, ohne dass er seine Offiziersausbildung abschließen konnte. Abermals enttäuscht, musste der Fahnenjunker Himmler nach Hause zurückkehren.

Nach der Ermordung des linkssozialistischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner brach die Revolution in Bayern aus, in der Himmler doch noch die Chance witterte, seine militärische Laufbahn fortsetzen zu können.


In den Wirren der Weimarer Republik




Der sozialdemokratische Reichswehrminister Gustav Noske im Gespräch mit General von Lüttwitz. (Aufn.: um 1920)



In München regierte eine rote Räterepublik. Nach der Ermordung Eisners am 21. Februar 1919 übernahmen die Kommunisten die Macht und verjagten die rechtmäßige Regierung bayerischer Sozialdemokraten nach Bamberg. Man sah sich gezwungen, aus gedienten Soldaten und Freiwilligen die sogenannten „Freikorps“ aufzustellen, um die Ordnung in Bayern wieder herstellen zu können. Auch Heinrich Himmler meldete sich umgehend und trat einer kleinen Schar des Leutnant Lautenbacher bei. Wieder kam Himmler zu spät - das Freikorps Lautenbacher rückte nicht in München ein, die Niederschlagung der roten Räterepublik fand ohne seine Mithilfe statt. Trotz allem schöpfte er neuen Mut und forderte am 17. Juni 1919 beim Nachkommando des 11. Infanterie-Regiments seine Militärpapiere an. Himmler wollte sich zur Reichswehr melden. Da sein Vater jedoch genug von den Kriegsabenteuern hatte, sollte er nach Ablegen des Kriegsabiturs endlich einen vernünftigen Beruf erlernen. Himmler beugte sich dem väterlichen Willen, da er sich neben den Träumereien vom siegreichen Feldherrn auch stets für die Landwirtschaft interessierte. Ebendort sah auch sein Vater die Zukunft Heinrichs.

Doch wieder schien ihn zunächst das Unglück zu verfolgen. Kaum hatte er seine Ausbildung auf einem Bauernhof bei Ingolstadt begonnen, erkrankte er an Typhus.

Der behandelnde Arzt Grünstadt entschied, dass Himmler sein Studium für ein Jahr zu unterbrechen hatte. So schrieb sich Himmler erst am 18. Oktober 1919 an der Technischen Hochschule Münchens als Student der Landwirtschaft ein. In der Studentenzeit blühte der junge Heinrich auf. Er verwandelte sich auf Kostümbällen in den Türkensultan Abdul Hamid, verliebte sich unglücklich in eine Dame namens Maja Loritz und stellte das Musterbeispiel für einen bürgerlichen, vielleicht etwas langweiligen Studenten dar.

Das Soldaten spielen ließ ihn jedoch keineswegs los: am 16. Mai 1920 unterschrieb er einen "Empfangs-Schein" für "1 Gewehr und 50 Patronen, 1 Stahlhelm, 2 Patronentaschen, 1 Brotbeutel (älterer Art)" - er wurde Mitglied der Einwohnerwehr Münchens, bei der Schützenbrigade 21. Am 1. Dezember 1921 freute er sich über die Nachricht von der Reichswehr, in der ihm die Beförderung zum Fähnrich der Reserve mitgeteilt wurde.

Schon im November 1919 trat Himmler der Burschenschaft „Apollo“ bei. Ein Konflikt mit seiner streng katholischen Erziehung war hier vorprogrammiert, denn Duelle, Schlägereien, ungezügelter Bierkonsum in Kneipen, all das konnte er mit seinem katholischen Glauben nur schwer vereinbaren. Himmler schaffte es, eine Sondergenehmigung zu bekommen, die es ihm erlaubte Bierkonsum zu vermeiden. Und doch beschworen seine Aktivitäten in der Burschenschaft ein Zerwürfnis mit der Kirche und seinem Glauben herauf. Himmler selbst, der später bei seinen eigenen SS-Männern bedingungslos auf Austritt aus den christlichen Kirchen bestand, notierte in jenen Tagen jeden seiner Gottesdienstbesuche und schwärmte in seinem Tagebuch "In dieser Kirche fühle ich mich wohl." Und als sich der Zwang zur sozialen Anpassung immer stärker durchsetzte, notierte er: "Was auch kommen mag, ich werde immer Gott lieben, werde zu Ihm beten und werde der katholischen Kirche treu bleiben und werde sie selbst dann verteidigen, wenn sie mich verstoßen sollte."

Sein blasses Antlitz, seine schmale, kränkliche Statur – Himmler musste den einen oder anderen Spott über sich ergehen lassen innerhalb der Burschenschaft. Bei der ersten Burschenschaftswahl ließen sie ihn gnadenlos durchfallen, auch fand er keine Duellpartner. Erst im Jahre 1922, in seinem letzten Semester, sollte sich ein Duellpartner bereitfinden, der ihm den „Schmiss“ (eine Narbe im Gesicht, entstanden in einem Duell) beibrachte, das für ihn so unverzichtbare Markenzeichen eines deutschen Akademikers. Himmler genoss zu dieser Zeit das unbeschwerte Studentenleben der frühen 20er Jahre.

Er war gern gesehener Gast in der Familienpension einer entfernten Verwandten der Himmlers, bei Anna Loritz, der Witwe eines Konzertsängers. Ihre Tochter Maria, genannt Maja, hatte es dem jungen Himmler besonders angetan, doch er konnte die Gunst der Schönen nie erringen. Dennoch traf sich die komplette Familie Himmler des Öfteren im Haus der Verwandtschaft.

Zu dieser Zeit war Himmlers Antisemitismus sicherlich noch eher gering ausgeprägt, obwohl er bereits rechts-national eingestellt war.

Den Mord am Reichsaußenminister Rathenau begrüßt er, bezeichnet ihn aber wenigstens noch als einen 'fähigen Kopf' und er begeistert sich für eine jüdische Kabarett-Tänzerin namens Inge Barco, bezeichnete sie sogar als "anständiges Mädchen". Noch ist er weit vom Fanatismus der nationalsozialistischen Weltanschauung entfernt, widerspiegelt eher die Meinung des national-konservativen Bürgertums Münchens. Erst als seine Liebeserklärung bei Maja Loritz auf Ablehnung stößt, macht sich in seinem Tagebuch der spätere Reichsführer SS bemerkbar. In seinen Aufzeichnungen dieser Zeit sehnt er sich nach Krieg und Kampf. Er notiert am 22. November 1921 in sein Tagebuch: "Wenn es zu einem neuen Krieg im Osten kommt, werde ich mitmachen. Der Osten ist für uns am wichtigsten. Der Westen wird schnell sterben. Im Osten müssen wir kämpfen und kolonisieren." Und doch bleibt er immer noch der anpassungswillige Musterschüler, als er am 11. Juni 1922 seinem Tagebuch anvertraut: "Vielleicht rücke ich in dieser oder jeder Weise ein. Denn im Grunde bin ich ein Soldat. Aber erst muss ich meine Prüfung machen."


Der Fahnenträger




Ernst Röhm nach dem Hitler-Ludendorff Prozess in München



Es lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit feststellen, wann Himmler das erste Mal auf Ernst Röhm traf. Röhm war damals unter anderem als Bewaffnungs- und Ausrüstungsoffizier der 21. Schützenbrigade in München tätig. Ebendort hatte einst der Wehrmann Himmler 1920 für sein Gewehr unterschrieben. Es war jedoch erst im Januar 1922, als Himmler erstmals von einem Treffen mit Hauptmann Röhm und seinem früheren Kompaniechef Major Angerer im Münchener Arzberger Keller berichtete. Wieder zeigte sich hier Himmlers Drang, einem Vorbild folgen zu wollen. Der streng und moralisch erzogene Himmler und der homosexuelle Röhm gaben sicherlich ein seltsames Bild ab - aber Röhm wusste den jungen Studenten von Anfang an für sich zu begeistern, und der ordnete sich - wie es in seiner Natur lag - bedingungslos unter.

Von 1919 bis 1923 engagierte sich Himmler bei der Bayerischen Volkspartei (BVP), obwohl sich der begeisterte Student der Landwirtschaft immer mehr für rechts-nationale Themen und sogenannte antijüdische Bestseller wie „Rasse und Nation“ von Houston Stewart Chamberlain begeisterte. Heinrich Himmler las auf seiner Suche nach Erleuchtung Traktate wie „Die Sünde wider das Blut“, „Das Handbuch der Judenfrage“ oder „Der falsche Gott“. Er distanzierte sich immer mehr von seiner gut-bürgerlichen Basis und erschauerte bei dem Gedanken an eine völkische Bewegung. Er machte zunehmend die Feindbilder für den in seinen Augen 'Niedergang' des deutschen Volkes aus: Juden, Bolschewisten, Freimaurer und nun sogar auch die katholische Kirche. Zeitweilig träumte er davon auszuwandern und als landwirtschaftlicher Entwicklungshelfer tätig zu werden. Er informierte sich über Peru oder die Ukraine, erwägte sogar russisch zu lernen. Heinrich Himmler wurde letztlich im Altertum fündig. Er entdeckte den „germanischen Helden“, noch unbefleckt von der römischen Dekadenz, orientierte sich am römischen Schriftsteller Tacitus und dessen Beschreibung vom wilden, ungezwungenen Barbaren nördlich des Limes. Er träumte vom "herrlichen Bild, wie hoch, sittenrein und erhaben unsere Vorfahren waren" und notiert "So sollten wir wieder werden."

Am 5. August 1922 legte Himmler sein Examen ab und trat bei der Stickstoff-Land G.m.b.H. in Schleißheim als landwirtschaftlicher Assistent seine erste Stelle an. Obwohl Himmler bereits in 10 Vereinen Mitglied war, schloss er sich auf Anraten seines Freundes und Vorbilds Ernst Röhm der nationalistischen Vereinigung „Reichsflagge“ an.

Endlich durfte er wieder eine Uniform tragen, auch wenn es nur die hellgraue Windjacke und Wickelgamaschen der „Reichsflagge“ waren. Einmal pro Woche traf man sich am Freitagabend, schulterte das Gewehr, exerzierte und übte Straßenkampf für einen möglichen Bürgerkrieg. Röhm war es auch, der Himmler am 2. August 1923 dazu bewegte, Mitglied der NSDAP, der Hitler-Partei zu werden. Er erhielt die Mitgliedsnummer 42.404. Trotz der Mitgliedschaft war Himmler immer noch kein Nationalsozialist sondern träumte von der Wiederherstellung der Monarchie und sah in Hauptmann Ernst Röhm den kommenden Mann.

Am Abend des 8. November 1923 ist es dann soweit. Hitler rief im Münchener „Bürgerbräukeller“ die nationale Revolution aus und erklärte die Regierung der „Novemberverbrecher“ als abgesetzt. Himmler begleitete Röhm mit weiteren 400 Männern in den „Löwenbräukeller“. Sie warteten auf Befehle von Hitler. Wenig später war es dann auch soweit, ein Melder überbrachte den Befehl, dass Röhm mit seinen Männern das Kriegsministerium in der Schönfeldstraße besetzen sollte. Himmler marschierte in der ersten Reihe mit und hatte dabei die Ehre, die Kaiserliche Reichskriegsflagge tragen zu dürfen. Schon nach einer Stunde war das Gebäude erobert und besetzt. Noch am selben Abend wurden davor Stacheldrahtsperren errichtet und Maschinengewehre in Stellung gebracht.

Als bis zum Morgen des 9. November 1923 nichts weiter passierte, wurde den Männern allmählich klar, dass etwas schief gegangen sein musste. Das Motorengedröhn von heranrückenden gepanzerten Fahrzeugen war zu hören und Einheiten der Reichswehr und der Landespolizei nahmen ihre Stellungen ein. Röhm wusste, dass er keine Chance hatte und kapitulierte. Röhm wurde verhaftet, Himmler wurde nicht beachtet und weggeschickt.

Nun wusste er nicht wohin, denn er hatte zuvor seine Anstellung aufgegeben, seine Liebe zu Maja Loritz stieß auf kein Gehör, seine Träume von der nationalen Erhebung waren ins Wasser gefallen.


Ein unaufhaltsamer Aufstieg




Gregor Strasser (1928)



Der Putsch war gescheitert, Adolf Hitler und alle anderen führenden Putschisten verurteilt, die NSDAP als Partei verboten.

Trotz allem entschloss sich Heinrich Himmler (sehr zum Verdruss seines Vaters), in der Politik zu bleiben. Dadurch kam es zu einem ernsten Zerwürfnis mit seinen geliebten Eltern. Die „völkische Bewegung“ war in zwei Teile gespalten: der "Großdeutschen Volksgemeinschaft " unter Alfred Rosenberg und Julius Streicher sowie der "Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung" unter dem Patronat des Generals Ludendorff (Ludendorff wurde freigesprochen). Der Landshuter Apotheker Gregor Strasser gehörte dem Lager der „Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung“ an. Er erkannte früh das organisatorische Talent des jungen Heinrich Himmler. Mit nur 120 Mark Gehalt wurde Himmler Sekretär des bayerischen Landtagsabgeordneten.

Gregor Strasser war zu dieser Zeit der durchtriebene und entscheidende Kopf der nationalsozialistischen Bewegung. Der Landshuter Apotheker wollte sich das deutschlandweite Aufsehen, was der Hitler-Putsch erregte, zunutze machen. Er erkannte, dass man den Feind nicht mit herkömmlichen Waffen schlagen konnte. Strasser wollte endlich die Nationalsozialisten auf friedlichem Weg in den Reichstag bringen, denn schon im Mai 1924 standen neue Wahlen an. Mit einem gewaltigen Spektakel rührten die Nazis kräftig die Werbetrommel. Auf den niederbayrischen Landstraßen knatterte ein Motorrad von Ort zu Ort, um die Botschaft der „Nationalen Erhebung“ zu verbreiten - der Fahrer war niemand geringerer als Heinrich Himmler! Er zog alle Register eines nationalsozialistischen Demagogen, wetterte gegen Juden, Bolschewisten und Freimaurer, beschwor den deutschen Landwirt als Retter des Volkes und die Reinheit der Scholle. Und er hatte Erfolg - mit 32 Sitzen zieht die Bewegung mit Gregor Strasser an der Spitze in den Reichstag ein.

Am 20. Dezember 1924 verlies Adolf Hitler die Festung Landsberg als freier Mann. Nach einer Auszeit im Berchtesgadener Land wurde die NSDAP neu gegründet. Diesmal jedoch wollte der "Führer" nicht wieder Trommler sein sondern die alleinige Befehlsgewalt innerhalb der Partei. Nun hatte Himmler sein Idol gefunden.

Anfangs schien es, als wäre Himmler ein Gefolgsmann Strassers, doch der aufstrebende Parteimann hatte sich immer nur als Angestellter der Parteileitung gesehen. Jetzt konnte er seinem Zwang folgen, sich unterzuordnen und unterwarf sich vorbehaltslos dem zurückgekehrten Führer der Bewegung.

Röhm hatte seine Faszination lange schon eingebüßt, Strasser war nur der Ersatzmann, der Platzhalter für das "größte Gehirn aller Zeiten". Himmler brachte seinem „Führer“ schon fast eine schuljungenhafte Verehrung entgegen. Bei Wind und Wetter raste er immer wieder über die Landstraßen, obwohl er nach wie vor Probleme mit seinem Magen hatte. Die Belohnung Hitlers lies auch nicht lange auf sich warten: 1925 wurde Himmler stellvertretender Gauleiter des Gaues Niederbayern-Oberpfalz, 1926 stellvertretender Gauleiter von Oberbayern-Schwaben und im gleichen Jahr stellvertretender Reichspropagandaleiter, 1927 stellvertretender Reichsführer SS.



Oberführer Heinrich Himmler trägt eine "Frühe SS Uniform"



Am 1. April 1925 befahl Adolf Hitler, eine neue Truppe - seine Leibwache - aufzustellen. Sie soll Hitler vor allem bei Veranstaltungen der NSDAP schützen. Der Auftrag für den Aufbau ging an Julius Schreck und die ersten Mitglieder waren 8 Angehörige des ehemaligen, berüchtigten "Stoßtrupps Adolf Hitler". Rasch wuchs die Einheit zahlenmäßig an und am 9. November 1925 wurde auf Vorschlag Hermann Görings der Name "Schutzstaffel" festgelegt, in Anlehnung an die Fliegerbegleitstaffel Manfred von Richthofens.

Himmler, der anfangs in Röhms SA eingetreten war, wechselte nun am 8. August 1925 als Mitglied Nr. 168 in die Leibwache seines "Führers". Röhm selbst trat 1925, nach einem Streit mit Hitler, von seinen Ämtern zurück, die Leitung seiner SA ging an Franz Pfeffer von Salomon. Die SS war in ihren Anfängen nur ein Teil des Massenheeres der SA und noch keineswegs die gefürchtete Parteipolizei der späteren Jahre. Doch damals schon war die SS für Himmler die Erfüllung seiner romantischen Verklärung, in ihr sah er sich als Elite bestätigt, trug die Uniform mit Stolz. Die Uniform unterschied sich am Anfang nur durch den schwarzen Binder und die schwarze Sturmhaube von den Braunhemden der SA.

Himmler entwickelte sich immer mehr zum Verfechter der Blut- und Boden-Philosophie, die gerade in Bauern die romantisch verklärte Grundlage der deutschen Nation sah.

"Der freie Bauer auf freier Scholle ist das stärkste Rückgrat deutscher Volkskraft und völkischer Gesinnung." Nun formte sich in ihm der Rassenwahn vom freien Arier, der in harter Arbeit die Scholle bestellt und vom "internationalen jüdischen Kapital" der Früchte seiner Arbeit beraubt wird. Er begann von den weiten Landgebieten des Ostens zu träumen, die es den slawischen Völkern zu entreißen galt. Damit kann mit Sicherheit behauptet werden, dass er bereits Mitte der Zwanziger Jahre festlegte, was später Kernpunkte der SS-Weltanschauung bilden sollte. 1924 bereits traf er auf den Bund der Artamanen und fühlte seine Theorien dadurch bestätigt. Die Artamanen waren damals Teil der deutschen Jugendbewegung, nationale Idealisten, die zur Scholle zurückkehren wollten. Dort traf Himmler nicht nur auf einen Mann namens Rudolf Höß (späterer Kommandant von Auschwitz), sondern auch auf Richard Walther Darré. Darré war ein Anhänger der Rassenlehre, der den jungen Himmler weiter mit der Idee der nordischen Rasse als "Träger nordischen Blutes" indoktrinierte. Vor Himmlers inneren Augen formte sich die Idee einer völkischen Elite. Einer Elite, die die Herrschaft erneuerten Germanentums sichern sollte. Das Werkzeug dazu hatte er bald in der Hand – den Männerorden der SS.

Doch noch war Himmler nur Stellvertreter und hatte Botendienste zu erledigen. Auf einer seiner Überlandfahrten im Jahre 1926 lernte Heinrich Himmler in der Halle eines Hotels in Bad Reichenhall die Frau seiner Träume kennen. Ihr Name war Margarete Boden, sie war die Tochter eines westpreußischen Gutsbesitzers. Für Himmler war es Liebe auf den ersten Blick, denn Margarete war eine blonde, blauäugige Walküre, die seinem Ideal völlig entsprach. Und doch zögerte Himmler noch lange, seinen Eltern die Braut vorzustellen, war sie doch nicht nur acht Jahre älter, sondern auch protestantisch und auch noch geschieden. Dies entsprach so gar nicht der Vorstellung seiner streng katholischen Eltern. Schlussendlich wurde am 3. Juli 1928 trotzdem geheiratet und Himmler wähnte, den passenden Partner für die Rückkehr zur Scholle gefunden zu haben. Margarete Himmler verkaufte ihre Privatklinik in Berlin. Von dem Erlös erwarb das Paar in Waldtrudering bei München ein kleines Grundstück, wo sie ihren gemeinsamen Traum einer großen Hühnerfarm umsetzen wollten. Das geringe Gehalt Himmlers reichte jedoch bei weitem nicht aus, um den kleinen Betrieb in Schwung zu bringen. Nicht zuletzt wegen den andauernden Geldsorgen stellte sich bald Ernüchterung in der Beziehung ein. Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Gudrun lebte sich das Paar auseinander und Himmler kehrte wieder zurück in die Dienste seines Führers.

Am 6. Januar 1929 war es so weit, Hitler berief Himmler an die Spitze der SS. Sein Vorgänger als Reichsführer SS, Erhard Heiden, sorgte für einen Skandal, als er seine Uniform bei einem jüdischen Schneider hat fertigen lassen. Hitler ordnete daher umgehend dessen Absetzung an - Nachrücken durfte sein „getreuer Heinrich“. Sofort begann Himmler, die Schutzstaffel zu seinem völkischen Orden, zur Elite der Partei, auszubauen. Jetzt konnte er beweisen was er gelernt hatte, jetzt konnte er seine Träume, seine Ideen endlich umsetzen – nun hatte er das nötige Werkzeug in der Hand!


Aufstand in Berlin




Heinrich Himmler (1929)



Zwar war Himmler Reichsführer SS, allerdings bedeutete dieser Titel in Wirklichkeit sehr wenig, denn die SS war noch immer der SA untergeordnet. Der SS war sogar verboten, in den Reihen der SA um Mitglieder zu werben. Der SA-Führer Pfeffer von Salomon achtete eifersüchtig auf jede Bewegung Himmlers. Für Pfeffer von Salomon war Himmler nur ein Spinner, ein kleiner Laufbursche. Was wirklich in dem kleinen, leicht kränklich wirkenden, pedantischen kleinen Beamten steckte, ahnte er nicht. Himmlers Vorbild beim Aufbau seines schwarzen Ordens war, trotz der mittlerweile zum Feindbild gewordenen katholischen Kirche, die Struktur des Jesuitenordens. Trotz der rigorosen Selektion unter den frühen Bewerbern der SS hatte Himmler die Zahl der SS-Männer bis Ende des Jahres 1929 nahezu vervierfacht. Künftige Offiziere der SS mussten nicht nur "gutes" Blut aufweisen - bis 1750 musste der Stammbaum lückenlos arische Vorfahren führen - sondern auch mindestens 1,70 Meter groß sein. Stundenlang brütete Himmler in seinem Büro über Fotos von Aspiranten um diese nach "nordischen" Gesichtspunkten zu begutachten. Dass er selbst diesen strengen optischen Kriterien nicht entsprach, störte den Reichsführer SS nicht im Geringsten.

Himmler war davon überzeugt, dass es möglich wäre, reinste Arier durch Rückzüchtung wieder erschaffen zu können. Er glaubte an die Theorie, dass die Ur-Arier einst die Bewohner des sagenumwobenen Atlantis waren. Die Atlanter wurden Gottmenschen genannt – angeblich verloren sie ihren Status, als sie sich mit anderen Völkern vermischten. Dies bedeutete den Untergang von Atlantis, wobei sich einige Atlanter gerettet haben sollen. Sie waren der Sage nach die ersten Bewohner Tibets. Die SS suchte diese Nachfahren der Atlanter um damit den wahren Arier mittels Expeditionen zu finden. Einige davon wurden später sogar aus Himmlers eigener Tasche bezahlt.

Himmler lies auch die Heirat von SS-Männern strengstens überwachen. Die Erlaubnis zur Heirat musste beim Reichsführer SS eingeholt werden, die Braut gesund "= erbgesund und rassisch mindestens gleichwertig" sein. Danach war der SS-Mann angehalten, für so viel Nachwuchs wie nur irgend möglich zu sorgen. Sollte ein Paar kinderlos bleiben, wurde sogar ein Teil des Soldes einbehalten. Sollte eine Ehe nach fünf Jahren noch immer keinen Nachwuchs verbuchen können, wurde dem Paar die Scheidung befohlen. Himmler folgte hier nicht nur dem Chef-Ideologen der Partei, Alfred Rosenberg, sondern stützte sich auf die vor allem in den zwanziger Jahren stark zunehmende Rassenideologie, die sich in Zeitschriften wie "Ostara" des österreichischen Rassentheoretikers Jörg Lanz von Liebenfels niederschlug. Auch Adolf Hitler hatte diese Zeitung in seinen jungen Jahren gelesen, besorgte sich sogar persönlich vergriffene Ausgaben. Himmler bewegte sich also bereits in den gleichen Bahnen wie sein verehrtes Vorbild, sein Führer.

In der Zwischenzeit wuchs die SA durch das Massenheer an Arbeitslosen als Folge der Weltwirtschaftskrise rasant an. Innerhalb eines Jahres konnte die SA ihre Mitglieder verdoppeln. Bald schon rumorte es in den untersten Rängen, die Gegner Adolf Hitlers setzten sich an die Spitze dieser „Reformbewegung“.

1930 kam es zu einem ersten offenen Bruch mit der Parteiführung in München. Der Spitze wurde Verrat an der sozialistischen Idee vorgeworfen. Die Berliner SA unter ihrem Führer Walter Stennes weigerte sich, weiterhin den Schutz der Parteiveranstaltungen sicher zu stellen. Der Konflikt eskalierte mit dem Überfall der SA auf die Berliner Parteizentrale der NSDAP. SS-Wachen wurden verprügelt und der Gauleiter Josef Goebbels musste nach München flüchten. Hitler eilte am 1. September 1930 nach Berlin und es gelang ihm, indem er Zugeständnisse machte, die SA unter Stennes wieder auf Kurs zu bringen.

Zurück in München war Hitler aufgebracht, die Revolte der Berliner SA zeigte ihm, dass noch nicht die komplette Partei auf den Zug des „Führerkultes“ aufgesprungen war. Hitler fasste den folgenschweren Entschluss, dass jetzt Schluss sein musste mit der Eigenmächtigkeit der SA. Er benötigte dazu eine interne Parteipolizei.

In Frage kam natürlich nur die „Garde“, die SS. Hitler löste sie aus der SA heraus und verfügte: "Kein SA-Führer ist von nun an berechtigt, Befehle an die SS zu erteilen." Pfeffer von Salomon, der so vehement auf die Unterordnung der SS unter seine Führung gepocht hatte, wurde von Hitler abgelöst. Hitler erinnerte sich nun seines alten Freundes Ernst Röhm. Röhm war mittlerweile in Bolivien Militärinstrukteur geworden. Als Hitler ihn rief, kehrte er sofort nach Deutschland zurück, um seinem alten Weggefährten zu helfen.

Hitler hatte sich zwischenzeitlich zum obersten Chef der SA ernannt und diese auf seine Person eingeschworen. Röhm wurde die Position des Stabschefs angeboten. Nie wieder sollten die Sturmabteilungen der SA den Machtanspruch des „Führers“ hinterfragen - und Röhm hatte dies von nun an sicherzustellen.



Walther Hinkler-Stennes, SA-Oberführer



Die Berliner SA hielt jedoch nicht Wort. Stennes und seine Freunde machten sofort wieder Probleme, denn ihnen stieß die neue Zentralisierung sauer auf, sie fühlten sich von Hitler erneut verraten. Diesmal war man anders als bei dem letzten Vorfall vorbereitet.

Am 1. April 1931 wurde der SS-Führer Berlins, Kurt Daluege, vom erneuten Aufstand der Stennes-Männer in Kenntnis gesetzt.

Stennes erklärte die Parteiführung als abgesetzt, Goebbels wiederum stieß Stennes aus der SA aus. Abermals musste die geringere Zahl der SS-Männer dem Übergewicht der braunen Kolonnen weichen - doch als sich die Kassen der ostdeutschen Abteilungen leerten, ging dem Aufstand die Luft aus.

Stennes wurde aus der Partei ausgeschlossen, Paul Schulz wurde der Wiederaufbau der Ost-SA übertragen. Hermann Göring sorgte dafür, dass jeder Anhänger des Aufstands gefunden und ausgestoßen wurde.

Für Himmler und seine SS bedeutete die Untreue der SA den endgültigen Durchbruch. Hitler sah von nun an in der Wachsamkeit der Schutzstaffel die Grundlage für den Sieg über die Aufständischen und schrieb an den Berliner SS-Führer Daluege: "SS-Mann, Deine Ehre heißt Treue!" - ein Spruch, der sich später auf dem Koppelschloss und dem Ehrendolch der SS wiederfinden sollte. Hitler sorgte dafür, dass die Schutzstaffel ein eigenständiger Parteiverband wurde, die interne Polizei, die jedes Parteimitglied überwachen sollte und dafür Sorge zu tragen hatte, dass es niemand mehr wagte, gegen seine Person, den „rechtmäßigen“ Führer der NSDAP aufzustehen. Die SS wurde nun von einer simplen Leibwache zum Überwachungsapparat, zum bedingungslos auf den Führer eingeschworenen Machtinstrument.

Im August 1931 betrat ein Mann das Büro Heinrich Himmlers. Er kam auf Empfehlung von SA-Brigadeführer „Oberbayern“ Karl von Eberstein. Der Reichsführer SS zeigte sich von dem Bewerber sehr angetan und bat ihn, kurz zu skizzieren, wie er sich denn einen Nachrichtendienst für die Partei vorstellen würde. Dabei redeten die beiden Herren aneinander vorbei. Himmler suchte jemanden, der einen Geheimdienst aufbauen sollte, der Bewerber war jedoch ein ehemaliger Nachrichten-Offizier der Marine. Offenbar war der Entwurf trotzdem überzeugend, denn Himmler stellte den jungen Mann sofort ein und übertrug ihm die Aufgabe, den "Sicherheitsdienst" (SD) aufzubauen. Der Name des jungen SS-Aspiranten war Reinhard Heydrich. Schon bald wurde Heydrich zu Himmlers rechter Hand und spannte ein Netz des Terrors, zuerst über die Partei und schlussendlich über ganz Deutschland.


Machtergreifung




Heinrich Himmler (1933)



30. Januar 1933 – Hitler an der Macht. Während andere Parteifreunde nach Berlin in hochrangige Posten berufen wurden, hat Hitler scheinbar seinen „getreuen Heinrich“ vergessen. Himmler blieb weiterhin auf dem Posten des Chefs der Bayerischen Politischen Polizei (BayPoPo) sitzen. Im fernen Berlin tönte Goebbels bereits: "Das Ziel der nationalen Revolution muss ein totaler Staat sein, der alle Bereiche des öffentlichen Lebens durchdringt."

Diese Einigkeit, die die Partei nach außen zeigte bzw. zeigen wollte, war nach innen gesehen ein einziges Kompetenzgerangel und Wust an verschiedenen Posten und Ämtern, das man nur schwer durchblicken konnte. Selbst den führenden Mitgliedern der Partei war oft nicht klar, wer für etwaige Entscheidungen überhaupt die notwendigen Kompetenzen hatte. Hitler selbst achtete stets darauf, dass niemand ihm an Machtfülle gleichkam und seine Position bedrohen konnte. Reichsinnenminister Frick wollte bereits 1933 den totalen Staat umsetzen, stieß jedoch auf massiven Widerstand seitens verschiedenster Parteiorgane und vor allem der Gauleiter, die wie mittelalterliche Feudalherren eifersüchtig ihre Machtbereiche verteidigten.

Himmler begriff schnell, dass er sich seinen Platz im nationalsozialistischen Machtgefüge selbst schaffen musste – geschenkt bekam er für seine Treue nichts. Göring wurde zum Reichsminister ohne Geschäftsbereich bestellt und war zugleich Ministerpräsident von Preußen. Damit hatte Göring die preußische Polizei unter seinem Kommando. Göring hatte den Plan, die gesamte deutsche Polizei, die bis dato ja Ländersache war, unter seine Gewalt zu bringen. Was er nicht ahnte, war, dass Heinrich Himmler sich im fernen München genau das gleiche Ziel gesteckt hatte. SS-Gruppenführer Daluege, damals SS-Führer in Berlin, war ohnehin schon kein Freund Himmlers. Daluege wurde daher von Göring kurzerhand zum Chef der Ordnungspolizei sowie zum Ministerialdirektor und damit Generalleutnant der Polizei ernannt. Göring hatte Erfolg mit diesem Schachzug, denn er konnte Daluege damit auf seine Seite ziehen. Empört schickte Himmler SS-Standartenführer Heydrich nach Berlin, um Daluege wieder in seine Schranken zu weisen. Doch Heydrich hatte wenig Erfolg, denn in Berlin angekommen sah er sich sogar mit einem Haftbefehl gegen seine Person konfrontiert und musste gleich wieder unverrichteter Dinge in Richtung München abreisen. Himmler wusste nun, dass er um seine Macht im Dritten Reich hart zu kämpfen hatte.

Mitte März 1933 konnte der Eisner-Mörder Graf Arco-Valley von Himmlers Männern in „Schutzhaft“ genommen werden. Er habe angeblich (laut Himmler) ein Attentat auf den Führer vorbereitet. Kurz darauf „schnappten“ Himmlers Leute drei sowjetische Agenten, die angeblich einen Handgranaten-Anschlag auf Adolf Hitler vorbereitet hatten. Plötzlich wusste der eifrige Himmler von Schweizer Kontaktleuten, dass Kommunisten Anschläge gegen führende Persönlichkeiten des Reiches geplant hätten. Bei Hitler stieß Himmler offene Türen ein. Seit dem Reichstagsbrand fürchtete der Reichskanzler Attentäter und Meuchelmörder. Himmlers Meldungen bestätigten Hitlers Furcht um sein Leben, so dass er dachte, nur der „getreue Heinrich“ und seine SS konnten ihn schützen. Hitler forderte daher eine weitere „Stabswache“ an. 120 treu ergebene SS-Männer unter dem Kommando eines ehemaligen Feldwebels der Reichswehr, Josef (Sepp) Dietrich sollten für die persönliche Sicherheit des Führers sorgen. Während der Reichsparteitage 1933 in Nürnberg hatten jene neuen Gardisten ihren Namen erhalten: "Leibstandarte-SS Adolf Hitler".

Himmler machte sich daran, auch in anderen deutschen Ländern sogenannte "SS-Sonderkommandos" aufzustellen. Später wurden diese Sonderkommandos in "Politische Bereitschaften" umbenannt. Unter dem Vorwand, Deutschlands neue Führung zu schützen, tauchten im Sommer 1933 ähnliche Sonderkommandos in Württemberg und Hessen auf und jagten im Auftrag der (für die Unterstützung dankbaren) Landespolizei Terroristen und sogenannte „Staatsfeinde“. Himmler hatte damit einen Weg gefunden, die Polizeidienststellen der Länder so schrittweise unter seine Kontrolle zu bringen.

Bereits in Bayern hatte er demonstriert, wie er sich das zukünftige Polizeisystem des Reiches vorstellte. Politische Gegner wurden von Heydrichs SD gnadenlos verfolgt. Die brutalen Exzesse der SA wurden von Himmler gedämpft und unter Kontrolle des SS und des SD gebracht - dabei ging es oft nicht weniger glimpflich zu als bei den wilden Schlägertrupps der ersten Monate. Jegliche Verhaftung und Festnahme politischer Gegner ging ausschließlich über seinen Tisch bzw. den von Heydrich. Schnell war ein Ort gefunden, wo man die „Staatsfeinde“ in größerer Zahl unterbringen konnte. Ein paar alte Steinbaracken in Dachau wurden zu einem Lager umfunktioniert, in dem verhaftete Kommunisten und Sozialdemokraten zum „Schutz von Volk und Staat“ (der wahre Sinn der 'Schutzhaft') eingeliefert wurden. Das Schreckgespenst des „Konzentrationslagers“, offiziell KL genannt, war geboren. Der Volksmund würde sie hingegen künftig nur „KaZett“ nennen.



Am Morgen nach dem Reichstagsbrand. Zuschauer und Polizei vor dem Reichstagsgebäude.



Vom 27. auf den 28. Februar 1933 brannte in Berlin der Reichstag und läutete damit den Untergang der Demokratie in Deutschland ein. Als Brandstifter galt der schon am Tatort festgenommene Marinus van der Lubbe. Bis heute ist nicht restlos geklärt ob der Holländer wirklich der Täter war, oder ob er mehrere Helfer hatte bzw. ob er nur der Sündenbock war, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Den Nationalsozialisten kam der Brand jedoch nicht gerade ungelegen.

Noch am 28. Februar kam es zur Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, de facto die Aufhebung sämtlicher Grundrechte aller Bürger im deutschen Reich. Unterschrieben wurde diese Verordnung zwar von Hindenburg – ausgearbeitet und vorgelegt wurde sie allerdings vom neuen Reichskanzler Hitler.

Dies war die Stunde der SA, auf die sie so lange gewartet hatte. Braune Trupps zogen nun durch die Straßen, um all jene, die sie als Gegner der Bewegung zu identifizieren glaubten, einzusperren und sich an ihnen zu rächen. Vor allem in Berlin entstanden spontan viele „wilde“ Konzentrationslager der SA. Göring war entsetzt, da er selbst die SA zum rücksichtslosen Durchgreifen aufgefordert hatte. Doch schnell hatten die braunen Kolonnen die Macht auf Preußens Straßen an sich gerissen und Göring konnte erstmal nur protestieren.

Bezahlt machte sich nun, dass Göring bereits im April 1933 die Abteilung I A der preußischen Polizei herausgelöst und in ein eigenes Amt überführt hatte. Durch das Verbot einer gesamtdeutschen Geheimpolizei im Versailler Vertrag, war diese bereits in der Weimarer Republik eine Art politisch-polizeilicher Nachrichtendienst gewesen. Jetzt hatte Göring in dem verschlagenen Beamten Dr. Rudolf Diels genau den richtigen Leiter zu Hand, der seinen machiavellistischen Ansprüchen genügte. Die neue Behörde zog in das Gebäude einer ehemaligen Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Straße 8 in Berlin ein.

Am 26. April erließ Göring ein entsprechendes Gesetz, dass der neuen Dienststelle ihren Namen gab: "Geheimes Staatspolizeiamt". Eine Anekdote am Rande: Ein unbekannter Postbeamter entwarf eine Abkürzung für den Laufstempel: Gestapa(o).

Göring benutzte von da an die Gestapo, um die (wieder) wild gewordenen braunen Horden der SA zu bändigen. Doch bald meldete Diels an Göring, dass sich eine viel größere Gefahr im Stillen im Reich breit machte: Himmler mit seinem schwarzen Orden der SS, der zunehmend mehr Einfluss auf die Polizeiarbeit der Länder nahm und neuerdings auch in Preußens Polizeidienststellen einsickerte.

Auch Reichsinnenminister Dr. Wilhelm Frick mischte sich plötzlich in den Kampf um die deutsche Polizei ein. Frick wollte endlich den „totalen Staat“ umsetzen, der in der NS-Propaganda dem deutschen Volk vorgegaukelt wurde. Dazu gehörte die Bündelung der Polizeigewalt der einzelnen Länder unter Reichshoheit. Frick erließ Gesetze, Göring entzog mit einem preußischen Gegengesetz die „Gestapa(o)“ dessen Zugriff. Himmler wollte ebenfalls den „totalen Staat“, jedoch wollte er ihn mit seiner SS und dem SD durchsetzen. Im Stillen arbeitete sich Himmler zum Kommandeur der politischen Polizeidienststellen der Länder hoch. Als Frick im Januar 1934 mit seinem "Gesetz über den Neuaufbau des Reiches" vor den Reichstag trat, kontrollierte Himmler bis auf Preußen und Schaumburg-Lippe schon die gesamte politische Polizei im Reich. Ein gemeinsamer „Feind“ jedoch brachte die 3 konkurrierenden Männer an einen Tisch: Die immer lauter dröhnenden Marschtritte und Trommeln des vergessenen Parteiheeres in den Straßen des Reichs. Die SA forderte ihren Anteil an der Macht im Staate. Die SA wollte die 2. Revolution, die richtige Revolution. Hitlers „Reformen“ gingen ihnen nicht weit genug.


Eine Freundschaft muss geopfert werden




Berlin, Prinz-Albrecht-Straße, Reichsführung SS



Göring, Himmler und Frick wurde klar, dass es an der Zeit war, Frieden zu schließen. Im März 1934 traf man sich, um zu verhandeln. Göring sah nun sein zukünftiges Aufgabengebiet im Aufbau einer Luftwaffe, feilschte jedoch trotzdem hart mit Frick, um den besten Preis für die Aufgabe der preußischen Selbstständigkeit zu erhalten. Der renitente Daluege wechselte zu Frick über und übernahm die uniformierte Polizei, Dr. Diels wurde Regierungspräsident in Köln, sein Nachfolger als Leiter der Gestapo wurde natürlich naheliegender Weise Reinhard Heydrich, deren Inspekteur der „Reichsführer SS“ Himmler hatte sein erstes Ziel erreicht: die Schutzstaffel beherrschte die gesamte politische Polizei des Reiches - nun konnte man das in Bayern erprobte System der „Schutzhaft“ und den Konzentrationslagern ausweiten. Kaum jedoch war der neue Chef in die Prinz-Albrecht-Straße Nr. 8 eingezogen, erschütterte eine Hiobsbotschaft alle Regierungsstellen: der nationalsozialistische Staat stehe vor dem Untergang - das Millionenheer der SA revoltiere!

Der Sicherheitsdienst Heydrichs hatte akribisch begonnen, Informationen zu sammeln und jede Unmutsäußerung, jeglichen Umsturzgedanken aufzuspüren - oder aber, falls nicht vorhanden, diversen unliebsamen Gegner anzudichten. Listen unliebsamer Personen lagen schon lange vor, man brauchte diese nur noch aus den Schubladen zu ziehen. Nicht alle Anschuldigungen mussten erfunden werden - es gab genug handfestes Material in den Versammlungslokalen der SA zu finden. Wie schon beim Stennes-Putsch 1931 rumorte es im braunen Massenheer: "Der Adolf verrät uns!". Und tatsächlich wusste die Partei schon lange nichts mehr anzufangen mit den Schlägertrupps der „Kampfzeit“. Jahrelang hatte man nichts unversucht gelassen, die Sturmmänner aufzupeitschen, zu Helden der Revolution zu machen, nun wollten sie ihre Revolution. Doch diese Revolution wollte man in der Parteispitze schon lange nicht mehr. Das Rad der Zeit hatte sich gedreht, die SA wurde nicht mehr benötigt und war lästig geworden. Die enttäuschten Braunhemden wurden von der Partei zur „Jugenderziehung“ und zur „Wehrertüchtigung“ abkommandiert.

Der ehemalige Hauptmann der Reichswehr Ernst Röhm wollte jedoch mehr. Er selbst sah sich als „Scharnhorst der neuen Armee“: "Da muss etwas Neues her, versteht Ihr mich? Eine neue Disziplin. Ein neues Organisationsprinzip. Die Generäle sind alte Schuster. Denen kommt keine neue Idee." Röhm war der Meinung, die Lösung zu kennen: das Volksheer, seine SA, sollte der Waffenträger des Reiches werden. Er selbst wollte an die Spitze einer neuen Wehrmacht, eines neuen Deutschlands. Daraufhin hatte er lange schon seine SA ausgerichtet. Doch war Röhm nicht zuletzt aufgrund seiner sexuellen Ausrichtung vielen suspekt, seine Militärideen waren von Fachmännern als absurd und revolutionär zugleich bezeichnet worden. Der greise Reichspräsident Hindenburg z. B. verweigerte Röhm den Handschlag, weil er sich nicht „besudeln“ wollte. Argwöhnisch beobachtete die Reichswehr bzw. Generalmajor Walter von Reichenau in Person jeden Angriff auf ihre Stellung als Waffenträger des Deutschen Reiches.



1933: Der Stabschef Hauptmann Ernst Röhm (rechts), der Reichsführer der SS Heinrich Himmler (mitte)
und der Gruppenführer der Gruppe Ost der SS Kurt Daluege (links) beim Gespräch im Lager in Döberitz.



Als Röhm Anfang Februar 1934 in einer Denkschrift abermals die Idee der SA als Volksheer und Miliz ausdrücklich vertrat und die Entmachtung der Reichswehr forderte, sah die Reichswehrführung einen letzten Ausweg: Adolf Hitler. Hitler fühlte sich wohl zu Röhms Ideen hingezogen, wusste jedoch nur zu gut, dass seine zukünftigen Expansionspläne ohne das Offizierskorps der Reichswehr zum Scheitern verurteilt waren. Daher war Hitler gezwungen – um keine der beiden Seiten vor den Kopf zu stoßen, einen Kompromiss vorzuschlagen. Am 28. Februar 1934 wurde der Reichswehr die alleinige Funktion als Waffenträger der Nation zugesichert, der SA die alleinige vor- und nachmilitärische Ausbildung übertragen. Am selben Abend jedoch wetterte Röhm volltrunken los: "Was aber der lächerliche Gefreite erklärte, gilt nicht für uns... Ich denke nicht daran, das Abkommen einzuhalten. Hitler ist treulos und muss mindestens auf Urlaub! ... Wenn nicht mit, so werden wir die Sache ohne Hitler machen." Einer der SA-Obergruppenführer am Tisch, Viktor Lutze, sprach wenige Tage später über diese Tischrede Röhms mit Rudolf Heß. Heß versprach Lutze bei der nächsten Gelegenheit dem Führer zu berichten.

Lutze war konsterniert und vertraute sich noch einer weiteren Person an: dem Generalmajor der Reichswehr Walter von Reichenau. Dieser war dem SA-Mann höchst dankbar für seine Hinweise, und als dieser den Raum verlassen hatte, prophezeit Reichenau: "Der Lutze ist ungefährlich. Der wird Stabschef." Denn was Lutze nicht wissen konnte war, dass Reichenau schon längst mit der SS und Himmler im Gespräch war. Reinhard Heydrich, Chef der Gestapa und des SD, hatte Himmler versprochen, das Problem Röhm ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Und wenn man schon dabei war, konnte man sich auch gleich noch ein paar anderer, unangenehmer, hochrangiger SA-Männer entledigen.

Doch noch zögerte Himmler. Er hatte sich bis jetzt von den Gegnern Röhms ferngehalten, war nach der Machtergreifung sogar im engsten Kreis des SA-Führers ein gern gesehener Gast. Am 28. November 1933, Röhms Geburtstag, wünschte Heinrich Himmler diesem "als Soldat und Freund alles, was man in treuer Gefolgschaft versprechen kann."

Doch im Frühjahr 1934 änderte sich dies schlagartig: ohne dem Bündnis mit Göring gab es kein Zugriff auf die Gestapa - und Göring war der erbittertste Feind Röhms und musste von allen politischen Führern der NSDAP die SA am meisten fürchten.

Auch wenn in Reihen der SA immer wieder lautstark Unmut gegenüber den „Parteibonzen“ geäußert wurde... die Recherchen Heydrichs schienen trotz allem ins Lehre zu stoßen. Aus trunkenen Revolutionstiraden konnte man keine stichhaltige Anklage zum Hochverrat zimmern. Zwar konnte man einige Waffenlager der SA ausfindig machen - aber eine echte, akute Bereitschaft zum Sturz Hitlers konnte man nirgends finden. Die SA wollte wohl ihren „Führer“ Adolf Hitler unter Druck setzen, gab sich dabei martialisch, war aber im Grunde ihres Herzens ein spießbürgerlicher Stammtischverein mit unbeirrbarem Glauben an die Sendung der NSDAP und ihres Führers.

So polterte Röhm von einer „zweiten Revolution“ und ließ das braune Massenheer immer wieder in eindrucksvollen Aufmärschen antreten, in der Hoffnung Hitler würde schlussendlich doch noch nachgeben. Was Röhm jedoch dabei übersah, war die Furcht, die er beim normalen deutschen Bürger hervorrief - und den Hass, den er damit in der Reichswehrführung gegen die SA schürte. Reichenau fand in Heydrich den richtigen Verbündeten - nicht ahnend, dass auf dessen „Todeslisten“ auch noch ganz andere Namen, wie der des Reichswehrgenerals a. D. Kurt Schleicher, auftauchten. Und während sich allerorts die SS bereit machte, ihre letzten Verbindungen zur SA zu kappen, wusste ein Mann von alledem noch nichts: Adolf Hitler.

Hitler hatte sich unterdessen am 4. Juni 1934 erneut mit Röhm geeinigt, das Problem SA / Reichswehr zu vertagen und die SA ab dem 1. Juli für einen Monat in Urlaub zu schicken. Am 8. Juni verkündete der "Völkische Beobachter", dass der Stabschef der SA auf Anraten seiner Ärzte einen mehrwöchigen Krankheitsurlaub in Bad Wiessee antrat.

Heydrich lief nun die Zeit davon, denn man konnte einer SA im Urlaub schließlich keinen Staatsstreich unterstellen. Da kam der Zufall zu Hilfe: Am 17. Juni ließ Hitlers Vizekanzler von Papen eine Rede vom Stapel, in der er die Brutalität und Terrormethoden der Partei vor Studenten der Marburger Universität angriff - und dabei tosenden Beifall erntete. Hitler fürchtete nun, dass sich das unzufriedene bürgerliche Lager mit dem der SA gegen ihn vereinigen könnte - und Heydrich hatte (natürlich) sofort Beweise zur Hand, dass bereits die ersten Fühler zwischen beiden Gruppen ausgestreckt worden wären. Und doch tat Hitler sich schwer, den Stab über seinen alten Kampfgefährten Röhm zu brechen.

Hitlers Plan war, nach dem Tod des greisen Reichspräsidenten Hindenburg die totale Macht im Staate zu übernehmen, die Ämter des Reichskanzlers und Reichspräsidenten zu vereinigen. Dies konnte jedoch nur mit Hilfe und Unterstützung der Reichswehr stattfinden - und Reichswehrminister Generaloberst Werner von Blomberg warnte Hitler bei einem Besuch beim kranken Reichspräsidenten eindringlich, dass Schluss sein müsse mit den Radikalen Methoden der Partei bzw. des braunen Massenheeres.

Hitler verstand sofort: Um die Macht für sich selbst erhalten zu können musste er seine SA (ohne die er nicht an die Macht hätte kommen können) opfern. Der Zeitpunkt des Röhm-Putsches war nun gekommen. Doch anders, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Es war nicht Röhm, der gegen die Reichsregierung putschen wollte - es war im Grunde ein Putsch des Hitler-Regimes gegen den Stabschef der SA.

Am 22. Juni 1934 erhält der Zuträger Viktor Lutze einen Telefonanruf von Adolf Hitler persönlich und notierte daraufhin in sein Tagebuch: "Ich solle von jetzt ab keine Befehle von München mehr befolgen, nur noch seine eigenen."


Die Nacht der langen Messer




Ernst Röhm (1933)



Am 25. Juni 1934 informierte Hitler Blomberg, dass er die Reichswehr von der SA befreien wolle. Er werde die gesamte SA-Führung zu einer Tagung nach Bad Wiessee rufen, um sie dort persönlich zu verhaften. Zwei Tage danach spricht Sepp Dietrich, der Kommandeur der Leibstandarte „Adolf Hitler“, im Reichswehrministerium vor und bittet um Waffen-Ausgabe für einen geheimen Auftrag des Führers. Danach besprach man, wie die beiden Kompanien der Leibstandarte nach Bayern marschieren sollten, um sich dort mit einer Einheit unter Theodor Eicke zu treffen. Die Reichswehr sollte der SS dann am Treffpunkt die fehlenden Transportmittel und Waffen zur Verfügung stellen und die Männer nach Bad Wiessee transportieren. Überall bereiteten sich die Soldaten der Reichswehr auf den bevorstehenden Putsch vor und wurden angewiesen, der in „stiller Alarmbereitschaft“ stehenden SS auf deren Verlangen die benötigten Waffen sofort auszuhändigen.

Und doch haftete der ganzen Aktion, die von Himmler und Heydrich ausging, etwas Surreales an. Auch wenn nach dem Kriege viele Wehrmachtsoffiziere das Gegenteil behaupteten, im Juni 1934 glaubte keiner ernsthaft an eine wirkliche Putschabsicht der SA.

Als dem Abteilungschef des Allgemeinen Heeresamtes, Oberst Gotthard Heinrici, ein Gewehr neben seinem Schreibtisch gestellt wurde, um sich „notfalls verteidigen zu können“, sagte dieser: "Kinder, macht euch doch nicht lächerlich." Im Wehrbereich Schlesien bestellte der kommandierende General Ewald von Kleist den dortigen SA-Chef Heines zu sich und fragte ihn gerade heraus, ob etwas gegen die Reichswehr im Gange war. Heines versicherte ihm auf Ehrenwort, dass an den Gerüchten nichts Wahres sei und in Kleist keimte sofort der Verdacht auf, "dass wir - Reichswehr und SA - von dritter Seite, ich dachte an Himmler, gegeneinander gehetzt werden." Kleist eilte daraufhin nach Berlin um General von Fritsch seinen Eindruck mitzuteilen. Dieser ließ sich von Reichenau kommen, der Kleist nur kalt durch sein Monokel anblickte und ihm mitteilte, dass es nun zu spät sei, die Sache nicht mehr aufzuhalten war.

Sepp Dietrich präsentierte der verblüfften Reichswehrführung eine der gefälschten Todeslisten der SA, auf der sämtliche führende Offiziere verzeichnet waren. Allerorts tauchten falsche Röhm-Befehle auf, die belegen sollten, dass die SA eine Übernahme der Reichswehr plante. Der Verfasser der Befehle saß jedoch nicht bei der SA, er hieß auch nicht Röhm, sondern er saß in Himmlers SD – es war Reinhard Heydrich. Am 28. Juni brach Adolf Hitler wie geplant zur Hochzeit des westfälischen Gauleiters Josef Terboven auf. Hitler wollte nämlich möglichst weit weg von Berlin sein wenn Himmler los schlug. Am Nachmittag, mitten während der Hochzeitsfeier, erreichte dann Hitler ein Anruf aus Berlin. Natürlich wusste Himmler seinem Führer Haarsträubendes zu berichten. Himmler meldete ihm die angeblichen Pläne der SA, während Göring an Hitlers Seite die Nachrichten sofort entsprechend zu interpretieren wusste. Hitler verließ daraufhin eilig die Feier um ins Hotel zurückzukehren. Dort angekommen lagen schon weitere Nachrichten für ihn bereit. Plötzlich schien sich die SA überall im Lande auf einen Aufstand vorzubereiten. Hitler befahl Göring sofort nach Berlin zurückzukehren.

Am Abend des 28. Juni rief Hitler Röhm an um einen Termin für eine längst überfällige Aussprache zu vereinbaren. Angeblich hätten nämlich SA-Männer im Rheinland einen ausländischen Diplomaten angepöbelt. So ginge es keinesfalls weiter. Am 30. Juni 1934 um 11 Uhr sollten sich alle Obergruppenführer, Gruppenführer und Inspekteure der SA zu einer Besprechung mit Hitler in Bad Wiessee einfinden. Röhm freute sich über die geplante Aussprache und nahm gerne nach und nach die Spitze der SA in Empfang.

Hitler, der sich mittlerweile in Bad Godesberg befand, ließ am Abend des 29. Juni Sepp Dietrich zu sich kommen und befahl ihm, sofort nach München aufzubrechen. Dieser setzte sich sogleich in ein Flugzeug. Als er gegen Mitternacht in München angekommen war, erhielt er den Befehl, sofort die Leibstandarte zu alarmieren und zwei Kompanien über Kaufering nach Bad Wiessee zu führen.

Am selben Abend noch informierte Himmler seinen Führer, dass die Berliner SA am nächsten Tag gegen 16 Uhr alarmiert werden würde und "Schlag fünf Uhr" die Regierungsgebäude besetzen wollte. Hitler seinerseits wusste jedoch nicht, dass die Berliner SA bereits von Röhm in den Urlaub geschickt worden war. Der Berliner SA-Chef Karl Ernst hatte mit seiner Frau schon am Morgen des 29. Juni die Hauptstadt zu einer Reise nach Teneriffa verlassen. Auch die zweite Meldung aus dem Munde des bayrischen Gauleiters Adolf Wagner war eine bewusste Falschmeldung: In München würde die SA bereits gegen Führer und Reichswehr offen randalieren. Es war zwar durchaus richtig, dass am Abend des 29. Juni SA-Stürme durch die Straßen marschiert waren und die Parole "Die Reichswehr ist gegen uns" von sich gaben, allerdings hatten handgeschriebene Handzettel die Männer aus den Sturmlokalen herausgelockt. Die Führer der Münchner SA, Obergruppenführer August Schneidhuber und Gruppenführer Wilhelm Schmid griffen auch sofort ein, schickten die Männer wieder nach Hause. Schmid bekam zwei Exemplare des anonymen Einsatzbefehls in seine Hände und wunderte sich noch, dass weder er noch Schneidhuber davon wussten.

Bei Hitler verfehlten diese beiden Falschmeldungen ihre Wirkung nicht. Wütend wollte er die "Verräterbrut" mit Stumpf und Stiel ausrotten. Sofort machte er sich auf nach München und dann weiter nach Bad Wiessee. Jetzt wollte er endlich mit Röhm persönlich abrechnen. Auf dem Flugplatz bei Bonn stieg Hitler übermüdet in die Ju 52.

Kaum in München angekommen ließ Hitler sofort die SA-Führer Schneidhuber und Schmid rufen, schrie sie an, riss ihnen die Auszeichnungen herunter und beschimpfte sie lautstark als Verräter. Ohne eine Möglichkeit zur Erwiderung oder Rechtfertigung wurden sie gepackt und in das Untersuchungsgefängnis nach München Stadelheim gebracht. Hitler fuhr indes mit zwei Begleitautos weiter nach Bad Wiessee.



Sepp Dietrich (1944)



Gegen 6.30 Uhr, als Hitlers Konvoi eintraf, war das komplette Bad Wiessee noch verschlafen. Hitler rannte die Treppe hoch, stürmte in Röhms Zimmer und fuchtelte mit einer Pistole, während er Röhm anschrie. Röhm versuchte vergeblich seine Unschuld zu beteuern. Goebbels sprach später heuchlerisch von „widerlichen, fast Brechreiz verursachenden“ Bildern, als sie die Zimmer der SA-Führer auftraten. Dabei waren Röhms sexuelle Neigungen kein Geheimnis und vor allem innerhalb der Parteiführung bestens bekannt gewesen. Alle verhafteten SA-Führer waren sich keiner Schuld bewusst und völlig überrascht. Sie fanden sich nur wenige Stunden später als Häftlinge in Stadelheim wieder. Kurz nachdem Hitler alle verhaften lies traf ein Lkw aus München ein - an Bord die bewaffnete Stabswache Röhms. Hitler trat sofort auf die Stabswache zu und deckte die Männer mit einer Tirade ein. Völlig verdutzt ließen sie sich auch anstandslos von ihrem Führer persönlich nach München zurückbefehlen. Jeder in München ankommende SA-Führer wurde von der SS und der Polizei verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert.

Gegen 10 Uhr erreichte Hitler das NS-Hauptquartier in der Briennerstraße. Goebbels stürzte sofort zum Telefon und informierte Göring, der bereits ungeduldig in Berlin wartete. Goebbels gab das verabredete Stichwort „Kolibri“ durch. Dieses verabredete Stichwort löste den Großalarm für die SS aus und ließ die Todeskommandos ihre Listen abarbeiten.

Ritter von Kahr, der 1923 Hitlers Putsch zu vereiteln wusste, wurde Tage später im Dachauer Moor gefunden, seine Leiche wurde brutal mit Spitzhacken verstümmelt.

Gregor Strasser, der alte Mitkämpfer und spätere Rivale Hitlers, wurde von der Gestapo verhaftet und in eine Zelle gesperrt. Kurz betrat ein SS-Mann seine Zelle und schoss ihm in den Rücken. Offizielle Bekanntgabe: "Selbstmord". General Kurt von Schleicher saß in seinem Haus in Neu-Babelsberg an seinem Schreibtisch, als seine Köchin ahnungslos zwei Männer in das Arbeitszimmer führte. Als er die Frage, ob er General von Schleicher sei, bejahte, krachten die Schüsse. Die herbeieilende Ehefrau wurde ebenfalls sofort erschossen.

Sepp Dietrich war mittlerweile damit beschäftigt, ein Exekutionskommando unter seinem Befehl zusammenzustellen. Hitler hatte ihm eine Liste der zu exekutierenden Personen übergeben und angeordnet, dass Sepp Dietrich persönlich die Erschießungen überwachen sollte. Als August Schneidhuber, SA-Obergruppenführer und Polizeipräsident von München, ungläubig vor dem SS-Gruppenführer steht, schlägt dieser nur seine Hacken zusammen und schnarrt: "Sie sind vom Führer zum Tode verurteilt worden. Heil Hitler!" - dann peitschte die Gewehrsalve über den Gefängnishof. Insgesamt 6 Namen hatte Hitler auf der Liste abgehakt - noch bevor die Arbeit getan war, verließ Dietrich Stadelheim, kehrte am nächsten Tag nach Berlin zurück. Göring hatte am Tag darauf begonnen, der Blutorgie Einhalt zu gebieten. Hitler sandte Himmler und Göring eine Nachricht, dass er persönlich Röhm „für seine Verdienste“ begnadigt habe. Beide waren wie erstarrt. Überlebt Röhm, dann war alles umsonst, dann würden früher oder später ihre Manipulationen und zahlreichen Falschmeldungen ans Tageslicht kommen. Also redeten beide auf Hitler ein und bedrängen ihn, Röhm doch noch zu opfern.
Gegen Mittag des 1. Juli gab Hitler schließlich nach und Himmler konnte seinem SS-Brigadeführer Theodor Eicke in München den Befehl geben, Röhm zu liquidieren.

Eicke fuhr mit SS-Sturmbannführer Michael Lippert und SS-Gruppenführer Schmauser nach Stadelheim. In der Zelle legen sie Röhm den Völkischen Beobachter mit der Schlagzeile "Röhm verhaftet und abgesetzt - Durchgreifende Säuberung in der SA" auf den Tisch, dazu eine Pistole mit einem Schuss. "Sie haben Ihr Leben verwirkt. Der Führer gibt Ihnen noch eine Chance, die Konsequenzen zu ziehen." Dann verließen sie die Zelle und warteten auf den erlösenden Schuss.

Nach 15 Minuten stieß Eicke die Zellentür auf: "Stabschef, machen Sie sich fertig!" Zwei Schüsse peitschten, Röhm brach zusammen und hauchte: "Mein Führer, mein Führer". Als noch ein weiterer Schuss fiel, war es bereits 18 Uhr am 1. Juli 1934. Ernst Röhm, der Gründer der SA und einziger Freund Hitlers war tot.

Insgesamt starben in 3 Tagen 83 Menschen, wurden ohne Richterspruch oder die Möglichkeit einer Verteidigung umgebracht. Erst in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli endete das Morden, weil Reichspräsident von Hindenburg sich entschlossen hatte einzugreifen und Hitler aufforderte, den Erschießungen ein Ende zu bereiten. Viele Inhaftierte, die bis dahin noch am Leben waren, verschwanden später in den Konzentrationslagern.

Der Denunziant Viktor Lutze wurde, wie von Reichenau vorausgesagt, neuer Stabschef der SA. Hitler sagte später: "In dieser Stunde war ich... des deutschen Volkes oberster Gerichtsherr."

Am 3. Juli 1934 wurde ein Gesetz beschlossen, dessen einziger Satz lautet: "Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni und am 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens."


"Ahnenerbe" und die Wewelsburg




Ölgemälde der Wewelsburg in einem Besprechungsraum der SS (November 1939)



Am 17. Juni 1936 gab Hitler einen Erlass über die Einsetzung eines Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern heraus. Damit machte er die SS letztlich zum totalen Überwachungsapparat. Heinrich Himmler hatte sein Ziel nun erreicht und alle Polizeigewalt im Dritten Reich unter seinem eigenen Befehl vereinigt.

Heydrich konnte jetzt mit dem SD und der Gestapo jeden politischen Gegner ohne richterlichen Beschluss in ein Konzentrationslager einweisen lassen. Die SS stand komplett außerhalb der Rechtsprechung der Reichsjustiz. Die Konzentrationslager standen ab sofort unter der alleinigen Gewalt der SS. Kein SS-Mann konnte wegen Gewalt-Exzessen in den KZs belangt werden, kein richterlicher Beschluss konnte die Freilassung eines Schutzhäftlings mehr erwirken. Himmler war der Verwirklichung seines großen Traumes eines alt-germanischen Ordens der uneingeschränkten Machtausübung einen Schritt näher gekommen.

Die SS war jedoch nicht nur die gefürchtetste, sondern auch die Parteiorganisation mit dem größten Ansehen. Geschickt verstand es der Reichsführer, seinen 'Elitegedanken' zu etablieren. Wer etwas auf sich hielt, wer sich zu den besseren Kreisen der Gesellschaft zählte, der wurde Mitglied bei der SS.

Was war es für ein Gedanke, der Heinrich Himmler schon als jungen Mann begeisterte und ihn auch später immer wieder antreiben würde?

Dazu musste man den Blick in die Vergangenheit richten. Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich die deutsche Gesellschaft an einem Scheideweg. Sowohl der Kapitalismus wie auch der Sozialismus hatten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges ihre Ohnmacht gezeigt. Die Menschen waren nicht nur in Deutschland verunsichert, sogar die Kirchen schienen die drängenden Fragen der Jugend nicht mehr beantworten zu können. Vor allem die völkischen Jugendbewegungen blickten zurück in die Vergangenheit und erschufen eine romantisierende Vorstellung von der Welt der alten Germanen. Verbunden mit dem Okkultismus, der Gralslegende und einem angeblichen Geheimwissen des Templerordens machten sich Leute wie Adolf Joseph Lanz, der sich später Jörg Lanz von Liebenfels nannte, einen Namen mit der Verbreitung der Lehre einer einstigen nordischen Herrenrasse. Dabei reichten die Wurzeln dieser und ähnlicher Lehren bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, ja manche der Ansichten Lanz' findet man in einem vierbändigen Essay des Franzosen Arthur de Gobineau über die Ungleichheit der Menschenrassen wieder (Essai sur l'inégalité des races humaines, 1853-1855).

Diese „nordische Rasse“ sei vor Urzeiten am Nordpol vom Himmel gestiegen und hätte über gewaltige, göttliche Kräfte verfügt und im mystischen Atlantis ihren Wohnsitz gefunden. Durch die Vermischung mit niedrigem Blut anderer Völker - Lanz spricht hier von Affenwesen - erschuf sich diese arische Rasse ihre eigenen, degenerierten Widersacher, deren einziges Ziel darin bestand, die Herrenrasse zu unterwandern und deren Blut weiter zu verunreinigen und auszudünnen. Nur durch die Reinhaltung des Blutes und der Ausmerzung der niederen Rassen könne der „arische Herrenmensch“ seine alten Kräfte zurückerlangen. Die Slawen und natürlich das internationale Judentum (Semiten) galten als die Nachfolger der degenerierten Abkömmlinge. Hier setzte in den Augen der Anhänger dieser Lehren - und sowohl Hitler wie auch Himmler zählten dazu - ein erbarmungsloser Kampf ums nackte Überleben ein, den nur der Stärkere, in diesem Falle die nordische Rasse, gewinnen könne. Angelehnt an Darwins Entstehung der Arten kam es hierbei zu einem entscheidenden Übersetzungsfehler. Der Begriff “survival of the fittest“ bedeutete keineswegs das Überleben des Stärkeren, sondern des besser Angepassten. Zusammen mit der Eugenik, der Verbesserung des Erbmaterials eines Volkes, kam es zum fatalen Begriff der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“, der noch zum Tod von Millionen Menschen führen sollte.

Das Hakenkreuz der Nationalsozialisten und die Sigrune der SS waren keine zufällig gewählten Zeichen, sondern bereits in der völkischen Bewegung und in den esoterischen Schriften über die nordische Rasse eine immer wiederkehrende Symbolik. Allgemein gab man der Runenkunde im 3. Reich viel Raum. Man versuchte mit pseudowissenschaftlichen Abhandlungen eine „Ersatzreligion“ zu gründen. Himmler gründete im Jahre 1935 die „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe“, ein eingetragener Verein, der sich ausschließlich mit den Beweisen für diese Theorien beschäftige. In diesem Zusammenhang wurden Expeditionen bis ins ferne Tibet unternommen, die Himmler teilweise aus eigener Tasche finanzierte. Angeblich haben sich die letzten Überlebenden der reinrassigen Arier nach dem Untergang von Atlantis nach Tibet gerettet.

Des Weiteren ließ Himmler auch nach dem Heiligen Gral suchen - in seinen Augen ein Gefäß, in dem das letzte, unverdorbene Blut aufbewahrt wurde. Auch hierzu ließ er Wissenschaftler forschen und finanzierte es teilweise aus eigener Tasche. Einer von ihnen, Otto Rahn, begab sich nach Südfrankreich zum Montsegur, in dem er die Burg Montsalvatsch aus Wolfram von Eschenbachs Parzival zu erkennen glaubte, die Burg, in der der Heilige Gral aufbewahrt worden war. Finden konnte weder Otto Rahn noch Ahnenerbe den Gral.



Stiftskirche Quedlinburg, Ruhestätte von Heinrich I.



Im Zusammenhang mit Himmlers Träumen von einer alt-germanischen Herrenrasse kam es am 2. Juli 1936 zu einem seltsam anmutenden Schauspiel in der Quedlinburger Stiftskirche. SS-Männer in schwarzer Uniform mit Stahlhelm und Gewehr standen Wache, Kränze aus grünem Eichenlaub schmückten die alten Säulen der Krypta, Offiziere veranstalteten einen Fackelzug ins Innere der Krypta. Der Reichsführer SS war gekommen, um den 1.000. Todestag des deutschen Königs Heinrich I. zu feiern, jenem ersten Herrscher der Ottonen, der die Slawen entscheidend besiegt und zurückgedrängt hatte, bis sein Sohn Otto I. in der Schlacht am Lechfeld den Einfällen der Ungarn ein für alle Mal ein Ende setzen konnte. Himmler selbst hielt sich für eine Reinkarnation Heinrich I. und führte laut Aussage seines persönlichen Masseurs Felix Kersten sogar Zwiegespräche mit dem Geist des verstorbenen Herrschers. Eine der Floskeln Himmlers soll "Was hätte wohl Heinrich getan?" gewesen sein. Dieses Zeremoniell sollte sich fortan jedes Jahr wiederholen. Um Mitternacht würde sich der Reichsführer SS für eine Stunde alleine in der Krypta aufhalten, um Zwiesprache mit seinem großen Vorfahren zu halten.

So schuf Himmler für seine SS eine Ersatzreligion. Alle SS-Männer mussten sich Vorträge über Rassenreinheit, Verehrung der Ahnen und Gesunderhaltung arischen Blutes anhören. Beliebt waren diese Lehrstunden bei den SS-Männern nicht unbedingt, daher trachteten die meisten SS-Männer, an diesen „Lehrstunden“ nicht teilnehmen zu müssen. Himmler selbst umgab sich mit einer ganzen Reihe von Esoterikern und sogenannten Wissenschaftlern. Einige dieser sogenannten Wissenschaftler genossen jedoch auf Kosten des Reichsführers ein feines Leben. Ein gutes Beispiel war der österreichische Ingenieur Hans Hörbiger, Vater der Schauspieler Paul und Attila Hörbiger. Er vertrat die sogenannte "Welteislehre". In Hörbigers Augen waren im Weltall große Mengen an Eis vorhanden, die sich im permanenten Kampf mit "glühenden Sonnen" befänden. Als Beweis sah er den auf die Erde niedergehenden Hagel, der seiner Meinung nach direkt aus dem Weltall stammte. Natürlich ein riesiger Schwachsinn, den kein seriöser Wissenschaftler auch nur ansatzweise ernst nahm. Himmler verteidigte Hörbigers Ansichten jedoch vehement, verbot sogar einem Sachbearbeiter, der sich Schriften kritischer Astronomen zukommen ließ, das Tragen der Uniform und des Abzeichens der SS.

1933 lernte Himmler den bereits 67 Jahre alten Exoffizier der österreichisch-ungarischen Armee, Karl Maria Wiligut kennen. Wiligut selbst sah sich als direkten Abkömmling der Asen, der germanischen Götter, und war der Meinung, dass er magische Kräfte besaß. Mit dem Namen „Weisthor“ trat er 1933 in die SS ein und wurde einer von Himmlers engsten Ratgebern. Dem Reichsführer SS versicherte er, dass er über die Gabe der "Erberinnerung" verfüge, die es ihm erlaube, auf längst vergangenes Wissen zurückgreifen zu können. Wiligut behauptete, dass die Bibel angeblich in Deutschland geschrieben wurde und die Frühgeschichte der Germanen bis 228.000 Jahre (!) vor Christus zurückreiche. Zu dieser Zeit seien noch drei Sonnen am Himmel gestanden und die Erde wurde von Riesen und Zwergen bewohnt. Himmler war sofort fasziniert und begeisterte sich für die Fantastereien Wiliguts, von dem sich später herausstellte, dass er bereits drei Jahre in einer Salzburger Nervenheilanstalt zugebracht hatte. Später fand man in Himmlers Nachlass eine verzerrte Version eines germanischen „Vater unser“ - eine „Arbeit“ Wiliguts. Dieser machte Himmler auch auf die in Dreiecksform gebaute Wewelsburg in Nordrhein-Westfalen aufmerksam, wo sich angeblich der Hunnensturm, die Gefahr aus dem Osten, gebrochen haben soll. Himmler erwarb die Burganlage und wollte sie als den Mittelpunkt seines Ordens bzw. für alle wichtigen Ordensfeste der SS umbauen lassen.



Der ehemalige „Obergruppenführersaal“; in der Mitte des Saales befindet sich die „Schwarze Sonne“



Eine Außenstelle des KZ Sachsenhausen zeichnete für den Umbau verantwortlich, 4.000 Häftlinge wurden bis Kriegsende als Zwangsarbeiter eingesetzt, von denen ganze 1.000 Menschen umkamen. Ganze Dörfer sollten evakuiert werden, das frei gewordene Tal geflutet und die alte Burganlage neues Zentrum eines gigantischen Kasernenkomplexes werden. Bis 1964 sollten die Arbeiten an der Burg abgeschlossen sein. Im Hauptturm der Anlage wurde ein Raum geschaffen, wo sich der Reichsführer SS mit den 12 höchsten Führern des Ordens wie einst König Artus mit seiner Tafelrunde versammeln konnte. Im Boden eingelegt war die „Schwarze Sonne“ geformt aus Sig-Runen zu sehen, direkt darunter lag eine Krypta, in der die Asche der 12 höchsten SS-Führer nach ihrem Tod in Urnen aufbewahrt werden sollte, während in der Mitte ein ewiges Feuer das in der Decke eingelassene Hakenkreuz erleuchten sollte. Lediglich das Kriegsende verhinderte die vollständige Umsetzung von Himmlers Plänen. Aber auch Wiligut, der im Auftrag des Reichsführers sogar den Totenkopfring der SS geschaffen hatte, musste 1938 aufgrund seines ausufernden Drogen- und Alkoholkonsums weichen. Letztlich wurde Wiligut von Himmler persönlich aus der SS ausgeschlossen. Den persönlichen Ring Wiliguts verwahrte Himmler in seinem Schreibtisch und im Geheimen nahm er noch ein paar Mal Kontakt mit ihm auf, um Ratschläge einzuholen. Noch 1940 ließ Himmler von Wiligut ein Grabzeichen für die gefallenen Soldaten der Waffen-SS entwerfen.

Nach dem Krieg deckten polnische Historiker noch andere „Forschungsarbeiten“ der SS auf. Zum Beispiel Himmlers berüchtigte Hexenkartothek. 1935 gab der Reichsführer SS im Rahmen des SDs den "H-Sonderauftrag" heraus. Angeblich wurde Himmler von Göring inspiriert, als dieser, wohl um sich über Himmlers Okkultismusgläubigkeit lustig zu machen, von auffälligen Rabenflügen an den Stätten früherer Hexenverbrennungen berichtete.

1939 wurde der Gruppe von Männern des Sonderauftrages sogar eine eigene Dienststelle im Reichssicherheitshauptamt zugewiesen. Zuerst wurden sie im Amt II und später ab 1941 dem Amt VII („Weltanschauliche Forschung und Auswertung“) unterstellt.

Bis zum 19. Januar 1944 wurden die Forschungen unter Leitung von Dr. Rudolf Levin fortgeführt, bis sie schließlich aus kriegsbedingten Gründen eingestellt werden mussten. Auf Tausenden von Karteikarten recherchierten die SS-Männer die Schicksale der im Hexenwahn verurteilten und verbrannten Frauen. Die genaueren Gründe für die immense Forschungsarbeit, die teilweise, wie so viele Arbeiten der SS, alles andere als wissenschaftlich erfolgte, lagen wie so oft im Interesse Himmlers begründet. Er selbst wollte Beweise für die Verbrechen der katholischen Kirche sammeln, um nachzuweisen, dass sie sich zusammen mit dem Weltjudentum verschworen hatte, das altgermanische Erbe zu vernichten. Nebenbei fand man heraus, dass die Familienlegende der Himmlers von einer als Hexe verbrannten Vorfahrin zu erzählen wusste. Man stieß nämlich im Zuge der Ermittlungen auf eine Margareth Himbler, die am 4. April 1629 in Mergentheim als Hexe verbrannt worden war. In ihr wurde eine Ahnin des Reichsführers vermutet.

Nicht alle Forschungsarbeiten der SS waren jedoch nur reine Spinnerei. Das Ahnenerbe, durch den Ausbruch des Krieges seiner Expeditionsmöglichkeiten beraubt, verlegte sein Forschungsgebiet. Man begann während des Krieges, sich auf Menschenversuche in den Konzentrationslagern zu konzentrieren. Die Versuche reichten von der Sichtung erbgenetischen Materials, bis hin zur Verabreichung von Krankheitserregern oder Experimenten mit Unterdruck und Unterkühlungen. Als besonders „ambitioniert“ galten die Doktoren Rascher und Mengele. Die Ideologie der Schutzstaffel erlaubte kein Mitleid mit den Opfern, die im Dienste der Wissenschaft unmenschliche Qualen erleiden mussten. Nicht zuletzt durch die Duldung bzw. den „Forschungsauftrag“, den Heinrich Himmler hier erteilte, würde er Hitlers Vollstreckungsbeamter beim größten Genozid der Weltgeschichte werden: Der Ausrottung des europäischen Judentums.


Rassenwahn: der Weg in die "Endlösung"




Besuch Himmlers des KZ Dachau 1936



Am 27. September 1939, also erst nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, wurde der Sicherheitsdienst (SD) und die Sicherheitspolizei (Sipo) zusammengelegt und dem am 1. Oktober 1939 gegründeten Reichssicherheitshauptamt unterstellt, das von da an zu den 12 führenden Organen der SS zählte. Das RSHA, wie es abgekürzt wurde, leitete die Arbeit sämtlicher Sicherheitsorgane des Reiches. Zum Leiter wurde niemand geringerer als Reinhard Heydrich, Himmlers perfekter Technokrat des Terrors auserkoren.

Zusammen mit Ernst Kaltenbrunner bezog Heydrich Büros in der Wilhelmstraße 101, der andere Hauptsitz befand sich in der Prinz-Albrecht-Straße 8, der Zentrale des Geheimen Staatspolizeiamtes (Gestapa), besser bekannt als Gestapo.

Insgesamt würden über 3.000 SS-Beamte die Verwaltung sämtlicher „sicherheitspolitischer und nachrichtendienstlicher Belange“ des Dritten Reiches organisieren. Der einzige Konkurrent, wenn auch bei weitem nicht so bekannt bzw. so gefürchtet, war das Amt Ausland / Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht unter Admiral Wilhelm Canaris. Dort wandte man sich teilweise mit Schaudern ab, mit welchem enthusiastischen Dilettantismus bei der SS die Arbeit der Geheimdienste betrieben wurde, obwohl die „Erfolge“ des SD für sich sprachen. Doch die SS würde auch diesen Konkurrenten aus dem Wege räumen. Denn mittlerweile war die Schutzstaffel auch eine Armee geworden. Vor allem aber hatte die GESTAPO nicht zu unterschätzende Helfer: die deutsche Bevölkerung!

Aufgrund des ausgeprägten Denunziantentums konnten viele Regimegegner schon dingfest gemacht werden, bevor irgendwelche Aktivitäten des Widerstandes zustande kommen konnten. Viel konnte so bereits im Keime erstickt werden.


Grober Überblick über die Organisationsstruktur der SS 1941
Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei
Heinrich Himmler
Hauptabteilungen
Leiter
Untergeordnete Stellen (unvollständig)
1
Stab Reichsführer SS
Ogf. Karl Wolf
Freundeskreis RFSS, Ahnenerbe, Lebensborn
2
SS-Führungshauptamt
Ogf. Hans Jüttner
Kommandant der Schutzstaffel
Allgemeine SS - Waffen-SS - Totenkopfverbände - SS-Junkerschulen
3
SS-Hauptamt
Ogf. Gottlob Berger
Allgemeine SS - Waffen-SS - Totenkopfverbände - SS-Junkerschulen
4
Rasse- und Siedlungshauptamt
Ogf. Richard Hildebrandt
Allgemeine SS - Waffen-SS - Totenkopfverbände - SS-Junkerschulen
5
Hauptamt SS-Gericht
Ogf. Franz Breithaupt
Allgemeine SS - Waffen-SS - Totenkopfverbände - SS-Junkerschulen
6
Hauptamt Ordnungspolizei
Oberst-Gf. Kurt Daluege
Chef der Ordnungspolizei, sämtliche Polizeibehörden
7
Reichssicherheitshauptamt RSHA
Ogf. Reinhard Heydrich
Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD), Gestapa
8
Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt
Ogf. Oswald Pohl
9
Hauptamt Dienststelle
Gruppenführer Heißmeyer (NEPA)
Ogf. August Heißmeyer
10
Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle
Ogf. Werner Lorenz
11
Hauptamt Reichskommissariat für die
Festigung des Deutschen Volkssturms
Ogf. Ulrich Greifelt
12
SS-Sanitätshauptamt




Heinrich Himmler mit Frau und Tochter Gudrun (Aufnahmejahr unbekannt)



Nach wie vor mit seiner Frau Margarete verheiratet, hatte Himmler seit Mitte der dreißiger Jahre ein Verhältnis mit seiner Sekretärin Hedwig 'Häschen' Potthast. 1942 und 1944 schenkte die Geliebte dem Reichsführer SS jeweils einen Sohn und eine Tochter. Anders als Josef Goebbels, der mit seinen Affären teilweise heftige Zornausbrüche bei Adolf Hitler verursachte, blieb Himmler seiner Ehefrau nahe und sorgte sich rührend um seine Tochter Gudrun, genannt „Püppi“. Fast täglich rief er zu Hause an, besuchte aufmerksam alle Familienfeiern und schickte seiner Frau häufig Blumen. Himmler nahm seine Tochter einmal sogar zu einem Besuch ins Konzentrationslager Dachau mit. Ansonsten mied er seine herrische Ehefrau so gut es ging und vergnügte sich lieber mit seiner Geliebten, der er sogar auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden ein Haus bauen ließ. Henriette von Schirach, die Frau des Reichsjugendführers Baldur von Schirach, äußerte sich nach dem Kriege, dass Himmler angeblich in seinem eigenen Heim "eine Null" gewesen sein soll. Er, der Herr über Leben und Tod so vieler Menschen im Dritten Reich, war zu Hause wohl ein Pantoffelheld.

Himmler, der ansonsten so sorgfältig auf Moral und Anstand seiner SS-Leute zu achten schien, schaffte es sogar Hitler zu überzeugen, dass nach dem Ende des Krieges bei dem vorauszusehenden Männermangel eine Zweitehe die Lösung der Nachwuchsprobleme bringen könnte. Seinen SS-Männern gestattete er die "Zweitehe" mit der Auflage, dass diese mit der Absicht geführt würde, Kinder zu zeugen.

Himmler war es auch, der den Verein „Lebensborn e.V.“ zur Steigerung der Geburtenrate gegründet hatte. Alle SS-Männer hatten die heilige Pflicht, so viele Nachkommen „guten Blutes“ zu zeugen wie nur möglich. Auch uneheliche Kinder waren keine Schande, solange sie „reine arische Herkunft“ nachweisen konnten. Junge Mütter, die uneheliche Kinder zur Welt brachten, konnten – wenn sie das wollten – ihre Kinder dem Verein Lebensborn anvertrauen. Diese Kinder waren dann praktisch Eigentum der SS und wurden mit deren Doktrin erzogen.

Heinrich Himmler sagte dazu: "Alles gute Blut auf der Welt, alles germanische Blut, was nicht auf deutscher Seite ist, kann einmal unser Verderben sein. Es ist deswegen jeder Germane mit bestem Blut, den wir nach Deutschland holen und zu einem deutsch-bewussten Kämpfer machen, ein Kämpfer für uns, und auf der anderen Seite ist er einer weniger. Ich habe wirklich die Absicht, germanisches Blut in der ganzen Welt zu holen, zu rauben und zu stehlen, wo ich kann."

Zwischen 1935 und 1945 wurden insgesamt 8.000 Kinder in den Heimen des Lebensborns geboren und erzogen.

Während des Krieges wurden vor allem in den westlich gelegenen Provinzen Russlands Kinder mit „arischen Merkmalen“ entführt und in Lebensborn-Heime gebracht. Dort wurden sie aufgenommen bzw. teilweise kinderlosen Familien SS-Angehöriger zur Adoption angeboten. Eine Studie aus den ehemaligen besetzten Gebieten Polens hat ergeben, dass alleine in Polen ca. 20.000 Kinder von der SS entführt worden waren.

Entsprachen die entführten Kinder bei der Aufnahme in Lebensborn doch nicht den damals gängigen „Ariertabellen“, so wurden sie direkt an die Vernichtungslager weitergeleitet.

Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges begann die SS auf Befehl des Reichsführers damit, den Rassewahn ihres Führers Adolf Hitler mit allen Mitteln in die Tat umzusetzen. Bereits beim Feldzug in Polen folgten hinter der Front sogenannte Einsatzgruppen. Ihr Ziel war es nicht nur die polnischen Juden ausfindig zu machen und einzusperren, sondern auch die gesamte, bekannte polnische Intelligenz. Entsprechende Listen wurden bereits vor Ausbruch des Krieges von Heydrichs SD angefertigt.

Lebensraum im Osten bedeutete auch, dass man die dort ansässigen Menschen beseitigen oder vertreiben musste. Der frei gewordene Raum musste für die deutschen Siedler, die angeblich nur ihren „rechtmäßigen“ Besitz zurückholten, bereitgestellt werden.

Während Adolf Hitler niemals eine dieser Einsatzgruppen besuchte oder auch nur einen Fuß in ein Konzentrationslager setzte, war sich der „getreue“ Heinrich nicht zu schade, die Arbeit seiner Todesschwadronen immer wieder zu begutachten, zu inspizieren.

Erste Erfahrungen mit der praktischen Durchführung der „Rassenhygiene“ hatte man bereits vor dem Kriege sammeln können. Die Reinhaltung des guten deutschen Blutes begann mit Aktionen gegen minderwertiges Leben innerhalb des Reiches und in den besetzten Gebieten. Geistig Kranke, Verkrüppelte und körperlich behinderte Menschen wurden entweder sterilisiert oder bei dem ab 1940 einsetzenden Euthanasieprogramm getötet – hierzu wurde eigens ein Gesetz verabschiedet, dass die Tötung von Behinderten erlaubte.

Proteste in der Bevölkerung blieben natürlich nicht aus, denen sich vor allem die katholischen Kirchen anschlossen. Zukünftige Aktionen sollten daher vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden – hierzu eignete sich nichts besser als die Konzentrationslager.



Hitler und Himmler begutachten im September 1939 in Polen eine erbeutete Regimentsfahne der polnischen Armee.



Alle Versuche zeigten jedoch auch, dass die Beseitigung der „Rassenfeinde“, wie den Juden und Zigeunern z. B. durch Zwangssterilisation, zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Man erreichte damit, dass keine weiteren Generationen geboren würden, aber was sollte man mit den noch Lebenden anfangen?

Mit Decknamen wie Selektion, Sonderbehandlung und Endlösung begann die Todesmaschinerie im Dritten Reich zu arbeiten.

Hierzu gab es nie einen schriftlichen Befehl Hitlers. Die Befehle wurden nur immer mündlich in Besprechungen mit seinem Reichsführer SS erteilt. So entstand auch der Irrglaube, dass Hitler keine Kenntnis von den Todeslagern und den Vernichtungsbefehlen hatte.

Und doch gab es immer wieder mal Unterlagen zur Organisation des Massenmords, die von der SS nicht mehr vernichtet werden konnten. Höß berichtete in seinen Erinnerungen „Kommandant in Auschwitz“, wie Heinrich Himmler ihm im Sommer 1941 unter 4 Augen befohlen habe, die Endlösung der Judenfrage im Konzentrationslager Auschwitz vorzubereiten. Der Auftrag dazu sei Himmler von Hitler persönlich übertragen worden. Höß stellte diesen mündlichen Befehl nicht in Frage sondern machte sich umgehend an dessen Umsetzung.

Nach Ausbruch des Krieges gegen die Sowjetunion machte sich Himmler im August 1941 auf, die Arbeit seiner Einsatzgruppen in Weißrussland persönlich zu begutachten. Der Leiter der Einsatzgruppe B, Brigadeführer Arthur Nebe, berichtete bei Himmlers Eintreffen über die zurückliegenden Massenerschießungen. Himmler selbst ordnete für den nächsten Tag eine weitere Erschießung von 100 angeblichen „Partisanen“ an, der er persönlich beiwohnen wolle. Laut den Erinnerungen seines Stabschefs Karl Wolff hatte Himmler zuvor noch niemals einer derartigen Tötungsaktion beigewohnt. Am nächsten Morgen trieben die Soldaten der Einsatzgruppe die Gefangenen, darunter auch zwei Frauen, zu zuvor ausgehobenen Gruben. Dort mussten die „Partisanen“ Gruppenweise hinein klettern. Danach krachten die Salven des Exekutionskommandos. Opfer, die noch lebten bzw. sich danach noch bewegten, wurden vom Führer des Exekutionskommandos mit der Pistole durch Genickschuss getötet. Als sich die Grube rasch mit Leichen füllte, begann es in Himmlers Gesicht zu arbeiten, schlussendlich musste er sich vor allen Anwesenden übergeben. Fortan schenkte der Reichsführer SS der Moral seiner Truppe besondere Aufmerksamkeit – „humanere“ Tötungsmethoden mussten erarbeitet werden. Humaner sollten diese Methoden jedoch nicht für die Opfer sein, denn es ging Himmler lediglich um die Moral der Täter, die teilweise bis zu den Knöcheln in Blut standen und deren Uniform nach solchen Erschießungen von Blut, Gehirn-Stücken und Knochensplittern übersät war.

Man experimentierte mit Kohlenmonoxid, Abgasen von Lkw-Motoren, Sprengstoff und Giftgas. Schlussendlich stellte Auschwitz-Birkenau mit seinen Gaskammern und der Verwendung von Zyklon-B den Höhepunkt der „industrialisierten Massenvernichtung“ dar. Auch in Auschwitz begutachtete Himmler persönlich die „Sonderbehandlung“ eines Transportes von 449 holländischen Juden am 17. Juli 1942.

Danach sprach er dem Kommandanten des Lagers, Rudolf Höß, sein Lob aus und beförderte ihn. Himmler war begeistert, wie man mittels Zyklon B unnötige „Rohheit“ vermeiden konnte. Ganz besonders ging es ihm darum, dem moralischen Verfall der Henker entgegen zu wirken und die Bereicherung der Täter zu unterbinden: Wir hatten das moralische Recht, wir hatten die Pflicht gegenüber unserem Volk, dieses Volk das uns umbringen wollte, umzubringen. Wir haben aber nicht das Recht, uns auch nur mit einem Pelz, einer Uhr, mit einer Mark oder mit einer Zigarette oder mit sonst etwas zu bereichern."

Korruption war in der SS nämlich Gang und Gäbe, die Unterschlagung von Eigentum der Ermordeten an der Tagesordnung. Bestes Beispiel war der Kommandant des KZ Buchenwald, Karl Otto Koch. Koch wurde 1944 auf Befehl Himmlers verhaftet, ihm wegen Korruption der Prozess gemacht. Verhindern konnten jedoch auch Prozesse wie der von Koch nicht, dass die Korruption munter weiter ging.



KZ Mauthausen, Besuch Heinrich Himmler, Franz Ziereis



Himmler selbst machte aus der „Endlösung“ der Judenfrage immer weniger ein Geheimnis, hatte irgendwie das Bedürfnis, mit der schrecklichen Wahrheit vor Andere zu treten. Eines der erschütterndsten Dokumente des Massenmordes bilden seine beiden Posener Reden, die, auf Wachsschallplatten aufgezeichnet, die Kriegswirren überlebten.

Am 4. Oktober 1943 sprach er vor 92 höheren SS-Offizieren und zwei Tage später vor Reichs- und Gauleitern sowie mehreren Regierungsvertretern. Unter den Regierungsvertretern war übrigens auch Albert Speer, der nach dem Krieg von den Massenmorden nichts gewusst haben wollte. Da er jedoch von Himmler während der Rede persönlich angesprochen wurde, halten viele Historiker zu Recht diese Aussage Speers mittlerweile für mehr als zweifelhaft. Natürlich konnte auch der massenhafte Einsatz von Zwangsarbeitern, nicht nur in der Rüstungsindustrie dem dafür zuständigen Minister natürlich nicht entgangen sein. Himmler selbst sprach diese 2 Reden übrigens frei und benutzte nur kleine Zettel mit handschriftlichen Notizen.

Hier ein Ausschnitt aus der ersten Rede, in der er den Mord an den Juden offen zum Ausdruck bringt:

„Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. – ‚Das jüdische Volk wird ausgerottet’, sagt ein jeder Parteigenosse‚ „ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.“ […] Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1.000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte. […] Wir hatten das moralische Recht, wir hatten die Pflicht gegenüber unserem Volk, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen.“

Insgesamt sprach Himmler mehr als 3 Stunden zu den SS-Offizieren. In der zweiten Rede vor den Reichs- und Gauleitern zwei Tage später wird er jedoch nicht weniger deutlich:

„Ich bitte Sie, das, was ich Ihnen in diesem Kreise sage, wirklich nur zu hören und nie darüber zu sprechen. Es trat an uns die Frage heran: Wie ist es mit den Frauen und Kindern? – Ich habe mich entschlossen, auch hier eine klare Lösung zu finden. Ich hielt mich nämlich nicht für berechtigt, die Männer auszurotten, sprich also umzubringen oder umbringen zu lassen – und die Rächer in Gestalt der Kinder für unsere Söhne und Enkel groß werden zu lassen. Es musste der schwere Entschluss gefasst werden, dieses Volk von der Erde verschwinden zu lassen. Für die Organisation, die den Auftrag durchführen musste, war es der schwerste, den wir bisher hatten. […]“

„Ich habe mich für verpflichtet gehalten, […] zu Ihnen als den obersten Würdenträgern der Partei, dieses politischen Ordens, dieses politischen Instruments des Führers, auch über diese Frage einmal ganz offen zu sprechen und zu sagen, wie es gewesen ist. Die Judenfrage in den von uns besetzten Ländern wird bis Ende dieses Jahres erledigt sein. Es werden nur Restbestände von einzelnen Juden übrig bleiben, die untergeschlüpft sind.“


Als Reichsprotektor von Böhmen und Mähren (genannt „Der Henker“) war Reinhard Heydrich am 4. Juni 1942 in Prag den Folgen eines Attentats erlegen, sein Nachfolger im RSHA war Ernst Kaltenbrunner, der Heydrichs Qualitäten oder Skrupellosigkeit nicht annähernd erreichen konnte.

Am 20. August 1943 wurde Heinrich Himmler zum Reichsinnenminister ernannt. Auch in den Augen der Alliierten galt er mittlerweile als zweitmächtigster Mann hinter Hitler, hatte eine derartige Machtfülle erreicht, wie kein anderer Mann in Hitlers direktem Umfeld. Hitler selbst war sich absolut sicher, dass Himmler immer der Sache und der Person des Führers treu sein würde.

Himmler war seinem Idol und Führer absolut hörig, nahezu blind ergeben. Sein Masseur Felix Kersten erinnerte sich später, dass Himmler jedes Mal Todesängste ausgestanden hatte, wenn er zu seinem Führer befohlen wurde und näherte sich diesem stets unterwürfig. Für Himmler war Hitler der Messias der Germanen und gehörte zu "den großen Lichtgestalten, die dem Germanentum immer dann entstehen, wenn es in tiefste körperliche, geistige und seelische Not gelangt. Goethe war eine solche Gestalt auf dem Geistesgebiet, Bismarck auf dem politischen Sektor, der Führer ist es auf allen Gebieten. Er ist dazu von dem Karma des Germanentums der Welt vorbestimmt, den Kampf gegen den Osten zu führen und das Germanentum der Welt zu retten."

Ende des Jahres 1943 zeichnete sich jedoch bereits ab, dass der Krieg für das Deutsche Reich verloren war. Es schien nun, als klammerten sich Granden des Dritten Reiches verzweifelt an ihre eigene Propaganda, phantasierten von „Wunderwaffen“ und dem großen „Endsieg“, als die Fronten bereits begannen, allerorts zusammenzubrechen.


Götterdämmerung




Führerhauptquartier "Wolfsschanze".- v.l.n.r.: Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Karl-Jesko von Puttkamer, unbekannt, Adolf Hitler, Wilhelm Keitel am 15.7.1944



Im Laufe des Jahres 1944 zeichnete sich der Untergang des 3. Reiches in aller Deutlichkeit immer weiter ab. In Italien standen bereits die Alliierten, Mussolini war abgesetzt worden und die einst verbündete italienische Armee musste von der Wehrmacht entwaffnet werden. Im Osten verteidigten sich die Landser verzweifelt gegen die Rote Armee, Divisionen, die teilweise nur noch die Stärke von Regimentern aufwiesen, mussten sich Meter um Meter in Richtung Reichsgebiet zurückziehen. Alle wussten, dass die Rote Armee, die unaufhaltsam anrückte, von wilden Rachegelüsten beseelt war. Am 6. Juni 1944 landeten die West-Alliierten in der Normandie und eroberten teilweise unter tatkräftiger Mithilfe von revoltierenden Wehrmachtsgenerälen innerhalb von nur zwei Monaten große Teile des besetzten Frankreichs und drängten die Wehrmacht schließlich bis auf die Reichsgrenze zurück. Der letzte verzweifelte Versuch, das drohende Ende zu verhindern und doch noch im letzten Moment zum Verhandlungstisch zurückkehren zu können scheiterte am 20. Juli 1944. Das Attentat des Oberst Claus Schenk Graf von Staufenberg im Führerhauptquartier Wolfsschanze scheiterte. Adolf Hitler überlebte den Bombenanschlag und die unmittelbar danach gestartete „Operation Walküre“ konnte im Keime erstickt werden.

Noch am selben Tage starben die ersten Verschwörer im Hof des Bendlerblocks durch ein eilig herbei befohlenes Exekutionskommando. Viele weitere sollten in den Tagen danach noch folgen, als die SS sich aufmachte, im Namen ihres Führers grausame Rache zu üben. Seltsam erscheint es nachträglich gesehen, dass der allumfassende Bespitzelungsapparat der SS bzw. des SD nichts von der Offiziersverschwörung gewusst haben soll. Noch am 17. Juli wies Himmler selbst einen schriftlichen Antrag auf die Verhaftung von Ludwig Beck und Carl Goerdeler ab, die beide zum Kreis der Verschwörer des 20. Juli 1944 zählten. Dem Reichsführer SS eine Verwicklung in diese Verschwörung zu unterstellen bleibt dabei reine, unseriöse Spekulation und kann praktisch ausgeschlossen werden. Zwar will dessen Masseur Felix Kersten am Abend des 20. Juli beobachtet haben, wie Himmler heimlich Akten vernichtet hatte, jedoch gibt es keine weiteren Anhaltspunkte, die eine Verwicklung bzw. Beteiligung Himmlers an der Verschwörung nahelegen würde. Himmler selbst stand nämlich auf der „Abschussliste“ der Verschwörer ganz oben. Hatte Himmler vielleicht geplant, nach einem geglückten Attentat selbst die Macht zu ergreifen? In diesem Falle wäre es zu einem Kampf zwischen SS und Wehrmacht gekommen. Auch dies muss man denke ich in den Bereich der Spekulation verweisen.

Fakt ist jedoch, dass die SS nach dem 20. Juli rigoros unter den Verschwörern aufräumte, sich gar in einen Blutrausch sondergleichen taumelte. Himmler erzwang dazu die Durchführung der "Sippenhaft", die bereits seit 1943 gegen Deserteure eingeführt worden war. Auf einer Gauleitertagung am 3. August 1944 führte er dazu aus: "Sie brauchen bloß die germanischen Sagen nachzulesen. Wenn sie eine Familie in die Acht taten und für vogelfrei erklärten oder wenn eine Blutrache in einer Familie war, dann war man maßlos konsequent. Wenn die Familie vogelfrei erklärt wird und in Acht und Bann getan wird, sagten sie: Dieser Mann hat Verrat geübt, das Blut ist schlecht, da ist Verräterblut drin, das wird ausgerottet. Und bei der Blutrache wird ausgerottet bis zum letzten Glied in der ganzen Sippe. Die Familie Graf Stauffenberg wird ausgelöscht werden bis ins letzte Glied."

Auch Himmler war dabei in seinem tiefsten Innern bereits bewusst, was die Stunde geschlagen hatte. Noch liefen die Vernichtungslager, die Gaskammern und Krematorien im Osten auf Hochtouren. Die ungarischen Juden zum Beispiel wurden mit Sonderzügen Tag und Nacht nach Auschwitz deportiert.

Als dieser in jeder Hinsicht blutige Sommer des Jahres 1944 zu Ende ging, begannen die Mörder mit der Beseitigung der Spuren ihrer Verbrechen. Massengräber wurden wieder ausgehoben und die Leichen verbrannt, Gaskammern und Krematorien gesprengt oder, soweit möglich, zum Abtransport ins Reich vorbereitet, sämtliche schriftlichen Aufzeichnungen und Befehle so gut es ging vernichtet. Nichts sollte Zeugnis geben vom Massenmord – nie sollte man nach dem Krieg Kenntnis über die genauen Opferzahlen erlangen können. Himmler begann nun, seine Fühler Richtung der westlichen Alliierten auszustrecken und bot Verhandlungen an. Im Juli vermerkte Churchill auf einer Notiz zu einem Funkspruch des Reichsführers SS nur "erhalten und zerstört". Himmler war sich wohl nicht bewusst, dass die Alliierten mittlerweile zumindest schemenhaft über den Holocaust informiert waren. Sein Name war mit dem Massenmord direkt hinter Adolf Hitler, als Zweiter auf der Liste, untrennbar verbunden. Himmler war sich sogar nicht zu schade, Kontakt zum Jüdischen Weltkongress aufzunehmen, um gegen sein Leben Rüstungsgüter anzubieten. Die Alliierten lehnten jedoch alle Verhandlungen mit Himmler ab.

Nach dem 20. Juli 1944 wurde Himmler auch zum Chef des Ersatzheeres berufen. Jetzt sollte sich bald der Traum des jungen Himmler erfüllen - zum Truppenführer berufen zu werden, um an der Spitze von Armeen Einfluss auf den Krieg nehmen zu können. Im September 1944 erhielt Himmler zusätzlich das Kommando über den Volkssturm.

Anfang Dezember 1944 ernannte ihn Hitler zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Oberrhein. Himmler bezog daraufhin sein Hauptquartier im Schwarzwald und hatte bald eine bunte Truppe aus Volkssturm, Grenzschützern, Flakhelfern und Ost-Bataillonen unter seinem Kommando. Mittlerweile brach in Berlin durch Himmlers Abwesenheit seine SS auseinander. SS-Führer wie Hermann Fegelein (Himmlers Adjutant und Eva Brauns Schwager) und Ernst Kaltenbrunner schlugen sich auf die Seite des neuen starken Mannes, Martin Bormann. Bald schon stellten sich wieder seine Magenschmerzen aus jüngeren Jahren ein und der Reichsführer SS war wieder überfordert. Am 24. Januar 1945 übertrug Adolf Hitler, zum Entsetzen von Generaloberst Guderian, seinem „getreuen Heinrich“ das Oberkommando über die Heeresgruppe Weichsel.

Dort zeigte sich schnell, dass Guderian Recht behalten sollte. Himmler war mit seinen Kommandos total überfordert, konnte der anrückenden Roten Armee unter Schukow nichts entgegensetzen und verheizte seine besten noch vorhandenen SS-Panzer-Divisionen in einem aussichtslosen Angriff auf die übermächtigen Feindkräfte. Verzweifelt versuchte Guderian, den untauglichen Himmler, der sich immer öfters wegen „Krankheit“ in die Klinik seines Freundes Gebhardt zurückzog, absetzen zu lassen. Guderian erzielte bei Hitler schließlich einen Teilerfolg, denn General Wenck wurde Himmlers Stab zugeteilt. Wenck fiel jedoch schon nach vier Tagen durch einen Autounfall wieder aus. Guderian machte sich nun persönlich auf, um den Reichsführer SS dazu zu bewegen, auf den Oberbefehl über die Heeresgruppe zu verzichten. Himmlers Hauptquartier teilte Guderian mit, dass der Reichführer SS mit einer „schweren“ Grippe in der Klinik liege. Guderian eilte sogleich zum „Krankenlager“ des von Versagensängsten gepeinigten Himmler. Guderian konnte Himmler erfolgreich überzeugen das Kommando abzugeben und sich beim Führer für ihn zu verwenden. Als Guderian nach Berlin zurückkehrte, nahm Hitler Himmlers Gesuch nur schweigend zur Kenntnis und genehmigte die Übertragung der Heeresgruppe an General Heinrici.

Am 20. März 1945 entschied sich Himmler, von seinem Idol und „geliebten Führer“ Abschied zu nehmen, um seine eigene Haut zu retten.

Während Himmler seine Flucht organisierte, durchstreiften „fliegende Standgerichte“ unter Leitung der SS das geschundene Land, griffen sogenannte „Volksschädlinge“ und vermeintliche oder echte „Deserteure“ auf und hängten diese kurzerhand an den nächsten Baum oder Laternenpfahl. Die Gehängten bekamen meist Schilde um den Hals, auf denen Ihre Taten standen, um als abschreckendes Beispiel zu dienen. Und während allerorts noch der sinnlose Kampf um den Endsieg tobte, versuchte der Reichsführer SS erneut Kontakt mit den Westalliierten aufzunehmen. Noch immer rechnete Himmler damit, dass er einen Separatfrieden mit den Alliierten aushandeln könnte. Deutschland würde dann unter seinem Kommando und der Unterstützung Eisenhowers weiter gegen den Feind des Westens, gegen die Sowjetunion kämpfen.


Ende in der Lüneburger Heide




Die Leiche Himmlers am Tag seines Suizids, dem 23. Mai 1945.



20. April 1945: In Berlin feierte man zum letzten Male den Geburtstag des Führers Adolf Hitler, ungeachtet der Stoßkeile der Roten Armee, die die Reichshauptstadt in eine tödliche Umklammerung zu ziehen drohten. Unter den Gratulanten ein Mann, der gleichwohl persönlich Abschied von seinem Idol nimmt: Heinrich Himmler.

Noch einmal standen sich der Mann, der Deutschland in den Abgrund geführt hatte, und sein „getreuer“ Heinrich gegenüber. Himmler bat bei dieser Gelegenheit seinen 'Führer' noch einmal, die Reichshauptstadt zu verlassen. Doch der vom Untergang schwer gezeichnete, alternde Diktator, lehnte ab. Im Anschluss gab Himmler seinen versammelten SS-Führern in Berlin den vertraulichen Auftrag: "Taucht unter in der Wehrmacht."

Dann stieg er ins Auto und verließ auf schnellstem Wege Berlin, noch bevor die Rote Armee jede Fluchtmöglichkeit abschneiden konnte. Auf der Rückfahrt fragte er seinen Masseur und Vertrauten Felix Kersten, ob er denn Kontakt zu Eisenhower habe. Als dieser verneinte, musste der Kontakt wieder über den schwedischen Unterhändler und Vizepräsidenten des schwedischen Roten Kreuzes Folke Bernadotte hergestellt werden. Dieser hatte den Auftrag, Himmler eine Verhandlung mit dem US-General zu ermöglichen.

In Berlin spielte sich der letzte Akt der Tragödie im Führerbunker der Reichskanzlei ab. Adolf Hitler hoffte auf die Rettung durch einen der SS-Generale: Felix Steiner sollte die Reichshauptstadt von den Truppen der Roten Armee befreien und die Bolschewisten zurück zur Oder jagen. Steiner hatte 10.000 Mann, ihm standen 100.000 Mann der sowjetischen Armee gegenüber, bestens ausgerüstet und versorgt, während es auf Seiten der Wehrmacht an allem mangelte. Munition, Verpflegung und vor allem Benzin waren rar geworden. Steiner entschied sich, das einzig Richtige zu tun, er verweigerte den Befehl seines Führers und zog sich zurück, anstatt anzugreifen. Als Hitler von Steiners Rückzug erfuhr, brach er schluchzend zusammen und verfluchte die SS.

Am 28. April erhielt Hitler die Nachricht, dass sein „getreuer Heinrich“, der Reichsführer SS, angeblich im Geheimen Verhandlungen mit den West-Alliierten aufgenommen habe. Hitler war anfangs wie gelähmt um dann in einen seiner berüchtigten Tobsuchtsanfälle auszubrechen. Nun wusste er, warum Steiner nicht angetreten war, warum Himmler an der Weichsel versagt hatte, warum die SS-Panzerkorps in Ungarn die Russen nicht besiegt hatten. Alle hatten ihn verraten. Kreischend schrie er nach dem Generalfeldmarschall Ritter von Greim und erteilte ihm den Auftrag, sofort aus dem eingeschlossenen Berlin auszufliegen und Himmler, egal wo er sich auch immer momentan aufhielt, sofort persönlich zu verhaften.

In seinem Testament diktierte der ehemalige „Führer des Großdeutschen Reiches“: "Ich stoße vor meinem Tode den früheren Reichsführer-SS und Reichminister des Innern, Heinrich Himmler, aus der Partei sowie aus allen Staatsämtern aus."

Zwei Tage später tötete sich Adolf Hitler selbst. Durch den Rundfunk tönte nun die letzte Lüge, dass er "bis zum letzten Atemzuge gegen den Bolschewismus kämpfend für Deutschland gefallen ist."

Himmler aber träumte immer noch davon, eine neue nationalsozialistische Partei zu gründen. Er stellte sogar schon eine Nachkriegsregierung zusammen. Die Alliierten jedoch hatten sein einseitiges Kapitulationsangebot schon längst abgelehnt. Komplett realitätsfremd gab sich der ehemals zweitmächtigste Mann des „Tausendjährigen Reiches“ unbegründeten Hoffnungen und phantastischen Illusionen hin.

Himmler begab sich nach Flensburg, dort wollte er unter Dönitz zweiter Mann der neuen Reichsregierung werden. Dönitz aber dachte nicht daran, sich mit dem ehemaligen Reichsführer SS einzulassen. Als Himmler nun erkannte, dass seine Position haltlos geworden war, machte er sich daran, mit seinen letzten Getreuen in Wehrmachtsuniformen unterzutauchen. Versehen mit einer Augenklappe, einem Uniformrock der Geheimen Feldpolizei und einem Ausweis, der auf einen Feldwebel Heinrich Hitzinger ausgestellt war, überquerte er am 20. Mai 1945 die Elbe. Das Ziel der Gruppe war Süddeutschland. Dort wollte Himmler abwarten, bis die Alliierten ihn zum Kampf gegen die Sowjetunion rufen würden. Für ihn stand nach wie vor fest, dass die Alliierten ihn und seine SS brauchen würden, um gegen den Bolschewismus eine Chance zu haben.

Hier gehen die Quellen nun auseinander. Manche berichten von einer Festnahme am gleichen Tag, andere davon, dass die Gruppe erst am 22. Mai in der Lüneburger Heide aufgegriffen wurde. Auch sprechen die einen von einer sowjetischen Feldstreife, die die Gefangenen den für den Sektor zuständigen Briten übergab, andere von einem Straßenposten der britischen Armee. Fakt ist jedoch, dass Heinrich Himmler in das Vernehmungslager 031 nahe Lüneburg eingeliefert wurde. Dort war Himmler offenbar mit der Behandlung als einfacher Unteroffiziersdienstgrad unzufrieden. Er gab sich dem Vernehmungsoffizier, Captain Tom Selvester zu erkennen, nahm die Augenklappe ab und sagte auf die Frage nach seinem Namen: "Heinrich Himmler".

Sofort alarmierte Selvester den militärischen Geheimdienst. Man vermutete sofort, dass er eine Giftkapsel bei sich tragen könnte. In seiner Kleidung wurde sogar eine gefunden. Als ihm der herbeigerufene Arzt in den Mund sah, entdeckte er etwas Dunkles. Doch noch bevor der Arzt zugreifen konnte drehte Himmler den Kopf zur Seite und biss zu. Sekunden später starb der einst zweitmächtigste Mann des Dritten Reiches an einer Dosis Zyankali. Die Briten fotografierten seine Leiche, die nach der Obduktion in ein Tarnnetz gewickelt, an einer geheimen Stelle auf dem Standortübungsplatz Wendisch Evern begraben wurde.

Während die sterblichen Überreste des einst so mächtigen Mannes irgendwo in der Heide vermoderten, machten sich die Überlebenden daran, auf den Trümmern des Dritten Reiches ein noch besseres, neues Deutschland zu errichten.



Quellen

Höhne, Heinz: Der Orden unter dem Totenkopf, Bassermann Verlag München, 2008, ISBN 978-3-8094-2255-6
Knopp, Guido: Die SS - Eine Warnung der Geschichte, C. Bertelsmann Verlag, München, 3. Auflage 2002, ISBN 3-570-00621-2
Wegner, Bernd: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945, Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborng, 9. Auflage 2010, ISBN 978-3-506-76313-6

Einige der Webseiten, die bei der Erstellung des Berichtes herangezogen wurden:
Zugriff vom 11. bis 28. April 2010
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Himmler
http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Heydrich
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensborn
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichssicherheitshauptamt
http://de.wikipedia.org/wiki/Gestapo
http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzstaffel
http://de.wikipedia.org/wiki/Organisati ... tur_der_SS

Bildquellen

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http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bund ... ttwitz.jpg (Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-1989-0718-501 / CC-BY-SA)
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http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 102-14393 / CC-BY-SA)http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-J27366,_Sepp_Dietrich.jpg?uselang=de (Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-J27366 / CC-BY-SA)
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Autor von Mackensen