Mo 22. Jun 2020, 16:17 von Kanthe
Obwohl die feindliche Artillerie nicht mehr feuert, schlagen die Granaten weiter ein. Immer noch werden Sand und Staub aufgewirbelt. Rauch steigt auf, Feuer brennt. Wieder eine Explosion, es hat erneut ein Fahrzeug der Panzerjäger erwischt. Mit jedem Einschlag, jedem Treffer wird dem Unteroffizier schwerer ums Herz.
Es muss aber gleich aufhören. Der Unteroffizier schaut die Straße entlang. Geht kurz in sich und stemmt sich dann etwas weiter aus der Kommandanten Luke heraus. Er blickt nach Links zu seinen Fahrzeugen, die mit laufendem Motor warten. In jedem Fahrzeug schauen die Soldaten nach vorn zu den Panzerjägern, aber überall schaut auch ein Kamerad zum Führungspanzer. Dann entschließt sich der Unteroffizier Kanthe zum Handeln. Er hebt den Arm gerade in die Luft, Kontaktaufnahme, und prompt kommt die Antwort. In jedem Fahrzeug hebt ein Kamerad ebenfalls den Arm, Kontakt aufgenommen. Dann stößt der Unteroffizier seinen Arm in Richtung Front, zweimal, hebt den Arm wieder und lässt ihn zweimal schnell einknicken. Kontaktaufnahme, an die Front, Marsch Marsch!
Man sieht, die Köpfe der Soldaten in die Fahrzeuge brüllen und prompt setzen sich die Halbketten und Panzer in Bewegung. Noch immer schlagen Granaten ein, doch unbeirrt beginnt die Rettungsaktion. 800 m vor dem ersten brennenden Fahrzeug. 700 m, 600 m und immer noch schlagen Granaten ein. Doch es werden weniger. 500 m und alle Fahrzeuge fahren geschlossen vor. Zwei Panzer sichern nach vorne, dann kommen zwei Halbketten, danach die beiden Sanis. 300 m und plötzlich verstummen die Einschläge. Es wird ruhiger an der Front. Man kann nun die Motoren hören. Schreie von Soldaten und hier und da eine kleine Explosion.
Dann erreichen die ersten beiden Panzer das Schlachtfeld. Mehrere Soldaten rennen zu Ihnen, doch die beiden brechen noch ein Stück weiter vor, halten an und beginnen mit der Sicherung. Die Halbketten stoppen und Soldaten springen heraus, laden Verletzte ein und helfen Verschütteten oder Eingeklemmten. Jetzt muss es schnell gehen. Holt so viele raus wie ihr könnt Männer, denkt sich der Unteroffizier. Dann kommt sogar noch ein fahrender Panzerjäger an. Er schleppt sich mehr schlecht als recht zu den Rettern. Es dauert nicht lange, als die ersten beiden Halbketten sich auf den Rückweg machen. Auch die beiden Bergepanzer machen sich, voll beladen mit Verwunderten auf den Rückweg. Nach und nach fahren auch die anderen Halbketten mit Verwundeten zurück.
Plötzlich ein Schuss von einem Panzer III. Noch einer. Dann setzen die beiden Panzer nach hinten. Sie fahren ein Stück in Deckung und drehen, der Turm jedoch zum Feind gerichtet. Noch ein Schuss, der andere feuert auch. Was ist da los?
„Eber an 322, was ist da los? Kommen!“
„Hier 322, mehrere feindliche schwere Panzer rollen auf unsere Stellung vor. Beginnen mit dem ausweichen, kommen!“
„Hier Eber, verstanden! Kommt schnell heim!“
Alle Halbketten sind mittlerweile wieder hinter den eigenen Reihen oder kurz davor und beginnen mit dem ausladen und verarzten der Verwundeten. Dann kommt, langsam rauchend, quietschend und rasselnd der Panzerjäger des Chefs der 1., Hauptmann Gobler an. Kurz darauf jagen die beiden Panzer III an ihm vorbei und zurück zu den eigenen Stellungen.
„Eber an Rettungsteam, sehr gut gemacht! Ich bin stolz auf Euch! An alle, höchste Aufmerksamkeit nach vorne, schwere feindliche Panzer gesichtet. Keine Feuererlaubnis bis Feind auf uns feuert! Eber Ende!“
Ein kurzer Blick zum Major und dieser weiß, übernehmen. Dann springt der Unteroffizier vom Panzer und rennt zu den Kameraden der Panzerjäger 46. Verbände werden angelegt, Blutungen gestillt und Kameraden betreut. Man hilft sich gegenseitig. Ein Hauptgefreiter steht ziemlich hilflos da, den Tränen nah und erblick den Unteroffizier.
„Es war so gut…..wir hatten die Mistkerle schon fast….und dann….meine Mannschaft….mein Panzer….ich….“ Der Hauptgefreite kann die Tränen nicht mehr halten. Der Unteroffizier Kanthe geht zu ihm und nimmt ihn in den Arm. Mehr weiß er in diesem Moment nicht zu sagen oder zu tun. Er empfindet es als nur menschlich ihm jetzt beizustehen. Dann kommt ein Sani, der sich um andere kümmern musste und übernimmt mit einem Kopfnicken.
Dann erblickt er den Hauptmann Gobler und geht direkt zu ihm. Sein Panzer hat schwere Schäden und es wirkt wie ein Wunder, dass er es bis hierhergeschafft hat.
„Herr Hauptmann, das war eine schöne Scheiße! Wir sind nicht mal mit einem blauen Auge davongekommen, das höchstens ein Zug der gerettet werden konnte.“
„Ja, es tut mir in der Seele und im Herzen weh. So viele gute und erfahrene Männer sind einfach nicht mehr da. So viele Freunde sind gegangen. Ich…“
„Sie werden jetzt erstmal nach hinten gebracht und ruhen sich mit den Kameraden aus. Ich werde sehen, dass sie alle eine Genesung in der Heimat bekommen. Ich werde dem General berichten. Aber dennoch, ich bin froh, so viele wieder hier zu sehen.“
Dann macht er sich auf den Weg zu seinem Panzer, schwingt sich wieder in die Kommandantenkuppel und funkt zum General.
„Lärche, hier Eber, kommen.“