Fr 15. Aug 2014, 19:15 von von Truxa
Grundidee und verpasste Chance
Ich möchte mit einem Zitat beginnen, das, wie ich finde, sehr eindringlich die Wertschätzung zeigt, die das OKH dieser doch recht jungen Waffengattung entgegengebracht hat.
„Die Sturmartillerie ist tatsächlich das Rückgrat unserer oft vor kaum lösbare Aufgaben gestellten Infanterie, sie bringt, wo sie auftritt, in der Regel die Entscheidung für das Gefecht“
Dieses Zitat stammt vom General der Artillerie beim Chef Generalstab des Heeres Ende 1943. Ursprünglich als artilleristische Unterstützungswaffe der Infanterie vorgesehen, wurde doch der Einsatz gegen Panzer immer wichtiger. Der grandiose Erfolg gegen Panzer und die direkte und vor allem nahe Unterstützung der Infanterie, machte den Wert und auch die Beliebtheit dieser jungen Waffengattung aus.
Die Grundidee reicht eigentlich bis in die Zeit des 1. Weltkrieges zurück. Die Infanterie sollte im Kampf durch Artilleriefeuer gestärkt werden. Sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung sollte die Artillerie die Infanterie zur Seite stehen. Aber die damalig eingesetzten Artillerieverbände, hatten entscheidende Nachteile:
• Die Artillerie war nicht der Infanterie unterstellt. Feuerunterstützung mußte erst bei der Kommandostelle beantragt werden
• Um feuerbereit zu sein, brauchte die Artillerie relativ lange
• Das indirekte Schiessen benötigte eine komplexe Vorbereitung. Schnelles und flexibles Handeln war nicht möglich.
Diese Fakten, führten zu der Schaffung von Infanteriegeschützen, die nach 1933 zur Infanterie gehörten. Die Geschütze waren aber aufgrund ihres Gewichtes sehr eingeschränkt in ihrer Beweglichkeit und daher im Einsatz, wir würden heute sagen, suboptimal.
Es entstand nun die Idee von selbstfahrenden, stets feuerbereiten Geschützen. Da es Vollkettenfahrzeuge sein sollten, wäre es jederzeit möglich der Infanterie im Gelände zu folgen und diese ununterbrochen zu unterstützen.
Dann kam das Jahr 1935. Es war für die Sturmartillerie durch zwei wegweisende Ereignisse geprägt. In diesem Jahr fiel die Entscheidung zur Bildung von Panzerdivisionen. Als unmittelbare Folge daraus wurden viele industrielle und personelle Mittel aufgewendet um die Panzertruppe zu schaffen. Man sah die Gefahr, dass die Infanterieverbände weiterhin ohne die angedachte Unterstützungswaffe auskommen mußten.
Es entbrannte eine intensive Diskussion über den operativen Einsatz von Artillerie in der Hand der Infanterie. Stimmen der Anhänger der Panzerwaffe wurden laut, indem die Befürworter der Sturmartillerie als „Totengräber der Panzerwaffe“ bezeichnet wurden.
Auf dem Höhepunkt der Diskussionen verfasste der Vordenker dieser neuen Waffengattung, der spätere Generalfeldmarschall von Manstein, eine Denkschrift an den Chef des Generalstabes und an den Oberbefehlshaber des Heeres, in der er den Vorschlag unterbreitete den Gedanken einer Infanterie-Begleitwaffe aus dem 1. Weltkrieg wieder aufzunehmen und mit den fortschrittlicheren technischen Möglichkeiten zu kombinieren und gepanzerte Geschütze auf Selbstfahrlafetten zu entwickeln. Jede Infanterie-Division sollte eine Abteilung mit 3 Batterien zu je 6 Geschützen erhalten.
Der Vorschlag fand, nach einigem Widerstand, die Billigung des Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst von Fritsch. 1937 unterzeichnete er ein Programm, nach dem bis zum Herbst 1939 jede aktive Division, bis 1940, auch jede Reserve Division, mit einer Sturmartillerieabteilung ausgestattet werden sollte. Leider erlitt dieses Aufstellungsprogramm einen Dämpfer als Generaloberst von Fritsch zurücktrat und gleichzeitig von Manstein aus dem OKH austrat.
Von Brauchitsch, als Nachfolge- Oberbefehlshaber, kürzte das Programm, sodass nur eine geringe Anzahl von Sturmgeschützabteilungen aufgestellt werden sollten. Tatsächlich führte dieser Beschluss dazu, dass bis 1940 nur ein paar unabhängige Batterien aufgestellt wurden. Obgleich- und das ist das Unbegreifliche, genügend fabrikatorische Kapazität zur Verfügung stand, um den ursprünglichen Plan umzusetzen zu können. Auch die Erprobung der ersten Prototypen war 1938 zufriedenstellend verlaufen, sodass man sagen kann, dass die Waffe vor dem Krieg fertig entwickelt war und zu Kriegsbeginn in vollem Umfang zur Verfügung hätte stehen können, die sie später auch nicht mehr ereiccht hat.
Eine verpasste Chance…….
Fortsetzung folgt….
Quellen:
„Sturmgeschütze- Die Panzer der Infanterie“ von Franz Kurowski/ Gottfried Tornau
„Sturmgeschütz III Rückgrat der Infanterie“ von Peter Müller/ Wolfgang Zimmermann
