Beitrag Do 3. Dez 2020, 21:59

Arisaka Modell 1905 Repetiergewehr

Arisaka Modell 1905 (Typ Meiji 38) und (Typ 99) Repetiergewehr





Arisaka Modell 1905 (Typ Meiji 38)


Die japanische Armee kämpfte im zweiten Weltkrieg mit den gleichen - oder fast gleichen- Gewehren mit Zylinderverschluss, mit denen sie schon während des Ersten Weltkrieges ausgerüstet war. Sie stammten von dem Arisaka Modell 1905 ab. Das Arisaka war nach einen Oberst benannt, der einer Gruppe von Experten vorstand, die dieses Gewehr Typ 30 im Jahre 1894 schuf. Es handelt sich hierbei um eine direkte Anlehnung - ohne irgendwelche Verbesserungen - an das Mauser-Modell. Das Kaliber betrug 6,5 mm und war 1940 bereits erheblich veraltetet. Der schwachen Patrone mangelte es an Durchschlagskraft und Präzision. Das hatte man in Japan in den frühen dreißiger Jahren erkannt, als sich diese Mängel bei den Kampfhandlungen in der Mandschurei deutlich zeigten. Aus diesem Grunde wurde als Ersatz die 7,7 mm Patrone eingeführt, aber die 6,5 mm Patrone wurde weiter während des ganzen Krieges von den Streitkräften genutzt.

Das Arisaka, das die Hauptlast bei den Kämpfen im Pazifischen Raum trug, war der Typ Meiji 38 (oder Modell 1905, entsprechend dem 38. Regierungsjahr des Kaisers Meiji). Es handelt sich um eine Karabinerversion (Repetiergewehr) des Gewehrs ohne jeden Unterschied mit einen integralen Magazin mit 5 Schuss, der gleichen schwerfälligen Kammerführung der frühen Mauser und einem Reinigungsstock, der unter der Mündung hervorragte. Der Typ 38 war ein relativ schweres Gewehr (ca. 4,25 kg), das besonders im Nahkampf sehr unhandlich war. Außerdem war es mit aufgepflanztem Bajonett über 166 cm lang und somit größer als der durchschnittliche japanische Soldat dieser Zeit. Über einen Magazinkasten konnten fünf Patronen des Kalibers 6,5 × 50 mm HR (auch 6,5 × 50 mm Arisaka) verschossen werden. Er konnte einzeln oder per Ladestreifen nachgeladen werden. Die Ähnlichkeit mit der Mauser 98 k war so verblüffend, dass man zwei Mal hinschauen musste, um sie voneinander unterscheiden zu können. Der größte Unterschied lag beim Bajonett, das mit halber Länge des Karabiners äußerst eindrucksvoll erschien.


Typ 38 mit Bajonett, deutlich erkennt man die eindrucksvolle Länge des Bajonettes



Es gab folgende Versionen:

- Typ 38 kurz: Lauflänge 64 cm, Gesamtlänge 110 cm, Gewicht 3,8 kg
- Typ-38-Karabiner (Kavalleriegewehr): Lauflänge 50 cm, Gesamtlänge 96 cm, Gewicht 3,5 kg
- Typ-44-Karabiner: wie Typ-38-Karabiner, rückwärts klappbares Nadelbajonett, eingeführt 1911
- Typ-97-Scharfschützengewehr: wie Typ 38, Zielfernrohr mit 2,5-facher Vergrößerung, eingeführt 1937
- Typ I: wie Typ 38, Carcano-Verschluss, für die japanische Marine in Italien produziert


Das Meiji 38 wurde an verschiedenen Orten produziert:

- Tokyo Arsenal von 1906 bis 1931; 210.000 Einheiten (geschätzt)
- Kokura-Arsenal von 1938 bis 1941: 49.500 Einheiten (geschätzt)
- Nagoya-Arsenal von 1935 bis 1942: 206.000 Einheiten (geschätzt)
- Hoten / Mukden-Arsenal von 1938 bis 1944: 52.300 Einheiten (geschätzt)


Typ 99 Karabiner



Mit der Einführung der 7,7 mm Patrone wurde das alte Meiji 38 auf den neusten Stand gebracht, um sie verfeuern zu können. Dieses Kaliber wurde bereits für das Schwere Maschinengewehr Typ 92 und das Schwere Bordmaschinengewehr Typ 97 verwendet. Man nannte es nunmehr Modell 99 (1939). Die einzigen echten Unterschiede bestanden beim Kaliber und der Kammer, dem Lauf und dem Verschlusskopf. Der Lauf wird von Ober- und Unterschaft bis zum Oberring vollständig umschlossen und war vollständig innen verchromt. Bis dahin war dies bei der Massenproduktion von Infanteriegewehren weltweit noch nicht praktiziert worden. Ein deutlicher Unterschied ließ sich nur bei der eigentlichen Handhabung der Waffe feststellen. Obwohl sie verhältnismäßig wirtschaftlicher herzustellen, zuverlässiger und robuster war, besaß die Waffe keine wesentlichen militärischen Vorzüge gegenüber dem Modell 1905.

Die Gewehre des Modells 99 hatten unter dem Vorschaft eine schwache (Einbein-) Schießstütze aus Draht, was dazu dienen sollte, die Waffe beim Schießen ruhiger zu halten. Laut den Aufzeichnungen der Soldaten war es nicht möglich eine bequeme Anschlagposition mit dieser Schießstütze zu finden. Es bleibt ein Rätsel wie der körperlich kleine japanische Soldat damit fertig geworden ist. Der generelle Grundgedanke ist nicht zu verwerfen, denn man findet auch heute noch derartige Vorrichtungen - wenn auch in brauchbarerer Form - bei vielen modernen Waffen wieder.

Das Gewehr wurde in neun verschiedenen Fabriken hergestellt. Sieben davon befanden sich in Japan, eine in China (Mukden) und eine in Korea (Jinsen).


Ein Soldat der Imperialen Japanischen Armee mit dem Meiji 38



Vom Modell 99 existieren auch einige Varianten. Die Gebräuchlichsten waren die eben beschriebenen langen Gewehre oder die kürzeren Karabiner. Es gab außerdem noch eine Version für die Fallschirmjäger. Sie waren für den Absprung eingerichtet und unterschieden sich von den übrigen japanischen Waffen. Bei ihr ließ sich der Lauf am Patronenlager abschrauben oder besser gesagt, er fiel auseinander, weil die Verbindung nicht ganz so fest war, wie sie mittels einer einfachen Schraube hätte erreicht werden können. Sie bestand aus einer Art Bajonettverschluss, mit Bolzen und Öse, die Beide dazu neigten, sich nach einer bescheidenen Anzahl von abgegebenen Schüssen zu lösen. Deshalb wurde eine Modifizierung vorgenommen, bei der die eigentliche Laufverbindung einfacher, aber die Schließvorrichtung stärker war. Offenbar ließ sich damit ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen, doch blieb die Lebensdauer dieser klappbaren Gewehre gering. Andere erhielten ein Gelenk am Kolbenhals, was unverständlich erscheint, weil es sich hier um die schwächste Stelle des Kolbens handelt und dieser Teil beim normalen Tragen und bei der Handhabung durch den Soldaten der größten Belastung ausgesetzt ist. Folglich musste das Gelenk stark und schwer sein, was auf Kosten einer leichten Betätigung ging.

Die Alliierten behaupteten, die Japaner würden aus dem Hinterhalt schießen. 1941 und 1942 wurde in der Presse viel von Heckenschützen berichtet, die sich in Bäumen versteckt hielten und auf den sich am Erdboden bewegenden Feind schossen. Um diese Geschichte weiter auszumalen, sollten jene Heckenschützen an den Bäumen festgebunden gewesen sein, um nicht herabzufallen, wenn sie getroffen wurden. So wollte man angeblich dem Gegner die Feststellung verwehren, ob das Bündel im Baum lebte oder nicht. Des Weiteren gab es Augenzeugenberichte, nach denen sich Japaner totstellten und von hinten das Feuer auf vorüberziehende Kolonnen zu eröffnen. Eine Reihe ähnlicher Gruselgeschichten verliehen den japanischen Infanteristen den Ruf für gewandtes Töten und Hinterlist, den er kaum verdiente. Bei diesen sogenannten Heckenschützen handelte es sich in Wirklichkeit um Scharfschützen. Für gewöhnlich waren sie überhaupt keine guten Schützen, aber bei den kurzen Entfernungen im Dschungelkrieg konnten sie ihr Ziel kaum verfehlen. Weit davon entfernt, ihr Ziel genau anzuwählen, wie es ein richtiger Heckenschütze tun sollte, neigten sie dazu, auf alles zu schießen, was sich ihnen näherte. Wie dem auch sei, viele von ihnen benutzten eine spezielle Scharfschützenversion der Typ 97 (1937) des 6,5 mm Gewehrs, dabei handelt es sich um das normale 6,5 mm Gewehr, welches mit einem Zielfernrohr mit schwacher Lichtstärke und 2,5-facher Vergrößerung ausgestattet war. Das Fernrohr befand sich links von der Patronenzuführung. Der Kammerstengel war gebogen, was genügend Handfreiheit beim Laden ließ. Einige besaßen die Schießstütze des Typs 99. Der große Vorteil der 6,5 mm Patronen bestand darin, dass sie verhältnismäßig leise und damit im Dschungel nicht leicht auszumachen waren. Bei den kurzen Kampfentfernungen im Dschungel verlor ihre Schwäche an Bedeutung. Im Jahr 1941 wurde ein Scharfschützengewehr vom Typ 99 entwickelt und ab Juni 1942 produziert sowie ausgegeben. Die Literatur geht davon aus, dass von dieser Waffe weniger als 10.000 Stück produziert worden sind. Die 1.115 mm lange Waffe wiegt 4,42 kg und besitzt einen 662 mm langen Lauf. Ein nach links versetztes Zielfernrohr mit vierfacher Vergrößerung ermöglicht es, die Waffe mit Ladestreifen von oben zu laden.


Typ 97 mit Zielfernrohr



Die Arisaka Gewehre waren, obwohl etwas veraltet, völlig geeignete Waffen, die bis zum Ende des Krieges in enormen Stückzahlen hergestellt worden sind. Es existieren heute keine Unterlagen über die genauen Produktionsziffern mehr, aber es wird allgemein angenommen, dass es insgesamt mehr als 10 Millionen gewesen sind. Ab dem Jahr 1943 wurden, auf Grund der geringen Industrialisierung und des hohen Bedarfes an Waffen, die Modelle 99/2 und 99/3 gefertigt. Diese sogenannten Ersatzwaffen unterschieden sich durch ihre mangelhafte Fertigung und Ausführung, so besaßen sie ein feststehendes Visier, einen nicht verchromten Lauf und wurden zum Teil ohne Handschutz ausgeliefert, teilweise waren auch die Kolbenplatten aus einfachem Sperrholz. Obwohl Letzteres deutlich gegen die Sicherheitsauflagen der Regierung verstoß kamen sie zum Einsatz an die Front.


Merkwürdigerweise haben sich die Japaner nie für die Einführung eines Selbstladegewehres entschieden und anscheinend auch keine ausländischen Modelle für die Erprobung angekauft. Einige erfolglose Versuche mit einheimischen Typen im Jahre 1922 ergaben nichts. So ist die Idee anscheinend fallengelassen worden mit Ausnahme einer winzigen Anzahl von Kopien des M1 Garand. Sie mögen als Prototypen für einen Produktionsversuch oder möglicherweise einfach für allgemeine Forschungszwecke verwendet worden sein.


Technische Daten
Typ Meiji 38
Typ 99
Gesamtlänge:
1.280 mm
1.117 mm
Gewicht:
3,95 kg
3,79 kg
Lauflänge:
800 mm
654 mm
Kaliber:
6,5 × 50 mm HR
7,7 × 58 mm
Mögliche Magazinfüllungen:
5 Patronen
5 Patronen
Munitionszufuhr:
Magazinkasten
Magazinkasten
Kadenz:
10-15 Schuss/min
10 Schuss/min
Feuerarten:
Einzelfeuer
Einzelfeuer
Anzahl Züge:
6
4
Drall:
rechts
rechts
Mündungsgeschwindigkeit:
762 m/s
730 m/s
Visier:
offene Visierung
offene Visierung
Verschluss:
Zylinderverschluss
Zylinderverschluss
Ladeprinzip:
Mehrlader
Repetierwaffe







Autor: von Trotha