Beitrag Mo 15. Dez 2014, 21:59

LEE-ENFIELD 303 (7,7 mm)

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Vorwort


Die britische Armee verwendete im Zweiten Weltkrieg Gewehre vom gleichen Typ wie im Ersten Weltkrieg. Zum Teil waren die Waffen noch aus Kriegsbeständen vorhandeln, zum Teil waren es aber auch verbesserte Versionen. Das ursprüngliche Lee-Enfield-Gewehr war 1895 entwickelt und 1902 zur Standardwaffe erklärt worden. Es galt zu jener Zeit als eine der besten Waffen seiner Art. Aufgrund des 10-Schuss-Magazins sowie der für ein manuell geladenes Gewehr hohen Feuergeschwindigkeit war es etwas ganz Besonderes. Verschiedene Versuchswaffen wurden zwischen den Kriegen entwickelt, konnten sich aber aus ökonomischen Gründen nicht durchsetzen. Die großen Bestände an Munition vom Kaliber .303 und den passenden Lee-Enfield-Gewehren aus dem Ersten Weltkrieg sorgten dafür, dass dieser Typ in verschiedenen Modellen weiterverwendet wurde. Es kam zwar zu minimalen Veränderungen und die Bezeichnungen der verschiedenen Varianten sind verwirrend. Am meisten verwendet wurde sicherlich der Typ Nr. 4 Mk.1, dessen Serienproduktion in den 1930er-Jahren begann und bis 1945 weiterlief. Neben speziellen Scharfschützen-Modellen gab es auch eine Kurzversion für den Dschungel, die sich allerdings in keiner Weise bewährte.


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Allgemeines
Militärische Bezeichnung:(Short Magazine) Lee-Enfield Rifle
Einsatzland:Vereinigtes Königreich, versch. Commonwealth-Staaten
Entwickler/Hersteller:James Paris Lee / Royal Small Arms Factory
Entwicklungsjahr:1888
Herstellerland:Vereinigtes Königreich
Produktionszeit:1888 / 1895 bis 1950 (GB), 1963 (Indien)
Modellvarianten:Ca. 40
Waffenkategorie:Gewehr
Ausstattung
Gesamtlänge:1.133 mm
Gewicht:3,93 kg
Lauflänge:640 mm
Technische Daten:
Kaliber:.303 British
Magazinfüllungen:10 Patronen
Munitionszufuhr:Ladestreifen / Metallmagazin
Kadenz:20–30 Schuss/min
Feuerarten:Einzelfeuer
Visier:Kimme und Korn bzw. Diopter
Verschluss:Kammerstengel-Repetierer
Ladeprinzip:manuell


Geschichte


Der damalige Vorgänger des Lee-Enfield-Gewehrs war ein von James Paris Lee 1879 entwickeltes und patentiertes Repetiergewehr. Dessen Zylinderverschluss, Abzugmechanismus sowie deren Magazin hatte eine Kastenform. Im Grundbau entsprachen sie bereits den später von den Engländern eingeführten und auch eingesetzten Waffen. Da Lee seine Gewehrerfindung zur Serienreife weiterentwickeln lassen wollte und auch die Firma Sharps Rifle Manufacturing Company an der Herstellung dieses Repetiergewehrs sehr großes Interesse zeigte wurde daraufhin 1876 eine Vereinbarung zwischen Lee und der Firma getroffen. Das Gewehr sollte bei Sharps zur Produktionsreife gebracht und von der dort neu eingerichteten Lee Arms Company Bridgeport hergestellt werden. Da der Leitende Ingenieur Hugo Borchardt die Firma im September 1878 aus persönlichen Gründen verließ, wurde die Fertigstellung der ersten Gewehrgeneration im damaligen Kaliber von .45-70 Government so stark verzögert, dass die geplanten Tests bei der US-Army verschoben werden mussten. Zum Schluss wurden etwa 300 Gewehre von der Lee Arms Company produziert. Nach dem Ende der Lee Arms Company und der Schließung deren Werke wurde die Produktion der Lee-Militärrepetierer dann mit Erfolg von der Remington Arms übernommen und weitergeführt. Diese Firma produzierte zwischen 1880 und 1907 über 100.000 dieser Waffen.



Das allererste in Großbritannien hergestellte Lee-Gewehr war das Modell mit der Bezeichnung Lee Metford Rifle Mark I. Dieses besaß einen Lauf mit sieben Zügen und der Entwickler war William Ellis Metford. Dieses Gewehr verschoß eine noch mit Schwarzpulver geladene Randpatrone im damaligen Kaliber .303 aus einem Magazin das acht Schuss fasste. Ab 1888 ersetzte dieses Gewehr das damalige Standardgewehr, das einschüssige Martini-Henry-Gewehr, in der britischen Armee. Ab 1892 dann kam eine Variante des Lee-Metford, das verbesserte Mark I. Im gleichen Jahr folgte auch noch das Mark II mit einem größeren 10 Schuss Magazin, außerdem wurde eine Patrone mit rauchlosem Corditpulver in die Armee eingeführt. Die letzten Waffen die dann noch später mit einen Metford-Lauf ausgerüstet waren, waren die Modelle von 1894, der Karabiner und das Modell Mark II von 1895 mit einer zusätzlichen Sicherung. Außerdem wurde dazu 1895 noch das Rifle, Magazine und das Lee Enfield Mark I hergestellt und eingeführt. Eine Besonderheit bei diesem Gewehr war, dass der Lauf zur Anpassung an die neue Munition mit tieferen Zügen versehen worden war. Später wurde dieses durch das Lee Enfield Rifle, kurz SMLE Rifle ersetzt.


Einsatz im zwanzigsten Jahrhundert


Das erste Enfield Mark I erschien gegen 1902/1903. Heute noch wird diese Waffe gerne als Jagdwaffe benutzt, besonders in einigen Commonwealth-Staaten, z. B. Kanada sowie Indien. Verwendet wird es bei den dortigen Polizei- oder Reserve-Einheiten der Armee. Auch wurde die Enfield gerne von den Canadian-Rangers eingesetzt die von Anfang an damit ausgestattet wurden. Im Afghanistan-Krieg benutzten viele afghanische Mudjahedin alte Lee-Enfields.

Durch den hervorragenden Schlossgang ist es mit diesem Repetiergewehr möglich 20 Schüsse pro Minute abzugeben. Bei dem Training der britischen Soldaten legte man hohen Wert auf eine schnelle Schussfolge und auf das genaue zielen, da die Briten zunächst wenige Maschinengewehre besaßen und einsetzten. Dieses zeigte sich schon bereits in den ersten Tagen des Ersten Weltkrieges an den hohen Verlusten die es auf deutscher Seite gab. Dabei bot das Enfield, ein Repetiergewehr mit einer Munitionskapazität von zehn Patronen, durch eine schnelle Schussfolge, die es nicht sehr oft in dieser Zeit gab, sehr viele Vorteile. Anfangs gab es Versionen, bei denen man den Magazinschacht selber sperren konnte, sodass man jeden Schuss einzeln durch die Auswurföffnung laden konnte. Etwas später gab es Versionen des Lee Enfields, die auch als Scharfschützengewehre genutzt werden konnten. Bei den ersten Versionen des Enfield wurde noch von oben mit Ladestreifen die Munition zugeführt, dabei befestigte man die Zielfernrohre seitlich am Gewehr. Diese Anordnung der Zieloptik war aber, wie sich später herausstellte, keine optimale Lösung. Bei späteren Versionen die schon mit dem Nato Kaliber 7,62 mm versehen wurden, erhielten diese Gewehre die Zielfernoptik über dem Lauf.

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Funktion eines Ladestreifens



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Allgemeines
Kaliber:.303 British,
7,7 × 56 mm R
Hülsenform:Randpatrone
Maße
Ø Hülsenschulter:10,19 mm
Ø Hülsenhals:8,58 mm
Ø Geschoss:7,87–7,93 mm
Ø Patronenboden:11,68 mm
Hülsenlänge:56,44 mm
Patronenlänge:77 mm
Gewichte
Geschossgewicht:8,1–11,7 g
(125–180 grain)
Pulvergewicht:2,43 g
Gesamtgewicht:24,9–25,4 g
Technische Daten
Geschwindigkeit V0:740 m/s
Geschossenergie E0:3.200 J


Zum ersten Mal in der Geschichte der britischen Armee wurde ein Magazin für das Lee-Metford-Gewehr, dass später in Lee-Enfield umbenannt wurde, eingeführt. Diese Magazine wurden extra in der Waffenfirma Royal Small Arms Factory gefertigt und verbaut. Deswegen wurde auch eine neue Patrone benötigt. Dabei handelte es sich um den Patronentyp .303 Lee-Metford mit einen vernickeltem Vollmantelrundkopfgeschoß und einem Gewicht von 13,9 g. Zuerst wurde diese Patrone mit einer Treibladung aus Schwarzpulver verwendet, später wurde die Patrone auf eine Cordit-Ladung von 2,05 g umgestellt und verwendet. Ab 1911 wurde die Patrone mit einem Spitzgeschoß versehen und eingesetzt. Nach dieser Änderung wurde die Patrone vom Hersteller als .303 British Lee-Enfield Mk.7 bezeichnet. Obwohl diese Patrone durch den Hülsenrand schon in verschiedenen Repetiergewehren zu Störungen führte, wurde sie auch in Maschinengewehren des Typs Bren, Hotchkiss, Browning, Maxim, Vickers, Lewis sowie Madsen verwendet. Durch diese vielseitige Verwendung der Patrone kam es dazu, dass viele andere Staaten diese auch benutzten. So zum Beispiel Japan, Kanada, Portugal, Russland, Türkei und die USA.

Die Patrone wurde aber hauptsächlich in Gewehren von Staaten des Commonwealth eingesetzt. Heutzutage verwendet die britische Armee diese Patrone nicht mehr, sie wird aber heute immer noch in vielen anderen Staaten von Militär und Polizei benutzt und eingesetzt.


Einzelteil Zeichnung der Lee Enfield






Autor: Ritter von Hirse