Beitrag So 5. Okt 2014, 22:23

Pistolet Mitrailleur Modèle 38 (MAS 38)

Pistolet Mitrailleur Modèle 38 (MAS 38)

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Frankreich, ebenso wie Großbritannien, die USA und einige andere Länder, ansonsten intelligente, voraussehende Nationen, ignorierten die Maschinenpistole als Infanteriewaffe, trotz offensichtlicher Anzeichen deutscher und italienischer Erfolge während des Ersten Weltkrieges. Jedoch erprobte das Saint-Etienne-Arsenal im Jahre 1935 ein Versuchsmodell und erhielt die Erlaubnis die Weiterentwicklung ohne Vorrang über einige Jahre fortzuführen. Die daraus entstandene Waffe erschien in den Vorkriegsjahren gerade noch rechtzeitig für die Ausrüstung der französischen Armee und wurde als Spezialwaffe für Stoßtrupps, Sondereinsätze, Spähtrupps und ebenfalls für die Schutzpolizei und die Garde Mobile eingeführt.

Die MAS 38 besaß verschiedene Eigenschaften, die bedauerlicherweise anderen Konstruktionen in Europa fehlten. Sie war mit 2,83 kg (ungeladen) sehr leicht, handlich, ziemlich treffsicher und einigermaßen unempfindlich gegen Schlamm und Schmutz und nur für den Einsatz auf kurze Entfernung gedacht. Zu viele der zeitgenössischen Maschinenpistolen versuchten alles in sich zu vereinen, mit Bajonetten an der Mündung versehen, oft ein Zweibein als Schießstütze, ein langer Holzschaft und eine Visiereinrichtung, die bis 1.000 Meter reichte. Sie waren schwer, unhandlich und konnten nur die Hälfte der durch die Konstrukteure an sie gestellten hochgesteckten Aufgaben erfüllen. Die kleine MAS vermied das alles und sah dabei ziemlich elegant aus, obwohl sie sofort an ihrem "Buckel" zu erkennen war. Sie war bis auf ein paar Teile aus Stahl gefertigt.





Die ungewöhnliche Form rührte daher, dass der Lauf im leichten Winkel zum Gehäuse und Schaft stand. Die beiden letztgenannten Bauteile verliefen gradlinig zueinander, damit sich der Verschluss und die Feder in dem hohlen Schaft bewegen konnten, um dadurch Platz einzusparen. Um die Visierlinie auf dem Gehäuse niedrig zu halten ließ man den Lauf im Winkel abfallen. Dies bedeutete, dass die Stirnseite des Verschlusses so gefräst sein musste, damit er den gleichen Winkel besaß, mit dem er auf dem Patronenlager aufsetzen konnte. Im ersten Augenblick erscheint es als vollkommen falsch, Verschluss und Lauf im Winkel zueinander anzuordnen, aber in Wirklichkeit funktioniert das sehr gut und störte die Patronenhülse nur wenig. Die MAS war beim Schießen eine handliche, kleine Waffe und man kann nur bedauern, dass sie auf die Pistolenpatronen 7,65 mm-lang kalibriert werden musste, die keine andere Nation jemals verwendet hat und wahrscheinlich nie verwenden wird.

Abgesehen von der Formgebung gab es bei der Pistole ein oder zwei weitere kleine Neuerungen. Der Verschluss konnte entweder in seiner vorderen oder hinteren Stellung durch Vorwärtsschieben des Abzuges arretiert werden, was eine saubere Art der Sicherung darstellte. Der Spannhebel betätigte eine Abdeckplatte gegen Staub wenn er zurückgezogen wurde. Die MAS war eine sehr effektive Konstruktion und ist ein Beispiel dafür, welchen Standard Arsenal-Konstrukteure erreichen konnten, wenn sie nicht durch Komitees oder finanzielle Zwänge behindert wurden.

Obwohl sie bereits 1938 angenommen wurde, befanden sich vor dem Frühjahr 1940 nur wenige bei den Streitkräften. Bis zur Eroberung Frankreichs durch die (deutsche) Wehrmacht wurden nur 1.958 MAS gebaut. Es gibt kaum Nachweise über ihre Verwendung während der Schlacht um Frankreich. Allerdings wurde die Waffe am 28. April 1945 von italienischen Partisanen bei der Erschießung von Mussolini benutzt. Das Arsenal stellte die Waffe während des ganzen Krieges weiter her, hauptsächlich für die Verwendung bei der Polizei. Im großen Umfang wurde sie dann in den Feldzügen der späteren Vierzigerjahre in Indochina genutzt. Die Produktion endete 1946. Viele der Waffen verblieben dort und tauchten in Vietnam wieder auf. Einige hatten noch das ursprüngliche Kaliber, viele aber waren von den Vietnamesen auf neue Läufe umgerüstet oder durchbohrt worden, um andere Munition nutzen zu können.


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Technische Daten
Munition:7,65 mm, lang automat. Pistole
Länge:635 mm
Gewicht (ungelad.):2,83 kg
Gewicht (gelad.):3,56 kg
Lauflänge:222 mm
Magazin:32 Schuß-Kastenmagazin
Effektive Feuerreichw.:100 m
Max. Feuerreichw.:200 m
Feuergeschw.:600 S/min
Mündungsgeschw.:350 m/sek





Autor: Helmar
Zuletzt geändert von Helmar am Mi 8. Okt 2014, 16:43, insgesamt 3-mal geändert.