Beitrag So 5. Okt 2014, 22:21

Maschinenpistole, Kaliber .45 inch M1 (Thompson)

Maschinenpistole, Kaliber .45 inch M1 (Thompson)





Die Vereinigten Staaten waren das dritte Land der Welt, dass eine Maschinenpistole entwickelte, wenngleich sie das nur für den zivilen Markt taten. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges interessierte sich das Heer nicht für Maschinenpistolen.

Die Thompson-Maschinenpistole wurde von John T. Thompson und der Auto-Ordnance Corporation entwickelt. Sie erschien 1918. Dies war viel zu spät sie als Waffe für den Schützengrabenkrieg einzusetzen, was dazu führte dass nur kleinere Stückzahlen verkauft wurden.

Während der nächsten 20 Jahre hielt sie sich hauptsächlich als Gangsterwaffe. Sie war bekannt als "Tommy Gun", "Trench Broom", "Trench Sweeper", "Chicago Typewriter", "Chicago Piano", "Chicago Style", "Chicago Organ Grinder" und "The Chopper".

Die Thompson kam während der Prohibition (1919 bis 1933), während der Aufstände im Irischen Unabhängigkeitskrieg (1919 bis 1921) und dem folgenden Bürgerkrieg in Irland (1922/1923) zum Einsatz. Im Jahr 1928 orderte die Marine eine geringe Stückzahl dieser Waffe. National-China setzte sie gegen die japanischen Eroberer ein und kopierte sie anschließend für den Einsatz beim Militär und den Milizen.

Bereits in den Jahren 1921/1922 stellte die Colt’s Patent Firearms MFG Co., in Hartford, Connecticut, im Auftrag der Auto-Ordnance 15.000 Modele of 1921 Colt-Thompson Maschinenpistolen im Kaliber .45 ACP her. Sie kamen unter folgenden Bezeichnungen auf den Markt:

  • Model of 1921 (später 1921A)
  • Military Model of 1923 (längerer Lauf, nur Versuchsmodelle)
  • Model of 1921 AC (C für Cutts-Mündungsbremse)
  • Model of 1927 (auf Einzelfeuer abgeändert)
  • U.S.Navy Model of 1928 (Waffen für die US-Marine, Schusskadenz herabgesetzt, Vorgänger der M1928A1)



John T. Thompson



1940 entschied sich die Britische Armee schnellstmöglich eine große Stückzahl "Tommy Guns" zu beschaffen. Dieser bedeutende Auftrag wurde an die Hersteller vergeben, welche sofort Subunternehmer engagierten. Diese sollten sie bei der Fertigung unterstützen, weil sie selbst nicht die erforderlichen Anlagen besaßen. Die Maschinenpistole Thompson, Modell 1928, war eine gute Waffe, welche allerdings durch ihre komplizierte Herstellung sehr teuer wurde. Außerdem war sie in dieser Ausführung, mit dem großen Magazin, für die vorgesehene Verwendung zu schwer. Bei diesen ersten Thompsons handelte es sich um das Original-Modell von 1921 mit nur sehr geringen Abweichungen. Bei ihnen wurde lediglich die Jahreszahl 1921 mit einer "8" überstempelt, viel mehr erfolgte nicht.

Das war die klassische "Tommy-Gun", wie man sie in allen Gangsterfilmen sehen konnte. Ihre Merkmale waren zwei abgewinkelte Pistolengriffe mit Fingerkerben, ein Lauf mit Kühlrippen, ein hervorstechendes Trommelmagazin dicht vor dem Abzugsbügel und ein Holzschaft. Bis 1939 wurden ca. zwanzigtausend dieser bemerkenswerten aber teuren Waffen hergestellt. Die Firma stand kurz vor dem Bankrott als der neue umfangreiche Auftrag einging und sie somit rettete.





Die Thompson-Maschinenpistole stellte wegen der Anwendung ihres damals einzigartigen Rückstoßsystems eine Neuheit dar. Diese bestand darin, dass der Verschluss auf zwei schiefe Flächen auflief und durch den Reibungswiderstand stark abgebremst wurde. Dabei wurde er so lange geschlossen gehalten bis das Geschoss die Mündung verlassen hatte. Dieser so genannte Blish-Verschluss war ein vom US-amerikanischen Marineoffizier John Blish erdachtes, kurzzeitig blockierendes Verschlusssystem für automatische Waffen. Blish hatte entdeckt das sich Schraubenverschlüsse von Geschützen bei starken Ladungen selbst blockieren, bei schwachen Ladungen jedoch teilweise öffnen.

Das Trommelmagazin war eine weitere Neuheit. Es gibt keine Beweise das jemals vorher etwas Ähnliches verwendet worden ist. Der Sinn dieser Entwicklung war mehr Munition in einem Magazin mitzuführen und somit ein häufigeres Magazinwechseln zu vermeiden. Die Erfahrungen im Grabenkrieg zeigten auch Vorteile der höheren Feuerkraft gegenüber normalen Waffen. Die entstandene Waffe entsprach den Anforderungen der damaligen Zeit. Allerdings stellte sich heraus dass die Thompson-Maschinenpistole im geladenen Zustand viel zu schwer war. Sie wog im geladenen Zustand über 6 kg.

Trotzdem bestellten die Briten, da 1940 nichts anderes zum Kauf stand, 107.500 Stück jener Waffen und die Franzosen schlossen sich mit weiteren 6.000 Stück an. Diese Waffen wurden dann aber, nach der Eroberung Frankreichs, nach England umgeleitet. Das Amerikanische Heer (die US-Army) gab 20.450 Stück in Auftrag. Etwa im August 1941 betrug die Gesamtzahl der Bestellungen schon 318.900. Den Hauptanteil der Aufträge erhielt die Savage Arms Company in Westfield, Massachusetts. Andere gingen an eine von den Patentinhabern der Firma Thompson eigens dafür errichtete Fabrik. Schließlich fertigten diese Beiden zusammen 90.000 Waffen im Monat. Als das Produktionsband 1944 gestoppt wurde, hatte die Gesamtzahl eine Höhe von 1,4 Millionen erreicht, jedoch waren nicht alle das Modell 1928.

Das Heer griff ein und vereinfachte die Konstruktion, damit ihre Herstellung leichter und ihre Wartung einfacher vorgenommen werden konnte. Mit verschiedenen bedeutenden Änderungen gegenüber dem Original wurde im März 1942 die Waffe als M-1A1 (Thompson) neu bezeichnet.





Bei der M-1A1 ließ man die Rückstoßverzögerung fallen und die Waffe arbeitete nach dem üblichen Rückstoßsystem. Das Trommelmagazin wurde durch ein 30-Schuß-Kastenmagazin ersetzt und einige Bauteile, die spanabhebende Verarbeitung verlangt hatten, fielen weg. Kurz danach ersetzte man den komplizierten Schlagbolzen und Schlaghammer durch einen an der Stirnfläche des Verschlusses feststehenden Schlagbolzen. Es wurden 540.000 Stück gebaut.

Mit dem Abschluss des Zweiten Weltkriegs fand der Einsatz der Waffe aber noch kein Ende. Sie wurde im Arabischen-Israelischen Krieg von 1948 eingesetzt, ebenso wie im Griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949. Im Koreakrieg wurde sie weiterhin vom US-amerikanischen und Südkoreanischen Militär eingesetzt, obwohl die Waffe bereits durch die M3/M3A1 ersetzt worden war. Im Vietnamkrieg wurde die Waffe auf beiden Seiten eingesetzt, da auch der Vietcong Gefallen an der Waffe gefunden hatte und eigene Kopien in kleinen Dschungelwerkstätten anfertigte, bis die AK-47 sie auch dort ersetzte. Auf amerikanischer Seite wurde die Waffe durch das M-16 Sturmgewehr verdrängt. Bis heute wurden insgesamt ca. 2,7 Mio. Thompson-Maschinenpistolen hergestellt.







Autor: Helmar
Zuletzt geändert von Helmar am Di 21. Okt 2014, 20:58, insgesamt 4-mal geändert.