Beitrag Mo 2. Dez 2013, 12:06

Sowjetische Maschinenpistole PPSch-41

Sowjetische Maschinenpistole PPSch-41



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Das markante Aussehen dieser Waffe wurde durch das Trommelmagazin geprägt, hier zu sehen in einem Museum in Kalifornien



Zu den Eigenarten der historischen Betrachtung über den Zweiten Weltkrieg gehört auch immer wieder die Assoziation mit Bildern, Personen, Datumsangaben und natürlich auch mit Fahrzeugen und Waffen. Bei der thematischen Auseinandersetzung mit der Ausrüstung der Roten Armee, fallen neben dem berühmten Panzer T-34, auch immer wieder die Handfeuerwaffen mit Trommelmagazin auf, welche die wichtigsten und einprägsamsten Vertreter der eingesetzten Waffen waren.

Die PPSch-41 (ППШ – russisch Пистолет-пулемёт Шпагина, kurz für Pistolet Pulemjot Schpagina) war eine sowjetische Maschinenpistole mit dem Kaliber 7,62 x 25 mm TT. Die Besonderheiten hierbei war zum einen, dass der Entwickler der Waffe, Georgii Semjonowitsch Schpagin als Namensgeber in der offiziellen Bezeichnung enthalten war und zum anderen wurde die Munition aus dem Vorläufer, der PPD-40 sowie der Pistole Tokarew weiter verwendet. Das war ein praktisches und kostengünstiges Verfahren bei der massenhaften Herstellung dieser Waffe.

Am 21. Dezember 1940 wurde die Maschinenpistole in den aktiven Einsatz der Roten Armee eingeführt. Zuvor wurden intensive Tests durchgeführt, bei denen auch andere Fabrikate unter erschwerten Bedingungen, wie z. B. der Einsatz im verschmutztem und ungeöltem Zustand, miteinander verglichen wurden.

Üblicherweise wurden Waffen in der Anfangszeit des Krieges auch noch mit einem aufwendigen Fräsverfahren hergestellt. Das für moderne Herstellungsmethoden verwendete Blechprägeverfahren war noch nicht sehr verbreitet. Die Waffe bestand aus 87 Einzelteilen, wobei viele mittels Prägetechnik (Gesenkbiegen) aus 2 bis 5 mm starken Stahlblechen hergestellt wurden. Auf diese Weise konnte weiter Material gespart und die Herstellungskosten niedrig gehalten werden. Aufgrund des einfachen Aufbaus war es deshalb auch möglich, dass diese Maschinenpistole nicht nur in großen Rüstungsfabriken, sondern auch in kleineren Betrieben hergestellt werden konnte. Dadurch wurde die PPSch-41 in großen Stückzahlen produziert, so dass viele Truppenteile mit dieser Waffe ausgerüstet werden konnten.

Die PPSch-41 wurde aber nicht nur in der Roten Armee eingesetzt, sondern war auch als Beutewaffe in der deutschen Wehrmacht sehr beliebt und gesucht. Im Kampf erbeutete PPSch-41 wurden deshalb nicht an die Sammelstellen für Beutegut abgegeben, sondern von den deutschen Soldaten weiter genutzt. Diese ohne Veränderungen übernommenen Waffen bekamen die Bezeichnung MP 717 (r). Durch einen Laufwechsel konnte man die Waffe auf das in deutschen Maschinenpistolen verwendete Kaliber 9 mm Parabellum umbauen oder man nutzte die 7,63 × 25 mm-Mauserpatrone, die mit der PPSch-Patrone fast identisch war. Es musste allerdings das Magazinfenster zur Aufnahme der deutschen MP 40 Magazine umgebaut werden.


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Deutscher Soldat mit PPSch-41 vor Stalingrad 1942



Die Waffe bestand aus zwei Hauptteilen, dem Lauf- und dem Systemkasten. Beide Teile wurden in der Mitte von einem Scharnier zusammengehalten. Der Lauf war umschlossen vom Laufkasten, welcher gleichzeitig als Handschutz diente. Für die Luftzirkulation und damit zur Kühlung des Laufes hatte der Laufkasten mehrere Ausschnitte. Er war am Ende bis auf ein Loch für das Projektil geschlossen und angewinkelt. Somit diente der Laufkasten gleichzeitig als Kompensator, denn beim Abschuss eines Projektils drückten die ausströmenden Pulvergase gegen diese abgewinkelte Stirnfläche und damit die Mündung nach unten. Der Lauf war bei Störungen oder Verschleiß herausnehmbar und konnte so leicht ersetzt werden.

Der Verschluss war zusammen mit der Abzugseinrichtung im Systemkasten untergebracht. Vom Typ war die Waffe ein Rückstoßlader mit zuschießendem Masseverschluss. Das bedeutet, dass sich der Verschluss vor dem Schuss in der hinteren Stellung befand. Nach Betätigung des Abzugs schnellte der Verschluss unter dem Druck der Verschlussfeder nach vorn, griff dabei eine Patrone aus dem Magazin und zündete diese, nachdem sie in das Patronenlager eingeführt wurde. Da durch die verwendete Pistolenmunition keine starre Verriegelung erforderlich war erfolgt diese nur durch die Massenträgheit des Verschlusses. Der Verschluss wurde beim Rücklauf durch einen Puffer aus hartgekochtem Leder gebremst.

Unmittelbar vor dem Abzug befand sich der Feuerwahlschalter. In der vorderen Stellung feuerte die Waffe vollautomatisch, in der hinteren halbautomatisch. Der Fanghebel hielt den Verschluss in der hinteren Position wenn die Waffe gespannt wurde. Nach Betätigung des Abzuges drückte dieser den Fanghebel nach unten. Dadurch wurde der Verschluss frei gegeben und der oben beschriebene Ablauf der Patronenzuführung fand statt.

Wurde die Waffe auf Einzelfeuer gestellt so bewegte der Verschluss bei seiner Vorwärtsbewegung einen zweiten Hebel. Dieser drückte den mit dem Fanghebel interagierenden Teil des Abzugs ins Abzugsinnere. Dadurch wurde die Verbindung zwischen Abzug und Fanghebel gelöst. Dieser schnellte nach oben und fing den Verschluss. Für einen weiteren Feuerstoß musste der Abzug losgelassen und erneut gedrückt werden.


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Durch die massenweise Herstellung konnten große Truppenverbände der Roten Armee mit der PPSch-41 ausgerüstet werden



Wenn man die Waffe auf Dauerfeuer stellte dann wurde der Fanghebel dauerhaft durch den durchgedrückten Abzug unten gehalten. Dadurch wurde der Verschluss nicht gefangen und konnte die nächste Patrone abfeuern. Auf dem Ladehebel befand sich ein Schieber der als Sicherung fungierte. Hierdurch konnte die Waffe sowohl in vorderer, als auch in hinterer Position des Verschlusses gesichert werden.

In der ersten Version wurden für die Waffen Trommelmagazine mit einer Kapazität von 71 Schuss verwendet. In diesem Magazin wurde die Munition in zwei Reihen von je 39 und 32 Patronen aufgefüllt. Zum Laden des Magazins musste die Abdeckung abgenommen und die darunter liegende Spiralfeder aufgezogen werden. Dieser Ladevorgang war ein großer Nachteil, denn man benötigte viel Zeit. Außerdem waren diese Trommelmagazine schwer und auch nicht sehr funktionssicher. Deshalb wurde später ein sogenanntes Kurvenmagazin bzw. Bananenmagazin mit einer Kapazität von 35 Patronen eingeführt.


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Unterschiedliche Ausführungen des Kurvenmagazins/rechtes Bild Kurvenmagazin für die PPSch-41



Ursprünglich hatten die ersten Modelle ein Visier mit Schiebekimme, die damals bei Gewehren verbreitet war. Die Reichweiteneinstellung ging bis 500 Meter und wurde in Schrittweiten von je 50 Metern verändert. Aus den praktischen Einsatzerfahrungen zeigte sich jedoch eine unnötige Kompliziertheit dieses Visiers. Die Schiebekimme wurde deshalb in den späteren Modellen durch eine einfache umklappbare Visiereinrichtung ersetzt die Einstellungen auf 100 und 200 Meter ermöglichte.

Im Jahr 1941 wurden 92.000 PPSch-41 produziert, 1,5 Millionen im Jahr 1942 und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 etwa 5,4 Millionen. Interessanterweise wurden auch rund 10.000 im damaligen Iran (Persien) gefertigt.

Der Konstrukteur Schpagin stellte 1942 eine überarbeitete Version seiner Waffe vor. Da das neue Modell eine schlechtere Präzision, Zuverlässigkeit und ein kaum geringeres Gewicht besaß, wurde es nicht in die Produktion übernommen. Stattdessen wurde ein Konkurrenzmodell, die Maschinenpistole PPS-43 des Konkurrenten Sudajew ausgewählt. Ein weiteres Modell wurde 1945 ebenfalls von Schpagin gebaut. Diese Waffe bestand gänzlich aus Metall, hatte eine zusätzliche Sicherung und eine zusammenklappbare mehrgliedrige Schulterstütze. Zudem wurde auch ein bis auf 500 Meter einstellbares Visier mit Schiebekimme verwendet.


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Sowjetische Marinesoldaten bei der Flaggensetzung Port Artur 1945



Die Maschinenpistole PPSch-41 zählte zu den besten Handfeuerwaffen im 2. Weltkrieg. Ihre Vorteile waren die unkomplizierte Fertigung, die einfache Zerlegbarkeit und Reparatur, die Robustheit, die gute Reichweite sowie die sehr gute Feuerkraft von knapp 1.000 Schuss pro Minute. Nach dem Krieg wurden diese Waffen auch noch eine Zeit lang in den Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages verwendet. An vielen Denkmälern des Zweiten Weltkriegs findet man heute noch Abbilder der wohl berühmtesten Handfeuerwaffe der Roten Armee.


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Ehrendenkmal für die gefallenen Soldaten im Treptower Park Berlin



Technische Daten
Länge (Gesamt):843 mm
Gewicht (ungeladen):3,63 kg
Lauflänge:269 mm
Kaliber:7,62 x 25 mm TT
Mögliche Magazinfüllung:Trommalmagazin mit 71 Schuss
Kurvenmagazin mit 35 Schuss
Feuergeschwindigkeit:900 - 1.000 Schuss/Min
Feuerarten:Einzel- und Dauerfeuer
Anzahl Züge:4
Drall:rechts
Visier:offene Visierung
Verschluss:zuschließend
Ladeprinzip:Rückstoßlader



Quellen

http://de.wikipedia.org/wiki/PPSch-41
Vladimir Dolinek, Vladimir Francev, Jan Sach (2001). Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg. Edition Dörfler im Nebel Verlag GmbH. ISBN 3-89555-223-2
Stephen Walsh (2002). Stalingrad. Die Hölle im Kessel 1942/43. Neuer Kaiser Verlag GmbH. ISBN 3-7043-6055-4
http://www.whq-forum.de/cms/667.0.html
http://world.guns.ru/smg/rus/pca-41-e.html
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... Museum.JPG
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... it_MPi.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... ietici.jpg
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:PPSh-PPS-mags.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... gazine.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... 1941-1945).jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... mal_12.jpg



Autor: asuser
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