Pistole Luger 08 Parabellum
Eine Pistole, die als typischer Vertreter für die Waffentechnik des deutschen Reiches in beiden Weltkriegen angesehen werden kann, ist die Selbstladepistole Modell 08, auch „Luger“ oder „Parabellum“ genannt. Die Namensgebung resultierte aus dem Namen des Konstrukteurs Georg J. Luger und der später verwendeten 9 mm Pistolenmunition „Parabellum“. Der Begriff „Parabellum“ stammt hierbei von dem lateinischen Ausspruch „Si vis pacem, para bellum“ („Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor“) ab.
Gefertigt wurde die Waffe zunächst bei den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) Berlin, später kamen auch noch andere Hersteller und staatliche Waffenfabriken hinzu. Nennenswerte Stückzahlen wurden in den Jahren 1934 bis 1942 von den Mauserwerken in Oberndorf am Neckar geliefert. Ausgangspunkt für die Entwicklung dieser Pistole war das Konstruktionsprinzip einer anderen Pistole, der C93 des Konstrukteurs Hugo Borchardt. Markantestes Merkmal bei dieser Waffe war ein unterknickender Kniegelenkverschluss. Da diese Waffe aber aufgrund ihrer Größe, des Gewichts und dem Patronenkaliber von 7,65 mm die damaligen Anforderungen nicht erfüllte wurde diese Pistole nicht in größeren Stückzahlen produziert. Stattdessen konzentrierte sich Luger bei seiner Konstruktion auf die Verbesserung der Eigenschaften bezüglich der Größe, Handhabung und Funktionssicherheit. Der Kniegelenkverschluss wurde beibehalten.
Position 2: Lauf und Verschluss laufen nach hinten, das mittlere Gelenk wird durch die Steuerkurve angehoben, der Verschluss kann öffnen
Position 3: Verschluss offen, Hülse ausgeworfen
Das erste serienmäßige Modell wurde 1900 veröffentlicht und hatte damals noch das kleinere Kaliber 7,65 × 21 mm (auch „altes Modell“ genannt). Die Waffe hatte noch einen flachen Verschlusskopf ohne Ladeanzeiger und die Schließfeder war als Blattfeder ausgeführt. Die Gelenkköpfe waren asymmetrisch gefräst und besaßen einen Haken, der das ungewollte Knicken des Kniegelenkes vermeiden sollte.
Luger begann kurz nach der Veröffentlichung damit die Pistole weiter zu verbessern und zu vereinfachen. Für das neue Modell wurden zahlreiche Änderungen vorgenommen. So wurde für die Schließfeder eine Schraubenfeder eingebaut, die Kniegelenksperre entfiel, es wurde eine Griffsicherung integriert, im hinteren Bereich des Verschlusses wurde ein Verschlussfang vorgesehen, der Auszieher wurde als Ladezustandsanzeiger umgebaut, das Kaliber wurde auf 9 mm vergrößert und es wurden unterschiedliche Lauflängen von 100 und 150 mm entwickelt.
Im Jahr 1904 führte die Kaiserliche Marine die Pistole mit dem Kaliber 9 mm und 150 mm Lauf ein, die auch die Bezeichnung „Pistole 04“ trug. Die Version mit dem Kaliber 9 mm und 100 mm Lauf wurde ab 1908 als „Pistole 08“ im Deutschen Reich als Ordonnanzwaffe bzw. Dienstpistole getragen.
Eine weitere Version, die „Lange Pistole 08“ mit 200-mm-Lauf, Schiebevisier, Anschlagbrett und 32-Schuss-Trommelmagazin wurde während des ersten Weltkrieges für die Artillerietruppen ausgegeben.
Ergänzend zu der vorgenannten Version gab es auch ein Modell für den südamerikanischen Markt mit einem hölzernen Vorderschaft und der Möglichkeit, die Schüsse mit Dauerfeuer abzugeben.
Das Hauptmerkmal der Pistole ist der unterknickende Kniegelenkverschluss, der beim Schießen nach oben aufknickt und nicht geradlinig, wie bei den meisten anderen Pistolen, zurückläuft. Die Pistole ist dadurch sehr sicher und besitzt aufgrund des langen, mit engsten Toleranzen geführten Rücklaufs von Gabelstück und Verschluss, sowie des direkt auf dem Lauf angebrachten Korns, eine hohe Präzision für einen geübten Schützen. Das sich im Griffstück befindende Stangenmagazin hatte eine Kapazität von 8 Patronen 9 x 19 mm. Das Visier war eine feste V-Kimme und ein Dachkorn, die Sicherung bestand aus einem Sicherungshebel, der an der linken hinteren Gehäuseseite betätigt wurde.
Zur weiteren Erhöhung der Sicherheit erhielt die Pistole einen Ladestandsanzeiger, der anzeigt ob sich eine Patrone im Lauf befindet. Zusätzlich wurde noch eine sogenannte „Schiwy-Sicherung“ vorgesehen, die den Abzugsmechanismus blockiert, sobald die Deckplatte entfernt war.
Die Pistole war die Standardpistole der deutschen Armee im Ersten und Zweiten Weltkrieg und wurde schrittweise ab 1938 durch die modernere Walther P38 abgelöst und ergänzt. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wurden rund 1,5 Millionen Stück gefertigt. Zwischen den beiden Weltkriegen waren es rund 500.000 Stück. Während des Zweiten Weltkriegs wurden bis zum Produktionsauslauf im November 1942 insgesamt 412.898 Stück hergestellt.
Geamtlänge: | 233 mm |
Lauflänge: | 102 mm |
Gewicht: | 870 g |
Kaliber: | 9 mm Parabellum |
Mündungsgeschwindigkeit: | 320 m/s |
Mögliche Magazinfüllung: | 8 Patronen |
Anzahl Züge: | 6 |
Drall: | rechts |
Visier: | Offene Visierung |
Verschluss: | Kniegelenkverschluss |
Ladeprinzip: | Rückstoßlader |
Quellen
Autor: asuser
Zuletzt geändert von asuser am So 15. Dez 2013, 22:23, insgesamt 6-mal geändert.