Panzerkampfwagen I

PzKfw I Ausf. C.
Auf Grund des Versailler Vertrages war es Deutschland untersagt, eine Panzerwaffe aufzubauen oder zu besitzen. Um diese Bestimmung zu umgehen, wurden in den Jahren 1927 bis 1933, mit Unterstützung der Roten Armee, geheime Erprobungen in der Panzerschule Kama bei Kasan (800 km östlich von Moskau) durchgeführt. Dabei kamen hauptsächlich die sogenannten Leicht- und Großtraktoren zum Einsatz.
Im Jahre 1933 vergab das Heereswaffenamt den Entwicklungsauftrag für einen einfachen Kampfwagen der 5 t-Klase, der zur Ausbildung genutzt und einen schwenkbaren Turm besitzen sollte, an die Firmen MAN, Krupp, Henschel, Daimler Benz und Rheinmetall Borsig. Krupp benutzte die in Schweden und aus einem Kleinkampfwagen des Typs Carden Loyd der britischen Firma Vickers gewonnenen Erkenntnisse und produzierte ein LKA Chassis mit vier an Schraubenfedern aufgehängten Laufrädern auf jeder Seite und einem am Boden gezogenen Laufrad. Ein im Heck montierter Benzinmotor M 305 mit 57 PS trieb die vorderen Kettenräder an. Dieses Zwei-Mann Fahrzeug wurde mit zwei 7,9 mm Maschinengewehren MG 13 ausgerüstet, da sich das Laufwerk nicht für eine 20 mm Kanone eignete. Die MG´s waren in einem kleinen Turm auf der rechten Seite montiert und in dieser Ausstattung wurde das Modell für die Produktion ausgewählt und mit einem Aufbau von Daimler Benz versehen. Das Kampfgewicht belief sich auf 5,4 t und wog ohne Turm und Aufbauten 3,5 t. Es führte, um den Zweck zu verschleiern, die Tarnbezeichnung „Landwirtschaftlicher Schlepper“ (LaS Krupp).
Bei der Firma Henschel, welche bereits im Dezember 1933 die ersten 3 Prototypen fertiggestellt hatte, begann im Juni 1934 die Produktion mit einem ersten Auftrag für 150 Chassis mit kleineren Rädern und einem äußeren Tragbalken an jeder Seite, der die Blattfederaufhängung der hinteren drei Räder und des Laufrades tragen sollte. Ab Dezember 1934 wurde der „LaS Krupp“ auch bei der MAN in Nürnberg gebaut. Die Truppe führte das neue Gerät als „Panzer-Kampfwagen (MG) SdKfz 101“, während ihm die Soldaten den Namen „Krupp-Sport“ beilegten. Der Panzer wurde im September 1935 in Nürnberg auf dem Reichsparteitag der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt. Die Truppenversuche erwiesen allerdings, dass der neue Panzer einen zu schwachen Antrieb hatte. Daher entwickelte man das „LaS Maybach“ mit dem stärkeren 100 PS Maybach Motor NL 38 TR. Hierdurch ließen sich zwar das Leistungsgewicht des Panzers und die Fähigkeit über schwieriges Gelände zu fahren, verbessern, aber der bereits schon enttäuschende Fahrbereich von nur 146 km wurde weiter auf 140 km reduziert. Das Gewicht erhöhte sich von 5,4 t auf 6 t und die Länge wuchs von 4,02 m auf 4,42 m. Die Höhe blieb bei 1,72 m und die Breite von 2,06 m sowie die Stärke der Panzerung wurden nicht geändert. Letztere betrug 13 mm und war stark genug, um gegen Handfeuerwaffen Schutz zu bieten. Der neue Antrieb machte aber ein verlängertes Fahrwerk mit fünf Rädern und einem angehobenen Laufrad erforderlich. Im Jahre 1935, als die offene Wiederaufrüstung begann, bedurfte es keiner weiteren Tarnung und die beiden Panzer erhielten die Bezeichnung Panzerkampfwagen I (MG) Ausführung A und B. In der verbesserten Ausführung wurden ca. 2.400 Stück des PzKpfw I bis zum Jahre 1939 von der Firmen Henschel, MAN und Wegmann gebaut.
Im spanischen Bürgerkrieg konnte die Wehrmacht wertvolle Erfahrungen sammeln, da der PzKpfw I bei der Legion Condor eingesetzt wurde, doch schon da fiel auf, dass seine Bewaffnung nicht ausreichte. In einigen spanischen Werkstätten wurden 20 mm Kanonen anstelle der MG´s eingebaut. Die hatte allerdings negative Auswirkungen auf die Geländegängigkeit und die Geschwindigkeit.
PzKpfW I beim Aufmarsch in Polen.
Viele PzKpfw I wurden 1939 in Polen eingesetzt und sie waren auch bei der Besetzung Norwegens und Dänemark im folgenden Jahr beteiligt. Beim Frankreich-Feldzug standen noch mehr als 600 Fahrzeuge bei den Panzer-Divisionen, wo ein guter Nachschub die Mängel im Fahrbereich ausglich. Zwischen 1936 und 1938 wurden 200 PzKpfw I (vorwiegend Ausführung B) unter der Bezeichnung SdKfz 265 zu Befehlspanzern umgebaut. Sie hatten einen hohen festen Aufbau mit einer Panzerung in der Stärke von 30 mm und ein einzelnes Maschinengewehr, sowie ein Funkgerät FuG 6 mit einer Reichweite von 10 km für Sprach- und 13 km für Morseempfang zur Führung der Panzeroperationen. Dies war ein lebenswichtiger Bestandteil des Blitzkrieg-Konzeptes. 90 von ihnen standen bei den Panzer-Divisionen, die im Mai 1940 nach Frankreich hineinstießen.
Befehlspanzer SdKfz 265.
PzKpfw I ohne Aufbau gab es längst vor dem Krieg als Fahrschulwagen, sowie dann auch als Munitionsschlepper (SdKfz 111). Um die Panzer- und die motorisierten Divisionen mit mobilen Geschützen auszustatten, wurde das PzKpfw I-Chassis "Ausf. B" für zwei Selbstfahrlafetten verwendet, die im Jahre 1939 von der Firma Alkett in Berlin entwickelt worden waren. Beim Panzerjäger I „4,7 cm Pak (t) (Sfl) auf PzKpfw I, Ausf. B“ war eine tschechische 47 mm PAK 36 in einer kleinen dreiseitigen, offenen Lafette montiert. Bei einer Gesamthöhe von 2,25 m, einer 14,5 mm starken Panzerung, drei Mann Besatzung und 86 Schuss Munition, betrug das Gefechtsgewicht 6,4 t. Bis zum Juli 1941 waren insgesamt 202 dieser Fahrzeuge vorhanden. Die Selbstfahrlafette wurde bei Panzerjäger-Abteilungen 1940 in Frankreich eingesetzt und war auch in Russland und Nordafrika anzutreffen. Allerdings erwies sich der eingeschränkte Richtbereich von nur 15° nach beiden Seiten, die unzureichende Panzerung und Bewaffnung in Russland nur bedingt brauchbar.
Panzerjäger I.
Bei der anderen Variante handelte es sich um ein 150 mm schweres Infanteriegeschütz in einem massivem, dreiseitigen 10 mm Panzerkasten vorn auf dem Fahrgestell, dem Sturmpanzer I „15cm slG 33 auf PzKpfw I, Ausf. B“. Alleine durch das Gewicht der feuerbereiten Waffen von 1,75 t war das Fahrgestell mit dem Gefechtsgewicht von 8,5 t überlastet. Von diesen schwerfälligen Fahrzeugen wurden 38 Stück hergestellt, da es nur als Provisorium anzusehen gewesen war.
Sturmpanzer I.
Der PzKpfw I Ausführung C wurde ein luftverlastbarer Panzer, der sich, wie später z. B. der Locutus, nicht im Kampf behaupten konnte. Seine Panzerung wurde auf 30 mm aufgestockt. Um dieser Mehrbelastung gerecht zu werden, musste ein stärkerer Motor her. Deshalb kam der 150 PS starke Maybach HL 45 zum Einsatz. Mit 50 km/h Höchstgeschwindigkeit konnte er trotz seines Gewichtes überzeugen. Im Januar 1941 wurde der Panzer bei Krauss-Maffei bestellt, aber hätte erst im Juli 1942 ausgeliefert werden können. Da sich die Kriegslage entscheidend geändert hatte und außerdem ein so leichter Panzer keine sinnvolle Verwendung mehr gefunden hätte, auch wenn er den Panzer II Turm samt 20 mm Kanone bekommen hätte, war diese Verfügbarkeit sinnlos. Die Entwicklung wurde im Sommer 1941 eingestellt.
Der Versuch den PzKpfw I in eine 8 t Ausführung Z als schnelles Aufklärungsfahrzeug umzubauen, kam als VK 601 über das Prototypenstadium nicht hinaus. Im Sommer des Jahres 1940 wurde eine weitere, bedeutend schwerere (18 t) Modifikation, der Panzerkampfwagen I neue Ausführung verstärkt (PzKpfw I n. A., verst. VK 1801) mit 80 mm Panzerung und einem schweren Schachtel-Fahrgestell für Infanteriezwecke entwickelt. Hier verwendete man den Maybach HL 45-Motor, doch die Geschwindigkeit des nunmehr 19 t schweren Fahrzeuges hatte sich auf 25 km/h verringert. Die Bewaffnung bestand nach wie vor aus 2 MG´s, die Besatzung aus 2 Mann. 1941 / 1942 wurden 12 Stück dieses Typs fertiggestellt, wobei alle 12 Panzer an der Ostfront zerstört wurden.
Ausf. A | Ausf. B | Ausf. C (VK 601) | Ausf. F (VK 1801) | |
Kampfgewicht | 5,4 t | 6,0 t | 8,0 t | 20 t |
Länge | 4,02 m | 4,42 m | 4,19 m | 4,38 m |
Breite | 2,06 m | 2,06 m | 1,92 m | 2,64 m |
Höhe | 1,72 m | 1,72 m | 1,94 m | 2,05 m |
Besatzung | 2 | 2 | 2 | 2 |
Baujahr | 1934 bis 1936 | 1935 bis 1937 | 07 bis 12/1942 | 06 bis 12/1942 |
Stückzahl | 818 | 675 | 40 | 30 |
Bewaffnung | 2 × MG 13 (7,92 mm) | 2 × MG 13 (7,92 mm) | 1 × MK EW 141 (20 mm) 1 × MG 34 (7,92 mm) | 2 × MG 34 (7,92 mm) |
Munition | 1.525 Schuss | 1.525 Schuss | ||
Wanne Front | 13 mm / 27 – 63° | = | 30 mm / 20 – 80° | 80 mm / 20 – 80° |
Wanne Seite | 13 mm / 70 – 90° | = | 20 mm / 82 – 90° | 50 mm / ~ 90° |
Wanne Heck | 13 mm / 50 – 75° | = | 20 mm / 30 – 75° | 50 mm / 14 – 75° |
Wanne Decke | 6 mm / 0 – 50° | = | 10 mm / 0° | 25 mm / 0° |
Wanne Boden | 6 mm / 0° | = | 10 mm / 0° | 25 mm / 0° |
Turmfront | 13 mm / 80° | = | 30 mm / 80 – 90° | 80 mm / ~ 90° |
Turmblende | 13 mm / gewölbt | = | 30 mm / gewölbt | 80 mm / stark gewölbt |
Turmseite | 13 mm / 68° | = | 20 mm / ~ 70° | 50 mm / ~ 70° |
Turm – Heck | 13 mm / 68° | = | 20 mm / ~ 70° | 50 mm |
Turm – Decke | 8 mm / 0° | = | 10 mm / 0° | 25 mm / 0° |
Motor | Krupp M 305 4-Zylinder-Boxer luftgekühlt | Maybach NL 38 TR 6-Zylinder-Reihe wassergekühlt | Maybach HL 45 P 6-Zylinder-Reihe wassergekühlt | Maybach HL 45 P 6-Zylinder-Reihe wassergekühlt |
Leistung bei min−1 | 57 PS / 2500 | 100 PS / 3000 | 150 PS / 3800 | 150 PS / 3800 |
Hubraum | 3460 cm³ | 3790 cm³ | 4678 cm³ | 4678 cm³ |
Gänge (V / R) | 5 / 1 | 5 / 1 | 6 / 1 | 4 / 1 |
Leistung/Gewicht | 10,6 PS/t | 16,7 PS/t | 18,8 PS/t | 7,1 PS/t |
Höchstgeschwindigkeit | 37 km/h | 40 km/h | 65 km/h | 25 km/h |
Kraftstoffvorrat | 144 l | 146 l | ||
Reichweite | 145 km Straße; 100 km Gelände | 140 km Straße; 115 km Gelände | 300 km Straße | 150 km Straße |
Kettenbreite | 28 cm | 28 cm | 39 cm | 54 cm |
Bodendruck | 0,40 kg/cm² | 0,42 kg/cm² | 0,48 kg/cm² | 0,46 kg/cm² |
Bodenfreiheit | 29 cm | 29 cm |
Quellen