Beitrag Mi 26. Nov 2014, 10:55

Jagdpanzer 38(t) „Hetzer“

Jagdpanzer 38(t) „Hetzer“ (Sd. Kfz. 138/2)






Entwicklung eines neuen Panzertyps



Die Entwicklung eines Jagdpanzers mit einem Geschütz größeren Kalibers ging auf die Konzeption eines ausschließlich für die Panzerabwehr konzipierten Fahrzeuges zurück. Ausgangspunkt war der Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion, wo zum ersten Mal kampfstarke Panzertypen der Roten Armee gegen die deutschen Truppen in Aktion traten. Hier stellte sich zu Beginn der Operation Barbarossa heraus, dass dringend bewegliche Panzerabwehrwaffen gegen die den russischen Verhältnissen gut angepassten Panzerfahrzeuge der Gegnertruppen benötigt wurden. Deshalb entstand an das Waffenamt die Forderung schnellstens einen Panzerjäger zu entwickeln und eine brauchbare und durchschlagstarke Waffe zur Verfügung zu stellen. Als erstes griff man deshalb auf erbeutete französische Fahrgestelle des Panzers Hotchkiss H 35(f), Hotchkiss H 39(f) oder des Lorraine-Schlepper zurück und stattete sie mit erbeuteten russischen 7,62-cm Pak 36(r) Geschützen aus. Nachdem bereits im Westfeldzug im Jahr 1940 mit dem Panzerjäger IB ein Panzerfahrzeug mit einer 4,7 cm Panzerabwehrkanone eingesetzt wurde, stand nun die so bezeichnete Konstruktion „Marder I“ zur Verfügung.

Dieses Grundprinzip, auf einem vorhandenen Fahrgestell eine Panzerabwehrwaffe zu montieren, wurde dann im weiteren Verlauf des Krieges für alle weiteren Jagdpanzer-Typen gängige Praxis. In der Folge zeichneten sich die erfolgreichsten, deutschen Jagdpanzer durch einen ähnlich turmlosen Aufbau, dem sogenannten Kasemattaufbau, aus. Dieses Konstruktionsprinzip war zudem einfacher und kostengünstiger herzustellen als die komplizierteren Turmdrehkonstruktionen der herkömmlichen Kampfpanzer. Meistens konnten durch die dabei eingesparten Gewichte im Gegenzug größere und schwerere Geschützkaliber verbaut werden. Durch den Wegfall des Turmes entstanden auch meistens eine niedrigere Silhouette sowie ein günstigeres Leistungsgewicht. Diese Eigenschaften unterstützten die in der Praxis bevorzugten Gefechtstaktiken, bei der der Jagdpanzer getarnt in einer Stellung auf den feindlichen Panzer lauerte und dann überraschend das Feuer eröffnete. Sobald der Kampfauftrag erfüllt war, zog sich das Fahrzeug zurück, um an anderer Position getarnt in Stellung zu gehen.


Basisfahrzeug




Panzer 38(t) beim Vormarsch in der Sowjetunion Juni 1941


Das Basisfahrzeug und im eigentlichen Sinne das Fahrwerk für den Hetzer ging zurück auf eine Ausschreibung des tschechoslowakischen Ministeriums für Nationale Verteidigung aus dem Jahre 1937. Von der Firma Ceskomoravska Kolben Danek (CKD) wurde daraufhin ein Kampfpanzer vom Typ LTL sowie der Kampfpanzer TNH als Prototyp zur Verfügung gestellt. Die Firma Skoda stellte außerdem einen überarbeiteten P-I und P-II sowie LT Vz. 35 mit verbessertem Getriebe und Laufwerk zur Erprobung. Im Januar 1938 zeigten die Erprobungen dann schnell, dass es sich bei dem Panzer TNH um den besten zur Verfügung stehenden leichten Kampfpanzer handelte. Für die Firma CKD wurde dann ein Auftrag ausgelöst 150 Panzer dieses Typs zu fertigen. Daraufhin erhielt der Panzer offiziell die Bezeichnung LT Vz. 38 (leichter Panzer, Modell 1938). Im Februar 1939 wurden die ersten Panzer fertig gestellt aber nicht mehr ausgeliefert. Nachdem deutsche Truppen die Tschechei 1939 besetzt hatten wurden Ende März 1939 Verhandlungen zwischen CKD in Prag und dem Heereswaffenamt in Berlin aufgenommen. Hierbei wurde über die Fortführung der Produktion und die Übernahme des LT Vz. 38 in die Wehrmacht verhandelt, wobei der Panzer nun die Bezeichnung „Panzerkampfwagen 38(t)“ erhielt. Das (t) sollte dabei auf die tschechische Produktion hinweisen.

Die Entwicklung eines neuen Jagdpanzers resultierte aus den Erfahrungen, die das deutsche Heer im Russlandfeldzug gesammelt hatte. Speziell nach dem Auftreten des russischen T-34-Panzers hatten sich die deutschen Panzerabwehrwaffen im Kaliber 3,7-cm und 5-cm endgültig als zu schwach erwiesen. Deshalb wurde von der Inspektion der Panzertruppe die Schaffung eines Panzerjägers mit einem leistungsfähigen Geschütz auf Selbstfahrlafette gefordert. Für eine Fertigung im besetzten tschechischen Gebiet war unter anderem auch der zunehmende Bombenkrieg und die damit einhergehenden Zerstörungen der deutschen Rüstungswerke verantwortlich. Die bis dahin überwiegende Fertigung von Fahrgestellen bei der Firma Alkett wurde am 26. November 1943 stark betroffen als ein konzentrierter Bomberangriff auf diese Werke erfolgte. Daraufhin untersuchte das OKH die Möglichkeit in der Böhmisch-Mährischen Maschinenfabrik (BMM – ehemals CKD) in Prag eine Fertigung von Fahrgestellen und Panzerfahrzeugen aufzubauen. Nach eingehender Prüfung wurde beschlossen hier eine Fertigung eines neuen Jagdpanzers in Betrieb zu nehmen. Die ersten Entwurfsplanungen sahen bereits vor Baugruppen des Panzerkampfwagens 38(t) und die Aufbauten eines speziellen Aufklärungspanzers zu verwenden. Für das Fahrgestell des neuen Jagdpanzers wurden, nachdem sich der Panzer 38(t) in Russland als zu schwach erwiesen hatte, zahlreiche Umbauten durchgeführt.

Ende Januar 1944 wurde dem Heereswaffenamt ein entsprechendes Modell vorgeführt und es wurde entschieden, die Bewaffnung des Jagdpanzers IV zu übernehmen. Hierbei handelte es sich um die 7,5 cm Panzerjäger Kanone 39. Das Ergebnis davon war das Panzerjägerprogram. Das neue Fahrzeug, das sich daraus ergeben hatte, sollte in Panzerjäger-Einheiten der Infanterie-Divisionen zum Einsatz kommen. Der Panzer wurde zuerst als "Leichtes Sturmgeschütz 38(t)", dann "Jagdpanzer 38(t) für 7,5 cm Pak 39 L/48" und schließlich "Jagdpanzer 38" benannt. Die Zusatzbezeichnung Hetzer war keine offizielle Bezeichnung, sondern wurde vom Sprachgebrauch der Truppe abgeleitet. Von März bis April 1944 wurden die gefertigten Prototypen ausführlich getestet, während die Vorbereitungen für die Produktion bei den Firmen BMM in Prag und bei Skoda in Pilsen anliefen.


Standardversion




Vierseitenansicht des „Hetzer“. Gut zu erkennen die flache, gedrungene Form und die seitlich nach rechts versetzte Hauptbewaffnung.



Neben dem grundsätzlichen Aufbau auf Basis des Panzerkampfwagens 38(t) wurden die Stoßdämpfer (Federblattpakete) auf die größeren Straßenräder und einen neuen Motor angepasst. Der neue Motor bestand aus einem 160 PS Praga AC/2 6-Zylinder-Motor, der über ein Praga-Wilson-Getriebe (5 Vorwärtsgänge und 1 Rückwärtsgang) gesteuert wurde. Es war aufgrund der stärkeren Bewaffnung auch notwendig eine entsprechende Panzerung des Kampfraumes im Gegensatz zum Panzer 38(t) vorzusehen. Der Hetzer konnte 320 Liter Kraftstoff in zwei Tanks mitführen, die eine maximale Reichweite von 177 km ermöglichte. Sein Gefechtsgewicht betrug 16 Tonnen und die maximale Geschwindigkeit lag bei rund 42 km/h. Die Ketten des Panzers hatten 96 Kettenglieder pro Seite bei einer Kettenspurbreite von 350 mm. Der Außenaufbau bestand aus einer niedrigen, geschlossenen Konstruktion, bei der die Frontseite eine Panzerplattenstärke von 60 mm, die Decke 8 mm, die Rückseite sowie die Seiten 20 mm und die Unterseite 10 mm besaßen. Die an den Seiten angebrachten Kettenschürzen hatten eine Stärke von 5 mm.

Bei der Hauptwaffe, der 7,5 cm Pak 39 L/48, gab es den großen Nachteil eines begrenzten Seitenschwenk- (5 Grad nach links und 11 Grad nach rechts) und Höhenrichtbereichs (-6 Grad bis +10 Grad). Die Kanone hatte zudem eine weiterentwickelte Rohrbremse, die eine herkömmliche Mündungsbremse nicht mehr erforderlich machte. Das Geschütz wurde weit nach rechts (380 mm von der Mitte) eingebaut, was zu Schwierigkeiten für die Mannschaft (besonders dem Richt- und Ladeschützen) führte. Die Kanone selbst wurde entworfen, um von rechts geladen zu werden, was sich nachher aber nachteilig aufgrund des geringen Platzes und in der geringen Feuerrate zeigte. Aufgrund des kleinen Innenraums konnten auch nur 40 Granaten 7,5 cm gelagert werden. Später wurde der Stauraum vergrößert, so dass 45 Granaten mitgeführt werden konnten. Die Zieleinrichtung bestand aus einem Sfl. ZF 1 a-Visier. Das Geschütz wurde in einer 60 mm starken Gusskanonenblende geschützt gelagert, einer sogenannten Saukopfblende. Auf dem Dach trug der Hetzer zur Verteidigung gegen Infanterie ein fernsteuerbares MG 34/42 mit 360 Grad Richtmöglichkeit.

Nachteilig war auch der sehr eng bemessene Innenraum für die vierköpfige Besatzung, die aus dem Kommandanten, Ladeschützen, Richtschützen und Fahrer bestand. Der Innenraum war dabei in zwei Bereiche aufgeteilt, der Besatzungs-/Kampfraum und der Motorenbereich. Richt- und Ladeschütze waren auf der linken Seite des Fahrzeuges angeordnet; der Kommandant war im hinteren, rechten Raum platziert. Der Fahrer saß im vorderen, linken Teil des Fahrzeuges. Die Besatzung konnte untereinander über den Bordfunk über ein 10-Watt-FuG 5 Gerät kommunizieren. Die später abgeleitete Befehlswagen-Version hatte zusätzliche Antennen und ein 30-Watt-Fug 8 Gerät zur Verfügung. Der Kommandant konnte das Gefechtsfeld mit einem ausfahrbaren Fernglas (Scherenfernrohr) aus der Dachluke heraus beobachten, trotzdem war das Sichtfeld begrenzt. Die niedrige Silhouette des Fahrzeugs machte es schwer, es im Gelände zu erkennen, was bei der Panzerabwehr ein großer Vorteil war.


Produktion




Hinterhalt-Tarnanstrich mit der "Verzerrungsoptik". Dieser Tarnanstrich ist auch auf vielen Einsatzphotos speziell bei der Ardennenoffensive wiederzufinden.



Die ersten Produktionsausführungen litten noch unter Problemen bezüglich der Stabilisierung, Fahrzeugausrichtung und der optimalen Unterbringungsmöglichkeiten im Kampfraum. Hierfür wurden Blattfedern, die die Lage des Fahrzeugs verbesserten, ab Juni 1944 verbaut. Während des Sommers desselben Jahres wurde auch die Zugänglichkeit in Form von mehreren Besatzungs- und Wartungsluken verbessert. So erhielt der Kommandant eine kleinere Lukenöffnung nach hinten, nach hinten rechts eine Luke für den Heizkörperzugang und hinten links für den Kraftstofftank.

Ab August 1944 wurden rohstoffsparende Umbauten an der Geschützabdeckung vorgenommen die das Gewicht um 200 kg reduzierten. Es wurden auch hinten neue Laufräder eingeführt. Diese hatten acht, sechs und vier Erleichterungslöcher statt bisher zwölf. Dies diente auch zur Vereinfachung des Herstellungsprozesses. Im September 1944 wurden bei den Federblätterpaketen die Dicke der Federblätter erhöht. Außerdem wurden bei den seitlich angebrachten Kettenschürzen die vorderen und hinteren Spitzen nach innen gebogen, um sie vor dem Abreißen bei Fahrten durch dichtes Gebüsch zu schützen. Es wurde weiterhin festgestellt, dass das Periskop-Gehäuse für den Fahrer wie ein Kugelfang wirkte, der also verhinderte, dass auftreffende Geschosse an der Frontwand abprallen. Das hervorstehende Gehäuse wurde entfernt, stattdessen wurde das Periskop in vertikalen Schnitten in die Frontpanzerung eingeführt. Zusätzlich wurde an den Auspuff zur Reduzierung der Flammenbildung ein Flammenvernichter bzw. Flammendämpfer angebaut. Dies reduzierte zusätzlich die Sichtbarkeit bei Angriffen von hinten und im Dunkeln.

Diese im Oktober 1944 vorgenommen Änderungen beinhalteten auch ein zusätzliches Kopfpolster für den Kommandanten sowie genietete statt geschraubte Laufrollenverbindungen. Aufgrund der schweren Frontsektion und der Tatsache, dass für das anvisieren das Fahrzeug auf engem Raum gedreht werden musste, erfolgte auch eine Überarbeitung des Getriebes. Dies erfolgte mit einer Verringerung des Übersetzungsverhältnisses der entsprechenden Zahnräder für die Ausführungen im Januar 1945. Die abschließenden Änderungen des Jagdpanzers waren an den Seitenwänden angebrachte Ringe zum Aufsetzen von Tarnmaterial, angeschweißte statt geschraubte Klappenscharniere, außen festgemachtes Werkzeug sowie verstärkte Abschleppösen.

Ab Sommer 1944 wurden die Fertigungsstätten der Wehrmachtsfahrzeuge angewiesen die komplette Tarnung mit Tarnfarbe im Werk anzubringen. Hierfür waren die Farben Dunkelgelb RAL 7028 als Grundfarbe, Olivgrün RAL 6003 und Rot-/ Schokoladenbraun RAL 8017 in Flecken aufzutragen. Diese Anordnung führte den einheitlich farblichen Tarnanstrich ein, der als Hinterhalt-Tarnung bekannt werden sollte. Das gefleckte Muster der Hinterhalt-Tarnung wurde entworfen, um alle Kampffahrzeuge besser unter Bäumen verstecken und sich gegen die Luftüberlegenheit des Gegners schützen zu können. Die jeweiligen Fahrzeuge verließen ab September die Montagewerke in einem Grundanstrich von RAL 8012, welches eigentlich eine Grundierung bzw. Rostschutzfarbe ist und als solche bis heute Verwendung findet. Ungefähr die Hälfte der Fahrzeugoberfläche wurde mit Flecken in Rotbraun, Olivgrün oder Dunkelgelb getarnt, um den Lackierungsprozess zu vereinfachen.

Mit einer Anweisung vom November 1944 sollten die Fahrzeuge einen Grundanstrich in Olivgrün RAL 6003 erhalten, was aber meistens nicht umgesetzt wurde und somit eher in Tarnlackierungen mit einem scharf abgegrenzten Tarnmuster in Rot- / Schokoladenbraun und Dunkelgelb mündete. Bei der Produktion des „Hetzers“ im Werk BMM wurde in größerem Umfang dieses als „Verzerrungstarnung“ eingeführte Farbmuster verwendet, bei der die einzelnen Tarnfelder bei einigen Exemplaren mit zusätzlichen creme- oder elfenbeinfarbenen Streifen abgegrenzt wurde.


Produktionszahlen des Jagdpanzers „Hetzer“
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Gesamt
1944
-----
-----
3
20
50
100
110
170
220
190
387
327
1.577
1945
434
398
301
117
???
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1.250



Kampfeinsatz




US Soldat Kenneth G. Walker von der F Kompanie, 142. Regiment, 36. Texas Division vor "seinem" mit einer Bazooka abgeschossenen Hetzer.
Oberhoffen-sur-Moder (Frankreich), östlich von Haguenau am 13. Februar 1945.



Haupteinsatzzweck für den zukünftigen Einsatz des Jagdpanzers 38 war es den Infanterie-Divisionen eine größere Beweglichkeit und Durchschlagskraft bei der Abwehr gegnerischer Panzer zu geben. So zeigte dann auch die spätere Realität, dass kleine, mit diesem Jagdpanzer ausgerüstete Verbände hauptsächlich zum Gegenangriff bei Feinddurchbrüchen genutzt wurden und zusätzlich Infanterieeinheiten bei eigenen Angriffen unterstützten. Die Planung sah vor, dass jede Panzerjäger-Kompanie einer Infanterie-Division bis April 1944 mit 14 Jagdpanzer 38 ausgerüstet werden sollten.

Die erste Auslieferung von 20 Fahrzeugen erfolgte Ende Mai 1944 an das Heereszeugamt. Zwischen dem 4. und 13. Juli 1944 wurde die erste Einheit, die Heeres-Panzerjäger-Abteilung 731 mit 45 Jagdpanzern 38 ausgerüstet. Zu dieser Zeit war diese Einheit an der Ostfront der Heeresgruppe Nord unterstellt. Danach wurde zwischen dem 19. und 28. Juli die Heeres-Panzerjäger-Abteilung 743 mit 45 Jagdpanzern 38 ausgerüstet und bei der Heeresgruppe Mitte eingesetzt. Die Gliederung bestand in beiden Einheiten aus jeweils drei Kompanien mit jeweils 14 Jagdpanzern 38 und ergänzend drei Jagdpanzern für den Abteilungsstab. Drei weitere Heeres-Panzerjäger-Abteilungen wurden direkt mit dem Jagdpanzer 38 ausgerüstet: die 741. im September 1944, die 561. im Februar 1945 und die 744. im März 1945. Während der Ardennen-Offensive im Dezember 1944 wurden sogenannte Sturmgeschütz-Kompanien innerhalb der Volkgrenadier-Divisionen mit Jagdpanzern 38 zur Panzerabwehr und zur Infanterieunterstützung eingesetzt. Diese Einheiten bestanden meistens aus 14 Jagdpanzern, die in zwei Zügen zu je 12 Fahrzeugen und zwei Befehlspanzern gegliedert wurden.

In den letzten Kriegsmonaten wurde der Jagdpanzer 38 oft als Ersatz für verlorene Kampfpanzer verwendet, eine Aufgabe für die er eigentlich nicht konzipiert wurde. Nachweise hierfür gibt es zum Beispiel auch aus Aufzeichnungen der Panzer-Divisionen „Kurmark“ und „Feldherrnhalle“. Der „Hetzer“ wurde somit an fast allen Fronten der Ost-, West- und Italienfront bei motorisierten Einheiten der Wehrmacht verwendet, wie auch bei der Waffen-SS, den Bodeneinheiten der Luftwaffe und Kriegsmarine, dem RAD und der ROA (Russische Befreiungsarmee). Dabei wurden in aller Eile Einheiten verschiedenster Zusammensetzung aus Jagdpanzern, Sturmgeschützen, Panzergrenadieren und Aufklärungsfahrzeugen eingesetzt, um als "Frontfeuerwehr" an Brennpunkten und Durchbruchstellen zu wirken.

Bei den Kampfeinsätzen zeigten sich sowohl Vor- als auch Nachteile. Durch die konstruktionsbedingte, niedrige Silhouette war der Jagdpanzer gut in Hinterhaltstellungen zu tarnen und als überraschende Panzerabwehr zu verwenden. Nachteilig wirkten sich die schwachen Seitenpanzerungen und die schwache Heckpanzerung aus, da bei feindlichen Gegenangriffen oftmals mit panzerbrechenden Waffen hier ein vernichtender Schuss erzielt werden konnte. Für die Anvisierung und Nachverfolgung eines gegnerischen Panzers war es aufgrund des eingeschränkten Seitenrichtbereiches notwendig den Jagpanzer durch das Bewegen des gesamten Fahrzeuges neu auszurichten. Dies beanspruchte in erheblichem Maße das Getriebe und andere Fahrgestellteile, was zu höheren Ausfallraten des Jagdpanzers führte.



Jagdpanzer 38 während des Warschauer Aufstandes. Sehr markant ist die niedrige Silhouette und das kurze Kanonenrohr.



Die Kanone hatte eine effektive Reichweite von über 1.000 Metern. Im direkten Aufeinandertreffen konnte der Hetzer bei einem Abstand von 700 m den sowjetischen T-34/85 bei Frontalbeschuss ausschalten. Im Gegenzug musste der T-34/85 in einem Abstand von 400 m an den Hetzer herankommen, um ebenfalls bei Frontalbeschuss erfolgreich zu sein. Wesentlich schlechter sah es schon gegen den schweren sowjetischen JS-2 aus. Im Vergleich konnte der JS-2 den Hetzer in einem Abstand von 1.000 m vernichten, während der Hetzer den JS-2 erst bei einer Entfernung von 100 m etwas anhaben konnte. Die Panzerung des Cromwell-Panzers konnte auf 1.500 m, die des Churchill auf 500 m und die des Sherman-Panzers auf 800 m durchschlagen werden. Im Gegenzug war nur der Sherman A4 mit der 7,6 cm Kanone ab einer Entfernung von unter 600 m für den „Hetzer“ gefährlich.

Weitere Eindrücke und Erfahrungsberichte wurden im "Nachrichtenblatt der Panzertruppen" in der Ausgabe Oktober 1944 festgehalten:

Zitat: „Der "leichte Panzerjäger 38" hat seine Feuertaufe bestanden. Die Besatzungen sind stolz auf ihren Jagdpanzer und die Infanterie vertraut auf ihn. Speziell das Rundumfeuer des MG wird gelobt. Die effektive Bewaffnung und das niedrige Profil erlauben ihm, die Infanterie sowohl beim Angriff als auch in der Verteidigung hervorragend zu unterstützen.“

„Innerhalb kürzester Zeit gelang es einer Kompanie, 20 feindliche Panzer zu zerstören, ohne ein eigenes Fahrzeug zu verlieren. Eine Abteilung zerstörte 57 Feindpanzer, von denen zwei des sowjetischen Typs JS 122 waren, auf 800 Meter. Nicht ein einziger Jagdpanzer ging durch Feindeinwirkung verloren. Ihrem Befehl folgend erreichte die gleiche Abteilung ihr Ziel in 160 Kilometer Entfernung an nur einem Tag ohne das ein Jagdpanzer ausfiel.“

„Bei den Straßenkämpfen in Warschau erwies sich der Jagdpanzer 38, besonders durch sein Rundumfeuer der MG, als sehr hilfreich. Als Nachteil erwies sich, dass der Ladeschütze die Luke öffnen muss, um so Nachladen zu können. Es musste per Funk immer ein zweiter Jagdpanzer zur Sicherung gerufen werden.“ Zitat Ende.

Um mit den Verbündeten den vereinbarten Rohstoffhandel einzuhalten sollten auch im Juli und August 1944 Jagdpanzer 38 nach Rumänien geliefert werden. Dies kam aber aufgrund der angespannten Frontlage nicht zur Ausführung.



„Hetzer“ während des Sommers 1944 in Ungarn. Zu dieser Zeit war unter anderem die 8. SS Kavallerie-Division „Florian Geyer“
mit dem Jagdpanzer ausgerüstet.



Dagegen wurden ab September 1944 Planungen durchgeführt den Jagdpanzer 38 auch nach Ungarn zu liefern. Im Zeitraum vom Dezember 1944 bis Mitte Januar 1945 wurden 75 Jagdpanzer 38 per Zugtransport nach Ungarn geliefert. Diese Jagdpanzer wurden den ungarischen Sturmgeschütz-Abteilungen unterstellt, welche an der Ostfront innerhalb der Heeresgruppe Süd kämpften.

Eine der letzten Stärkemeldungen gab am 10. April 1945 bekannt, dass an der Ostfront 489 von 661, an der Westfront 79 von 101 und an der Italienfront 64 von 76 Jagdpanzern 38 einsatzbereit waren.


Version D



Aufgrund der herrschenden Knappheit an Otto-Kraftstoff wurde von Guderian vorgeschlagen statt des Otto- einen luftgekühlten Dieselmotor von Tatra einzubauen. Der Vorschlag hätte zu der damaligen Zeit auch das Problem der eingeschränkten Beweglichkeit gelöst, da mit dem neuen Motor auch gleichzeitig ein höheres Drehmoment und damit eine bessere Beweglichkeit bei kleiner Geschwindigkeit und beim Ausrichten auf das gegnerische Ziel zum Tragen gekommen wäre. Bei der Umstellung hätten aber auch noch weitere Anpassungen vorgenommen werden müssen, wie zum Beispiel der Umbau des Schaltgetriebes und eine verlängerte Wanne. Gleichzeitig wurde auch geprüft, ob eine verbesserte Panzerabwehrkanone, die 7,5 cm Panzerjägerkanone 42 L/70 zum Einsatz kommen könnte. Die diesbezüglichen Planungen wurden aber aufgrund des nahenden Kriegsendes nicht mehr abgeschlossen.


Version Starr



Neben der Dieselversion wurde auch überlegt eine Bewaffnung ohne die normalerweise übliche Rücklaufvorrichtung einzubauen. Zu diesem Zweck wurden bei BMM Standardjagdpanzer umgebaut und an Krupp und Alkett zur Überprüfung überstellt. Bei den Schussversuchen zeigte sich allerdings, dass die Rückstoßkräfte auch nachteilig für die Köpfe der Besatzung waren, da die Rückstoßkräfte nun durch das gesamte Fahrzeug liefen. Zur Verbesserung des Sichtfeldes des Kommandanten war geplant ein drehbares Periskop einzubauen. Ergänzt werden sollte dies mit weiteren Winkelspiegeln auf der Wannenoberseite. Ende März 1945 wurde die Heereswaffenamt-Versuchsabteilung Berka mit einem Versuchsfahrzeug zur Verteidigung des Versuchsgeländes ausgerüstet. Zu einer Massenfertigung dieser Version kam es aber nicht mehr.


Umbauten/Andere Versionen



Es gab aber auch kleinere Serien anderer Verwendungen für den Hetzer. So wurde speziell für die Ardennen-Offensive im Dezember des Jahres 1944 anstelle der Kanone ein Flammenwerfer eingebaut. Dabei handelte es sich um den Koebe Flammenprojektor (14 mm Flammenwerfer). Insgesamt wurden mit dieser Waffe 20 Fahrzeuge innerhalb der 352. und 353. Panzer-Flamm-Kompanie der Armeegruppe G ausgerüstet. Der Flammpanzer 38(t) hatte ein Fassungsvermögen von 700 Litern für den Flammenwerfer und die Reichweite betrug etwa 60 m. Somit war der Hetzer als Flammenwerferpanzer eine gute Nahkampfunterstützung für die Infanterie.

Eine andere Variante, in der der Hetzer eingesetzt wurde, war der Bergepanzer 38(t). So war das Fahrzeug nach oben offen und bot so dem 2-t Hilfskran Platz. Im Normalfall war dieser Kran zwar zerlegt im Fahrzeug verstaut, konnte aber schnell zusammengebaut und zum Einsatz gebracht werden. Außerdem wurde ein 3,5 m langer Kletterbalken an der linken Fahrzeugseite mitgeführt und es war eine 5-t-Seilwinde im Fahrzeug eingebaut.

Eine weitere verbreitete Variante war der Befehlspanzer 38(t). Er hatte ein zweites Fu 8 Gerät an Bord sowie eine Sternantenne.

Eine weitere Version sollte die Nutzung als einen Flakpanzer ermöglichen. Diese als Flakpanzer 38(t) oder „Kleiner Kugelblitz“ genannte Variante sollte eine ähnliche 2 cm Flak-Waffenanlage wie die Version auf dem Panzer IV „Kugelblitz“ tragen. Es wurden aber keine Fahrzeuge davon produziert.

Im November 1944 wurde entschieden den Jagdpanzer 38 als Waffenträger für das Geschütz sIG 33 mit einem Kaliber von 15 cm zu nutzen. Ab Dezember 1944 wurden bis zum Kriegsende 30 dieser Fahrzeuge als “15 cm Schweres Infanteriegeschütz 33/2 (Sf) auf Jagdpanzer 38(t) Hetzer“ gebaut.


Nach dem Krieg



Der Jagdpanzer 38 wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg in anderer Ausführung produziert und eingesetzt. So stellten die Škoda-Werke auf der Basis des Jagdpanzers weitere Modelle (als ST-I und ST-III, mit und ohne Bewaffnung) für das tschechoslowakische Heer zur Verfügung. 158 Fahrzeuge wurden an die Schweizer Armee ausgeliefert, wo sie unter der Bezeichnung G13 bis 1970 im Dienst blieben. Es gab für die Verwendung in der Schweizer Armee aber ein paar Veränderungen. So wurde als Bewaffnung die 7,5 cm L/48 Sturmkanone 40 der Sturmgeschütze III Ausführung F/8 und G statt der 7,5 cm L/48 Pak 39 des Jagdpanzers 38 verwendet. Alle Schweizer Hetzer waren daher mit Mündungsbremsen ausgerüstet.



Schweizer Jagdpanzer G13 im Panzermuseum von Thun



Auch waren die Positionen der Besatzung gegenüber den deutschen Fahrzeugen getauscht, der Ladeschütze saß nun rechts im Fahrzeug, der Kommandant links. Das fernbediente MG auf dem Aufbaudach entfiel und wurde durch ein Beobachtungsperiskop mit Panzerhaube ersetzt. Durch den Mangel an Ersatzteilen und mit der Produktionseinstellung 1950, wurden zwischen 1952 und 1954 von den 158 Hetzer G13 insgesamt 86 auf den Schweizer Saurer-Arbon 8-Zylinder-Dieselmotor mit Allison-Getriebe umgebaut. Die Änderungen umfassten auch die Beleuchtungsanlage und der Motor wurde mit der Zeit durch ein Dieselaggregat ersetzt.


Technische Daten Jagdpanzer 38(t)
Besatzung4
Kommandant
Richtschütze
Ladeschütze
Fahrer
Länge6,27 m
Breite2,63 m
Höhe2,17 m
Gewicht16 t
Panzerung8 bis 60 mm
Hauptbewaffnung7,5 cm Pak 39 L/48
RichtoptikSfL ZF 1 a mit 3-facher Vergrößerung
Feuergeschwindigkeit10 bis 14 Schuss/min
SekundärbewaffnungMG 34/42
AntriebPraga PS 1 EPA AC/258: 6-Zylinder-Ottomotor mit Hubraum von 7754 cm³ und einer Leistung von 160 PS bei 2800/min
FederungBlattfeder
Höchstgeschwindigkeit42 km/h
Leistung/Gewicht11,6 PS/t
Kraftstoffvorrat320 l
Reichweite177 km (Straße) 130 km (Gelände)
Spurweite2.123 mm
Kettenbreite350 mm
Kettenauflage3.020 mm
Bodenfreiheit380 mm
Kletterfähigkeit650 mm
Steigfähigkeit25 Grad
Wattiefe1.100 mm
überschreitbare Grabentiefe1.500 mm
Panzerung
Wannenbug60 mm
Fahrerfront60 mm
Wannenseite20 mm
Wannenheck20 mm
Wannendecke8 mm
Wannenboden10 mm




Quellen

-Walter J. Spielberger, Hilary L. Doyle, Thomas L.Jentz (1997). Leichte Jagdpanzer. Motorbuch Verlag ISBN 3-613-01428-9
-Alexander Lüdecke (2008). Typenkompass Panzer der Wehrmacht 1933-1945. Motorbuch Verlag ISBN 978-3-613-02953-8
-Wolfgang Fleischer, Richard Eiermann (1998). Die deutsche Panzerjägertruppe 1935-1945. Podzun-Pallas Verlag ISBN 3-7909-0613-1
-Hans Schäufler, Wilhelm Tieke (2003). Das Ende zwischen Weichsel und Elbe 1944/45. Motorbuch Verlag ISBN 3-613-02298-2
-Jean Paul Ballud (1984 ). Battle Of The Bulge. Then And Now. After the Battle Magazine. ISBN 0-900913-36-3
-Janusz Ledwoch (1997). Jagdpanzer 38(t) „Hetzer“. Wydawnictwo Militaria ISBN 83-86209-82-8
http://de.wikipedia.org/wiki/Jagdpanzer_38(t)
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/inh ... isHeer.htm
http://www.panzerbaer.de/colours/a_rela ... tarn-c.htm
http://www.panzerbaer.de/types/ch_jgdpz_hetzer_g13.htm
http://www.panzerworld.net/pzjag38
http://www.panzer-archiv.de/jagdpanzer/ ... hetzer.htm
http://www.ivassago.com/hetzer.htm

Bildquellen

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Autor: asuser / Green Devil