So 20. Nov 2016, 10:07 von Croaker
Es mag rein akademisch sein, nichts desto trotz darf man dazu durchaus eine Meinung haben.
Vor allem, wenn es der Entscheidung offenkundig an Selbstsicherheit mangelt, von "Risikobereitschaft" kann da nicht die Rede sein...
Was Sie mit den Bomberausflügen der Briten und/oder Franzosen ins Deutsche Reichsgebiet ansprechen, ist zwar richtig, steht jedoch tatsächlich keinem eigenen Einsatz entgegen.
Dass man strategische Ziele im Feindgebiet angreift, manchmal sogar auf explorativer Basis, sich also erst lohnende Ziele vor Ort sucht, ist eine valide Taktik, da man sich eines Erfolgs für gewöhnlich recht sicher sein kann. Das Erreichen des Zielgebietes kann allein schon als psychologischer Erfolg gewertet werden und hat auch recht hohe Erfolgschancen, wenn das Ziel nur "unwahrscheinlich genug" gewählt wurde und die Alarmkette ihre Macken hat. Soetwas unternimmt man dann jedoch auch höchstens mit Bomberverbänden, wenn man ganz verrückt ist vielleicht auch mit Fallschirmtruppen. So einen Vorstoß mit Jagdverbänden zu unternehmen, wäre nicht verwegen sondern Verschwendung. Diese haben schließlich im Kern die Aufgabe das eigene Reichsgebiet und die eigenen fliegenden Verbände zu schützen.
Es spricht sicherlich nichts dagegen diesen Schutz auch offensiv wahrzunehmen, wenn man den Aufenthaltsort der feindlichen Luftverbände kennt, doch genau da liegt mein Punkt: Weder traue ich den Franzosen zu dahingehend genaue Informationen zu haben (in der Regel ist unsere Aufklärung besser aufgestellt und wir haben selbst keine Informationen zu den Standorten der feindlichen Luftwaffe), noch sind wir weit genug gediehen in der Operation, um diese selbst "aufgedeckt" zu haben und als dritter Punkt, wurde Charleroi von der Luftwaffe bisher noch nicht als Standort genutzt. Insofern sehe ich wenig bis keine Gefahr für Flüge, die sich nicht in Richtung Front begeben. Das einzige Risiko bestünde darin, dass die Maschinen auf einen eskortierten Bomberverband treffen. Aber auch hier denke ich eher, dass sich der Feind auf die Bekämpfung der Frontverbände konzentrieren wird, als blindlings ins besetzte Belgien oder nach Deutschland zu fliegen...
Der Luftkrieg ist vielleicht etwas komplexer, weil man es hier mit vielen Unbekannten zu tun hat, die es oftmals ein- und abzuschätzen gilt.
Noch mehr als am Boden kommt es hier jedoch darauf an, welches Manöver für den Gegner sichtbar ist oder nicht.
Denn oftmals hat man nur wenig Informationen über den Feind und muss seine Aktionen und Reaktionen erahnen.
Im Gegensatz zum Heer, ist die Luftwaffe jedoch flexibel, was ihre Strategie anbelangt.
Dies eröffnet die Möglichkeit einige Dinge einfacher zu sehen:
Wenn der Feind einen nicht sehen kann und man nicht beständig das gleiche macht, hat er keine Möglichkeit einem in die Karten zu gucken.
Fliegt man also so, dass man Feindberührungen vermeidet und dort, wo man auch keine Jagdpatrouillen vermuten muss, ist die Chance sehr hoch niemandem zu begegnen.
Hält man den Feind zeitgleich auch noch andernorts beschäftigt, durch Bombardements oder Vorstößen in seinen Luftraum, wird eine Begegnung noch unwahrscheinlicher.
Zufällige Begegnungen können zwar immer passieren, aber diese sind in einer so frühen Operationsphase eher im Umfeld der Front zu suchen.
Zumal es den Franzosen und Briten dort sicherlich nicht an lohnenden Zielen mangelt...
Entsprechend verstehe ich, dass die Luftwaffe keine Jagdverbände entbehren kann, die sind anderswo weitaus besser aufgehoben.
Nichts desto trotz, wurden Sie in meinen Augen schlecht beraten, wenn man ihnen den Flug, DIESEN speziellen Flug nur empfiehl, wenn man ihnen auch Jagdschutz geboten werden kann.
Nach meiner Einschätzung, wird diese Bedingung ohnehin nicht erfüllt werden können, ohne den Feinden Tür und Tor auf die Front zu eröffnen...
Aber gut, ich brauche mich nicht zu beschweren. Ist ja nicht so, als hätte ich dem Oberkommando nicht meine Expertise angeboten.
Bleibt mir wohl nur mit meinen Männern in Charleroi herumzusitzen und die Schau zu genießen.
Sie werden jedoch verstehen, dass ich lieber im Einsatz wäre...