Re: Feldlazarett
"Ich möchte Ihnen assistieren, Dr. Höppner!" Hans Winter war fest entschlossen, der Operation des jungen Leutnants Bruno Wörner beizuwohnen.
"Unbedingt, Herr Kollege. Kommen Sie, wir dürfen keine Zeit verlieren", entgegnete der Stabsarzt mit einem Nicken.
Die Fahrt zum Lazarett schien Hans wie eine Ewigkeit vorzukommen, dabei waren es nur wenige Kilometer. Wörner, der vor Rijeka von einem Scharfschützen in die Brust getroffen wurde, hatte viel Blut verloren, doch Winter und die anderen Sanitäter taten ihr Möglichstes, damit es nicht noch mehr wurde. Immer und immer wieder sprach Winter mit dem Leutnant. "Sie müssen wachbleiben! Nicht einschlafen, wir sind bald da!"
Vor Ort wurden bereits die ersten Vorbereitungen für den Eingriff getroffen. Stabsarzt Dr. Höppner wies seine Leute an und wartete auf den ankommenden LKW.
Die Operation selbst dauerte mehrere Stunden. Der Leutnant hatte Glück - großes Glück. Wäre er eine Katze mit sieben Leben, wären sechs davon nun futsch. Es stellte sich heraus, dass die Kugel nur 2 Zentimeter vom Herzen entfernt einschlug und auch sonst keine lebenswichtigen Organe beschädigte.
Nach dem Eingriff stand Hans neben dem LKW, der Wörner transportiert hatte und rauchte eine Zigarette, als Dr. Höppner auf ihn zu kam.
"Er kommt durch, aber ich fürchte, der Krieg ist für ihn erst einmal gelaufen. Was ja nichts Schlimmes an sich ist. Denken Sie nur: Erholungsurlaub in Wien, die vielen netten Krankenschwestern, die sich um ihn kümmern werden..."
"Ja, und die bösen Blicke, die seine Frau denen entgegenbringen wird..." Beide konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
"Danke, Dr. Höppner! Ohne Sie hätte ich ihr jetzt sicher einen Trauerbrief schreiben müssen - knapp 3 Monate nach ihrer Ferntrauung."
"Aber auch, hätten Sie ihn nicht so schnell hierher gebracht. Gute Arbeit, Herr Kollege, auch da drinnen im OP. Ruhen Sie sich jetzt ein bisschen aus!"
Mit diesen Worten ging der Stabsarzt fort. Auch Hans musste wieder aufbrechen, doch bevor es wieder an die Front ging, wollte er sich wirklich eine Stunde aufs Ohr hauen.