Sa 19. Jan 2019, 21:43 von Hans Winter
Samstag, 19. Januar - Feldlazarett Metlika, 21:40 Uhr
Es war kalt an diesem Abend. Hans Winter stand außerhalb des Lazaretts, schaute in die Ferne und rauchte eine Zigarette. Der Tag hatte kein gutes Ende genommen, denn soeben hatten er und seine Kameraden einen Patienten auf dem Operationstisch verloren. Der Patient war zwar kein Angehöriger der Division, trotzdem war es für einen Arzt immer schwer, jemandem nicht helfen zu können. Hans war in Gedanken versunken, als er plötzlich hinter sich eine Stimme hörte.
"Können Sie auch nicht schlafen?"
Die Stimme gehörte zu Oberarzt Dr. Manfred Höppner. Feiner Kollege, feiner Kerl.
"Ehrlich gesagt habe ich es noch gar nicht versucht, Höppner", antwortete Winter.
Der Oberarzt streckte sich ein wenig. "Ich schon, hat nicht geklappt. Haben Sie eine für mich?"
"Sicher!" Hans reichte ihm sein Zigaretten-Etui und gab ihm zudem Feuer.
Nun standen sie da. Beiden rauchten und blickten auf den Vollmond, der über Kroatien stand. Ein herrlicher Anblick.
"Wir haben getan, was wir konnten, Winter. Sie haben! Es war einfach nicht mehr möglich", brach Höppner plötzlich die gespenstische Stille.
Das war ein gut gemeinter, wenn auch schwacher Trost des Oberarztes. Ja, sie hatten getan, was möglich war, um das Leben des kleinen Jungen zu retten, der beim Spielen auf einen Blindgänger stieß, der ausgerechnet in diesem Moment detonieren musste. Sie operierten und operierten..., nur um am Ende den Tod des Jungen, der nicht älter als 10 jahre war, festzustellen. Es war hart. Es schien nicht fair. Hans war den Tränen nahe, denn er dachte in diesem Moment an seinen eigenen Sohn Jonas, der sicherlich und hoffentlich jeden Tag auf dem Spielplatz zusammen mit seinen Freunden seinen Spaß hatte.
"Ja, so wird es wohl sein, Höppner", entgegnete Hans, der inzwischen seine Zigarette ausgedrückt hatte. "Es ist gleich 22 Uhr und somit Dienstschluss. Kommen Sie mit? Ich gebe einen aus!"
"Immer da, wenn Sie mich brauchen, Herr Kollege", antwortete Dr. Höppner.
Gemeinsam zogen sie anschließend los, um diesen Tag, und ganz besonders dessen Ende, möglichst erfolgreich zu vergessen.