Mein Name ist Friedrich Bölter und ich wurde im schönen Brandenburg an der Havel am 10. Mai 1916 als Sohn von Max Bölter und Luise Bölter geb. Timmenstein geboren. Als einziges Kind der Familie erhielt ich die ganze Fürsorge und erzieherische Aufmerksamkeit meiner Eltern. Insbesondere mein Vater, ehemaliger Weltkriegsteilnehmer und Lehrer für Naturwissenschaften an der hiesigen Lehranstalt brachte mir frühzeitig preußische „Ordnung und Sauberkeit“ bei. Die Schule schloss ich mit dem Gesamturteil „Gut“ ab, obwohl ich nicht der Fleißigste aus meiner Klasse war. Mit den Schulkameraden durchlebte ich die schwierigen Nachkriegsjahre, so litten wir zwar nie Hunger, aber trotzdem war alles schon sehr knapp bemessen. Der Sport nahm einen großen Teil meines Lebens ein. Hierbei gab es natürlich Fußball im Verein „Germania Brandenburg“ sowie, der Havel geschuldet auch das Rudern im Verein „Wiking“. Mit 16 Jahren kam dann die Frage nach einem Beruf auf und da mein Vater ein freundschaftliches Verhältnis zu Bekannten pflegte, kam ich im Jahr 1932 in die Lehre in einer Optikerwerkstatt in Rathenow. Nach drei Jahren Lehrlingsausbildung erhielt ich mein Abschlusszeugnis, was mir gute Fähigkeiten bescheinigte.
Mitte der dreißiger Jahre wurde es im allgemeinen Straßenbild auch immer offensichtlicher, dass sich eine neue Nationalbewegung in Gang setzte. Obwohl mir damals noch nicht klar war, worin dies alles münden sollte, war ich von den Ansichten und dem Auftreten der uniformierten Jugend sehr angetan. Auch der Stellenwert des Heeres, der im Aufbau befindlichen neuen Luftwaffe und der Marine wurde in der öffentlichen Wahrnehmung immer positiver, so dass ich auf den Gedanken kam, etwas anderes mit meinem Leben anzufangen.
Anfang des Jahres 1936 kam es dann zu dem alles entscheidenden, auslösenden Ereignis. Die als Folge des Ausgangs des ersten Weltkrieges abgetretenen Rheinlandgebiete wurden durch deutsche Truppen besetzt. Welche Freude auf den Straßen und ein neuartiges, bisher unbekanntes Gefühl des Stolzes überkam viele Menschen und so auch mich.

Nach intensiven Gesprächen mit meinem Vater entschloss ich mich dann doch, eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Die Aussichten, mein Leben lang optische Geräte und Brillen zu verkaufen klang nicht sehr spannend. So fand ich bei meinem Vater ein offenes Ohr und die weiteren Schritte waren schnell getan.
Im Jahr 1936 wurde ich zunächst in die Kadettenanstalt und später dann im Jahr 1938 aufgrund meiner hervorragenden Bewertung meiner Vorgesetzten in die Offiziersschule in Potsdam aufgenommen. In dieser Zeit wurde auch in militärischen Kreisen immer öfter der Name „Heinz Guderian“ im Zusammenhang mit der Neuaufstellung einer neuen Waffengattung genannt, die selbständig agierende Panzertruppe als schnell vorwärts operierende Kampfeinheit des Heeres. So entschloss ich mich bei der Wahl der Spezialisierungsrichtung für diese neue Waffengattung.
Im April 1936 dann ein international aufregendes Ereignis. Italien annektiert Abessinien (später Äthiopien)! Die seit dem Oktober 1935 kämpfenden italienischen Truppen waren angeblich auch in diesen Kampf eingetreten, um das Land von der Sklaverei zu befreien. Was in der heutigen Zeit merkwürdig klingt, so war das zu der damaligen Zeit ein mitreißender Grund. Die Italiener konnten sich doch noch nach härtesten Kämpfen durchsetzen und sichern sich somit einen strategisch wichtigen Teil an der Ostküste des afrikanischen Kontinents. Aus den späteren Aufzeichnungen war zu erfahren, dass Italien dabei auch mit sehr brutalen Mitteln vorging und die Abessinier teilweise härtesten Widerstand leistete. Der italienische König Viktor Emanuel III. wurde danach zum Kaiser von Abessinien gekrönt und unterstrich gleichzeitig den Willen, Italien als neue Großmacht aufzubauen.

In den nächsten Monaten ging es mit interessanten Neuigkeiten weiter. In den Zeitungen war von einer weiteren wissenschaftlichen Forschung zu lesen. Raketen! Diese Geschosse waren zwar bereits seit den Romanen von Jules Verne bekannt, fliegen gesehen hat diese Objekte bisher keiner. Auch hierbei gab es einen Namen, der immer wieder genannt wurde, Werner von Braun. Zunächst mit Modellflugkörpern experimentierend, dann immer größer werdend. Ein Offiziersschulkamerad, der Verwandte in München hatte, lud mich im Juni 1936 zu einem Wochenendurlaub in die bayerische Hauptstadt ein. Außerhalb von München, in einem stark bewaldeten Tal konnte man bis zur Absperrung der ersten Sicherheitszone vorfahren. Hier war Sperrgebiet und nur für Militärs und Beamte konnte Zutritt gewährt werden.

Das Geheimnis war gut behütet, an dieser Stelle wurde die erste Raketenstartanlage errichtet. Was aus den bisherigen Erzählungen zu hören war mutmaßte zunächst abenteuerlich. Selbstfliegende Geschosse die tausende Kilometer fliegen konnten, natürlich auch für militärische Zwecke. Mein Kamerad und ich waren uns sicher, diese Meisterleistung wird irgendwann gebührend in die Tat umgesetzt werden können.
Aus Spanien wurden im Sommer 1936 zunehmend beunruhigende Nachrichten vermeldet. Nationalkräfte versuchten bereits seit längerer Zeit, die Machtverhältnisse zu ändern. Diese Kräfte wurden zumeist vom Militär unter General Franco geführt mit der Begründung, Ungerechtigkeiten im Land zu beseitigen. Ein durchgeführter Putsch errang auch die Aufmerksamkeit unseres Vaterlandes und es wurden sogleich diplomatische Beziehungen aufgebaut. Der zunächst im Kleinen köchelnde Konflikt entartete dann zu einem Bürgerkrieg, bei dem auf dem Lande, in der Luft und zu Wasser gekämpft wurde. Insgeheim gab es auch eine Hilfe Ersuchen an die deutsche Regierung, entsprechende Unterstützung zu leisten.

Wie erst später bekannt wurde, gab es schon seit einiger Zeit intensive Gespräche und dann wurde es offiziell verkündet. Ein Verband mit dem Namen „Legion Condor“ griff aktiv in die Kämpfe ein. Des Weiteren wurde auch Ausrüstung in ungenannter Höhe zur Verfügung gestellt. Aus geheimen Protokollen wurde auch ersichtlich, dass unser Vaterland hier gleichzeitig einen praktischen Test von neuem militärischen Gerät und Operationsdoktrinen vornehmen konnte. Die Operationen der Freiwilligen Truppe waren wohl allesamt erfolgreich, wie auch der Kampfverlauf der Nationalisten insgesamt auch. Neben Deutschland hatte sich auch Italien intensiv an den Hilfslieferungen und Freiwilligen Verbänden beteiligt. Auf der Gegenseite standen neben sowjetischen auch britische, französische und amerikanische Freiwillige. Das rief bei unseren Offiziersausbildern und uns Schülern natürlich Unverständnis hervor. Wie kann man einen Unterdrückerstaat auch noch unterstützen?
Im Februar des Jahres 1937 gab es einen aufsehenerregenden Spionagefall. Britische Agenten wurden unbemerkt in einer der größten Fertigungsstätten der Flugzeugindustrie eingeschleust, um einen Anschlag auszuüben. Nach intensiven Verhören kam ein sehr ausgeklügelter Plan zum Vorschein, der in der Gerichtsverhandlung nun Stück für Stück enttarnt werden konnte. Ein gewisser Pete Hackery, der auch ziemlich gut deutsch spricht, wollte als angestellter Schlosser mit gefälschtem Betriebsausweis einen Sprengstoffanschlag verüben. Zu diesem Zweck wurde ein Bündel Dynamit im Umkleideschrank des Beschuldigten deponiert, das dieser zu bestimmter Zeit entnehmen und im Kraftwerksgebäude des Flugzeugwerkes unterbringen und zünden sollte.

Dem Wachdienst ist es zu verdanken, dass dieser hinterhältige Plan nicht zur Ausführung gelangen konnte. Bei einer routinemäßigen Kontrolle des Produktionsgeländes zur Nachtzeit fiel auf, dass im Kraftwerksgebäude in unregelmäßigen Abständen Lichtkegel durch die Außenfenster leuchteten und so den Beschuldigten verrieten. Diese Dummheit wird nun mit einer langen Gefängnisstrafe geahndet. Eine entsprechend scharfe Protestnote geht über die diplomatischen Wege nach Großbritannien.
Inzwischen ging die Kadettenausbildung weiter voran. Im Herbst des Jahres 1937 hatten wir das große Glück, das „Heinz Guderian“ einige Lehrstunden an der Kadettenanstalt zum Thema „Mobile Truppen – entscheidender Garant für die erfolgreiche Kriegsführung“ abhielt. Durch seine mitreißende Art und anschauliche Darstellung mit auf einem großen Sandkasten positionierten Fahrzeugmodellen demonstrierte er eindrucksvoll, wie man sich in Zukunft das Zusammenwirken von Infanterie, Artillerie und Panzern vorzustellen hat. Nach seiner Auffassung wird in Zukunft das schnelle Vorwärtspreschen von mobilen Verbänden der entscheidende Faktor bei der Erringung der Initiative sein. Schnelligkeit gepaart mit Überraschung, das sind die neuen Wundermittel der taktischen Planung. Bei der Lehrstunde wurde auch oft gefragt, wie man sich den Panzer der Zukunft vorstellen sollte. Überraschenderweise gab es auch hier sofort die logisch klingenden Antworten wie „stark gepanzert und motorisiert, großkalibrig bewaffnet, dabei aber auch mit Nachrichtentechnik wie funk versehen, um im Gefecht zentral geleitet werden zu können“. Nach Abschluss des Lehrganges fragte uns „Heinz Guderian“, wer sich denn vorstellen könnte, mal bei den Panzertruppen dienen zu wollen.

Mit Freude meldeten sich die meisten der Klasse. Um nicht die Euphorie vollends aus dem Ruder laufen zu lassen, bremste er noch beschwichtigend ab und meinte, dass es noch ein gutes Stück Zeit bis dahin sei. Die Industrie und die Waffenwerkstätten seine zwar schon auf das Thema angesetzt, aber die ersten Prototypen sind vermutlich erst im nächsten Jahr testbereit.
Am 1. Februar 1938 wurden wir aus der Kadettenanstalt mit dem Rang eines Fähnrichs in die Offiziersschule übernommen. Es gab nun auch ein erweitertes Ausbildungsprogramm, das sich neben dem grundlegenden militärischen Themen wie Marschieren und Grüßen, Bewegen im Gelände und im Kampf, Umgang mit allen üblichen Handfeuerwaffen und Militärgeschichte nun auch mit sehr speziellen Themen wie gesellschaftlicher Umgang und Manieren, Reiten im Felde, Nachrichtentechnik, der Befehls- und Kommandostruktur und ausländischem Heerwesen befasste. Als Tipp von „Heinz Guderian“ gab er uns noch mit, dass vor den Panzertruppen die motorisierten Aufklärer wichtigstes Bindeglied sein würden und wir die Chance ergreifen sollten, wenn sich die Gelegenheit bietet, bei diesem Truppenteil wo auch immer als erstem Kommando einzusteigen.
In dieser Zeit kam auch die Forderung aus Deutschland Richtung Österreich auf, sich doch dem Deutschen Reich anzuschließen. Grundsätzlich fanden wir diesen Vorschlag sehr erstrebenswert, so konnte man sich Vorteile auf beiden Seiten davon versprechen. Ungeachtet dessen schlug das auf der politischen Bühne unheimliche wellen, so hatte man bereits wieder (unbegründet) Angst, dass aus diesem Zusammenschluss etwas Bedrohliches, Kriegerisches für Europa entstehen könnte.

In Anbetracht der zögerlichen Haltung der österreichischen Regierung verlegte das deutsche Oberkommando einige Einheiten, darunter auch motorisierte Truppen an die deutsch-österreichische Grenze. Unsere Offiziersausbilder ermunterten uns kurz danach, sich praktischen Schliff in einer aktiven Einheit zu suchen, mit dem dezenten Hinweis darauf, dass das für die spätere Abschlussprüfung und die weitere Laufbahn sehr förderlich sein würde. Nach kurzer Überlegung meldeten sich mit mir aber nur ein paar zu diesem Ausflug, denn die Ungewissheit war doch sehr groß, ob aus diesem kleinen Abenteuer nicht doch der erste Kampfeinsatz entsprang.
Welches Glück für uns, hatten wir doch die freie Wahl in einer aktiven Einheit mit „ganz nach vorn“ zu fahren. Wie sich später herausstellte, sollte die motorisierte Aufklärungseinheit zur späteren Einheit unter dem Kommando von „Heinz Guderian“, dem I. Panzerarmeekorps gehören. Nebenbei erfuhren wir auch von der neuen Struktur der Armeeverbände. Waren die normalen Armeekorps noch zusammengesetzt aus jeweils drei Infanteriedivisionen mit möglichst jeweils einer Artilleriebrigade, so bestanden die Panzerarmeekorps aus einer Panzerdivision und zwei motorisierten Infanteriedivisionen. Diese drei Divisionen erhielten jeweils eine Artilleriebrigade auf Selbstfahrlafette (SfL), um durch die volle Beweglichkeit ein Maximum an Geschwindigkeit bei Vormarsch zu erlangen.
Der Einmarsch nach Österreich war für den 2. April 1938 gegen 18 Uhr vorgesehen. Anscheinend hatte der Aufmarsch großen Eindruck hinterlassen, denn gegen 14 Uhr wurde die Meldung durchgegeben, das Österreich auf den Wunsch eingegangen war, sich Deutschland anzuschließen. Der Einmarsch erfolgte trotzdem, allerdings mit Blumen und Gebüsch auf den Fahrwerken und in den Rohren. Nun konnte gefeiert werden und der Empfang war grandios.
Am folgenden Tag fuhren wir wieder ab und ich musste auch wieder zurück zur Offiziersschule nach Potsdam. Wir wurden stürmisch begrüßt und die Ausbilder klopften uns kräftig auf die Schulter. In Österreich wurden sogleich die Dienstgeschäfte neu geordnet und eine Heeresreform durchgeführt. Dazu gehörte, dass das Hauptquartier und die Oberkommandos dem deutschen Oberkommando unterstellt wurden. Freudig wurde eine weitere, neue Waffengattung aufgenommen, die Gebirgsjäger! Die bisher in einem eigenständigen Leben aufgebauten Divisionen wurden nun in allumfassendes Alpenjägerkorps zusammengefasst. Diese Divisionen sind nicht nur in hügeligem Gelände und für das Gebirge ausgebildet, auch in schwer passierbarem Kampfgebiet wie Sumpf und bei schlechten Straßen sind sie auch von erheblichem Vorteil gegenüber den normalen Infanteriedivisionen. Um diese Divisionen weiter aufzuwerten gab es gleich den nächsten Befehl, diese Einheiten mit Artilleriebrigaden auszurüsten.
Während die Offiziersausbildung langsam ihrem Ende zuging, hielt der Sommer des Jahres 1938 noch einige Überraschungen bereit. In der Ausbildung war es in den Stunden zur Militärgeschichte längst kein Geheimnis mehr, dass sowohl die Tschechoslowakei mit ihren starken Grenzbefestigungen und ihrer gut ausgerüsteten Armee und das Memelland hinter Danzig strategisch wichtige Räume für die Sicherheit unseres Vaterlandes darstellten. Es wurden deshalb verschiedenste Verhandlungen geführt, die die Entschärfung dieser Risiken zum Ziel hatten.

Erstes Ergebnis dieser Verhandlungen war die Abtrennung des Sudetenlandes, da es immer wieder zu Spannungen zwischen den Sudetendeutschen und der amtierenden Regierung gekommen war. Repressalien und andere Verunglimpfungen standen an der Tagesordnung und so konnten die Verhandlungspartner überzeugt werden, diesen Teil aus der Tschechoslowakei herauszulösen. Einige Tage später wurde der amtierende Präsident der Tschechoslowakei mit heftigen Anschuldigungen konfrontiert, bei der auch Beweise zu den vorgenannten Repressalien vorgelegt wurden. Unter dem Druck gab die tschechische Staatsführung schließlich nach und es kam zur Aufspaltung des tschechoslowakischen Staates. Es folgte eine Neuordnung der Staatsgeschäfte sowie eine Entwaffnung der tschechoslowakischen Armee. Einige Einheiten des deutschen Heeres fuhren über die Reichsgrenzen um die neuen „Schutzgebiete“ zu besetzen und um eventuelle Unruhen zu schlichten. Glücklicherweise blieb es aber überall ruhig.
In einer geheimen Absprache wurde im März 1939 vereinbart, dass der abgespaltene Teil Slowakei unter die Hoheit von Ungarn fällt. Damit wurden gleich zwei positive Effekte erzielt. Zum einen wurde der öffentliche, politische Druck von unserem Vaterland genommen, alleiniger Nutznießer und eventueller Kriegstreiber zu sein. Zum anderen wurde ein Militärbündnis vereinbart. Dieses Bündnis sicherte jedem Bündnispartner Hilfe zu, falls es zu bewaffneten Konflikten kommen sollte. Deutschland hatte hierbei sogar das Vorrecht, den Oberbefehl über alle Truppen des Bündnispartners zu übernehmen. Die weiteren Aktivitäten zur Sicherung der Reichsgrenzen gingen dann in den Nordosten in die Region um Danzig und das Memelland. Auch hier konnte man sich mit den umliegenden Ländern wie Litauen darüber verständigen, im Austausch Land gegen Sicherungsverträge als Basis für eine friedliche Zukunft zu nutzen.

Das Jahr 1939 ging noch friedlich und mit erfreulichen Errungenschaften zu Ende. Auf dem Gebiet der Luftfahrtechnik wurde das erste, betriebsbereite Düsentriebwerk erfolgreich getestet. Damit wurde der Grundstein für die moderne Strahlflugzeugentwicklung gelegt. Auf dem Gebiet der Elektronik konnte eine Forschergruppe aus dem Institut „Konrad Zuse“ bahnbrechende Entwicklungen für den ersten automatischen Rechner und spezielle Bauelemente vermelden. Dies war auch für das Militär von bedeutsamem Interesse, da diese Technik in den folgenden Jahren bei Verschlüsselungstechniken wichtig war.
Am 1. Januar 1940 erhielt ich mein Abschlusszeugnis als Leutnant der Offiziersschule mit der Spezialisierung „Motorisierte Truppen“. Der Leiter der Schule, Oberstleutnant von Strachwitz gratulierte uns allen und lobte uns als einen der besten Lehrgänge. Dann wurden die Kommandierungen verteilt, jeder erhielt dazu einen verschlossenen Umschlag. In freudiger Erwartung wurden die Briefe geöffnet, bei den meisten hat es wohl wunschgemäße Kommandierungen gegeben.
Auch ich hatte das Glück, wunschgemäß zu einem bestimmten Truppenteil eingesetzt zu werden. Mit Wirkung vom 2. Januar 1940 hatte ich mich bei der Aufklärungsabteilung der 1. Panzerdivision des I. Panzerarmeekorps zu melden. Wie sich herausstellte, war das Panzerkorps zuerst in Ostrava und dann seit einiger Zeit an der österreichisch-jugoslawischen Grenze in der Nähe von Graz stationiert. Zunächst war der Stationierungsort bedingt durch das Übungs- und Erholungslager „Sennenstein“, bei dem sich die Panzerdivision seit Herbst 1939 aufhielt. Ich packte also meine Sachen und kaufte mir die nächste Fahrkarte Richtung Graz. Am 3. Januar 1940 traf ich bei der Panzerdivision ein, bei der ich mich sogleich beim Divisionskommandeur, dem Generalmajor Friedrich Kirchner meldete. Nach einigen allgemeinen Floskeln kamen wir zum Thema und der Kommandeur teilte mir seine Erwartungen an mich mit. Jedenfalls erhielt ich meine Dienststellung als Kompanieführer der Aufklärungsabteilung 4.
Nach Beziehung meines Dienstraumes ging dann auch gleich der normale Dienstplan los, mit der Ausbildung von jungen Rekruten sowie regelmäßigen Übungen im Gelände. Mitte Februar 1940 erhielten wir die ersten Nachrichten über Grenzstreitigkeiten an der ungarisch-jugoslawischen Grenze zwischen Győr und Maribor. Dabei handelte es sich um Grenzübertritte und erste, kurze Schusswechsel. Leider steigerten sich diese nervösen Aktivitäten bis zum Höhepunkt am 2. März 1940. An diesem Tag erklärte Ungarn völlig unerwartet Jugoslawien den Krieg. Gemäß unserem Bündnisvertrag waren wir davon natürlich auch betroffen und die Zusatzklausel für den Gesamtoberbefehl trat in Kraft.

Für uns bedeutete das sofort Marschbefehl! Die deutsche und die ungarische Luftwaffe war anscheinend auch schon kommandiert und flog in den frühen Morgenstunden des 3. März 1940 die ersten Kampfeinsätze über jugoslawischem Gebiet. Dabei zogen sich die Luftkämpfe bis hinunter nach Split und Belgrad. Die ungarischen Infanterieverbände wurden in Armeekorps zusammengefasst und an die gesamte ungarisch-jugoslawische Grenze verlegt und zum Generalangriff befohlen.
Erstaunlicherweise traten jugoslawische Infanteriedivisionen aus Ljubljana ihrerseits zum Angriff Richtung Innsbruck an. In einem Gewaltmarsch wurden weitere deutsche Infanteriedivisionen aus Nürnberg und Salzburg kommend diesem Ansturm entgegengeworfen. Nun entbrannten heftige Kämpfe, die teilweise in viele Einzelgefechte zersplitterten. In allen betroffenen Kampfgebieten wie Ljubljana, Bjelovar, Novi Sad, Zrenjanin (Petrovgrad) und Belgrad kamen wir aber gut vorwärts, da wir auch durch die Luftwaffenverbände gut abgeschirmt wurden. Die Jagdflieger flogen permanent Jagdschutz und die Bomber gingen nach Angriffen auf Hauptquartiere und Verbindungs-nachrichtenstellen zum direkten Bodenangriff auf Truppenverbände über.

Das I. Panzerarmeekorps war in besonders exponierter Stellung, da durch die mobile Kriegführung teilweise ein regelrechter Frontvorsprung herausgefahren werden konnte. So ergab es sich, dass Infanterieverbände noch in Ljubljana kämpften, aber wir bereits nach Rijeka durchfahren und im beweglichen Kampf die Hafenstadt einnehmen konnten. Die Angriffe waren anscheinend derart heftig, dass das jugoslawische Oberkommando bereits am 2. April 1940 mit einem Waffenstillstandsangebot an uns herantrat. Bei Einstellung aller Kampfhandlungen war man bereit, Gebietsabtretungen an Ungarn und Deutschland vorzunehmen. Das war für uns natürlich in mehrerlei Hinsicht von Vorteil. In einer geheimen Kommandobesprechung aller Offiziere wurde bekannt, dass Ungarn doch sehr eigenmächtig gehandelt hatte, als es die Kriegserklärung auslöste und Deutschland mit seinen laufenden Rüstungsprogrammen empfindlich störte. Durch diesen schnellen Friedensschluss konnte man sich nun wieder dem eigentlichen Ziel widmen: Polen.
Aus der Gegend von Danzig wurden in der letzten Zeit immer wieder Unruhen und Benachteiligungen von deutschen Bürgern in der Stadt Danzig berichtet. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen! Im Hintergrund liefen bereits seit Herbst letzten Jahres die Angriffsvorbereitungen, bei denen dann aber der Schluss gezogen wurde, dass aufgrund der mangelhaften Ausrüstung an Panzer- und Infanteriedivisionen, sowie an Jagdflugzeugen und Bombern ein späterer Zeitpunkt günstiger sein würde.
Im Sommer 1940 war es dann soweit und die Angriffspläne gegen Polen verdichteten sich. Bei dem bevorstehenden Angriff sollten insgesamt drei Panzerarmeekorps von Elbing, Küstrin und Ostrava in schnellem Vorstoß die erste Bresche schlagen. Unterstützend sollten Infanteriedivisionen aus Königsberg, Küstrin, Breslau, Oppeln und Ostrava dazu stoßen. Ungarn sollte sich wieder mit Infanteriedivisionen aus Zilina und Kosice aus südlicher Richtung beteiligen. Eine besondere Aufgabe wurde der I. Kavalleriedivision zugewiesen. Sie sollte handstreichartig nach Danzig einfallen, um dort die eher schwach besetzten Linien der Polen zu überrennen. Über allem sollte bereits in den frühen Morgenstunden ein dichter Schirm der Luftwaffe gespannt werden. Nach altbewährtem Prinzip wurde zunächst Jagdschutz geflogen, dem sich dann die Bomber mit gezielten Angriffen auf Stabs- und Nachrichteneinheiten, sowie Bodenangriffen auf Feindtruppen anschlossen.

Am 14. Oktober 1940 war es soweit, nach einer Kriegserklärung über diplomatische Wege begann unser Angriff auf erkannte Feindstellungen über die Grenzanlagen hinweg und fasste schnell Fuß. Danzig fiel als erstes, dort wurde die Stadtkommandantur buchstäblich aus den Betten geholt. In einer Zangenbewegung umschlossen das II. und III. Panzerarmeekorps große Truppenverbände in Poznań (Posen) und Bydgoszcz (Bromberg). Unsere Infanteriedivisionen drückten mit unheimlicher Wucht nach, unterstützt von massiven Artillerieangriffen. Nun schlug auch die Stunde unserer Stukas. Immer dort, wo wir nicht weiterkamen, gab es ein Feldtelefonat an die Luftwaffenleitstelle mit der Bitte um Unterstützung. Es dauerte nicht lange und diese Teufelskerle erschienen mit jaulendem Geräusch, schwere Bombenlasten abwerfend über dem Feind.
Schnell bildeten sich Schwerpunktkämpfe in Lodz, Kielce und Radom heraus. Im Süden kamen die Ungarn auch sehr gut voran, in schnellen Vorstößen nach Kielce und Zamosc wurden Auffangstellungen der Polen in Grund und Boden gestürmt. Das I. Panzerarmeekorps war hierbei unmittelbar an den Durchbruchskämpfen bei Częstochowa (Tschenstochau) und Krakau beteiligt. Dabei erwiesen sich die polnischen Verbände als mutige und faire Gegner. Meistens dauerten die Kämpfe bis in die späten Abendstunden hinein und war teilweise auch verzweifelt geführt. Noch deutlich sehe ich vor meinen Augen die schrecklichen Bilder, als sich polnische Infanterie mit leichten Geschützen gegen unsere anrollenden Spähwagen und Panzer stellten und dabei im offenem Gelände überrollt oder zusammengeschossen wurden.
Am 28. Oktober 1940 begann dann der finale Angriff auf Warschau. Bereits hier trafen wir nun noch auf wenig Widerstand. Das war aber auch hilfreich, denn ein Großteil der polnischen Gardetruppen hatte sich bereits nach Grodno zurückgezogen. Unsere Truppen waren durch das höllische Angriffstempo zwar sehr ausgelaugt, aber guten Mutes, die letzte Etappe zu bewältigen. Es wurden zwei Sammelgebiete festgelegt, wo der finale Angriff auf die verbliebenden polnischen Einheiten gestartet werden sollte. In Radom und Kielce wurden zwei Tage lang die verschiedenen Truppenverbände in zwei Großkampfverbänden zusammengefasst. Der nördliche Verband sollte dann Richtung Łomża (Lomscha) und Suwalki, der südliche Verband Richtung Lublin und meine I. Panzerarmeekorps Lvov angreifen.
Bevor die finalen Angriffe starteten, erreichte uns über die Feldpost die Nachricht über ein Zwischenfall mit dem deutschen Tank- und Versorgungsschiff „Altmark“. Die „Altmark“ war unter der Baubezeichnung „Trossschiff A“ als dritte Einheit einer aus neun Schiffen bestehenden geplanten Klasse, der späteren Dithmarschen-Klasse, gebaut worden, um als Trossschiff des Panzerschiffes Admiral Graf Spee im Nord- und Südatlantik Versorgung zu leisten.

Das Schiff wurde auf dem Rückweg aus dem Südatlantik nach Deutschland vom britischen Zerstörer HMS Cossack in norwegischen Hoheitsgewässern aufgebracht, da sich auch über 300 britische Seeleute als Gefangene an Bord der „Altmark“ befanden. Bei der „Kaperung“ durch den Zerstörer wurden die britischen Seeleute befreit, aber sieben deutsche Seeleute kamen dabei durch eine Schießerei ums Leben. Norwegen hielt sich dezent mit einem einfachen Protest im Hintergrund, was auf unserer Seite kopfschüttelnd registriert wurde. Bahnte sich etwa hier eine neue Auseinandersetzung an?
Am 3. Dezember 1940 wurde im Norden Białystok und im Süden Lvov erreicht. Wieder einmal taten sich hierbei die schnellen Panzerverbände hervor. Straff geführt durch erfahrene Kommandeure und permanent über Funk verbunden, gaben sie die taktisch richtigen Befehle für den schnellstmöglichen Vorstoß. Durch unseren Nachrichtendienst wurden wir informiert, dass die Sowjetunion bereits ihre Truppen mobilisiert hatte und massiv an der polnisch-sowjetischen Grenze aufmarschiert sei. Im Hintergrund liefen vermutlich schon die Drähte heiß, aber es gab nichts zu befürchten. Seit Jahren schon war die Sowjetunion ein verlässlicher Handelspartner für Metalle, Getreide und Erdöl, insofern bestand kein Grund zur Sorge.

Am 5. Dezember 1940 der lang ersehnte Augenblick, als Polen kapitulierte und die Kampfhandlungen eingestellt wurden. Alle Luftwaffenverbände wurden auf ihre Heimatflugplätze zurückbeordert, die ungarischen Truppen in ihre Ausgangsstellungen zurück befohlen. Für uns alle begann nun erst mal eine verdiente Ruhepause, die für jeden angehörigen Heimaturlaub bedeutete. In den besetzten Gebieten mussten nun Garnisonen als Sicherungseinheiten stationiert werden, da es dort teilweise zu Unruhen und Unmutsbekundungen kam. In manchen Gebieten wie in Suwalki und Łódź (Litzmannstadt) gab es sogar kleinere Anschläge. Hier musste dann sogar Feldpolizei eingreifen, um diese Partisanentätigkeiten zu unterbinden.

Da sich die Lage im Sommer 1940 bedrohlicher zeigte, als uns allen lieb war, kam es nach Abschluss der Kämpfe in Polen zu weiteren Verlege Befehlen. Zuerst ging es zurück in unser Erholungslager „Sennewein“ in Graz. Nach 5 Wochen ausgiebigen Erholens bei leichtem Dienst und Pflege des geschundenen Materials sollten sämtliche Heerestruppen (außer einigen ungarischen Heimatverbänden) sich Ende Januar 1941 im Raum Kassel sammeln. Man munkelte bereits von dem nächsten Kampfeinsatz, diesmal gegen den Westen. Wir hofften, dass es doch gelingen möge, eine politische Stabilität in Europa aufrecht zu erhalten.
Fortsetzung folgt...