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Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Do 6. Feb 2020, 08:53
von Kanthe
Ihr habt das doch bestimmt auch schon mal gehabt. Jemand kann etwas richtig gut und ihr könnt dem "nicht das Wasser reichen".

Was ist damit gemeint? Sind wir so doof, dass wir es nicht schaffen ein Glas Wasser demjenigen geben zu können?

Diese Redewendung stammt, wer hätte es gedacht, aus dem Mittelalter. Wenn es früher zum essen fassen ging, wurde dies nicht selten mit den Fingern getan. Wurde nun dieses Festmahl beendet, musste man sich natürlich die Finger und Hände sauber machen. Zu diesem Zweck kam dann der Diener auf den Befehl: "Er möge mir das Waschwasser reichen." . So nahm der Diener einen Krug mit Wasser und goss eine Schale damit voll. Gelang es ihm nicht richtig oder er verschüttete gar etwas von dem reinigenden Nass, kam natürlich der Spruch: "Der kann mir nicht mal das Wasser reichen!". Früher war es das Abwertenste was einem ein Mensch sagen konnte.

Heute ist es manchmal nicht viel anders.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Fr 7. Feb 2020, 10:44
von Kanthe
Ich wette, jeder hat es schon einmal gesagt. Es kommt die Frage, wie geht es dir und wie läuft es und ihr sagt nur es ist "alles in Butter".

Aber was soll das bedeuten? Ist alles in Butter weil es rutschig ist und läuft?

Falsch gedacht. Die Redewendung kommt nicht daher, dass alles wie geschmiert läuft, denn auch diese Redewendung kommt aus dem Mittelalter.
Früher mussten teure Gläser aus Venetien ja mir Karren und Pferden über die Alpen transportiert werden. Nicht selten ging dort einiges zu Bruch. Aber die Fuhrleute waren ja nicht dumm und überlegten, was sie denn dagegen tun könnten. Schließlich war jedes gebrochene Glas ein Verlust. Also legten sie die Gläser in große Fässer und gossen heiße Butter dazu. Wenn diese fest wurde, blieben die Gläser an Ort und Stelle und die Butter dämpfte die Stöße der Kutsche ab. Auch wenn mal ein Fass vom Wagen fiel, waren die Gläser nicht kaputt. Es war eben "alles in Butter".

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mo 10. Feb 2020, 17:43
von Kanthe
Hattet Ihr das auch schon mal, ihr musstet Euch etwas leihen und dann hieß es, ihr "steht in der Kreide"?

Was soll uns das sagen? Wurde beim verleihen Kreide auf dem Boden verteilt und man musste sich dort rein stellen?

Wenn man jemanden gegenüber tritt und ihm sagt, "Ich steh bei dir in der Kreide.", dann will dieser sein geborgtes Geld wieder haben. Das war im Mittelalter so, dass ist heute noch so. Früher wurde im Lokal eine Kreidetafel genutzt, für die säumigen Trinker war das wie ein Pranger. Wer gerne mehr trank als er vertrug und nicht zahlen konnte, dessen Namen und Schulden verewigte der Wirt mit Kreide auf einer Tafel. Gleichzeitig sollte das als Einsicht für andere Gäste dienen. Man stand so lange in der Kreide, bis man seine Schulden getilgt hatte.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 19. Feb 2020, 12:07
von Kanthe
Ihr kennt das bestimmt. Früher ging man Feiern oder zockt am PC und ist "bis in die Puppen" wach.

Nur, was ist damit gemeint? Schaufensterpuppen? Die gehen ja eigentlich nie schlafen.

Nicht wirklich. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der "Große Stern" in Berlin (heute steht dort die Siegessäule) mit Statuen aus der antiken Götterwelt geschmückt. Da der Berliner für alles immer eine nette Umschreibung findet, nannte er dieses Statuen "Puppen". Wenn man früher noch die räumliche Wendung, dem langen Spaziergang bis in die Puppen meinte, wurde daraus mit der Zeit eine zeitliche Ausdehnung. Ging man früher als bis in die Puppen, musste man ein ordentliches Stück weg zurücklegen.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 19. Feb 2020, 18:29
von Hans Winter
Ich mag diese Rubrik total!
Als ein Freund von Sprüchen, geflügelten Worten und dergleichen finde ich das hier sehr spannend und äußerst informativ. Weiter so und mehr davon! blinker......

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 19. Feb 2020, 20:46
von Kanthe
Ja gern, mach ich.
Finde es auch immer sehr interessant zu wissen, wo denn solche Sprüche und Redewendungen überhaupt her kommen.

Und danke dir!

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Do 20. Feb 2020, 19:15
von Hoi Neuling
Jo das ist echt super und vor allem man lernt was dabei. prost.... scotch...

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Sa 22. Feb 2020, 12:17
von Kanthe
Ihr habt das bestimmt auch mal gesagt. Ich hab was getan, doch das "ging in die Binsen".

Was soll das sein? Ist es kaputt oder weg? Binsen? Das ist doch das Zeug, was am Wasser wächst.

Genau, dass ist eine Pflanzenart, die am Wasser wächst. Ähnlich wie Schilf, sehr dicht und fast undurchdringlich. Daher kommt dieses Redensart auch aus der Jägersprache. Oftmals flüchtete sich ein Wasservogel in die schon erwähnten Binsen. Ein Vogel passt noch herein, ein ihn verfolgender Hund jedoch nicht mehr. Somit ist der Vogel dem Jäger verloren gegangen, er ging ihm in die Binsen.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Di 25. Feb 2020, 07:02
von Kanthe
Gehört oder selber gesagt habt ihr es bestimmt auch schon. Jemand hat "etwas angezettelt".

Was soll man sich darunter vorstellen? Hat derjenige einen Zettel aufgehängt und somit etwas in Gang gebracht?

Ursprünglich stammt diese Redensart von den Webern. Bevor früher mit dem Weben begonnen werden konnte, mussten zu aller erst die Fäden hergerichtete werden. In der Fachsprache der Weber sind die Längsfaden die sogenannten "Zettel". Das heißt, diese mussten ausgerichtete werden, bevor man anfangen konnte.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 26. Feb 2020, 09:10
von Kanthe
Kennt ihr das, man redet über jemanden oder hört einem anderen zu und dieser lässt "keinen guten Faden" an dem anderen ab.

Was soll uns das sagen? Hat dieser an dem anderen einen Fehler im Stoff entdeckt?

So ähnlich, denn auch diese Redewendung stammt von den Webern ab. Der Weber hatte das Meisterstück des Gesellen nach „Strich und Faden“ zu prüfen, d.h. woraus und wie es gewebt war. Fiel das Urteil schlecht aus, ließ er keinen guten Faden am Stoff.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Do 27. Feb 2020, 11:16
von Kanthe
Ich garantiere Euch, diese Redewendung habt Ihr zu 100% schon einmal selber benutzt. Jemand, nehmen wir mal einen Arzt, schreibt Euch ein Rezept aus und Ihr geht zur Apotheke. Dann gebt ihr dem Apotheker dieses Rezept und wahrscheinlich sagt manchmal jemand:" Was soll denn das sein? "Das kann kein Schwein lesen" !"

Wie kommt man zu solch einer Aussage? Können Schweine denn lesen?

Keine Ahnung, aber mit Schweinen im Stall hat diese Redewendung rein gar nichts zu tun. In diesem Falle ist die Familie Swyn aus Dithmarschen in Schleswig-Holstein gemeint. Die Mitglieder dieser Familie waren angesehene und Kluge Leute. Wenn nun aber einer aus dieser Familie Swyn ein Problem beim Entziffern eine Schriftstückes hatte, so hieß es bei den Bauern: "Dat kann kein Swyn lesen". Wenn diese klugen Leute es nicht konnten, kann es keiner und daraus entstand dann diese Redewendung.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Fr 28. Feb 2020, 07:01
von Kanthe
Hattet Ihr das nicht auch schon einmal? Ihr fahrt mit dem Auto oder dem Fahrrad durch die Gegend und habt Euch verfahren. Oft kommt dann die Aussage, "Mist, jetzt haben wir uns "verfranzt" .

Was soll das aber bedeuten? Hat ein gewisser Franz sich ständig verfahren?

In gewisser Weise hat der Name franz damit zu tun, allerdings nicht als Vorname einer Person. Im Ersten Weltkrieg gab es schon zweisitzige Flugzeuge. Sei es Aufklärer oder Bomber. Dabei gab es einen Piloten und einen Navigator. Dieser Navigator hieß immer Franz. Warum immer? Weil dieser Mann der Flugrouten-Anzeiger war, "Franz". Und so kam es dazu, dass wenn sich mal ein "Franz" verflogen hatte, sich die Maschine "verfranzt" hatte.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Sa 29. Feb 2020, 17:21
von Kanthe
Kenn Ihr das auch? Man macht etwas oder jemand anderes, dass war aber nicht wirklich gut und man bekommt "einen Denkzettel verpasst".

Was soll das sein? Ein Zettel auf dem steht, was man nicht mehr vergessen soll?

Im hansischen Recht (15.Jhd.) kannte man schon den "Gedenkzettel". Es handelte sich um eine schriftliche Mitteilung des Gerichtes, vergleichbar mit unserer heutigen Vorladung. Später benutzte man den Begriff allgemein für "schriftliche Mitteilung". Auch in Jesuitenschulen wurde später Schülern, die irgendwelche schlechten Eigenschaften erkennen ließen, vom Lehrer ein "Denkzettel" ausgehändigt, auf dem der Fehler stand. Der Schüler musste den Zettel ständig bei sich tragen. Da mit dem Denkzettel auch meist körperliche Bestrafungen einhergehen, hat das Wort heute eine eher negative Bedeutung.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Fr 6. Mär 2020, 00:32
von Kanthe
Sicher habt Ihr das schon mal gehört oder gar selber gemacht. Ihr hört jemanden zu und dann muss man unbedingt "seinen Senf dazugeben".

Aber hat der Ausspruch wirklich etwas mit Senf zu tun? Und warum sollte man diesen jemanden geben?

Dieses Redewendung stammt aus dem 17. Jahrhundert. Damals war der Senf eine sehr wertvolle Ware. Wenn damals bei einem Essen Senf dabei war, galt dieses als ein sehr besonderes Essen. Deshalb gaben manche Wirte zu jedem Essen ein wenig Senf dazu, um es den Gästen kostbarer zu präsentieren und so mehr Geld verlangen zu können. Allerdings passt Senf nicht zu jedem Essen. Und so kann man sagen, wie damals der Senf immer ungefragt zum Essen serviert wurde, verhält es sich mit Menschen, die ungefragt ihre Meinung kundtun. Das man diese dann gar nicht hören oder wissen will ist dann oftmals Nebensache, denn er "gibt seinen Senf dazu".

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: So 8. Mär 2020, 12:48
von Kanthe
Habt Ihr schon mal den Ausspruch "Rin inne Kartoffeln, raus ausde Kartoffeln" gehört?

Was soll uns das sagen? Hat das was mit den echten Kartoffeln zu tun?

Diese Redewendung kommt von der Preußischen Armee. Eingebürgert hat es sich bei von den Herbstmanövern und bezieht sich auf das Hin und Her und immer neue und widersprüchliche Befehle.

Damals kam ein Offizier an einer Gruppe vorbei. Diese hatte in einem Straßengraben Stellung bezogen. Der Offizier findet diese Position taktisch extrem falsch und befiehlt dem Trupp, wegen der besseren Tarnung, sich im benachbarten Kartoffelfeld zu verschanzen. Gesagt, getan und so gehen die Landser "rin inne Kartoffeln". Gut und schön, alles passt. Kurze Zeit später kommt der nächste Offizier vorbei und schüttelt ob der Stellung nur den Kopf. Wie kann man nur in einem Kartoffelfeld Stellung beziehen? Er denkt sich, in dem hohen Kartoffelfeld haben die Soldaten keine Übersicht. Also befiehlt er: "raus ausde Kartoffeln und rein in den Straßengraben!" Nach einer kurzen Weile kommt der nächste Offizier und findet, dass die Soldaten im Graben ein gutes Ziel abgeben und befiehlt: "Rin inne Kartofffeln". Und so geht es laufend weiter.