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Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Do 16. Jan 2020, 08:49
von Kanthe
Da kommt jemand, den man länger nicht gesehen hat. Man hat eigentlich nicht viel Zeit, aber der Freund beginnt zu reden und zu reden und "aus dem Nähkästchen zu plaudern".

Aber was soll uns das sagen? Hat ein Kästchen mit Nähzeug dabei um Stoff, der beim reden kaputt geht, wieder zu flicken?

Auch dieser Spruch stammt aus dem Mittelalter. Früher war ein Nähkästchen ein Accessoire, dass für gewöhnlich nie in Männerhände fiel. Für Männer lag also zwischen Nadel und Faden daher so manches Geheimnis verborgen. Es war nicht nur der Aufbewahrungsort für Handwerkszeug, sondern eignete sich hervorragend, um geheime Briefe oder persönlichen Krimskrams zu verstecken. Populärstes Beispiel ist das Nähkästchen von Fontanes Effi Briest. Ihr Mann fand darin Briefe, die sie ihrer Affäre überführten.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Fr 17. Jan 2020, 07:05
von Kanthe
Kennt ihr das auch, da kommt jemand und reagiert auf bestimmte Dinge echt herausragend und man sagt, der Typ ist echt "mit allen Wassern gewaschen".

Aber was soll uns das sagen? Hat er sich mit warmen, kalten, süßen und salzigen Wasser gewaschen?

Wer mit allen Wassern gewaschen ist, verhält sich umgangssprachlich clever, gerissen und gewitzt. Diese Redensart, wer hätte es gedacht, kommt aus der Zeit der großen Seefahrt. Damals, als die Seeleute noch mit Segelschiffen über die Meere fuhren und diese erkundeten. Ursprünglich bezog sich diese Redewendung auf die weit gereisten Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in Berührung gekommen waren. Sie haben durch ihre langen Schifffahrten und den Besuch zahlreicher Länder ihre Lebenserfahrung eminent gesteigert und wussten oftmals, wovon sie sprachen oder wie man manche Dinge am besten anpackt.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mo 20. Jan 2020, 07:29
von Kanthe
Ihr alle kennt das garantiert. Jemand erzählt Euch was und ihr interessiert Euch absolut null dafür. Was sagt man da manchmal?
"Die Geschichte interessiert mich nicht, ist mir Schnuppe."

Aber was soll mir das denn sagen? Hat das mit den Sternschnuppen zu tun oder wo kommt das her?

Nicht ganz, denn als "Schnuppe" bezeichnet man das verkohlte Ende des Kerzendochts. Das ist ja nun mal etwas absolut wertloses und uninteressantes und sinnloses. Man kann es ja nicht einmal für irgendetwas noch nutzen. Die umgangssprachliche Redewendung, dass einem etwas Schnuppe ist, beschreibt mit dem Ausdruck der wertlosen Schnuppe etwas für einen persönlich völlig Unwichtiges.

Übrigens, so kamen die Sternschnuppen zu ihrem Namen. Sie sind Gesteinsbrocken, die durch den Aufprall mit der Erdatmosphäre verglühen. Sind eigentlich wertvoll für manche Leute, aber dennoch etwas völlig unpersönliches und unwichtiges. Wie gesagt, für manche natürlich nicht.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Di 21. Jan 2020, 07:33
von Kanthe
Auch Ihr kennt das. Man kann sich Dinge nicht so leicht merken und baut sich "Eselsbrücken".

Nur was heißt das? Holt man sich da Esel über die man läuft und jeder macht ein anderes Geräusch und man merkt sich Dinge?

Eigentlich schon merkwürdig, denn normalerweise gelten Esel als dumm und störrisch. Das ist aber ein sehr falsche Annahme, denn Esel sind nicht so dumm wie sie erscheinen. Sie wissen ganz genau was sie wollen und was nicht. Das beste Beispiel ist: Esel hassen es nasse Hufe zu bekommen. Somit es ist fast völlig unmöglich mit Eseln einen Fluss oder Bach zu durchqueren, wenn es keine Brücke gibt.
Mit diesem gravierenden Problem waren die Menschen vor der Erfindung des Autos konfrontiert, schließlich wurden Esel hauptsächlich als Lastentiere für den Transport von Waren oder eigenes Hab und Gut benutzt. Wenn man nun unterwegs war und einen Fluss passieren musste, was musste getan werden? Genau! Um mit dem Esel den über den Fluss zu kommen, mussten, eigens für die störrischen Esel, an schmalen Stellen Brücken gebaut werden. Das waren die sogenannten "Eselsbrücken".

Eine Eselsbrücke war daher also zu erst ein kleiner Umweg, welcher am Ende dann doch ans Ziel führte.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 22. Jan 2020, 07:15
von Kanthe
Habt Ihr das auch schon mal erlebt oder gar selber getan? Jemand hat sich sehr schlecht benommen und Ihr musstet ihn zurecht weisen? Habt ihn quasi "zur Minna gemacht".

Aber was bedeute Minna denn eigentlich? Ist das ein erfundenes Wort oder steht das für etwas, was man heute nicht mehr als Wort benutzt?

Minna ist ein eigenständiger Name, wird heutzutage aber kaum noch so benutzt. Bestes Beispiel ist Lessings "Minna von Barnhelm". Auch wurde, und wird vermutlich immer noch, Minna als Kurzform für Wilhelmine benutzt. Vor allem zu Zeiten der deutschen Kaiser Wilhelm I. und II. ein vor allem in Preußen sehr weit verbreiteter Frauenname. Da Wilhelmina aber zu lange dauerte wurden, der Einfachheit halber, damals viele der Dienstmädchen Minna gerufen. Dabei war es egal ob sie Johanna, Dorothea oder sonst was für einen Namen hatten. Gleichzeitig konnten die Herrschaften den Bediensteten ihren Gesellschaftlichen Rang vor Augen führen und der war sehr gering.
Minna war damals so weit verbreitete, dass das Wort als Synonym für den Beruf des Dienstmädchens stand. Dabei war das Leben als Minna oftmals sehr unangenehm und anstrengend. Lange Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden, davor und danach auch fast immer Bereitschafs, kaum persönliche Freiräume und ständig der Gefahr ausgesetzt, wegen Kleinigkeiten oder grundlos vom Dienstherr zusammengestaucht zu werden.

Dieses zusammenstauchen und zurechtweisen geschah vermutlich derart häufig, dass sich "zur Minna machen" als Sinnbild für scharfe Zurechtweisungen einbürgerte.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Do 23. Jan 2020, 09:05
von Kanthe
Jeder von Euch hatte schon einmal das Erlebnis, man erzählt was, das ist zu diesem Zeitpunkt nicht angebracht und somit ist man voll ins "Fettnäpchen" getreten.

Und das heißt nun was? Hat jemand einen Napf mit Fett vor einem hingelegt, weil dieser genau wusste, dass ich mit einer unpassenden Aussage komme?

Früher wie heute werden Lederschuhe eingefettet, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Somit versuchte man sich, früher wie heute, vor nassen Füßen zu schützen. Regionalerweise war früher bei den Bauern üblich, in der Nähe der Eingangstür oder des Ofens, einen Napf mit Fett zu stellen. Aus diesem konnten sich dann die Gäste bedienen und ihre Schuhe einfetten. Manchmal kam es dann aber auch vor, dass jemand Pech hatte und so ungeschickt war, das er in den Napf trat. Beim gehen hinterließ er nun seine Fußabdrücke im Haus. Natürlich ist klar, das die Bäuerin, welche auf Sauberkeit und Ordnung bedacht war, davon nicht sehr begeistert war. Dieser Besucher ist dann ins Fettnäpfchen getreten und hat den Zorn der Bäuerin auf sich gezogen.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Fr 24. Jan 2020, 06:58
von Kanthe
Manche von Euch wissen es vielleicht, aber warum heißt es "Bankrott" wenn jemand nicht mehr zahlen kann?

Diese Redewendung stammt aus dem italienischen. Dort heiß "banca rotta" soviel wie kaputte Bank. Wenn der Geldwechsler damals Zahlungsunfähig wurde, waren die Gläubiger natürlich nicht sehr begeistert davon. Also zerschlugen sie kurzerhand die Bank, auf der er seine Geldsorten ausgelegt hatte. Somit war die Bank kaputt, banca rotta, Bankrott.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mo 27. Jan 2020, 07:02
von Kanthe
Jeder von uns kennt das. Ihr kenn jemanden oder wisst etwas ganz genau und würdet dafür "die Hand ins Feuer legen"

Aber was soll das heißen? Legt man da wirklich seine Hand ins Feuer?

Ja, tatsächlich kommt dieses Redewendung davon. Im Mittelalter gab es viele Verurteilungen wegen Ketzerei oder Hexentum, wegen Diebstahl oder Lügen. Eines dieser Urteile handelte tatsächlich um und mit Feuer. Bei einem dieser mittelalterlichen Gottesurteile musste der Angeklagte eine Zeitlang seine Hand ins Feuer halten. Der Grad der Verbrennung entsprach damals dem Gar des Verschuldens. Die Wunden wurden danach sofort verbunden und behandelt.
Wer nun jedoch unschuldig war, bei dem waren die Wunden innerhalb kürzester Zeit verschwunden, bzw. gut abgeheilt.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Di 28. Jan 2020, 07:07
von Kanthe
Ihr habt das bestimmt schon Mal miterlebt, dass irgendjemand jemand anderen "etwas anhängen" will oder wollte.

Hat das wirklich damit zu tun, dass man jemanden, z.B. ein Bild oder etwas anderes an- oder umhängen will?

Ganz genau, damit hat es zu tun. Früher, zur Zeit des Mittelalter, wurde jedem Rechtsbrecher ein anschauliches Zeichen um den Hals gehängt. Damit konnte man eindeutig und sofort erkennen, dass dieser Mensch etwas unrechtes getan hatte. Auch konnte man durch den Gegenstand genau erkennen, worum es sich handelte. Einem Dieb wurde z.B. der gestohlene Gegenstand, einem Trinker eine Flasche, einem zänkischen Weib ein Besen und einer Buhlerin ein Stein mit obzöner Gestalt um den Hals gehängt. Die Zurschaustellung von Delinquenten, welche oftmals mit dem Tode bestraft wurden oder werden, wird heute sogar noch in der Volksrepublik China praktiziert.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 29. Jan 2020, 07:18
von Kanthe
Wisst Ihr eigentlich, woher das sogenannte "Victroy"-Zeichen kommt?

Viele sagen ja, dass dieses V vom Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland her rührt. Doch eigentlich kommt dieses Zeichen oder diese Gestik noch aus der Zeit der Bogenschützen. Die Briten hatten damals sehr gute Langbogenschützen und diese konnten sehr viel Schaden unter den Feinden anrichten. Wenn die Franzosen dann Mal einen dieser Bogenschützen gefangen nehmen konnten, schnitten sie ihnen den Zeige- und Mittelfinger ab. Daher soll diese provokante Geste davon kommen, dass andere Bogenschützen den Franzosen diese beiden Finger hochhielten und damit meinten: "Sehr her, ich habe beide Finger noch!"

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Do 30. Jan 2020, 07:07
von Kanthe
Garantiert hat das Folgende jeder schon einmal erlebt oder auch gesagt. Es kommt jemand an, redet mich Euch und erklärt etwas. Aber das ist falsch und nervt Euch und was sagt ihr dann zu ihm?
"Ach, Rutsch mir doch den Buckel runter!"

Aber woher kommt das nun genau? Heißt das wirklich, dass derjenige einem über den Buckel am Rücken rutschen kann?

Nicht ganz. Diese Redewendung kommt ebenfalls aus dem Mittelalter. Genauer gesagt, aus dem frühen Mittelalter, als die Schilde auf der Vorderseite noch sogenannte Schildbuckel hatten. Um sich damals optimal verteidigen zu können, wurden die Schilde zu einer Reihe als Phalanx aufgereiht. Kam nun der Feind angerannt und stürmte gegen dieses Schilde an und blieb hängen, wurden die Angreifer oftmals durch die Pikeniere oder Speerträgern, welche hinter den Schilden standen, niedergestreckt. Die toten Angreifer rutschten dann über den Schildbuckel nach unten. Daher kommt der Ausdruck, den Buckel runter rutschen.
Wenn einem damals dieser Ausspruch entgegen geworfen, war es alles andere als ein Ausdruck der Gleichgültigkeit, sondern eher das Angebot, einen gewaltsamen Tod zu erleiden.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Fr 31. Jan 2020, 07:03
von Kanthe
Habt Ihr das nicht auch schon öfter mal gesagt? Lass und "nicht lange fackeln" und endlich los gehen!

Aber was soll uns das sagen? Brennen wir vielleicht und wir sollen uns beeilen, dass wir das nicht mehr tun?

In den dunklen Tagen des Mittelalters war es üblich bei einem Angriff auf eine Burg auch Feuer zu verwenden um, z.B. um das Haupttor abzufackeln. Jedoch war dieses Tor auch gleichzeitig einer der bestbewachtesten Orte einer Burg und so sagten die Soldaten, welche an den Pechnasen oder den Schießscharten über einem solchen Tor saßen oftmals: "der da unten fackelt nicht lange". Aber auch aus dem altdeutschen "facken" hergeleitet: hin und her bewegen. Aus facken ist fackeln geworden, was den gleichen Sinn ergibt, die offene Flamme der Fackel schwenkt hin und her.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mo 3. Feb 2020, 07:09
von Kanthe
Oftmals bewundere ich die Leute, die einfach so anfangen können Geschichten zu erzählen. Die quasi einfach so "aus dem Stehgreif" reden.

Aber was bedeutet denn das Wort Stehgreif? Gibt es einen stehenden Vogel Greif der reden kann?

Betrachten wir uns einmal nur das Wort Stehgreif und seine Bedeutung. Wer mit Tieren zu tun hat, könnte es wissen. Früher war ein Steg-Reif die Bezeichnung für den heutigen Steigbügel beim Pferd. Wenn nun die Herolde eine Nachricht zu verkünden hatten, blieb er auf dem Steg-Reif stehen um zum einen, schnell fortreiten zu können, falls die Nachricht nicht gut beim Volke ankam. Er konnte bei wichtigen Nachrichten aber auch schnell zum nächsten Dorf reiten ohne umständlich auf und absteigen zu müssen. Ebenfalls hatte er auch einen guten Überblick und konnte seine Nachrichten weit verbreiten. Daher sprach der Bote oftmals aus dem Steg-Reif.

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Di 4. Feb 2020, 07:21
von Kanthe
Man kennt das leider, es gab für irgendwas eine gute Möglichkeit, aber es ist einem "durch die Lappen gegangen".

Aber was will man mit einem Lappen und wie kann man da durch gehen?

Früher benutzte man bei der Treibjagd weiße Leinentücher. Dabei beschrieben die Treiber einen großen Kreisumfang der zu einem immer kleineren zusammengezogen wurde. Jeder Treiber trug demnach sein eigenes Leinentuch um das Wild in die Nähe der Jäger zu treiben. Eine andere Möglichkeit war es, die Lappen auch an Bäume oder Büsche zu binden, da das Wild davor oftmals zurückscheute. Wenn nun ein Jagdtier ausbüchste und voller Panik durch die Lappen hindurch rannte, hieß es: "der ist mir durch die Lappen gegangen".

Re: Schon gewusst?

BeitragVerfasst: Mi 5. Feb 2020, 07:17
von Kanthe
Das kommende habt Ihr bestimmt schon mal gehört oder auch selber genutzt. Wenn Ihr mal was macht und auf die Hilfe von anderen gehofft habt, die aber nicht kamen, was machen die dann? Genau, die haben einen "im Stich gelassen".

Doch was soll das genau bedeuten? Im Stich gelassen...wurde man von einer Biene oder einem Messer gestochen?

Wenn man jemanden im Stich lässt, dann ist man nicht für ihn da oder lässt jemanden mit dessen Probleme allein, wie oben schon erwähnt. Wie so vieles stammt auch diese Redewendung aus dem Mittelalter und entstand bei den damaligen Ritterspielen.

Wenn ein Ritter während eines Turnieres vom Pferd fiel, dann konnte dieser meist nicht mehr alleine aufstehen. Die getragene Rüstung war dafür viel zu schwer. Ein Knappe muss dafür kommen, ihm aufhelfen und ihn wieder auf das Pferd hieven. Oftmals kam es nun aber vor, das dieser faul war oder seinen Herrn nicht leiden konnte. Dann ließ dieser seinen Herrn im Stich und zwar im Stich des gegnerischen Ritters. Da die Ritter damals mit Lanzen gegeneinander kämpften, versuchte jeder den anderen mit seiner eigenen Lanze zu treffen und zu stechen. Somit konnte der siegende Ritter den gefallenen leicht erstechen und damals nannte man das "im Stich".