Beitrag So 8. Dez 2013, 16:51

Schlachtschiff Lion

Bild







Lion- Klasse
Typ:
Schlachtschiff
Einheiten:
4, keines fertig gestellt
Technische Daten
Verdrängung:
42.500 ts Standard
46.500 ts voll geladen
Länge:
239 m
Breite:
32 m
Tiefgang:
9 m
Antrieb:
8 Admiralty-Kessel mit Überhitzen
4 Parsons- Getriebeturbinen
4 Propeller
130.000 PS
Geschwindigkeit:
20 kn



Planung der Lion Klasse

Für die Großkampfschiffe des Bauprogramms 1938 begann die britische Admiralität die militärischen Forderungen von Anfang 1937 in Erwägung zu ziehen. Dies geschah aufgrund der Tatsache dass die Japaner den Bedingungen des zweiten Londoner Flottenvertrages, der am 26. März 1936 abgeschlossen worden war, nicht zugestimmt hatten. Dies bedeutete, dass ohne irgendein Abkommen das maximale Geschützkaliber wieder zu 40,6 cm zurückkehren würde. Dies ist ein Kaliber welches von den Briten nicht sehr bevorzugt wurde, denn bei einer noch auf 35.000 ts begrenzten Verdrängung konnte ein ausgewogener Entwurf nicht zu Stande kommen. Erste Vorentwürfe gingen von einem Schiff aus, das mit acht 40,6 cm Geschützen in zwei Drillingstürmen und einem Doppelturm sowie mit einer aus zwölf 13,3 cm Geschützen bestehenden Mittelartillerie bewaffnet war. Ferner sollte der Panzerschutz demselben Schema wie bei der KING GEORGE V folgen und die Geschwindigkeit bei 28 kn liegen. Später wurde jedoch entschieden durchweg Drillingstürme einzuführen, um den Entwurf und Bau der Türme zu vereinfachen sowie Platz für Bordflugzeuge und deren Flugzeughallen / Einrichtungen aufzunehmen. Dies wiederum steigerte die Verdrängung über die Vertragsgrenze hinaus und selbst mit den während des Baus zu erwarteten Einsparungen würde es noch immer die 35.000 ts übersteigen. Verschiedene Möglichkeiten wurden benutzt um durch Verkleinern der Munitionskammern und Verringern des Seitenpanzers Gewicht einzusparen. Aber der Wunsch der Abteilung Kriegsschiffbau (kurz DNC) die Antriebsanlage des KING GEORGE V Entwurfs einzufügen unterstrich lediglich das Problem, wonach alles seine Grenzen hat.

Die ablehnende Haltung Japans beeinflusste jetzt den Gang der Ereignisse; denn Großbritannien und die USA beriefen sich schließlich auf die Gleitklausel im Vertrag von 1936 und steigerten die Verdrängung. Großbritannien hatte dabei die Absicht bekundet höchstens bis zu einer Verdrängung von 40.000 ts Standard zu gehen. Doch es sollte angemerkt werden, dass die anderen Signaturmächte USA und Frankreich am 30. Juni 1938 beschlossen hatten, als neue Vertragsobergrenze 45.000 ts Standard einzuführen. Dieser neuen Grenze schlossen sich später auch Deutschland, Italien und die Sowjetunion an. Die Entscheidung der Briten verlieh dem neuen Schlachtschiffentwurf mehr Spielraum und Anfang 1938 entstanden auf dieser Grundlage neue Entwurfsskizzen. Einer dieser Vorentwürfe mit der Bezeichnung Entwurf 16 F/38 wurde schließlich im Sommer vom Board of Admiralty ausgewählt, um zu einem vollständigen Entwurf ausgearbeitet zu werden. Dieser Entwurf 16 F/38 (mod) wurde letztlich am 15. Dezember 1938 gebilligt. Auf seiner Grundlage sollten unter dem Bauprogramm 1938 zwei Einheiten und weitere Einheiten unter dem Bauprogramm des folgenden Jahres bewilligt werden.



Bewaffnungen der Lion- Klasse
Bewaffnung:
9 × BL 16-inch (406 mm) Mark II L/45 in Mk.II Drillingstürmen
8 × QF 5.25-inch (133 mm) Mark I L/50 in Mk.I Doppeltürmen
48 × QF 2 pdr Mk.VIII L/39 (40 mm) Mk.VIII
Panzerung
Gürtelpanzer:
140 mm bis 381 mm
101-330 mm Schotten
Panzerdeck:
max. 152 mm
Barbetten:
305-381 mm
Geschütztürme:
152-381 mm
Kommandoturm:
51-115 mm
Bordflugzeuge
Flugzeugtyp:
3 x Supermarine Walrus
Indienststellung:
21. Mai 1938



(Entwurfszeichnung Lion-Klasse)


Entwurf

Der endgültige Entwurf schloss sich in vielerlei Hinsicht eng an die Charakteristika der KING GEORGE V-Klasse bezüglich Anordnung und Panzerschutz an, hatte aber eine aus neun 40,6 cm Geschützen bestehende Hauptbewaffnung. Ein offensichtlicher Unterschied war das ungewöhnliche Spiegelheck. Das ähnliche Panzerschutzschema umfasste in der Wasserlinie einen Hauptgürtelpanzer von 381 mm Dicke auf Höhe der Munitionskammern und Maschinenräume (Zitadelle), der sich zu einer Unterkante hin auf 140 mm verjüngte. Vor- und achteraus der Zitadelle verringerte sich der Seitenpanzer nach und nach auf 330 mm, 305 mm und 279 mm. Insgesamt sind die Panzerungen auf 140 mm zur Unterkante hin verjüngend reduziert worden. Vorn und achtern schloss die Zitadelle mit Panzerquerschotten von 305 mm bzw. 254 mm Dicke ab. Die SA-Barbetten hatten einen Front- und Seitenschutz von 381 mm, der nach innen nur noch 305 mm betrug. Das flache Haupt- und Panzerdeck aber ohne Böschungen, das an den Seiten auf der Oberkante des Seitenpanzers ruhte, hatte eine Dicke von 127 mm über den Maschinenräumen und von 152 mm über den Munitionskammern. Vor- und achteraus der Zitadelle setzte es sich ein Deck tiefer als unteres Panzerdeck mit 127 mm Dicke fort, die sich zum vorderen Kollisionsschott hin auf 64 mm bzw. nach achtern über dem Rudermaschinenraum auf 115 mm verringerte.


Die Türme der Schweren Artillerie wiesen an Panzerschutz auf: Front 381 mm, Seite 254 mm, Rückfront 154 - 178 mm, Decke 152 mm. Innen gab es Schotten mit 38 - 51 mm Dicke als Splitterschutz (Munitionskammern). Auch der Unterwasserschutz gegen Torpedotreffer glich dem der KING GEORGE V-Klasse. Insgesamt betrug der Anteil der Panzerung 35,8 % der Konstruktionsverdrängung. Die Hauptantriebsanlage entwickelte bei Standardverdrängung 120.000 WPS für eine Konstruktionsgeschwindigkeit von 29,25 kn. Es gab acht Admiralty-Kessel vom Drei-Trommel-Typ in vier Kesselräumen (4 x 2), die vier Parsons-Turbinen wurden mit einfachem Zahnradgetriebe in vier Wellen angeordnet und angetrieben. Die gesamte Anordnung der Antriebsanlage entsprach jener der vorhergehenden KING GEORGE V-Klasse.
Im Vergleich zur NELSON-Klasse war das 40,6 cm Geschütz L/45 Mk II ein neues Modell. Es verschoss eine 1.077 kg schwere Granate (verglichen mit der nur 929 kg schweren Granate der NELSON) bei 40 Grad Rohrerhöhung auf einer Entfernung von 37.000 m. Die Drillingstürme Mk II, die eine maximale Rohrerhöhung bis zu 40 Grad gestatteten, hatten trotz ihres geringeren Panzerschutzes ein höheres Turmgewicht als die Türme der NELSON-Klasse. Das Laden erfolgte in der fest gelegten Ladestellung. Die aus 13,3 cm Geschützen bestehende Mittelartillerie war mit den gleichen Geschützen der KING GEORGE V ausgestattet, das war auch der Fall bei der 2 cm Pompom-Flak. Allerdings sollte die neue Klasse vom Entwurf her sofort sechs 2 Pfünder-Lafetten Mk VI erhalten. Für das zusätzliche Paar war eine Plattform direkt vor dem Turm Y vorgesehen gewesen. Es waren keine Torpedobewaffnungen geplant. Allerdings wurden wieder die gleichen Bordflugzeug-Einrichtungen wie bei der KING GEORGE V-Klasse eingesetzt. Am 21. Januar 1939 wurden die Bauaufträge für zwei Schiffe vergeben, die die Namen LION und TEMERAIRE erhalten sollten. Beide wurden noch im selben Sommer auf Kiel gelegt. Vom vorgesehenen zweiten Paar erging der Bauauftrag für die CONQUEROR am 16. August 1939, die aber nie auf Kiel gelegt wurde. Der Bauauftrag für die THUNDERER wurde nicht mehr erteilt. Für alle vier Einheiten trat nach Kriegsausbruch am 3. Oktober 1939 ein Baustopp ein, zum einen infolge der erwarteten Forderungen nach anderen Kriegsschiffen und zum anderen auf Grund der Tatsache, dass eine Fertigstellung nicht vor 1942 - 1944 erfolgen konnte. Im November 1939 fiel die Entscheidung die Arbeit an den bereits auf Helling liegenden beiden Schiffen wieder aufzunehmen, aber dazu kam es dann doch nicht mehr. Am 27. Februar 1940 folgte für die beiden auf Kiel gelegten Schiffe die endgültige Bestätigung des Baustopps. Die beiden anderen Einheiten scheinen 1941 annulliert worden zu sein.



Schiffe der Lion- Klasse
SchiffeBauwerftKiellegungStapellaufFertigstellungSchicksal
LIONVickers- Armstrong,
Newcastle
4. Juli 1939-Baustopp:
3. Okt. 1939
abgebr. auf
Helling: 1944
TEMERAIRECammell/Laird,
Birkenhead
1. Juni 1939-Baustopp:
3. Okt. 1939
abgebr. auf
Helling: 1944
CONQUERORJ. Brown, Clydebank--annuliert: 1941-
THUNDERERFairfield, Govan--annuliert: 1941-



Quellen:

Buch: Schlachtschiffe des 2. Weltkriegs: Klassen, Baudaten, Technik (12.09.2010)
Mike Whitley

http://www.marinearchiv.de/grossbritann ... lasse.html (12.09.2010)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lion-Klasse (12.09.2010)
http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/l/ ... l_navy.php (12.09.2010)

Verwendete Bilder Quellen:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de

Autor Ritter von Hirse