Beitrag So 8. Dez 2013, 16:43

Schlachtschiff Bismarck

Bild




Ein Schlachtschiff der Deutschen Kriegsmarine


Bild





Die Namensvorgänger des Schlachtschiffes Bismarck



Das Schlachtschiff Bismarck hatte als Kriegsschiff drei Namensvorgänger:

1.



Die "Gedeckte Korvette" Bismarck war das erste Kriegsschiff, das diesen Namen führte. Sie wurde 1875 - 1878 in Kiel, aufgrund von Planungen nach dem Ende des Krieges von 1870/1871 gebaut. Sie hatte eine Stärkung der bisher vernachlässigten Rolle auf See zum Ziel.
Diese, als Vorschiff mit über 2.000 m² Segelfläche getakelte Korvette, hatte eine Wasserverdrängung von 3.386 Tonnen, einen Tiefgang von maximal 6,18 m, war 82,50 m lang und 13,70 m breit. Die Antriebsanlage bestand aus einer 3-Zylinder-Expansionsmaschine, die von 4 Kofferkesseln mit Dampf versorgt wurde und eine Leistung von 2.530 iPS abgaben, womit eine Geschwindigkeit von 12,5 kn erzielbar war.
Die Bismarck wurde vornehmlich in Übersee zum Schutz deutscher Wirtschaftsinteressen eingesetzt, vor allem in der Südsee und dann in Afrika.
Nur 14 Jahre nach ihrer Indienststellung wurde diese erste Bismarck aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen, weil sie sich in einem so schlechten Zustand befand, dass sich Reparaturen nicht mehr lohnten. Gleichwohl blieb sie noch fast 30 Jahre erhalten und diente in Wilhelmshaven als schwimmende Kasernenunterkunft. Erst 1920 ist sie dort abgewrackt worden.

2.
Bild


Der große Kreuzer "Fürst Bismarck", 1895 - 1900 ebenfalls in Kiel erbaut, war der zweite Namensträger. Mit ihm hatte seinerzeit die Kaiserliche Marine den Übergang zum Panzerkreuzer vollzogen, das heißt zu einem Kreuzer, der nicht nur durch ein Panzerdeck geschützt war wie seine direkten Vorgänger der Victoria-Louise-Klasse, sondern auch durch eine Seiten bzw. Wasserlinienpanzerung.

Seine Einsatzverdrängung betrug über 11.500 Tonnen, er war 127 m lang, 20,4 m breit und hatte einen Tiefgang von etwa 8,4 m.

Für den Antrieb sorgten drei 4-Zylinder-Expansionsmaschinen mit zusammen 13.500 iPS Leistung. Damit erreichte der Kreuzer eine Geschwindigkeit von etwas über 18 kn. Der Kreuzer "Fürst Bismarck" wurde fast unmittelbar nach seiner Fertigstellung nach Ostasien beordert, um die angesichts der damaligen politischen Wirren in China gefährdet erscheinende deutsche Position zu verstärken.
Von dort kehrte sie erst 9 Jahre später in die Heimat zurück. Im ersten Weltkrieg war sie zunächst im Küstenschutz eingesetzt.

Ab 1915 diente sie als Schulschiff für Maschinenpersonal und ab 1919 als Büroschiff. Im gleichen Jahr wurde sie zum Abbruch verkauft.

3.
Bild


Der Große Kreuzer "Ersatz Friedrich Carl" hätte der dritte Namensträger werden können. Er war im Herbst 1915 in Wilhelmshaven auf Kiel gelegt worden und sollte bei seinem für 1917 in Aussicht genommenen Stapellauf nach aller Wahrscheinlichkeit auf den Namen "Fürst Bismarck" getauft werden. Dazu ist es jedoch nicht mehr gekommen. Der Bau kam nur noch sehr langsam voran.
An einen baldigen Stapellauf war nicht zu denken und im Herbst 1918 war er noch etwa 26 Monate von seiner Fertigstellung entfernt. Nach Kriegsende ist der Rumpf auf der Helling abgebrochen worden. Dieser in der Kaiserlichen Marine als "Großer Kreuzer" bezeichnete Schlachtkreuzer sollte voll ausgerüstet eine Einsatzverdrängung von 35.300 Tonnen erreichen. Seine äußeren Abmessungen beliefen sich auf 224 m Länge, 30,4 m Breite und 9,3 m maximalen Tiefgang. Für den Antrieb sorgten 4 Turbinensätze mit Föttinger-Transformatoren auf ebenso vielen Wellen. Ihren Dampf erhielten die Turbinen von 24 Kesseln mit Kohle- und 8 Kesseln mit Ölfeuerung.
Mit einer Konstruktionsleistung von 90.000 WPS sollte eine Geschwindigkeit von 28 kn erreicht werden. Als Bewaffnung waren 8 x 35 cm Geschütze in Doppeltürmen, 14 x 15 cm Geschütze in Kasemattaufstellung, 8 x 8,8 cm Flakgeschütze und 5 Torpedorohre vorgesehen.




Kurze Entstehungsgeschichte des Schlachtschiffes Bismarck


Im Rahmen der unter den Nationalsozialisten einsetzenden und bald danach durch den deutsch-britischen Flottenvertrag legalisierten Wiederaufrüstung zur See, erhielt die Werft von Blohm & Voß, am 16. November 1935 den Auftrag für das erste von 2 auf dem Programm stehende 35.000 Tonnen Schlachtschiffen.

Dieses führte die Haushaltsbezeichnung "Schlachtschiff F" und galt als Ersatzbau für das alte Linienschiff Hannover.

Die Kiellegung erfolgte am 1. Juli 1936, der Stapellauf hätte Mitte 1938 erfolgen sollen, die Ablieferung am 1. Dezember 1938.

Diese Termine ließen sich aus mannigfaltigen Gründen wie Überlastung der Werft durch weitere Marineaufträge, Facharbeitermangel und Engpässe bei der Materialbereitstellung nicht einhalten.
So dauerte es bis zum 14. Februar 1939, bis der Neubau in sein Element kam. Hierbei ist er auf den Namen "Bismarck" getauft worden.

Von da ab vergingen bis zur Fertigstellung noch 18 Monate.

Am 24. August 1940, 50 Monate nach der Kiellegung, wurde das Schiff von Kapitän zur See Ernst Lindemann, seinem ersten und einzigen Kommandanten, in Dienst gestellt.


Bild

Kapitän zur See Ernst Lindemann, Kommandant des Schlachtschiffs Bismarck



Die Planung der neuen Schlachtschiff Klasse


Im Frühjahr 1934 begann die deutsche Marine, die Forderungen zu erwägen, die nach der Fertigstellung der Gneisenau und ihres Schwesterschiffes Scharnhorst an den Bau weiterer Großkampfschiffe zu stellen waren.
Diese ersten militärischen Forderungen verlangten ein Schiff, bewaffnet mit acht 33 cm und mit zwölf 15 cm Geschützen, sowie versehen mit einem Gürtelpanzer von 350 mm und einer Panzerdecke von 120 mm maximaler Dicke. Zudem sollten das Oberdeck 50 mm, die Barbetten 350 mm und der Kommandoturm 400 mm aufweisen, aber ein Panzerschutz dieses Ausmaßes konnte bei 35.000 ts Verdrängung nicht realisiert werden. So mussten wie gewöhnlich Kompromisse geschlossen werden. Infolge der Forderung, wonach die Geschwindigkeit jener der französischen DUNKERQUE überlegen sein sollte, nahm die Typverdrängung weiterhin zu. Nachdem diese auf 37.500 ts Standard gestiegen war, bestimmte jedoch Admiral Reader, dass 35.000 ts angesichts der Probleme nicht überschritten werden dürften, die sich ansonsten durch die Wassertiefen vor den deutschen Marinehäfen und die Ausmaße der vorhandenen Schleusen und Docks ergeben könnten.

Die Konstruktion und der Bau von Schlachtschiffen war eine ständige Auseinandersetzung zwischen Eigenschutz und fremder Waffenwirkung.


Ende 1939 war das Problem immer noch ungelöst, denn die an den Entwurf gestellten Forderungen ließen eine Verringerung der Typverdrängung unter 37.200 ts nicht zu. Trotz Erwägens eines Schiffes mir vier 33 cm Doppeltürmen und turboelektrischem Antrieb oder mit vier 25 cm Doppeltürmen und Dampfturbinenantrieb konnten die Abmessungen nicht verringert werden. Eine rein akademische Frage, denn es gab keine Helling, die für Schiffe dieser Größenordnung groß genug war. Anfang 1935 wurde die Feststellung getroffen, dass die Länge der vorhandenen Helgen die Abmessungen des Schiffkörpers nicht zu diktieren hatten. Betont wurde jedoch, dass die vorhandenen Schleusen und die Wassertiefen vor den Marinehäfen vorgegebene Begrenzungen darstellten. In der Praxis bedeute dies ein Schiff mit höchstens einer Länge von 242 m, einer Breite von 36 m und einem Tiefgang von 10 m. Daher entscheid Admiral Reader sich für den Entwurf F: Eine offizielle Typverdrängung von 35.000 ts, 35 cm Geschützen und eine Geschwindigkeit von 28 kn. Im März 1935, als Hitler den Vertrag von Versailles aufkündigte, wurden Deutschlands Absichten ein wenig deutlicher. Die Typverdrängung für das Schlachtschiff F war inzwischen bei etwa 39.000 ts Standard angelangt und nach der Aufkündigung des Versailler Vertrages wurde für die schwere Artillerie erneut das Kaliber 38 cm in Betracht gezogen.
Dies führte zu einem weiteren Sprung im Deplacement, diesmal auf 42.500 ts.

Es wurden alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft, um eine optimale Ausgewogenheit zwischen Standkraft und Schlagkraft zu erzielen.

Die deutsche Rüstungs- und Schiffsindustrie investierte ihre gesamten Fähigkeiten.


Bei dieser Größe wäre es für ein solches Schiff nicht mehr möglich, die größte Schleuse in Wilhelmshaven zu benutzen. Dies führte wiederum zu verschiedenen Kompromissvorschlägen, die geprüft und mit der DUNKERQUE verglichen werden musste.
Unvermeidlicherweise stellte sich hierbei heraus, dass 38 cm Geschütze nicht möglich waren. Im April 1935 wurde die Typverdrängung bei einer aus acht 35 cm Geschütze in Doppeltürmen bestehenden Hauptbewaffnung auf 41.000 ts festgesetzt und es bestand die Absicht, das Typschiff innerhalb eines Jahres in Auftrag zu geben. Doch kaum einen Monat später billigte Admiral Reader das Kaliber 38 cm für die schwere Artillerie, gefolgt von einer umfangreichen Diskussion über die Hauptantriebsanlage. Im Juni 1936 fiel schließlich die Entscheidung zugunsten der Hochdruckheißdampf-Getriebeturbinenanlage. Inzwischen hatte es eine endlose Kette von Steigerungen und Verringerungen der Panzerstärken als Folge von Kompromissen bei anderen Forderungen gegeben, insbesondere im Hinblick auf die Bewaffnung. Daher ist die Bemerkung interessant, dass zu einem Zeitpunkt für die Mittelartillerie sogar Kasematten in Erwägung gezogen wurden. Die Seitenpanzerung wurde nunmehr auf 320 mm Dicke reduziert. Tatsächlich war der Bauauftrag für die erste Einheit bereits am 16. November 1935 erteilt worden, noch ehe der Entwurf fertig vorlag. Daher verursachten die Änderungen in den Konstruktionsbüros eine zusätzliche Arbeit von beträchtlichem Umfang.



Entwurf


Bild


Der Entwurf für das Schlachtschiff F, der späteren Bismarck lautete auf 41.677 ts Standard und 50.154 ts maximal mit einem Schiffskörper in Quer- und Längsband-Stahlbauweise von 241,6 m Länge in der CWL, unterteilt in 22 wasserdichte Abteilungen. Das Verhältnis von der Breite zu der Länge betrug 6,71. Das Panzerschutzschema umfasste einen Hauptgürtelpanzer von 320 mm, der in der Breite zu 70% die volle Dicke aufwies, ehe er sich bis auf 170 mm an der Unterkante verjüngte. Unter ihm befand sich eine 60 mm dicke Holzfütterung. Seine Breite betrug 4,8 m und er erstreckte sich von Spant 32 bis zu Spant 202,7. Vorn und achtern lagen Panzerquerschotte, die eine Dicke von 220 mm aufwiesen und unterhalb des Panzerdecks abgeschlossen waren. Oberhalb des Hauptgürtelpanzers befand sich ein zweiter Plattengang von 145 mm Dicke von derselben Länge (es wurde als Zitadellpanzer bezeichnet). Achteraus des Hauptgürtels setzt sich ein dünnerer Seitenschutz von 80 mm fort, der nach achtern bis zum 150 mm Panzerquerschott bei Spant 10,5 reichte. Nach vorn hatte dieser nur eine Dicke von 60 mm bis zum Steven. Der dünnere Seitenschutz vor und hinter dem Hauptgürtel bildete in diesen Bereichen zugleich die Außenbeplattung des Schiffes. Binnenbords des Hauptgürtels lag das vom Panzerdeck bis zum Boden nach innen geneigte äußere Wallgang- oder Torpedoschott. Noch weiter binnenbords befand sich parallel zum äußeren Wallgang mit dazwischen liegenden Heizölbunkern oder Wasserzellen das innere Wallgang- oder Haupttorpedoschott von 45 mm Dicke. Somit hatte der Torpedoschutzbereich bis zur Außenbeplattung eine maximale Breite von 6,1 m. Den Horizontalschutz bildete zwischen Spant 10 und Spant 224 ein gepanzertes Oberdeck von 50 mm sowie das eigentliche Panzerdeck. Letzteres wies zwischen den Inneren Wallgangschotten 80 mm Dicke auf und schrägte sich nach außen im Winkel von 22 Grad mit 110 mm Dicke zur Unterkante des Hauptgürtelpanzers hin ab (100 mm bzw. 120 mm im Bereich der 38 cm Munitionskammern). Ab den Panzerquerschotten setzte sich das Panzerdeck nach achtern mit 110 mm über dem Ruderraum sowie nach vorn zum Steven mit nur 20 mm fort.

Der Panzerschutz der Barbetten umfasste 220 mm Dicke unterhalb und 340 mm oberhalb des Oberdecks. Die 38 cm Türme waren nicht so stark geschützt wie die der Gneisenau. Die Hauptantriebsanlage bestand aus drei Sätzen Getriebeturbinen mit Drei-Wellen-Anordnung und zwölf ölbefeuerten Wagner Höchstdruckkesseln, die mit einem Betriebsdruck von 58 atü und einer Betriebstemperatur von 45 Grad Celsius arbeiteten. Die Kessel standen in sechs separaten Räumen mit je zwei Kesseln. Sie umfassten zwei Hauptabteilungen (XI und XIII) des Schiffes, jeweils mit drei Räumen nebeneinander. Die Kessel vom Typ Wagner und die Hauptturbinen für die Bismarck stammten von Blohm & Voss. Die Seitenwellen wurden vom vorderen Turbinenraum und die Mittelwelle vom achteren Turbinenraum aus angetrieben. Als Konstruktionsleistung waren 163.000 WPS für eine Geschwindigkeit von maximal 30 kn vorgesehen. Diese Schlachtschiffklasse führte als erste nach der Bayernklasse des Ersten Weltkrieges wieder 38 cm Geschütze, und zwar nach einem neuen Modell: 38 cm Sk L/52 C/34, ein Erzeugnis der Fa. Krupp. Das Geschütz verschoss eine Granate von 800 kg bei 30 Grad maximaler Erhöhung auf eine Entfernung von 35.550 m. Die vier Doppeltürme waren vorn und achtern in zwei Turmgruppen mit jeweils Turm B und C in überhöhter Position angeordnet. Das Schwenken und Erhöhen (Ladestellung bei 2,5 Grad) geschah hydraulisch, konnte aber auch elektrisch erfolgen. Das Turmgewicht betrug ca. 1.048 Tonnen. Die Mittelartillerie bestand aus dem gleichen Geschütz, wie es auch die Gneisenau führte: 15 cm Sk L/55 C/28. Es war ein Seezielgeschütz, das in der Luftabwehr für das Zonenschießen nur einen begrenzten Wert hatte. Ihre sechs Doppeltürme (drei auf jeder Seite) waren mittschiffs angeordnet. Das Schwenken der Türme ging elektrisch vor sich, während das Heben und Senken der Rohre hydraulisch erfolgte. Für die Feuerleitung der Schweren- und der Mittelartillerie diente jeder der drei Artillerieleitstände auf ähnlichen Positionen wie bei der Gneisenau. Der vordere Stand hatte auf dem Kommandoturm eine 7 m E-Messdrehbasis, während die beiden anderen je eine 10,5 m E-Messdrehbasis aufwiesen. Zudem besaß jeder 38 cm Turm eine 10 m E-Messbasis. Die schwere Flak umfasste 16 x 10,5 cm Sk L/65 C/33 in voll stabilisierten Doppellafetten, auf der Ebene des Aufbaudecks seitlich zu je vier Stück angeordnet. Die auch bei der Gneisenau zum Einbau gelangte Lafette C/31, ursprünglich für die 8,8 cm entworfen, hatte aber nur bei der Bismarck auf den vier vorderen Positionen Verwendung gefunden, da dann die verbesserten 10,5 cm Doppellafetten C/37 zur Verfügung standen. Die Feuerleitung erfolgte über vier voll stabilisierte Flakleitstände, ausgestattet mit je einer 4 m E-Messbasis unter den charakteristischen Kuppeln. Zur Leichten Flak gehörten neben zwölf 2 cm Einzellafetten vor allem 16 x 3,7 cm L/83 C/30 in Doppellafetten in folgender Anordnung: je zwei beiderseits auf dem Deck hinter Turm B und C, zwei oberhalb der Navigationsbrücke und zwei beiderseits des achteren Artillerieleitstandes. Die Bordflugzeugeinrichtungen sollten ursprünglich aus zwei drehbaren Katapulten auf Schleudertürmen achteraus des Schornsteins ohne Flugzeughallen bestehen. Eine Änderung des Entwurfs führte zu einem mittschiffs fest eingebauten Doppelkatapult auf Oberdecksebene mit je einem Einzelhangar beiderseits des Schornsteins vor dem Katapult sowie einen Doppelhangar unterhalb des Großmastes achteraus von ihm. Maximal konnten sechs Arado Ar 196 untergebracht werden (davon zwei auf dem Doppelkatapult). Doch normalerweise wurden nur vier mitgeführt, denn die Wartung auf dem vorhandenen Katapultdeck war sehr schwierig.


Schiffsbewaffnung


Bild

Flakleitstand A. Blick von unten auf den Einstieg in die Kalotte


Mit dem Bau von Kriegsschiffen wurde hauptsächlich angestrebt, Waffenwirkung unter Schutz und mit ausreichender Geschwindigkeit an gegnerische Kriegsschiffe heranzubringen. Das technisch machbare jeder Schiffsgeneration wurde ausgenutzt, um die artilleristische und Munitionswirkung zu erhöhen. Das Bestreben, die kampfstärksten und damit größten Kriegsschiffe zu besitzen, wurde schließlich im 2. Weltkrieg durch den weit wirkungsvolleren Einsatz der Flugzeuge zunichte gemacht.

Die thermischen Vorgänge innerhalb eines Geschützrohres während der Schussentwicklung lassen sich mit denen eines kolbengetriebenen Kraftstoffmotors vergleichen. In einem Geschützrohr werden jedoch während des Arbeitshubes Kräfte frei, die jenseits jeden Vorstellungsvermögens liegen. So erzeugten die 8 Rohre der schweren Artillerie auf der Bismarck zusammen eine Leistung von etwa 60 Millionen PS.
Schon daher war vorhersehbar, dass die mechanische Bewältigung dieser Kräfte und Werkstoffeigenschaften dem Geschützbau Grenzen setzte. Ein Maß war dafür unter anderen die Rohrlebensdauer von Geschützrohren, die bei der schweren Artillerie der Bismarck etwa 20 Arbeitssekunden betrug, bevor das Seelenrohr ausgesondert werden musste. Arbeitssekunden sind die addierte Summe der Zeiten, die sich die Granate durch das Rohr bewegt.

In Deutschland hatte man schon im 1. Weltkrieg mit den Kalibern 38 cm auf den Schiffen der Baden-Klasse Erfahrungen sammeln können. Folgerichtig griff man bei der Konzipierung der Bismarck auf dieses Kaliber zurück. Man wählte dabei die Zwillingsanordnung, während man in der US-Navy, bei den neueren Schlachtschiffen der Royal Navy und der französischen Kriegsmarine die Anordnung der schweren Artillerie in Drillings- oder Vierlingstürmen bevorzugte. Auf deutscher Seite vertrat man die Auffassung, dass die Vorteile der Drillings- und Vierlingsaufstellung wie z.B. zentrale Munitionsversorgung und zentrale Feuerleitung von den Vorteilen der Zwillingsanordnung übertroffen wurden, denn z.B.

- die kleineren Drehkranzdurchmesser der Türme ermöglichten kleinere Decksdurchbrüche,
- die Feuerkraft konnte auf mehrere Türme verteilt werden,
- bei Ausfall eines Turmes durch Trefferwirkung oder mechanische Störungen wurde die Feuerkraft nicht schwerwiegend verringert,
- und der überhöht eingebaute zweite Turm auf dem Vorschiff konnte auch noch bei schweren Seebedingungen eingesetzt werden.

Die Bismarck-Klasse verfügte über ausreichende Sekundärbewaffnung, die Mittelartillerie, die in Doppeltürmen untergebracht worden war.
Diese Geschütze waren für die Bekämpfung von leicht gepanzerten Zielen auf mittlere Entfernung vorgesehen. Bedingt konnte diese Artillerie auch gegen Luftziele eingesetzt werden. Eine starke und moderne Flugabwehrbewaffnung vervollständigt die Waffenausstattung der Bismarck-Klasse.

Zur Verbesserung der Trefferwahrscheinlichkeit waren die Lafetten der schweren Flugabwehrgeschütze zur Gier-, Roll- und Nickbewegung des Schiffsrumpfes hin stabilisiert, das heißt, die Waffen blieben während der Fahrt horizontal ausgerichtet. Im Zusammenwirken mit den Feuerleiteinrichtungen stand die Bismarck artilleristisch auf dem Höhepunkt der damaligen Zeit.



Bewaffnung
Schwere Artillerie:
8 x 38 cm SK L/52 auf Drehscheibenlafetten,
C/34 in Zwillingsturmanordnung,
Munitionsvorrat: 840-960 Schuss (Hersteller für Hauptbewaffnung: Krupp Werke)
Mittelartillerie
12 x 15 cm SK L/55,
C/28 in Zwillingsturmanordnung,
Munitionsvorrat: 1.800 Schuss
Schwere Flak
16 x 10,5 cm Flak L/65,
C/33 auf Drehscheibenlafetten,
C/31 und C/37 Doppellafetten,
Munitionsvorrat: 6.720 Schuss
Leichte und mittlere Flak
16 x 3,7 cm Flak L/83,
C/30 in Doppellafetten,
Munitionsvorrat: 32.000 Schuss

12 x 2 cm FlaMG L/65, C/30 in Sockellafetten,
Munitionsvorrat: 24.000 Schuss (2cm)
8 x 2 cm FlaMG L/65, C/38 in Vierlingslafetten



Begriffserklärung
SK
Schiffskanone
Flak
Flugabwehrkanone
FlaMG
Flugabwehrmaschinengewehr



Bild


Der Turm "Anton" der Bismarck.



Als Waffenanlagen der schweren Artillerie der Bismarck-Klasse, wozu die Bismarck und ihr Schwesterschiff die Tirpitz zählten, kamen diese gewaltigen Geschütze zum Einsatz. Dies waren die schwersten Geschütze, die jemals auf deutschen Schiffen installiert wurden.

Die Gesamtlänge eines Rohres betrug 19,6 Meter bei einem Durchmesser von 380 mm. Es konnten Panzer- und Sprenggranaten verschossen werden.

Ein Geschützrohr wog 111 Tonnen, mit Wiege, Verschlussantrieb und Zahnbogen zusammen 152,5 Tonnen.

Ein vollständiger Turm hatte ein Gewicht von 1.072 Tonnen.

Verschossen wurden Granaten mit einem Gewicht von 800 kg und mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 820 m/s über eine maximale Schussweite (bei 30° Rohrerhöhung) von fast 36 Kilometern.





Die Abbildung verdeutlicht eindringlich das große Volumen des Turmraumes und die Anordnung der Panzerplatten.


Die Leistung der Schweren Artillerie konnte nur in Verbindung mit den hochwertigen optischen Einrichtungen und den leistungsfähigen mechanischen Rechenanlagen erreicht werden. Die Abbildung gibt einen Einblick in eine Rechenstelle, wie sie in der Bismarck und Tirpitz zum Einsatz kamen. Im Hintergrund der Schusswertrechner C/38.




Das Bild zeigt eine der 15 cm Doppellafetten mit den 15 cm SK C/28 Geschützen.





Eine der schweren 10,5 cm Flak-Doppellafetten bei maximaler Rohrerhöhung.





Munition für die schwere 10,5 cm Flak.



Die modernen Seeziel-Waffenanlagen auf Schlachtschiffen des 2. Weltkrieges konnten noch Seeziele auf Entfernungen bis zu 40 km bekämpfen.

Die richtbaren Systeme der Anlagen mussten dabei für Schiffsgeschwindigkeiten ausgelegt sein, die bei ablaufenden Kursen bis zu 100 km in der Stunde betrugen, das sind fast 30 m pro Sekunde.
Das gleiche gilt für die Flugabwehrsysteme, die wirkungsvoll gegen Luftziele in großen Höhen bei Anfang des 2. Weltkrieges von etwa 8.000 m oder im Nahbereich bei Fluggeschwindigkeiten um die 150 m in der Sekunde eingesetzt werden konnten. Die Leistungen konnten praktisch nur mit hochsensiblen Feuerleitmitteln ausgenutzt werden. Hierbei kam es auch unter Umständen entscheidend darauf an, die Reaktionszeit zwischen Zielerkennung, Erfassung und Bekämpfung (Feuereröffnung) in Verbindung mit einer hohen Trefferleistung auf die kürzest mögliche Zeit zu begrenzen. Die Trefferleistung wurde durch die Schussfolge und die Treffergenauigkeit bestimmt. Während die Schussfolge sich aus dem Konstruktionsstand des Waffensystems ergab, hing die Treffergenauigkeit von dem Ergebnis des errechneten Wertes ab, der Vorhalt genannt wurde.
Der Vorhalt ist die Stellung des Geschützrohres in Bewegungsrichtung des Zieles entsprechend weit vor und/oder über/unter das bewegte Ziel, dass der abgefeuerte Schuss das Ziel unter Berücksichtigung aller technischen und äußeren Einflüsse trifft.
Die Feuerleitmittel versorgen mechanische Rechner mit den wichtigsten Aufgaben für die Berechnung des Vorhaltes. Die Zielgeber ermitteln die Stellung des Schiffes zum Ziel (Höhen- und Seitenwinkel) und die Entfernungsmesser die Entfernung zum Ziel.
Obwohl die mechanischen Rechner die gemessenen Eingabedaten und statistischen Werte schwerfällig verarbeiteten, war die Rechengeschwindigkeit gemessen an den Feuergeschwindigkeiten völlig ausreichend. In Verbindung mit den hochwertigen optischen Einrichtungen der Zielgeber und Entfernungsmesser arbeitete das gesamte Feuerleitsystem der Bismarck so erfolgreich, dass sie mit fünf Vollsalven innerhalb von 5 Minuten das Schlachtschiff Hood, ein Ziel von rund 260 m Länge und einer größten Breite von 32 m, auf eine Entfernung von 14 km vernichtete.
Die optischen Feuerleitmittel hatten jedoch trotz hoher Lichtstärken den Nachteil, dass sie bei Dunkelheit und Nebel nur stark eingeschränkt eingesetzt werden konnten. Die einzige Möglichkeit, vor dem Kriege, den Zielraum aufzuhellen, bestand in dem Einsatz von "weißem" Licht. Dieses Licht wurde von Scheinwerfern geliefert, die damals mit Sicherheit zum Feuerleitsystem gehörten. Dem damaligen Standard entsprechend war die Bismarck mit einer angemessenen Anzahl von 7 Scheinwerfern ausgestattet. Im Bauendzustand waren auf der Bismarck auch Funkmessortungsgeräte (FuMo) eingebaut, die aber entgegen der allgemeinen Lesart lediglich als Ortungsgerät (Seeraumüberwachung) und nicht für die Feuerleitung eingesetzt werden konnten.


Einer der drei wuchtigen und schwer gepanzerten Drehhauben, die auf der Bismarck installiert sind. Hier auf dem achteren Kommandostand mit dem Messbalken des 10 m Entfernungsmessgerätes. Die anderen Drehhauben stehen auf dem Vormars (Artilleriestand) und dem vorderen Kommandostand (7 m Gerät).
Die Rechteckrahmenantenne der FuMo hat die Abmessung von ca. 3,5 x 1,5 m.


Bild


Hier sind die optischen Feuerleitmittel des Turmes "Berta" erkennbar. Aus der schrägen Seitenwand steht eines der beiden Turmsehrohre hervor, Verschlusskappen schützen die Optik.
An der Stirnseite (für jedes Rohr) sind die Schartenverschlüsse für die Zielfernrohre geöffnet. Die Zielfernrohre kommen nur bei kürzesten Gefechtsentfernungen zum Einsatz.
So wie Turm Berta waren auch die Türme Caesar, Dora und Emil ausgestattet. Bei Turm Anton fehlte das Entfernungsmessgerät.
Bei Ausfall des Leitstandes und des vorderen Kommandostandes konnten die Türme selbstständig und unabhängig ihr Feuer leiten.


Die Abbildung zeigt den Fla-Entfernungsmessstand auf der Backbordseite. In der halbkugelförmigen Schutzhaube ist das Basisgerät des 4 m Entfernungsmessers untergebracht. Für die Messweiten gegen Luftziele ist das ausreichend, außerdem müssen diese Geräte wegen der gegenüber Schiffszielen bei Luftzielen höheren Winkelgeschwindigkeit beweglicher sein. Um den Messfehler so gering wie möglich zu halten, sind die Systeme kardanisch aufgehängt, das heißt, voll stabilisiert.


Die Abbildung zeigt den achteren offenen Entfernungsmessstand. Der offene ungeschützte Zustand der Anlage darf psychologisch nicht unterbewertet werden. Die deutsche Industrie hat bei diesen Geräten ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt.
Vergleichbare Einrichtungen hat es auf Kriegsschiffen anderer Nationen nicht gegeben.



Bild


Scheinwerferanlagen waren zum Beginn des 2. Weltkrieges unbedingter Bestandteil der Feuerleiteinrichtungen.

Gefechtsanlagen bei Dunkelheit wurde hohe Priorität eingeräumt.







Bau



Am 1. Juli 1936 wurde die Bismarck auf der Werft von Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt. Zu diesem Zeitpunkt galt die Nation Frankreich als der wahrscheinlichste Gegner in einem Seekrieg. Der Entwurf der Bismarck-Klasse orientierte sich daher am modernsten damals gebauten französischen Schlachtschiff Dunkerque. Insbesondere die Geschwindigkeit und ihre Panzerung waren von wichtiger Bedeutung. Bereits am 14. Februar 1939 wurde die Bismarck in Anwesenheit des Reichskanzlers Adolf Hitler getauft und lief anschließend vom Stapel. Die Bismarck wurde nach dem früheren deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck benannt, die Taufpatin war die Enkelin Dorothea von Löwenfeld. Die Indienststellung erfolgte dann am 24. August 1940.


Bild


Diese beiden aus verschiedenen Perspektiven aber zur gleichen Zeit entstandenen Bilder zeigen den Schiffskörper kurz nach dem Taufakt.


Der Bau erfolgte dann ab September 1939 angesichts eines sehr hohen Zeitdrucks, da der Krieg mit dem Vereinigten Königreich schon begonnen hatte. Deshalb war die Bismarck am Tage ihrer Indienststellung noch nicht komplett ausgerüstet (vor allem fehlten die Feuerleitanlagen). Darum konnte die Bismarck erst im Frühjahr 1941 als komplett einsatzbereit bezeichnet werden. Mit der Fertigstellung der Bismarck besaß die Kriegsmarine ihr erstes wirklich vollwertiges Schlachtschiff mit einer Hauptartillerie von 38 cm. Die bereits vorhandenen Schlachtschiffe (Scharnhorst und Gneisenau) waren von der Hauptbewaffnung zu schwach ausgestattet, da sie nur ein Hauptkaliber von 28 cm besaßen und dieses reichte nicht aus, um sich mit der britischen Schlachtflotte messen zu können, was ihre Einsatzmöglichkeiten im Atlantikkrieg sehr einschränkte. Darum hoffte man, mit der Fertigstellung der Bismarck, endlich in der Lage zu sein, auch schwer bewachte Konvois der Alliierten anzugreifen.


Die wuchtige Vorderansicht der Bismarck vermittelt einen Eindruck über die gewaltige Standkraft dieses Schlachtschiffes.



Auf der Grundlage von 50 mm starken Teakholzbohlen werden die Panzerplatten aufgesetzt (helle Panzerplatten). Die Panzerplatten werden mit den Holzbohlen verschraubt und untereinander verschweißt.



Eine zweite Lage Panzerplatten (dunkle Färbung) ergab dann den Gürtelpanzer. Die Persenninge sind über frische Schweißnähte gespannt und sorgen für eine gleichmäßige, verlangsamte Abkühlung der Schweißnähte, um werkstoffzerstörende Spannungen zu vermeiden.



Bild


Montage an der mittleren Schraubenanlage. Jede der Schrauben hat ein Durchmesser von 4,85 m.




Technische Daten
Schiffsname:
Bismarck
Entwurf:
1933–1936
Bauwerft:
Blohm & Voss, Hamburg Baunummer: 509
Stapellauf:
14. Februar 1939
Indienststellung:
24. August 1940
Baukosten:
196,8 Mio. Reichsmark
Besatzung:
2.092 Mann Stamm 128 Mann Flottenstab




Werdegang:


Der Werdegang der Bismarck nach ihrer Fertigstellung. Am 14. September 1940 verließ das Schiff das erste Mal Hamburg und verlegte bis zum 28. September nach Kiel. Dort verbrachte sie ihre Liegezeit ehe sie in die östliche Ostsee zu Probefahrten und zur Ausbildung der Mannschaft in See stach. Daraufhin verblieb sie bis zum 5. Dezember im Hafen von Gotenhafen, bevor es zu Restarbeiten erneut nach Kiel und nach Hamburg in die Werft ging. Durch den strengen Winter 1940/1941 hatten sich die Arbeiten so stark verzögert, dass sie erst am 6. April 1941 die Werft von Blohm & Voss verlassen konnte, um daraufhin nie wieder zurückzukehren. Nach einem weiteren kurzen Werftbesuch in Kiel verlegte die Bismarck wieder zurück nach Gotenhafen um dort mit der Ausbildung der Besatzung fortzufahren und diese zu beenden. Hier stattete der Reichskanzler ihr am 1. Mai 1941 einen Besuch ab. Anschließend lief die Bismarck am 19. Mai zusammen mit dem neuen Schweren Kreuzer Prinz Eugen aus Gotenhafen zum Unternehmen Rheinübung aus, um zum Handelskrieg gegen die Alliierten in den Atlantik vorzustoßen. Von diesem Einsatz sollte sie aber nie zurückkehren. Nachdem die Bismarck endlich einsatzbereit war, entschied sich das Oberkommando der Marine, sie in den Atlantik zu entsenden. Da sollte sie zusammen mit dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen einen Verband bilden, um bewachte Geleitzüge der Alliierten anzugreifen, indem die Bismarck die gegnerischen Großkampfschiffe auf sich zog, währenddessen die Prinz Eugen die kleineren Handelsschiffe angreifen sollte. Ursprünglich war geplant, das Schwesterschiff Tirpitz in das Unternehmen einzubeziehen. Jedoch war dieses kurz nach seiner eigentlichen Fertigstellung doch noch nicht einsatzbereit. Der Ausbruch der Bismarck und ihres Verbandes durch die britische Blockade in den Atlantik wurde als Unternehmen Rheinübung bezeichnet. Es war geplant, durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland durchzubrechen um dann den offenen Atlantik zu erreichen, wo es dann für die alliierte Flotte außerordentlich schwer wurde, den deutschen Kampfverband zu stellen.

Leider gelang der Durchbruch des deutschen Verbandes nicht unentdeckt, welcher daraufhin von den britischen Schiffen HMS Hood und HMS Prince of Wales entdeckt sowie gestellt wurde. Im Laufe dieses Gefechtes wurde das Flaggschiff des britischen Verbandes, die HMS Hood, von der fünften Salve der Bismarck so stark beschädigt das sie daraufhin sank. Die sechste Salve der Bismarck war bereits auf die Hood abgefeuert, bevor diese sie überhaupt erreichten. Nach dem Gefecht konnten nur noch drei Überlebende von insgesamt 1.419 Besatzungsmitgliedern gerettet werden. Die Prince of Wales erhielt ebenfalls von der starken Hauptartillerie der Bismarck mehrere schwere Treffer und musste abdrehen. Die Überlebenden des Gefechtes wurden dann später von der HMS Dorsetshire gerettet. Durch das Gefecht erhielt auch die Bismarck einige Treffer. Einer davon verursachte im Vorschiff starke Schäden, wobei die Zuleitungen von den vorderen Ölbunkern zu den Kesseln der Bismarck unterbrochen wurden und deshalb nicht mehr verwendet werden konnten. Die weiteren Treffer verursachten keine weiteren Schäden. Die daraus entstandene Treibstoffknappheit zwang die Bismarck, den Handelskrieg einzustellen und möglichst schnell einen Hafen anzulaufen. Dadurch löste sich die Prinz Eugen aus dem Verband um ohne die Bismarck weiter Handelskrieg zu führen. Die Prinz Eugen erreichte den Atlantik, die Bismarck versuchte den Hafen Saint-Nazaire an der französischen Atlantikküste zu erreichen. Dabei gelang es der Bismarck, ihren Verfolgern HMS Suffolk und HMS Norfolk durch sehr geschicktes manövrieren zu entkommen.


Bild


Die beeindruckende Feuerkraft der Bismarck, beim Kampf in der Dänemarkstraße.



Durch das geschickte Manöver des Kapitäns Lindemann verloren die Verfolger die Spur der Bismarck vollständig. Aber Admiral Lütjens nahm immer noch an, dass die Bismarck weiterhin auf den Langstreckenradaranlagen der Royal Navy zu entdecken sei. Deshalb traf Admiral Lütjens eine folgenschwere Entscheidung und er ließ einen Funkspruch an das Marineoberkommando absetzen, in dem er um Verstärkung durch U-Boote und weitere Kampfschiffe bat. Dadurch besiegelte er das Ende der Bismarck. Leider wurde dieser Funkspruch von der Royal Navy abgefangen und diese konnte so die Position und den Kurs der Bismarck erneut ausmachen. Daraufhin setzte die Führung der Royal Navy im Laufe des nächsten Tages praktisch alle verfügbaren Kampfeinheiten die im Atlantik waren auf die Bismarck an. Ein Catalina-Flugboot entdeckte die Bismarck erst am Nachmittag des 26. Mai wieder. Ein weiterer Luftangriff, diesmal von der HMS Ark Royal ausgehend, brachte nach einem weiteren Fehlschlag am Abend den Erfolg auf britischer Seite. 15 Swordfish-Torpedoflugzeuge fanden die Bismarck und erzielten zwei oder sogar drei Torpedotreffer. Einer von diesen Treffern erwies sich als entscheidend, denn er traf die Ruderanlage und verklemmte die Ruder der Bismarck in einer Backbordlage von 12 Grad. Daraufhin war es der Bismarck nur noch möglich im Kreis zu fahren. Trotz großer Anstrengungen die Ruderanlage wieder in Gang zu bringen, schlugen alle Versuche jedoch fehl. Etwa gegen Mitternacht gewann die 4. Britische Zerstörerflottille Fühlung mit der Bismarck und führte innerhalb der nächsten sechs Stunden Torpedoangriffe auf die Bismarck durch, bis alle Torpedos verschossen waren, aber keine Treffer erzielt werden konnten. Aber auch die Bismarck blieb in gleicher Weise erfolglos. Am Morgen des 27. Mai kamen die britischen Schlachtschiffe HMS King Georg V und HMS Rodney heran und in einem mehrere Stunden dauerndem Endkampf zwischen den Schlachtschiffen verwandelte sich die Bismarck in ein brennendes Wrack. Schließlich sank das deutsche Schlachtschiff Bismarck durch Selbstversenkung. Sie ging etwa 550 Seemeilen (das sind etwa 1.000 Kilometer) westlich von der Stadt Brest unter. Es überlebten nur 116 Mann der gesamten Besatzung. Davon wurden 86 von der HMS Dorsetshire gerettet sowie weitere 25 von der HMS Maori. Drei Besatzungsmitglieder wurden vom deutschen U-Boot U-74 aufgesammelt. Das Wrack befindet sich bei den Koordinaten 48° 10´ Nord, 16° 12´ West.

Haupteinsätze

August 1940 bis Mai 1941

Nach der Indienststellung, Erprobung des Schiffes und Ausbildung der Besatzung in der Ostsee.

Mai 1941

Als Flaggschiff des Flottenverbandes (Admiral Lütjens) gemeinsam mit dem schweren Kreuzer Prinz Eugen aus Gotenhafen ausgelaufen zum Handelskrieg in den Nordatlantik.

24. Mai 1941

Gefecht mit schweren britischen Streitkräften in der Dänemarkstraße. Britisches Schlachtschiff Hood versenkt. Schlachtschiff Prince of Wales beschädigt. Die Bismarck gleichfalls durch 3 Treffer beschädigt. Der schwere Kreuzer Prinz Eugen wurde vom Flottenchef entlassen.

26./27. Mai 1941

Schweres Gefecht mit überlegenen britischen Seestreitkräften, darunter das Schlachtschiff King George V und Rodney, 300 Seemeilen nordwestlich Ouessant.

27. Mai 1941

Nach Lufttorpedo- und Artillerietreffern und nachdem alle Munition verschossen war, vernichtet durch Selbstsprengung und Torpedotreffer vom britischen Kreuzer Dorsetshire.


Bild

Überlebende werden von der Dorsetshire gerettet.





Technische Daten
Wasserverdrängung:
Entwurf: 41.700 t
Konstruktion: 45.950t
Maximal: 50.300 t
Länge:
über Alles: 251 m
KWL: 241,6 m
Breite:
36 m
Tiefgang:
Entwurf: 8,68 m
Konstruktion: 9,3 m
Maximal 9,9 m
Maschinenanlage:
12 Dampfkessel in 6 Kesselräumen
3 Satz Hochdruck-Reaktionsturbinen
Antrieb:
3 Wellen
Propellerdurchmesser 4,70 m
Leistung an der Welle:
Dauerlast: 138.000 PSw
Probefahrt: 150.170 PSw
Gesamtantriebsleistung 20,3 Kg /Ps
Höchstgeschwindigkeit:
30,1 kn
Reichweite:
8.100 sm bei 19 kn Marschgeschwindigkeit
Brennstoffvorrat:
Maximal 7.400 m³


Bild



Modifizierungen


Noch während sich die Bismarck im Bau befand, erhielt sie einen Atlantikbug. Ihre Fertigstellung erfolgte ohne E-Messbasen im Vormars und auf dem Kommandoturm, die achtere Gruppe von 10,5 cm Flak-Geschützen und die Schutzkalotten der beiden achteren Flak-Leitstände. Die Schutzkalotten wurden nicht mehr eingebaut, aber die noch fehlenden 10,5 cm Geschütze (in verbesserten Doppellafetten C/37) kamen im Oktober oder November 1940 in Gotenhafen an. Die E-Messdrehhauben aller drei Artillerieleistände erhielten je eine Antenne für ein FuMO 23. Nach den Probefahrten wurde die E-Messbasis bei Turm A ausgebaut. Dies war erforderlich, um den Lieferverpflichtungen von Feuerleitausstattungen an die UdSSR aufgrund des Deutsch-Sowjetischen Handelsabkommens nachzukommen. Bei der Fertigstellung hatte die Bismarck zwölf 2 cm Einzellafetten an Bord, aber im März 1941 kam eine weitere in Heeresausführung auf die Decke von Turm A und im April/Mai 1941, während sich das Schlachtschiff in der Ostsee befand, erfolgte ein Ausrüsten mit nochmals zwei weiteren beiderseits des achteren Leitstandes. Schließlich erhielt die Bismarck Anfang Mai 1941 auf der Scheinwerferplattform des Gefechtsmastes zwei 2 cm Vierlingsflaks. Dadurch wurden die drei Einzellafetten in Heeresausführung überflüssig und kamen von Bord.



Beiboote der Bismarck
Boote
Lagerplatz
3 Admirals- oder Kommandantenboote („Chefboote“)
Auf dem Dach des Bereitschaftshangars an Steuerbord
1 Motorbarkasse, 2 Motorpinassen
Auf dem Dach des Bereitschaftshangars an Backbord
4 Verkehrsboote (kurz: V-Boote)
Auf dem Dach des Werkstatthangars in den achteren Aufbauten
2 Rettungs-Kutter für Mann-über-Bord-Manöver
Die Kutter hingen in Davits, die sich beidseitig zwischen dem vorderen und dem mittleren 15-cm-Turm befanden und auf See bereitschaftsmäßig ausgeschwenkt waren
2 Jollen, 2 Dingis
Je eine Jolle und ein Dingi befanden sich ineinander gestapelt auf den beiden Seitendecks zwischen dem achteren 15-cm-Turm und dem Katapult.





Propaganda und Mythos

Der Mythos von der „unsinkbaren“ Bismarck


Wie auch die Titanic vor ihr galt die Bismarck als „unsinkbares Schiff“. Unsinkbar war sie sicherlich nicht, wie auch kein anderes Schlachtschiff, das jemals gebaut wurde. Woher kam dieser Mythos von der unsinkbaren Bismarck?
Es gab sicherlich gewissen berechtigten Nährboden, der glauben lies, dass die Bismarck unversenkbar sei. So wurde die Panzerung der Bismarck so konstruiert, dass tatsächlich Granatentreffer kaum Schaden bei ihr anrichteten. Hinter dem schon sehr schwer zu durchdringenden Gürtelpanzer der Bismarck befand sich noch ein abgeschrägtes Panzerdeck von 120 mm starkem Panzerstahl. So wird behauptet, dass selbst wenn Granaten den Gürtelpanzer der Bismarck durchschlagen hätten, diese aufgrund des Panzerdecks insgesamt keinen Schaden am Inneren des Schiffes angerichtet hätten. Tatsächlich hat Robert Ballard, der Mann, der die Bismarck und auch die Titanic später entdeckte, nur 4 Einschläge am Gürtelpanzer des Wracks der Bismarck gefunden. Bedenkt man, dass in der letzten Schlacht auf die Bismarck ca. 2.876 Granaten abgefeuert wurden, die Bismarck von mindestens 3 Torpedos getroffen wurde und dass sie dabei letztendlich nicht von den Granaten oder den Torpedos versenkt wurde, so ist der Ausspruch, die Bismarck sei „außerordentlich schwer“ zu versenken gewesen sicherlich nicht abzustreiten und die Aussage, sie sei unsinkbar gewesen, naheliegend.

Das Schiff war im Allgemeinen so gewaltig, dass man sich fragte: „Was kann dieses Schiff überhaupt versenken?“ Es gab durchaus Dinge die der Bismarck gefährlich werden konnten und die zumindest dem Flottenkommando bekannt waren. So zum Beispiel das Ruder, welches der Bismarck zuletzt auch zum Verhängnis wurde. Man wusste in der Kriegsmarine, dass ein Glückstreffer am Ruder das gesamte Schiff zwar nicht direkt versenken, aber lahm legen würde. Aber man muss dazu sagen, dass kein britisches Schiff ein Mittel gegen einen solchen Treffer hatte. Man könnte das als Ironie des Schicksals bezeichnen: Hitler fragte bei seinem Besuch der Bismarck am 05.05.1941, was passieren würde, wenn die Bismarck am Ruder getroffen würde und ihm wurde nach längerem Schweigen geantwortet, dass dies zu unwahrscheinlich sei. Auch Angriffen aus der Luft hatte die Bismarck nicht allzu viel entgegenzusetzen. Zwar hatte die Bismarck 50 Flugabwehrgeschütze und auch eine außerordentlich starke Deckpanzerung vorzuweisen, aber der nachfolgende Vorfall zeigte ihre Achillesverse. Die Tatsache, dass am 26.05.1941 15 langsame und teilweise noch durch Leinen verkleidete "Swordfisch"-Kampfflugzeuge einen Angriff auf die Bismarck flogen, sowie diese am Ruder manövrierunfähig schossen, zeigte hier deutlich ihre Unterlegenheit, denn es wurde keines dieser angreifenden Flugzeuge abgeschossen. Unter bestimmten Umständen wäre die Bismarck einem britischen Flugzeugträger unterlegen gewesen, wäre es jemals zu so einer Situation gekommen.

Dass Menschen an die Propaganda vom „unsinkbaren“ Schiff glaubten, lag allerdings auch daran, dass es das modernste und auch das stärkste Kriegsschiff der deutschen Kriegsmarine war. Ein Matrose, der auf der Bismarck eingesetzt war, fühlte sich gewiss sicherer als einer, der auf einem kleineren Schiff wie zum Beispiel einen leichten Kreuzer seinen Dienst verrichtete, oder gar einem, der auf einem U-Boot diente. Dieses Gefühl wurde schon von der gewaltigen Erscheinung, die die Bismarck allgemein darstellte, geprägt. Wenn man die Bismarck in voller Bewaffnung und ihrer starken Panzerung sah, dann wird man mit Sicherheit gedacht haben, dass ein Schiff, das die Bismarck versenken könne, erst noch gebaut werden müsse.


Besatzung der Bismarck
Kommandant:
Kpt.z.S Ernst Lindemann
Erster Offizier (1. WO):
FKpt. Hans Oels
Navigationsoffizier (NO):
KKpt. Wolf Neuendorff
Erster Artillerieoffizier (1. AO):
KKpt. Adalbert Schneider
Vierter Artillerieoffizier:
Kptlt. (Ing.) v. Müllenheim-Rechberg
Leitender Ingenieur (LI):
KKpt. Dipl.- Ing. Walter Lehmann
Die Besatzungsstärke betrug insgesamt 2.092 Mann, davon 103 Offiziere (einschließlich Fähnriche), 1.962 Unteroffiziere und Mannschaften sowie 27 Soldaten für das Prisenkommando aller Dienstgrade. Inoffiziell hatte die Bismarck eine Schiffskatze, deren Name Oskar war.



Vergleichbare Schlachtschiff- Klassen
des 2. Weltkrieges
Schiffstypen
Herkunftsland
South-Dakota-Klasse
(USA)
Iowa-Klasse
(USA)
King George V-Klasse
(Großbritannien)
Littorio-Klasse
(Italien)
Richelieu-Klasse
(Frankreich)
Yamato-Klasse
(Japan)





Quellen:

Buch: Waffentechnik im Zweiten Weltkrieg von Alexander Lüdeke (Letzter Zugriff 14.09.2010)

http://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck_& ... chtschiff) (Letzter Zugriff 14.09.2010)
http://masterchef.aio-world.net/ (Letzter Zugriff 14.09.2010)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tirpitz_&# ... chtschiff) (Letzter Zugriff 14.09.2010)
http://www.whq-forum.de/cms/187.0.html (letzter Zugriff 08.12.2010)
http://www.schlachtschiff.com/ (Letzter Zugriff 08.12.2010)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlachtschiff_Bismarck (letzter Zugriff 08.12.2010)

Verwendete Bilder Quellen:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... demann.jpg (Inventarnummer Bild 101II-MN-1361-21A)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Urheber ist nicht bekannt)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... ck_USA.jpg (Urheber Bain News Service)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Inventarnummer Bild 193-04-1-26)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bb_bismarck.png (Urheber Anynobody)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... lauf_2.jpg (Urheber U.S. Naval Historical Center Photograph.)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... efecht.jpg (Inventarnummer Bild 146-1968-015-25)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Urheber Royal Navy official photographer)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... smarck.jpg (Inventarnummer Bild 193-30-5-34A)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... smarck.jpg (Inventarnummer Bild 193-04-2-10A)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... smarck.jpg (Inventarnummer Bild 193-19-2-32)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... smarck.jpg (Inventarnummer Bild 193-06-2-07)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Inventarnummer Bild 193-02-4-39)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... smarck.jpg (Inventarnummer Bild 193-05-2-07A)



Autor: Ritter von Hirse