Beitrag Mi 12. Feb 2020, 23:46

Generalfeldmarschall Wilhelm List

Generalfeldmarschall Wilhelm List



* 14. Mai 1880 in Oberkirchberg bei Ulm
† 16. August 1971 in Garmisch-Partenkirchen



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Kaiserreich

Wilhelm List wurde am 14. Mai 1880 in Oberkirchberg bei Ulm / Württemberg als Sohn des Arztes Walter List geboren.

Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in München trat er am 15. Juli 1898 als Fahnenjunker in das 1. Bayerische Pionierbataillon in München ein.

Am 7. März 1900 wurde er zum Leutnant befördert und besuchte dann von 1902 bis 1904 die Königlich Bayerische Artillerie- und Ingenieurschule. Danach wurde er wieder bei seiner Stammtruppe als Bataillonsadjutant eingesetzt.

Nach Lists Beförderung zum Oberleutnant am 9. März 1908 erfolgte ab dem 1. Oktober 1908 seine Kommandierung für drei Jahre auf die Kriegsakademie nach München. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Akademie schlossen sich zunächst wieder Truppenkommandos an.

Ab 1912 wurde List in der Zentralstelle des Bayerischen Generalstabes verwendet und am 22. März 1913 als Hauptmann endgültig in den Generalstab versetzt.


Erster Weltkrieg

Für den Hauptmann im Generalstab (i.G.) List begann der Erste Weltkrieg im August 1914 als Generalstabsoffizier beim II. Bayerischen Armeekorps. Er kämpfte in Lothringen, an der Somme, bei Ypern, in Flandern, bei La Bassée und Amiens, ehe List im Winter 1915 schwer erkrankte.

Nach seiner Genesung und einer vorübergehenden Tätigkeit im Bayerischen Kriegsministerium fand er ab Sommer 1916 als Quartiermeister (Ib) im Stab der Armeegruppe Strantz Verwendung.

1917 kam List als 1. Generalstabsoffizier (Ia) zur 8. Bayerischen Reserve-Division. List erlebte das Kriegsende im Bayerischen Kriegsministerium als Major i.G., die Beförderung erfolgte bereits am 27. Januar 1918.

Für seine oftmalige, tapfere Bewährung an der West- und Ostfront des Ersten Weltkrieges hatte er neben beiden Eisernen Kreuzen das Verwundetenabzeichen in Schwarz und das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern erhalten.


Weimarer Republik

Nach der Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner nahm List im Rahmen des Freikorps „Epp“ an den Kämpfen gegen die sogenannte Räteherrschaft teil.

Danach fand er im 100.000 Mann Heer der Weimarer Republik Verwendung. Zuerst beim Reichswehrgruppenkommando 4 in München und dann von 1920 bis 1922 als Generalstabsoffizier beim Infanterieführer VII.

Nach vielen Jahren im Stabsdienst wechselte List am 1. April 1923 wieder in ein Truppenkommando und wurde Kommandeur des III. (Jäger-) Bataillons des 19. (bayerischen) Infanterieregiments in Kempten / Allgäu. Bereits seit seiner Jugend ein Freund der Berge, Skiläufer und Bergsteiger kam diese Kommandierung seinen Neigungen sehr entgegen.

1924 wurde List mit Patent vom 15. November 1922 zum Oberstleutnant befördert und übernahm anschließend die Leitung der Führergehilfenausbildung im Wehrkreis VII (München).

Danach stand List, zunächst als Referent, von 1926 bis 1930 an der Spitze der Heeresausbildungsabteilungen im Berliner Reichswehrministerium und wurde in dieser Funktion am 1. März 1927 zum Oberst befördert.

Am 1. Februar 1930 wurde er, nach mehreren Auslandskommandos, zum Kommandeur der Kriegsschule Dresden ernannt, wo List am 1. November 1930 die Beförderung zum Generalmajor und am 1. Oktober 1932 jene zum Generalleutnant erhielt.

Bereits zu dieser Zeit sprach Wilhelm List sich entschieden gegen den aufkommenden Nationalsozialismus aus, dessen Weltanschauung er sehr distanziert gegenüberstand.


Nationalsozialismus

Am 1. Oktober 1933 übernahm List den Befehl über die in Sachsen stationierte 4. Division und die damit verbundene Funktion eines Befehlshabers im Wehrkreis IV (Dresden). 1934 war er einer von nur zwei Wehrkreisbefehlshabern, die sich in scharfer Form gegen die Erschießungen anlässlich des Röhm-Putsches durch die SS gewandt hatten.

Nach der Wiedereinführung der allgemeinen deutschen Wehrpflicht 1935 wurde aus der 4. Division das IV. Armeekorps und List am 1. Oktober 1935, unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Infanterie, dessen Kommandierender General.

Im Zuge des „Generalschubs" vom 4. Februar 1938 nach der sogenannten Blomberg-Fritsch-Krise wurde ihm als Nachfolger von Wilhelm Ritter von Leeb der Oberbefehl über das Gruppenkommando 2 in Kassel anvertraut.

Bereits zwei Monate später, am 1. April 1938, tauschte er diese Dienststellung mit dem Oberbefehl über das neue Gruppenkommando 5, welches nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich in Wien gebildet worden war. In dieser Dienststellung war List verantwortlich für die reibungslose Eingliederung des österreichischen Bundesheeres in die deutsche Wehrmacht.

Nach Zerschlagung der Rest-Tschechoslowakei erfolgte am 1. April 1939 seine Beförderung zum Generaloberst. List unterstanden damals das XVII. Korps in Wien und das XVIII. Korps in Salzburg, das bis zum 16. September 1939 vier Gebirgs-Divisionen umfassen sollte. Noch vor Abschluss dieser Aufgabe begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.


Zweiter Weltkrieg

Mit Beginn des Polenfeldzuges übernahm Wilhelm List den Oberbefehl über die 14. Armee, welche zur Heeresgruppe Süd unter Generaloberst Gerd von Rundstedt gehörte.

Die 14. Armee, deren Südflügel das XVIII. Gebirgskorps bildete, stieß aus dem slowakischen Raum beiderseits der Hohen Tatra auf Lemberg-Rawa Ruska durch und vereitelte in schweren Kämpfen alle polnischen Durchbruchversuche über Lemberg nach Südosten, wobei in offener Feldschlacht rund 64.000 polnische Soldaten gefangengenommen wurden. Für diese großartige Führungsleistung wurde Generaloberst Wilhelm List am 30. September 1939 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.

Zu Beginn des Westfeldzuges im Mai 1940 stand die aus der 14. Armee gebildete 12. Armee unter seiner Führung im Zentrum des deutschen Aufmarsches.

Die insgesamt 45 deutschen Divisionen, darunter sieben Panzer-Divisionen der Heeresgruppe A hatten die Aufgabe, so schnell wie möglich den Maas-Übergang zu erzwingen, durch Belgien bis zur Somme-Mündung vorzustoßen und schließlich die nördlichen Ausläufer der Maginot-Linie in Frankreich vom Rücken her anzugreifen.

Die 12. Armee trat am 10. Mai 1940 zum Vormarsch durch Luxemburg an, durchbrach die südbelgischen Befestigungen in den Ardennen und führte erfolgreiche Vorfeldkämpfe am Fluss Semois (dt. Sesbach). In den Tagen vom 13. bis zum 15. Mai 1940 bezwangen Verbände der Panzergruppe „Kleist", die zur 12. Armee gehörte, die Maginotlinie bei Sedan und Mezieres, drangen in harten Verfolgungskämpfen vom 16. bis zum 20. Mai 1940 von der Maas bis zur Oise und Aisne vor und bestanden dann, bis in den Juni hinein, erfolgreiche Abwehrkämpfe bei La Fere, am Chemin des Dames und an der Aisne.

Schließlich wurde über Besançon die Schweizer Grenze bei Pontarlier erreicht. Die 12. Armee hatte somit großen Anteil an der Vernichtung des französischen Feldheeres, denn das Eindrehen aus der Ost-West-Bewegung nach Süden bis zur Schweizer Grenze war die Voraussetzung für die Ausschaltung der in und hinter der Maginotlinie stehenden Feindtruppen in Stärke von 550.000 Mann.

Wilhelm List wurde angesichts seiner Leistungen am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall ernannt.


Generaloberst List während der Norwegenoperation zu Besuch auf einem U-Boot.



Das Frühjahr 1941 führte ihn mit seiner 12. Armee auf den Balkan. Aufgrund der italienischen Misserfolge in Albanien und der britischen Unterstützung für die Regierung in Athen hatte Hitler sich zur Besetzung Griechenlands entschlossen.

Der mit dem Belgrader Staatsstreich eingeleitete Kurswechsel Jugoslawiens, unmittelbar nach dem Beitritt zum Dreimächtepakt, veranlasste Hitler außerdem zu der schnellen Entscheidung auch diesen Unsicherheitsfaktor auszuschalten.

Von Bulgarien aus brach die 12. Armee, zusammen mit der aus Kärnten vorrückenden 2. Armee, den Jagd- und Stuka-Gruppen der Luftflotte 4 sowie der italienischen 2. und der ungarischen 3. Armee, in einer Folge heftiger Kämpfe den Widerstand der jugoslawischen Truppen, die nach elf Tagen Blitzkrieg am 17. April 1941 kapitulierten. Anschließend wurde auch das von einem britischen Expeditionskorps unterstützte, tapfer kämpfende, aber schwache griechische Heer niedergeworfen, welches bereits mit 24 italienischen Divisionen im Kampf lag. Nach vier Tagen bereits, am 21. April, kapitulierte die griechische Epirus-Armee gegenüber Lists 12. Armee.

Am 27. April 1941 rollten deutsche Verbände in Athen ein. List hatte am 21. April gemäß Anweisung Hitlers ohne italienische Beteiligung die griechische Kapitulation entgegengenommen, da die griechischen Generale sich weigerten, vor den von ihnen besiegten Italienern die Waffen zu strecken. Aufgrund Protesten Mussolinis entsandte Hitler den Chef des Wehrmachtführungsstabes Alfred Jodl, um eine erneute Übergabe vor den italienischen Bundesgenossen einzuleiten. Für List war dies eine peinliche Angelegenheit.

Am 29. April 1941 waren die Operationen auf dem griechischen Festland abgeschlossen, jedoch hatte wie schon in Dünkirchen die Masse des britischen Expeditionskorps entkommen können. Generalfeldmarschall List nahm am 3. Mai 1941 die Siegesparade deutscher Verbände, flankiert vom Fallschirmjägergeneral Kurt Student und dem Kommandeur der 6. Gebirgs-Division Ferdinand Schörner sowie weiteren hochdekorierten Soldaten in Athen ab.


Während einer Truppenbesichtigung auf dem Balkan.



Ende Mai 1941 wurde List zum Oberbefehlshaber Südost mit Sitz in Athen ernannt. Anfang Oktober 1941 musste er sein Amt aufgrund einer Erkrankung und anschließender Operation niederlegen.

Erst Anfang 1942 war List wieder soweit genesen, dass er im März 1942 in Hitlers Auftrag eine Inspektionsreise nach Norwegen antreten konnte, um die dortige Verteidigungsbereitschaft gegen britische Angriffe zu überprüfen.

Nach längerem Zögern und auf Drängen Keitels und Halders übertrug Hitler am 10. Juli 1942 List den Oberbefehl über die im Süden der Ostfront eingesetzte Heeresgruppe A. Diese war aus Teilen der Heeresgruppe Süd gebildet worden und hatte den Auftrag, sich der Schwarzmeerküste und des kaukasischen Raumes zu bemächtigen.

Am 31. August 1942 trug List im Führerhauptquartier „Werwolf“ bei Winniza in der Ukraine Hitler seine Bedenken gegen die sogenannte Weisung Nr. 45 für die Operation „Edelweiß" vor, die eine Fortführung der Operationen über den westlichen Kaukasus hinaus bis zu den Öllagern von Grosny und den Ölquellen von Baku am Kaspischen Meer verlangte. Er schätzte die dafür zur Verfügung stehenden Kräfte als unzureichend ein.

Anfang September kam es zum schweren Konflikt mit Hitler, der ihm vorwarf den Schwerpunkt der Offensive auf den Hochkaukasus gelegt und hingegen das naheliegende Ziel, den westlichen Kaukasus mit der Hafenstadt Tuapse vernachlässigt zu haben. Hitler entschloss sich letztlich zur Abberufung Lists.

Am 12. September 1942, gab mit Wilhelm List ein General sein Kommando ab, der bereits zur Führungselite der Reichswehr gehört hatte. Er zog sich nach Garmisch-Partenkirchen zurück, wo er im Mai 1945 von den US-Amerikanern gefangengenommen wurde.


Nachkriegszeit

Ausgerechnet der Mann, der sich stets für eine ritterliche Kriegsführung eingesetzt hatte, wurde nun vom alliierten Militärtribunal in Nürnberg, im sogenannten „Südost-Prozess" gegen die einst auf dem Balkan kommandierenden deutschen Generale wegen deren Partisanenbekämpfung, als „Kriegsverbrecher" angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Später kam es zu einer Herabsetzung der Strafe auf 15 Jahre und schließlich am 24. Dezember 1952 zur vorzeitigen Entlassung aus der Haftanstalt Landsberg wegen schwerer Erkrankung. Danach nahm Wilhelm List seinen Wohnsitz wieder in Garmisch-Partenkirchen, wo er am 16. August 1971 im hohen Alter von 91 Jahren verstarb.


Auszeichnungen

Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern und Krone
Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens
Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
Ritterkreuz des Bulgarischen Militär-Verdienstordens
Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. September 1939


Quellen

Die deutschen Generalfeldmarschälle und Großadmirale 1936-1945, Peter Stockert, Pour le Mérite, ISBN 978-3-932381-47-8
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_List
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/L/ListWilhelm-R.htm
http://de.metapedia.org/wiki/List,_Wilhelm



Autor: von Mackensen