Beitrag So 2. Feb 2020, 16:53

Generalfeldmarschall Walter von Reichenau

Generalfeldmarschall Walter von Reichenau



* 8. Oktober 1884 in Karlsruhe
† 17. Januar 1942 zwischen Lemberg und Leipzig



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Kaiserreich

Walter von Reichenau wurde am 8. Oktober 1884 in Karlsruhe / Baden als Sohn des Generalleutnants Ernst-August von Reichenau geboren. Nach seinem Abitur trat er 1903 als Fahnenjunker in das 1. Garde-Feldartillerieregiment in Berlin ein, wo er bereits 1904 mit Patent vom 19. August 1903, zum Leutnant befördert wurde.

Walter von Reichenau gehörte zu den Mitbegründern der Offiziersabteilung des Berliner Sport Clubs (BSC) und betätigte sich dienstlich und privat als ungewöhnlich vielseitiger Sportler. Es erregte in jenen Jahren einiges an Aufsehen, dass der junge Gardeoffizier als Diskus- und Speerwerfer agierte und für seinen Verein in der Staffel Berlin-Potsdam mitlief. So etwas hatte es bis dato in der Armee noch nicht gegeben.

Sich körperlich zu betätigen war ihm ein lebensnotwendiges Bedürfnis aber auch sich selbst in seinen Leistungen immer wieder zu bestätigen. Adelsstolz gepaart mit einer lässigen Hemdsärmeligkeit, Bescheidenheit mit einem Hang zur Geste, ja zur anspruchsvollen Pose. Er ertüchtigte sich mit Soldaten seiner Batterie beim Fußballspiel, was damals keine Selbstverständlichkeit war. Fußball galt als eine für Offiziere nicht standesgemäße Sportart und auch Vorgesetzte waren der Ansicht, gemeinsames Sporttreiben mit den Mannschaften beeinträchtige die militärische Disziplin. Aus von Reichenaus persönlicher Initiative entwickelte sich eine vom Berliner Fußballbund betreute Fußballmeisterschaft des Gardekorps.

Auch für den Boxsport setzte er sich im Verein mit seinem BSC-Kameraden Prinz Friedrich-Carl von Preußen ein, obwohl öffentliche Boxkämpfe zu der damaligen Zeit polizeilich verboten waren. Um den Berliner Polizeipräsidenten von der Ungefährlichkeit des Faustkampfes zu überzeugen, führte von Reichenau eine Schaurunde vor, bei der der spätere Sportprofessor Dr. Carl Diem sein Sparringspartner war.

In jenen Vorkriegsjahren reiste er 1910 nach Südamerika, wo von Reichenau unter anderem einen Menschen vor dem Tode durch Ertrinken im Fluss La Plata rettete und dafür als seinen ersten Orden die Rettungsmedaille am Band erhielt. Bereits am 18. August 1912 wurde der Offizierssportler zum Oberleutnant befördert.

Im Jahre 1913 nahm er als Begleiter von Dr. Diem an einer Studienreise in die USA teil, die unter anderem der Vorbereitung der für 1916 in Berlin vorgesehenen Olympischen Spiele diente. Von ihm gingen zahlreiche Anregungen aus, die mit dazu beitrugen, das frühere Heeresturnen mit Freiübungen, Gewehrpumpen und Querbaum zu reformieren.

Neben Fußball, Reiten und Boxen betrieb von Reichenau vor allem aber auch Leichtathletik und Tennis. So gehörte er der ersten siegreichen Offizier-Viererstaffel an, hielt eine Zeitlang den Offiziersrekord im Diskuswerfen, beteiligte sich ab 1913 an Waldläufen und verdiente sich als einer der ersten Sportler das 1913 geschaffene Sportabzeichen.


Erster Weltkrieg

Im August 1914 zog von Reichenau als Regimentsadjutant des 1. Garde-Reserve-Feldartillerieregiments in den Ersten Weltkrieg. Er war unter anderem an der Einnahme der belgischen Festung Namur und an der Schlacht an den Masurischen Seen in Ostpreußen beteiligt.

Am 28. November 1914 wurde von Reichenau zum Hauptmann befördert und 1915 in den Generalstab des Feldheeres kommandiert.

Anschließend wurde er als Quartiermeister (Ib) der 47. Reserve-Division und zuletzt als 1. Generalstabsoffizier (Ia) der 7. Kavallerieschützen-Division eingesetzt. Er kämpfte mit der 7. Kavallerieschützen-Division in Galizien, Litauen, Flandern und im Artois / Frankreich.


Weimarer Republik

Ab dem 25. November 1918 versah von Reichenau seinen Dienst zunächst als Generalstabsoffizier des Grenzschutzkommandos beim VI. Armeekorps in Breslau / Schlesien und wechselte dann im Jahre 1919 in den Generalstab des Grenzschutzkommandos IV nach Kolberg / Pommern.

1920 wurde er als Chef einer MG-Kompanie in das neu geschaffene Hunderttausend-Mann-Heer der Reichswehr übernommen und versah in den darauffolgenden Jahren seinen Dienst wechselweise bei Stäben und in der Truppe.

Am 1. Juli 1923 zum Major befördert, wurde von Reichenau anschließend in den Stab der 3. Division nach Berlin versetzt. Seine nächste Station war ab 1926 der Stab des ebenfalls in Berlin stationierten Gruppenkommandos 1. Mit seiner Ernennung zum Kommandeur der 5. Nachrichtenabteilung in Cannstatt bei Stuttgart folgte 1927 wieder ein Truppenkommando.

Nach seiner Beförderung zum Oberstleutnant am 1. April 1929 wurde er in das Reichswehrministerium nach Berlin kommandiert und übernahm hier die Funktion eines Chefs des Stabes der Inspektion der Nachrichtentruppen.

Ab 1931 wirkte von Reichenau für mehrere Jahre als Chef des Stabes der 1. Division in Königsberg/Preußen und wurde in dieser Funktion am 1. Februar 1932 zum Oberst befördert. Sein damaliger Vorgesetzter als Kommandeur der 1. Division und Befehlshaber im Wehrkreis I war Generalleutnant von Blomberg.

In dieser Zeit trat er über den Königsberger evangelischen Wehrkreispfarrer Ludwig Müller, dem späteren Reichsbischof, in persönlichen Kontakt zu Adolf Hitler. Im Übrigen waren zwei Onkel von Reichenau, ein Oberst a. D. und ein ehemaliger Gesandter, bereits jahrelang Mitglieder der NSDAP.

Der ebenso willensstarke wie auch ehrgeizige Oberst von Reichenau war beeindruckt von den politischen Erfolgen Hitlers und sah in der NS-Bewegung die Möglichkeit dem Deutschen Reich wieder eine starke Armee verschaffen zu können. Er hielt sich selbst für befähigt, am Aufbau von Hitlers neuer Armee entscheidend mitzuwirken.

Es war daher keineswegs überraschend, dass ein Mann mit dem Temperament Reichenaus sich schon sehr früh freimütig und offen zu Hitler bekannte. Diese Kontakte sollen unter anderem dazu beigetragen haben, dass Hitler sich am 30. Januar 1933 für von Reichenaus damaligen Vorgesetzten von Blomberg als neuen Reichswehrminister, anstelle von General a. D. von Schleicher entschied.


Nationalsozialismus

Es war naheliegend dass der neue Reichswehrminister von Blomberg seinen bisherigen Stabschef von Reichenau mit nach Berlin nahm und ihn, anstelle des Schleicher-Freundes Oberst Ferdinand von Bredow, zum Chef des Ministeramtes und damit zu seinem engsten Ratgeber machte. Der Chef des Ministeramtes nahm praktisch die Stellung eines Staatssekretärs ein, den es in dieser Zeit des stark reglementierten und beschränkten Hunderttausend-Mann-Heeres im Reichswehrministerium ja nicht gab. Von Reichenau vertrat den Minister in allen nichtmilitärischen Fragen gegenüber dem Reichstag, dem Kabinett und der Presse.

Aus dem Ministeramt wurde am 1. Februar 1934 das Wehrmachtsamt, dem von Reichenau schließlich als Generalmajor, seit dem 18. Januar 1934, vorstand. Seinem Minister und Vorgesetzten von Blomberg in fast allen Belangen überlegen, konzipierte er die neue Linie der Reichswehrführung: „Hinein in den neuen Staat!"

Er schätzte Hitler sehr, ohne jedoch dem Nationalsozialismus gegenüber blind zu sein. Die Armee sollte sich daher auch keinesfalls den nationalsozialistischen Wehrverbänden beugen, sondern ihre Eigenständigkeit wahren, als einziger Waffenträger der Nation. Diesem Ziel diente auch die von Walter von Reichenau mitinszenierte und von der Heeresführung gebilligte Zerschlagung der obersten SA-Führung, deren Idealbild bekanntlich das Volksheer war.

Als der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg am 2. August 1934 starb, befahl der Oberbefehlshaber des Heeres von Fritsch schon 24 Stunden später die Vereidigung der Wehrmacht auf den Führer Adolf Hitler. Von Reichenau selbst war es, der einem Major die neue Eidesformel diktierte.

Der politisch engagierte General von Reichenau hatte auch Gegner unter seinesgleichen, die dafür sorgten, dass er nach seiner Beförderung zum Generalleutnant am 1. Oktober 1935 als Kommandierender General des VII. Armeekorps nach München versetzt wurde um ihn von Hitler möglichst fernzuhalten. Sein Nachfolger als Chef des Wehrmachtsamtes wurde Wilhelm Keitel.

Die Versetzung tat dem Kontakt zwischen Hitler und von Reichenau jedoch keinen Abbruch, hatte er doch nun die Möglichkeit von München aus an manchen Wochenenden Hitler in seinem Feriendomizil auf dem Obersalzberg aufzusuchen.

Am 1. Oktober 1936 erfolgte seine Beförderung zum General der Artillerie.

Von Reichenau machte sich berechtigte Hoffnungen Freiherr von Fritsch als Oberbefehlshabers des Heeres abzulösen, was jedoch an einer Intervention des Generals Gerd von Rundstedts scheiterte. Stattdessen wurde General von Brauchitsch zum neuen Oberbefehlshaber des Heeres bestellt, von Reichenau wurde am 4. Februar 1938 dessen Nachfolger als Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos 4 in Leipzig. Im Oktober 1938 befehligte von Reichenau die Besetzung des dritten sudetendeutschen Gebietsabschnittes im Egerland und am 15. März 1939 die Besetzung von Prag.


Zweiter Weltkrieg

Bei Kriegsausbruch im September 1939 übernahm von Reichenau den Befehl über die 10. Armee der Heeresgruppe Süd des Generalobersten von Rundstedt, in der damals die Masse der deutschen Panzerverbände zusammengefasst war. Die 10. Armee führte den Hauptstoß und stieß aus dem Raum Kreuzburg / Oberschlesien in Richtung Weichsel vor, wobei der damals 55-jährige General bei der Bezwingung des Weichsel-Übergangs bei Annaburg mit seinen Infanteristen die Weichsel durchschwamm, nachdem die Polen die dortige Brücke zerstört hatten. Die Verbände der Armee durchbrachen die Grenzbefestigungen und zwangen den Feind stark befestigte Stellungen am Fluss Midawka aufzugeben.

Rasch entschlossen gruppierte von Reichenau seine Verbände um, drang durch die Lysa Góra über Radom bis an die Weichsel südlich von Warschau vor und schnitt damit den Polen den Rückzug ab. Schnelle Verbände kesselten im Anschluss bei Radom starke polnische Feindkräfte und zwangen sie am 12. September 1939 zur Aufgabe.

Am linken Flügel war inzwischen eine Panzer-Division seiner 10. Armee in Warschau eingedrungen, musste aber aus taktischen Gründen zurückgenommen werden und schloss unter persönlicher Führung von Reichenaus zusammen mit Einheiten der 8. Armee die nördlich von Lodz an der Bzura stehende Hauptmasse der polnischen Armee ein.

Für seine Leistungen im Polenfeldzug erhielt Walter von Reichenau am 30. September 1939 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und wurde am 1. Oktober 1939 zum Generaloberst befördert.

Bereits während des Feldzuges protestierte er, wie auch andere hohe Militärs, gegen Erschießungen der Einsatzkommandos des sog. „Sicherheitsdienstes“ in den rückwärtigen Gebieten und schritt auch energisch gegen eigene Soldaten ein, die sich an Juden oder jüdischem Eigentum vergingen. So kam es im Winter 1939 / 1940 zu Erschießungen von Soldaten in seinem Befehlsbereich wegen relativ geringfügiger Disziplinarvergehen.

In der Generalität der Wehrmacht gab es starke Bedenken gegen einen Krieg im Westen und Generaloberst von Reichenau artikulierte diese Bedenken in einem Gespräch mit Hitler, der seinerseits von Reichenau seine Zwangslage erläuterte.

Als am 10. Mai 1940 der Westfeldzug begann, hatte von Reichenau im Rahmen der Heeresgruppe B des Generalobersten Fedor von Bock, den Oberbefehl über die 6. Armee inne. Auch in den Kämpfen im Westen, bei denen schließlich die Franzosen aus ihren Stellungen hinter Somme, Oise-Kanal, Marne und Seine geworfen wurden, konnte sich von Reichenau bewähren und seine Führungsqualitäten wiederholt unter Beweis stellen. Bereits am 28. Mai 1940 konnte er die Kapitulation der belgischen Armee entgegennehmen. Der linke Flügel seiner 6. Armee konnte indes bis Lille vorstoßen und dort am 30. Mai starke französische Verbände zerschlagen.

Auch seine persönliche Tapferkeit bewies von Reichenau während dieses Feldzuges. Als ein Infanteriestoßtrupp an der Außenmauer eines von Franzosen erbittert verteidigten Gehöfts festsaß und in Deckung ging, erschien der 56-jährige Generaloberst plötzlich in Begleitung eines anderen Generals, feuerte den Stoßtrupp an, sprang als erster im Feuer über die Mauer und riss durch sein persönliches Beispiel die Soldaten mit sich. Sein Mut artete manchmal beinahe in Tollkühnheit aus, verfehlte aber nie seine Wirkung auf seine Soldaten.

Hochgebildet und technisch sehr interessiert, überließ er die viele Schreibtischarbeit gerne seinem Stab. Mit den vordersten Einheiten seiner Armee erreichte von Reichenau Mitte Juni 1940 die Loire, kurz darauf am 24. Juni 1940 waren die Kämpfe im Westen beendet.

Für seine hervorragenden Führungsleistungen im Westen und die schlachtentscheidenden Kampfhandlungen seiner Armee wurde Walter von Reichenau am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall befördert.

Den Beginn des Ostfeldzuges am 22. Juni 1941 sah er an der Spitze der 6. Armee im Rahmen der von Generalfeldmarschall von Bock geführten Heeresgruppe B. Die 6. Armee erzwang unter schweren Kämpfen den Durchbruch über Berditschew und Schitomir auf Kiew, zur gewaltigen Umfassungsschlacht in der Ukraine.

Sie drang bis an den Dnjepr vor und schloss Kiew von Westen her ein. Am 24. August 1941 war der Dnjepr bis zur Mündung in deutscher Hand. Während von Reichenau den sowjetischen Brückenkopf von Kiew abschloss, drangen von Norden die deutsche 2. Armee und von Süden die deutsche 17. Armee vor und nahmen am 19. September 1941 Kiew durch beiderseitige Umfassung. Sieben sowjetische Armeen wurden in diesem Kessel aufgerieben, und zirka 600.000 Rotarmisten zogen in deutsche Kriegsgefangenschaft.


Generalfeldmarschall Walter von Reichenau an der Ostfront 1941.



In einer Sondermeldung zum Wehrmachtsbericht vom 21. September 1941 hieß es dazu: "Im Verlauf der ostwärts Kiew im Gang befindlichen Umfassungsschlacht haben die Armee des Generalfeldmarschalls von Reichenau und die Panzerarmeen der Generalobersten von Kleist und Guderian starke Teile des umzingelten Feindes vernichtet und jetzt schon 150000 Gefangene eingebracht, sowie 151 Panzerkampfwagen, 602 Geschütze und unübersehbares Kriegsmaterial erbeutet."

Am 2. Oktober 1941 ging der deutsche Vormarsch in Richtung auf Charkow und Kursk weiter. Beide Städte wurden zwischen dem 24. Oktober und dem 2. November 1941 genommen, dann machte die einsetzende Schlammperiode allem ein Ende.

Bereits am 10. Oktober 1941 verfasste von Reichenau einen Erlass, der im Bereich der 6. Armee das Verhalten der Truppe im Ostraum regelte.

Der Reichenau-Befehl Bbcode Spoiler On
A.H.Qu., 10. Oktober 1941


Betr.: Verhalten der Truppe im Ostraum.


Hinsichtlich des Verhaltens der Truppe gegenüber dem bolschewistischen System bestehen vielfach noch unklare Vorstellungen.

Das wesentlichste Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis.

Hierdurch entstehen auch für die Truppe Aufgaben, die über das hergebrachte einseitige Soldatentum hinausgehen.
Der Soldat ist im Ostraum nicht nur ein Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst, sondern auch Träger einer unerbittlichen völkischen Idee und der Rächer für alle Bestialitäten, die deutschem und artverwandtem Volkstum zugefügt wurden.

Deshalb muß der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben.
Sie hat den weiteren Zweck, Erhebungen im Rücken der Wehrmacht, die erfahrungsgemäß stets von Juden angezettelt wurden, im Keime zu ersticken.

Der Kampf gegen den Feind hinter der Front wird noch nicht ernst genug genommen. Immer noch werden heimtückische grausame Partisanen und entartete Weiber zu Kriegsgefangenen gemacht, immer noch werden halbuniformierte oder in Zivil gekleidete Heckenschützen und Herumtreiber wie anständige Soldaten behandelt und in die Gefangenenlager abgeführt. Ja, die gefangenen russischen Offiziere erzählen hohnlächelnd, daß die Agenten der Sowjets sich unbehelligt auf den Straßen bewegen und häufig an den deutschen Feldküchen mitessen. Ein solches Verhalten der Truppe ist nur durch völlige Gedankenlosigkeit zu erklären. Dann ist es aber für die Vorgesetzten Zeit, den Sinn für den gegenwärtigen Kampf wachzurufen.

Das Verpflegen von Landeseinwohnern und Kriegsgefangenen, die nicht im Dienste der Wehrmacht stehen, an Truppenküchen ist eine ebenso mißverstandene Menschlichkeit wie das Verschenken von Zigaretten und Brot. Was die Heimat unter großer Entsagung entbehrt, was die Führung unter größten Schwierigkeiten nach vorne bringt, hat nicht der Soldat an den Feind zu verschenken, auch nicht, wenn es aus der Beute stammt. Sie ist ein notwendiger Teil unserer Versorgung.


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Die Sowjets haben bei ihrem Rückzug häufig Gebäude in Brand gesteckt. Die Truppe hat nur soweit ein Interesse an Löscharbeiten, als notwendige Truppenunterkünfte erhalten werden müssen. Im übrigen liegt das Verschwinden der Symbole einstiger Bolschewistenherrschaft, auch in Gestalt von Gebäuden, im Rahmen des Vernichtungskampfes. Weder geschichtliche noch künstlerische Rücksichten spielen hierbei im Ostraum eine Rolle. Für die Erhaltung der wehrwirtschaftlich wichtigen Rohstoffe und Produktionsstätten gibt die Führung die notwendigen Weisungen.

Die restlose Entwaffnung der Bevölkerung im Rücken der fechtenden Truppe ist mit Rücksicht auf die langen empfindlichen Nachschubwege vordringlich, wo möglich, sind Beutewaffen und Munition zu bergen und zu bewachen. Erlaubt dies die Kampflage nicht, sind Waffen und Munition unbrauchbar zu machen. Wird im Rücken der Armee Waffengebrauch einzelner Partisanen festgestellt, so ist mit drakonischen Maßnahmen durchzugreifen. Diese sind auch auf die männliche Bevölkerung auszudehnen, die in der Lage gewesen wäre, Anschläge zu verhindern oder zu melden. Die Teilnahmslosigkeit zahlreicher angeblich sowjetfeindlicher Elemente, die einer abwartenden Haltung entspringt, muß einer klaren Entscheidung zur aktiven Mitarbeit gegen den Bolschewismus weichen. Wenn nicht, kann sich niemand beklagen, als Angehöriger des Sowjet-Systems gewertet und behandelt zu werden. Der Schrecken vor den deutschen Gegenmaßnahmen muß stärker sein als die Drohung der umherirrenden bolschewistischen Restteile.

Fern von allen politischen Erwägungen der Zukunft hat der Soldat zweierlei zu erfüllen:

1.) die völlige Vernichtung der bolschewistischen Irrlehre, des Sowjet-Staates und seiner Wehrmacht,

2.) die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke und Grausamkeit und damit die Sicherung des Lebens der deutschen Wehrmacht in Rußland.

Nur so werden wir unserer geschichtlichen Aufgabe gerecht, das deutsche Volk von der asiatisch-jüdischen Gefahr ein für allemal zu befreien.


Der Oberbefehlshaber:

v. Reichenau
Generalfeldmarschall


Adolf Hitler bezeichnete diesen Reichenau-Erlass als „ausgezeichnet“ und befahl allen Armeekommandanten an der Ostfront, diesem Beispiel zu folgen.

Nach dem Abschied des Generalfeldmarschalls von Brauchitsch, war von Reichenau wieder als möglicher Oberbefehlshaber des Heeres im Gespräch, doch erneut blieb ihm diese Chance versagt. Hitler übernahm selbst den Oberbefehl über das Heer. Hitler hatte von Reichenaus Berufung mit den Worten abgelehnt: „Der ist mir zu politisch, die Katze lässt das Mausen nicht."

Als Generalfeldmarschall von Rundstedt, seines Zeichens Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, die Truppe bei Rostow auf den Mius-Fluss zurücknehmen wollte, wurde er am 1. Dezember 1941 durch Generalfeldmarschall von Reichenau ersetzt. Hitler wusste, dass von Reichenau genau der Mann war, der es verstand, Befehle besonders energisch durchzusetzen. Als dieser jedoch bald darauf selber um die Erlaubnis zur Rücknahme bat, erhielt er sie auch.

Am Vormittag des 15. Januar 1942 machte von Reichenau bei zirka minus 40 Grad Celsius Kälte seinen gewohnten Waldlauf. Schon beim anschließenden Mittagessen fühlte er sich nicht wohl und brach schließlich beim Verlassen des Kasinos infolge eines schweren Schlaganfalls bewusstlos zusammen.

Am 17. Januar 1942 sollte von Reichenau auf Hitlers Befehl von Poltawa nach Leipzig zur Behandlung geflogen werden. Statt wie vorgesehen Krakau, steuerte der Flugzeugführer zur Zwischenlandung jedoch Lemberg an. Dort flog er den Flugplatz aus der falschen Richtung an und verfehlte das Rollfeld. Bei der folgenden Bruchlandung wurde von Reichenau so schwer verletzt, dass abends in Leipzig nur noch sein Tod festgestellt werden konnte.

Auf dem Berliner Invalidenfriedhof wurde er mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt. Die Gedenkrede hielt der damals ranghöchste deutsche Soldat, Reichsmarschall Hermann Göring. Sie schloss mit den pathetischen Worten:

„Niemals wird dieser gewaltige Kampf vergessen und niemals mit diesem Kampf der Name des Generalfeldmarschalls von Reichenau!"




Auszeichnungen

Preußische Rettungsmedaille am Bande
Kronen-Orden IV. Klasse
Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens
Hanseatenkreuz Hamburg
Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. September 1939
Nennung im Wehrmachtsbericht am 21. September 1941


Quellen



Autor: von Mackensen