Beitrag Sa 18. Jan 2020, 15:11

Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb

Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb


* 5. September 1876 in Landsberg am Lech
† 29. April 1956 in Füssen



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Kaiserreich

Wilhelm Leeb wurde am 5. September 1876 in Landsberg am Lech / Bayern, als ältester Sohn des Major außer Dienst Adolf Leeb geboren. Nach seiner Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Passau trat Wilhelm Leeb am 16. Juli 1895 als Fahnenjunker in das 4. Bayerische Feldartillerieregiment „König" in Augsburg ein. Sein jüngerer Bruder Emil startete ein paar Jahre danach im selben Regiment seine Laufbahn, er wurde später General der Artillerie und bis 1945 Chef des Heereswaffenamtes.

Am 3. März 1897 wurde Wilhelm Leeb zum Leutnant befördert und besuchte 1898 / 1899 die Königlich Bayerische Artillerie- und Ingenieurschule in München. Nachdem der sogenannte „Boxer-Aufstand" in China ausgebrochen war, meldete sich Wilhelm Leeb im Jahre 1900 freiwillig zum Deutschen Ostasienkorps welches an der internationalen China-Operation unter dem Oberbefehl des deutschen Generalfeldmarschalls Graf Waldersee teilnahm. Er erlebte am 14. Dezember 1900 als Zugführer in der 1. Gebirgsbatterie des Ostasiatischen Feldartillerieregiments bei Kiautschou seine „Feuertaufe".

1904 wurde er auf die bayerische Kriegsakademie nach München kommandiert und dort 1905 zum Oberleutnant befördert.

Von 1907 bis 1909 war er in der Zentralstelle des bayerischen Generalstabes in München tätig. Eine Berufung nach Berlin zum Preußischen Großen Generalstab schloss sich vom Oktober 1909 bis zum Oktober 1911 an.


Erster Weltkrieg

Seit Januar 1914 war Wilhelm Leeb wieder im bayerischen Generalstab tätig. Für ihn begann im August 1914 als 2. Generalstabsoffizier (IIa) des I. Bayerischen Armeekorps der Erste Weltkrieg.

Im März 1915 wurde er 1. Generalstabsoffizier (Ia) der neuaufgestellten 11. Bayerischen Infanteriedivision. In allen Schlachten und Kämpfen seiner Division im Osten wie später auch im Westen bewährte er sich dabei stets als tatkräftiger, kluger und persönlich tapferer Generalstabsoffizier. Er trug dadurch wesentlich zu den Erfolgen der Division bei und erhielt dafür am 2. Mai 1915, als Major i.G. und Ia der 11. Bayerischen Infanterie-Division das Ritterkreuz des bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens. Verbunden damit war der persönliche Adelstitel. Aus dem bürgerlichen Wilhelm Leeb wurde somit Wilhelm Ritter von Leeb.

Im Mai 1917 wurde Ritter von Leeb vom bayerischen Thronfolger, Generalfeldmarschall Kronprinz Rupprecht, als Quartiermeister (Ib) in den Stab der von ihm geführten Heeresgruppe „Kronprinz Rupprecht" geholt, wo er zuletzt die Funktion des Oberquartiermeisters inne hatte.


Weimarer Republik

Im Dezember 1918 wurde Ritter von Leeb zunächst in die Zentralstelle des bayerischen Generalstabes versetzt und nahm ein halbes Jahr später an der Niederwerfung der Räteherrschaft in München und des Spartakusaufstandes teil. Im Mai 1919 wurde er Chef der Armeeabteilung im bayerischen Ministerium für militärische Angelegenheiten.

Im Oktober 1919 erfolgte seine Versetzung als Referent in die Heeresabteilung (T 1) im Berliner Reichswehrministerium. Am 1. Oktober 1920 wurde er dort zum Oberstleutnant i.G. befördert.

Bereits Ende November 1923 kehrte Ritter von Leeb, nach dem missglückten Hitler-Putsch, in seine bayerische Heimat zurück, um hier die Autorität der Reichsregierung wiederherzustellen. Er wurde zum Chef des Stabes der 7. Division (Wehrkreis VII) in München berufen.

Im Herbst 1924 übernahm Ritter von Leeb wieder ein Truppenkommando und wurde Kommandeur der II. (Gebirgs-)Abteilung des 7. Artillerieregiments in seiner Geburtsstadt Landsberg am Lech. Hier erfolgte im Februar 1925 seine Beförderung zum Oberst. Im Jahre 1926 wurde er Kommandeur des Regiments in Nürnberg.

Am 17. Januar 1930 trat Ritter von Leeb sein Amt als Kommandeur der 7. (bayerischen) Division, Befehlshaber im Wehrkreis VII und Landeskommandant in Bayern an und wurde am 1. Februar 1930 zum Generalleutnant befördert.

Wilhelm Ritter von Leeb hatte schon vor dem Ersten Weltkrieg die Berge lieben gelernt, deshalb verwundert es wenig, dass er im Frühjahr 1931 unter dem damaligen Major Eduard Dietl, dem späteren Generaloberst und Befehlshaber der Lapplandfront einen Heeres-Hochgebirgskurs absolvierte. Ritter von Leeb war ein derart begeisterter Bergsteiger, dass ihn der damalige Chef der Heeresleitung schon nach dem zweiten Lehrgang zum Heeresbergführer ernannte, obwohl für die Bergführerausbildung eigentlich drei Lehrgänge vorgeschrieben waren.

In jenen frühen 1930er Jahren wurde Wilhelm Ritter von Leeb als Divisionskommandeur zum Schöpfer der modernen deutschen Gebirgstruppe und widmete sich insbesondere der Ausbildung der Heeresbergführer.


Nationalsozialismus

Am 1. Oktober 1933 wurde Wilhelm Ritter von Leeb zum Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos 2 in Kassel ernannt und am 1. Januar 1934 zum General der Artillerie befördert. In seiner neuen Funktion entwickelte er sich allmählich zu einem der führenden Theoretiker der Verteidigungs- und Abwehrstrategie. So arbeitete er bereits im Sommer 1934 an den Grundentwürfen für die Errichtung des Westwalles mit.

Er schrieb 1935 die Heeresdienstvorschrift (HDV) „Stellungskrieg und der Kampf um ständige Befestigungen“ und fasste 1938 seine strategischen Gedanken in dem Werk "Die Abwehr" zusammen. Unter anderem wegen seiner Fürsprache zur defensiven militärischen Strategie, die den Stellungskrieg des Ersten Weltkrieges im Gegensatz zu der späteren Blitzkriegstaktik Erich von Mansteins nicht zu überwinden versprach, wurde im Zusammenhang mit dem großen „Generalschub" vom 4. Februar 1938 nach der Blomberg-Fritsch-Krise auch Ritter von Leeb veranlasst, im Alter von 62 Jahren seinen Abschied einzureichen.

Am 1. März 1938 wurde er pensioniert, gleichzeitig erhielt er den Charakter eines Generaloberst, das heißt er durfte die Uniform eines Generaloberst tragen, bekam aber kein Patent und keine Gebührnisse dieses Ranges.

Bereits im Herbst 1938 wurde von Leeb anlässlich der Besetzung des Sudetenlandes vorübergehend reaktiviert und im März 1939 mit dem Oberbefehl über die 12. Armee betraut. Unmittelbar nach der Zerschlagung der Rest-Tschechoslowakei wurde Ritter von Leeb erneut in den Ruhestand verabschiedet.


Zweiter Weltkrieg

Bei Kriegsausbruch im September 1939 kehrte Generaloberst Ritter von Leeb erneut in den aktiven Dienst zurück und übernahm den Oberbefehl über die Heeresgruppe C, die mit relativ schwachen Kräften die deutsche Westfront von der Nordsee bis zur Schweizer Grenze besetzte. Er sah sich zahlenmäßig weit überlegenen Feindtruppen gegenüber. Von einem offensiven Vorgehen im Westen hielt er jedoch nicht viel und brachte dies auch in zwei Denkschriften an den Oberbefehlshaber des Heeres von Brauchitsch zum Ausdruck.

Zu Beginn der deutschen Westoffensive am 10. Mai 1940, kämpften Leebs Divisionen zunächst hinhaltend am linken Flügel des Gesamtheeres von Luxemburg bis zur Schweiz, ehe auch für sie die Stunde des Angriffs gekommen war. Am 14. Juni 1940 durchbrach seine Heeresgruppe die bis dahin für unüberwindlich gehaltene Maginotlinie. Ritter von Leeb schloss anschließend in einer Kesselschlacht die 2. französische Heeresgruppe im Elsaß und in Lothringen ein und brachte gemeinsam mit anderen Heeresteilen über 700.000 Gefangene ein. Der französische Widerstand brach zusammen, und die Festungstruppen der Maginotlinie streckten am 22. Juni 1940 die Waffen.

Am 24. Juni 1940 erhielt Wilhelm Ritter von Leeb für seine Leistungen als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe C das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Außerdem wurde er am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall befördert. Bis zum Herbst 1940 blieb die Heeresgruppe C als Besatzungstruppe in Südfrankreich.

Im Dezember 1940 wurde sein Heeresgruppenkommando von Dijon nach Dresden verlegt und er zum Oberbefehlshaber einer die Heeresreserve bildenden neuen Heeresgruppe ernannt, welche im Frühjahr 1941 in „Nord“ umbenannt wurde. Zu Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion stand Generalfeldmarschall Ritter von Leeb an der Spitze der Heeresgruppe Nord, zu der die 16. Armee unter Ernst Busch, die 18. Armee unter Georg von Küchler und die Panzergruppe 4 gehörten.

Ritter von Leebs Heeresgruppe sollte im baltischen Raum operieren und Leningrad sowie Kronstadt erobern. Die Kräfte reichten jedoch nicht aus, um Leningrad im ersten Anlauf zu nehmen, wodurch es zur Einschließung und Belagerung der Stadt kam. Es gelang den Verbänden der Heeresgruppe Nord im Anschluss bis nach Tichwin vorzudringen bevor sie in verlustreiche Stellungskämpfe verwickelt wurden.

Im Winter 1941 / 1942 kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Führerhauptquartier und Ritter von Leeb, weil letzterer seine Front zurücknehmen und die Truppe in Winterquartiere verlegen wollte. Bei einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Hitler und Ritter von Leeb am 13. Januar 1942 bat dieser nachdrücklich um seine endgültige Verabschiedung, denn „seine Gesundheit erlaube es ihm nicht, weiterhin die Verantwortung über ein Drittel der Ostfront zu tragen".

Am 16. Januar 1942 erhielt Wilhelm Ritter von Leeb seinen Abschied und fand danach keine militärische Verwendung mehr. Er zog sich nach Bayern zurück, wo er Anfang Juli 1944 einen Landbesitz im Werte von 638.000 Reichsmark kaufen wollte. Als Hitler davon erfuhr veranlasste er, dass Ritter von Leeb die Immobilie als Geschenk erhielt.

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 äußerte Ritter von Leeb in einem persönlichen Schreiben an Hitler seine Empörung über den Anschlag und versicherte Hitler seine Loyalität. Am 2. Mai 1945 wurde er von US-amerikanischen Truppen festgenommen.


Nachkriegszeit

Aus dem Kriegsgefangenen Ritter von Leeb wurde im elfmonatigen, sogenannten „Generalsprozeß" ein des Kriegsverbrechens Angeklagter. Am 28. Oktober 1948 stand er mit den Generalfeldmarschällen von Küchler und Sperrle sowie weiteren zehn Generälen vor dem US-amerikanischen Militärtribunal in Nürnberg, das in seinem XII. Prozess wegen Verbrechen gegen den Frieden, Führung eines Angriffskrieges und anderer Kriegsverbrechen Anklage erhoben hatte.

Da Ritter von Leeb jedoch immer ehrenhaft gehandelt hatte und ein untadeliger Soldat war, wurde er gleich nach der Verurteilung zu drei Jahren Gefängnis freigelassen, da seine Strafe durch die dreieinhalbjährige Untersuchungshaft bereits als verbüßt galt. Nachträglich stellte sich heraus, dass sämtliche Beschuldigungen gegen ihn falsch waren, weil die Richter zwei Dokumente verwechselt hatten.

Danach wohnte Ritter von Leeb wieder still und zurückgezogen in Hohenschwangau. Die hohe Wertschätzung, die Ritter von Leeb genoss, zeigte sich, als er vom Kronprinzen Rupprecht von Bayern im November 1954 zum Großkanzler des Militär-Max-Joseph-Ordens berufen wurde.

Bald darauf erlitt er einen Schlaganfall und erholte sich nicht mehr von dessen Folgen. Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb verstarb am 29. April 1956 im Alter von 79 Jahren in Hohenschwangau.


Auszeichnungen

Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
Bayerischer Militärverdienstorden III. Klasse mit Schwertern
Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens am 2. Mai 1915
Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone mit Schwertern
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 24. Juni 1940


Quellen




Autor: von Mackensen