Beitrag Mi 19. Aug 2015, 07:49

Generalfeldmarschall Friedrich Paulus

Generalfeldmarschall Friedrich Paulus


* 23. September 1890 in Guxhagen/Hessen-Nassau / † 01. Februar 1957 in Dresden-Oberloschwitz



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Kaiserzeit


Friedrich Wilhelm Ernst Paulus wurde am 23. September 1890 in Guxhagen, in der Provinz Hessen-Nassau, als Sohn eines Kreisverwaltungsinspektors geboren. Seine Familie zog später nach Kassel, wo er im Jahre 1909 am dortigen Wilhelmsgymnasium erfolgreich sein Abitur ablegte. Direkt nach seinem Schulabschluss bewarb sich Paulus als Offiziersanwärter bei der Kaiserlichen Marine, welche ihn jedoch ablehnte. Er entsprach den damaligen hohen Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit nicht und entstammte „nur“ einer einfachen Familie. Paulus entschloss sich daher an der Philipps-Universität in Marburg Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren.

Bereits nach dem ersten Semester brach er sein Studium ab und trat am 18. Februar 1910 als Fahnenjunker in das Infanterieregiment „Markgraf Ludwig Wilhelm“ (3. Badisches) Nr. 111 in Rastatt ein. Am 18. Oktober 1910 avancierte Paulus zum Fähnrich. Nach Besuch der Kriegsschule für Offiziersanwärter in Engers im Rheinland wurde er am 15. August 1911 mit einem Rangdienstalter vom 20. August 1909 zum Leutnant befördert.

Im Jahr 1912 heiratete Paulus die rumänische Adlige Constance Elena Rosetti-Solescu, deren beide Brüder im selben Regiment dienten. Ab Anfang 1913 diente er als Zugführer in der 7. Kompanie und schon im Oktober 1913 wurde ihm, als Auszeichnung für Fleiß und Gewissenhaftigkeit im Dienst, der Posten des Adjutanten des 3. Bataillons übertragen.


Erster Weltkrieg


Das Infanterieregiment „Markgraf Ludwig Wilhelm“ Nr. 111 verlegte am 6. August 1914 nach Freiburg i. Br. und wenig später in den Westfronteinsatz. Zunächst wurde Paulus Regiment zur Unterstützung der deutschen Truppen eingesetzt, die unmittelbar nach Kriegsbeginn von der Französischen Armee auf das rechte Rheinufer zurückgeworfen worden waren. Die Franzosen hatten durch die Vogesen Mülhausen erreicht und hielten einen großen Teil des Oberelsass besetzt.

Am 9. August 1914 begannen die Kämpfe um die Befreiung des Sundgaus und bereits am 13. August 1914 konnte Belfort von deutschen Truppen besetzt werden. Am 15. August 1914 wurde das Rastatter Regiment nach Straßburg verlegt. Bei Saarburg erlitt der Verband aufgrund von wiederholten Sturmangriffen gegen französische Stellungen schwere Verluste, konnte die Kämpfe jedoch erfolgreich beenden.

Mitte September wurde das Regiment in die Region Nancy–Metz verlegt, von wo aus es zwischen den französischen Festungen Toul und Verdun weiter nach Westen vorstoßen sollte. Der Durchbruch misslang und der weitere Vorstoß nach Westen fand nicht statt.

Am 8. Oktober 1914, mittlerweile im Einsatz zwischen Lille und Arras, erkrankte Paulus und es dauerte bis zum Sommer 1915 bis er wieder voll verwendungsfähig war. Zunächst wurde Paulus als Ordonnanzoffizier beim Regimentsstab des preußischen Jägerregiments 2 eingesetzt. Im Mai 1916, mittlerweile zum Oberleutnant befördert, wurde Paulus als Regimentsadjutant eingesetzt. Das Jägerregiment 2 wurde im Rahmen des im Mai 1915 neu aufgestellten Deutschen Alpenkorps in Südtirol zur Verteidigung der österreichisch-ungarischen Grenze und gegen Italien eingesetzt.

Im Laufe des Oktober 1915 kämpfte das Regiment in Serbien und im Februar 1916 in Mazedonien. Im März 1916 bis Mai 1916 kämpfte Paulus mit seinem Regiment wieder an der Westfront um im August 1916 an der Schlacht um Verdun teilzunehmen. Es folgten bis zum September 1916 Kämpfe in den Argonnen und danach der Einsatz in Siebenbürgen als Unterstützung der k. u. k.-Truppen gegen Rumänien, wo er mit einer Unterbrechung von Mai bis Juli, dann bis zum September 1917 blieb.

Danach wurde Paulus mit seinem Regiment an der Isonzofront eingesetzt und im Frühjahr 1918 nach Flandern verlegt. In Flandern wurde Paulus zum Hauptmann befördert und als für das Nachrichtenwesen zuständiger Ic-Offizier seines Korps eingesetzt. Im Mai 1918 wurde Paulus in den Stab des Reserve-Regiments 48 versetzt, welches aber nicht mehr zum Einsatz kam. Für seine Leistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Eisernen Kreuz (1914) II. und I. Klasse.


Weimarer Republik


Konterrevolutionäre Kapp-Putschischten in Berlin. (13. bis 17.3.1920)



Im November 1918 versah Paulus seinen Dienst zunächst als Angehöriger eines Freikorps beim Grenzschutz Ost. Er zählte hier jedoch nicht zur kämpfenden Truppe, sondern er organisierte Freiwilligeneinsätze und war für Werbung und Rekrutierung verantwortlich. Im Jahre 1919 wurde er mit einem Rangdienstalter vom 20. September 1918 als Hauptmann in die vorläufige Reichswehr übernommen.

An der Technischen Hochschule Berlin nahm Paulus an einem Vermessungskurs teil und wurde danach zum Stab des Reichswehrgruppenkommandos 2 nach Kassel versetzt, wo er als Generalstabsoffizier eine hervorragende Beurteilung erhielt und man ihm eine große Zukunft als Taktiker und Militärwissenschaftler voraussagte. 1920 wurde Paulus in Konstanz zum Regimentsadjutant des 14. Infanterieregiments ernannt. Obwohl er mit den Kapp-Putschisten sympathisierte, konnte aber seine Karriere dennoch zielstrebig fortsetzen.

Von 1923 bis 1927 versah Paulus seinen Dienst im Stab des Artillerieführers V in Stuttgart um anschließend sein erstes Truppenkommando einer Kompanie des 13. (württembergischen) Infanterieregiments zu erhalten. Hier lernte Paulus Erwin Rommel kennen, der zu dieser Zeit Kompaniechef der 4. Maschinengewehrkompanie war.

Ab Anfang 1929 versah er seinen Dienst im Stab der 5. Infanterie-Division in Stuttgart. Bis 1931 war Paulus als Taktiklehrer in der Division tätig und machte in dieser Funktion durch seine operative Begabung auf sich aufmerksam. Im Februar 1931 wurde er zum Major befördert und an die Kriegsschule nach Berlin versetzt, wo Paulus als Lehrgangsleiter für Taktik und Kriegsgeschichte in der Offiziersausbildung eingesetzt wurde.


Zeit des Nationalsozialismus



Am 1. Juni 1933 wurde Friedrich Paulus zum Oberstleutnant befördert. Im April 1934 wurde Paulus zum Kommandeur der Kraftfahrabteilung 3 in Wünsdorf nahe Berlin ernannt, mit der er während des sog. Röhm-Putsches zwar in Alarmbereitschaft versetzt wurde, jedoch nicht zum Einsatz kam.

Die 1935 wieder eingeführte Wehrpflicht sowie die verstärkte Aufrüstung fanden ausdrücklich Zustimmung im Offizierskorps, wodurch auch Paulus profitierte, als er am 1. Juni 1935 zum Oberst befördert und im September zum Chef des Generalstabs der Kraftfahrtruppen ernannt wurde. Hier war er gemeinsam mit Heinz Guderian maßgeblich am Aufbau und an der Entwicklung der deutschen Panzerwaffe beteiligt.

Im Februar 1938 wurde das XVI. Armeekorps (mot.) in Berlin aufgestellt und Paulus zum Chef des Generalstabs unter dem Oberbefehl Generalleutnant Erich Hoepners ernannt. Am 1. Januar 1939 wurde Paulus zum Generalmajor befördert.

Kurz vor der Mobilmachung 1939 wurde er zum Chef des Stabes im Gruppenkommando 4 in Leipzig ernannt. Mit dem 26. August 1939 wurde das Gruppenkommando 4 in 10. Armee umbenannt.


Zweiter Weltkrieg


Die Infanterie hat sich bis dicht an das belgische Fort Boncelles herangearbeitet, und bereitet den Sturmangriff vor.



Als Generalstabschef der 10. Armee und damit rechte Hand von Oberbefehlshaber General der Artillerie Walter von Reichenau nahm Friedrich Paulus am Polenfeldzug teil. Die 10. Armee rückte als Teil der Heeresgruppe Süd über Czestochowa, Kielce, Radom und Lublin bis nach Warschau vor. Paulus erwarb sich dabei am 21. September 1939 die Wiederholungsspange zum EK II und am 27. September 1939 jene zum EK I.

Am 10. Oktober 1939 folgte die Umbenennung der 10. Armee in 6. Armee, mit der er ab dem 10. Mai 1940 als Chef des Generalstabes am Westfeldzug teilnahm. Hier rückte sein Verband über Lüttich, Flandern, Lille, die Somme, Oise, Aisne, Marne und Seine bis nach Orléans vor. Danach über die Loire bis an die Kanalküste in der Normandie, die die 6. Armee Ende Juli 1940 erreichte. Nach dem siegreichen Ende des Westfeldzuges wurde Paulus am 1. August 1940 zum Generalleutnant befördert.

Am 3. September 1940 wurde Paulus zum Oberquartiermeister I beim Generalstab des Heeres berufen. Damit war Paulus als Stellvertreter des Generalstabschefs Franz Halder der dritthöchste Soldat des Heeres, hinter Halder und dem Oberbefehlshaber des Heeres, Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch.

Paulus hatte den Auftrag, bereits vorliegende Grobplanungen zur „Operation Barbarossa“ detailliert auszuarbeiten und das operative Vorgehen zu planen. Paulus sah in erster Linie die Notwendigkeit eines schnellen Vorstoßes mit dem Ziel der Eroberung Moskaus um die Sowjetunion schnell niederwerfen zu können. Schnelle Panzer- und motorisierte Verbände waren unbedingt notwendig um sicherzustellen, dass kampfkräftige feindliche Verbände keine Chance haben, sich in die Weite des Raumes absetzen zu können. Sollte dieser Plan misslingen, stand der Wehrmacht ein lange andauernder Krieg bevor, dem sie schwerlich gewachsen wäre. Bereits am 18. Dezember 1940 befahl Hitler den Angriff in die Wege zu leiten.


Truppenkennzeichen 6. Armee


Im ersten Halbjahr 1941 verhandelte Paulus mit den deutschen Verbündeten für deren Kriegseintritt gegen die Sowjetunion. Sein Anteil an den Vorbereitungen des „Unternehmens Barbarossa“ beschränkte sich somit nicht nur auf Planspiele bzw. operatives Vorgehen, sondern ging weit darüber hinaus.

Am 22. Juni 1941 begann schließlich der lange geplante Feldzug gegen die Sowjetunion, das „Unternehmen Barbarossa“ – der Krieg den Hitler immer wollte – zur Gewinnung von Lebensraum im Osten. Nach anfänglichen beeindruckenden Erfolgen der deutschen Truppen, schwindelnd hohen Gefangenenzahlen, erbeuteten Fahrzeugen und Kriegsgerät, geriet der Vormarsch ab Oktober 1941 durch das Hereinbrechen der Schlammperiode ins Stocken.

Am 3. Dezember 1941 wurde Walter von Reichenau als Oberbefehlshaber der 6. Armee zusätzlich noch zum Chef der Heeresgruppe Süd ernannt. Er löste damit rückwirkend zum 1. Dezember 1941 den bisherigen Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall von Rundstedt ab. Von Reichenau wünschte sich seinen früheren Stabschef Paulus, zur eigenen Entlastung, auf den Posten des Oberbefehlshabers der 6. Armee. Reichenaus gute Beziehungen zu Hitler ermöglichten es tatsächlich, dass Paulus am 5. Januar 1942 unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Panzertruppe auch zum Oberbefehlshaber der 6. Armee ernannt wurde. Viele Dienstältere fühlten sich übergangen und hielten Paulus ungeeignet für dieses Kommando. Paulus trat seinen Posten allerdings erst an, nachdem Generalfeldmarschall Walter von Reichenau am 17. Januar 1942 überraschend an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben war.

Paulus verfügte zu diesem Zeitpunkt kaum über Kommandoerfahrung. Er hatte noch nicht einmal eine Division oder ein Armeekorps geführt und bekam nun Befehlsgewalt über eine ganze Armee mit rund 300.000 Mann.

Seit Mitte Januar 1942 führten die Russen immer wieder Angriffe nördlich von Charkow durch, die die 6. Armee erfolgreich abweisen konnte. Am 12. Mai schließlich begannen die Sowjets einen massiven Großangriff im Raum Charkow. Paulus konnte den Angriff nicht nur abwehren, sondern errang einen vernichtenden Sieg gegen die Angriffskräfte der Russen in diesem Gebiet. Den Verlusten der 6. Armee von 20.000 Mann, standen knapp 240.000 gefangengenommene Rotarmisten gegenüber.

Erstmal verstummten seine Kritiker, die ihm vorgeworfen hatten, keine Ahnung von der Führung einer Armee zu haben. Paulus Weg zur Nachfolge von Jodl schien bereits geebnet. Nach Paulus militärischen Erfolgen bei Charkow waren die Sowjets soweit geschwächt, dass die Operation Blau, der Angriff auf das Donezbecken und den Kaukasus beginnen konnte.



General der Panzertruppe Paulus (rechts) auf einer B-Stelle im nördlichen Abschnitt Stalingrads.



Am 23. Juli bekam die 6. Armee überraschend den Auftrag, anders als ursprünglich geplant, allein gegen Stalingrad zu marschieren, während die Masse der deutschen Truppenverbände weiter im Südabschnitt gegen den Kaukasus Richtung der Ölfelder von Baku vorstieß.

Paulus warnte noch am 29. Juli den persönlichen Adjutanten Hitlers General der Infanterie Rudolf Schmundt, dass die 6. Armee zu schwach sei, um Stalingrad praktisch im Alleingang zu nehmen. Er erhielt aber nur die Zusage einer gewissen Unterstützung durch Verbände der am Südflügel der 6. Armee stehenden 4. Panzerarmee bzw. Einheiten verbündeter Staaten wie Rumänien und Italien. Aufgrund von Nachschubschwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten zwischen Hitler und der Führung des OKW, entstanden bereits bei der Überquerung des Dons Verzögerungen von acht Tagen. Diese acht Tage ermöglichten es der Roten Armee sich geordnet bis in den Raum Stalingrad zurückzuziehen und sich auf die Verteidigung vorzubereiten.

Am 23. August um 18 Uhr erreichte eine Abteilung der 16. Panzer-Division die Wolga bei Rynok, nördlich von Stalingrad. Am selben Tage noch begann der Angriff der Luftwaffe mit 600 Maschinen auf die Stadt. Schon am ersten Tage fielen dem Luftangriff bereits tausende Zivilisten zum Opfer, da Stalin das Evakuieren der Stadt verboten hatte. Der Angriff der 6. Armee begann am 13. September 1942.

In den folgenden Wochen versuchte die 6. Armee vergeblich in beiderseits extrem hart geführten Kämpfen der Lage Herr zu werden. Zwar konnte ein Großteil der Stadt eingenommen werden, dennoch blieb die Fährstelle an der Wolga, und damit der wichtigste Punkt in der Stadt, in sowjetischer Hand. Für seine Führungsleistung in den vergangenen Monaten erhielt der General der Panzertruppe Friedrich Paulus am 26. August 1942 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Am 4. September wurde das strategische Ziel des Angriffsplans erreicht, die Wolga als Schiffs-Verkehrsweg zu unterbrechen. Dennoch wurde der Kampf um die vollständige Eroberung Stalingrads weitergeführt, denn er war auf beiden Seiten zu einer „Frage der Ehre“ geworden. Die 6. Armee hatte schon beinahe 90 Prozent des Stadtgebietes erobert, als am 19. November 1942 die Sowjets mit drei Heeresgruppen angriffen. Sie rissen die Front zwischen Wolga und Don, genau bei den Stellungen der verbündeten Italiener und Rumänen, auf einer Breite von über einhundert Kilometern auf.

Das Oberkommando des Heeres hatte zwar den schwachen verbündeten Truppen deutsche Einheiten als Korsettstangen zur Verfügung gestellt, dennoch vermochte die 6. Armee nicht zu verhindern, dass sich die Sowjets schließlich am 23. November 1942 bei Kalatsch vereinigten. Der Ring um die 6. Armee war geschlossen. Paulus verlangte umgehend Handlungsfreiheit um einen Rückzug aus der Stadt und einen Ausbruch nach Südwesten organisieren zu können, solange der Ring um die 6. Armee noch nicht gefestigt war.

Als Paulus am 24. November 1942 ein Fernschreiben an Hitler richtete, worin er ausführlich seine Absicht auszubrechen begründete, bekam er folgenden Befehl von Hitler persönlich als Antwort zugesandt:

„Die 6. Armee ist vorübergehend von russischen Kräften eingeschlossen. Ich beabsichtige, die Armee im Raume Stalingrad-Nord und Stalingrad-Süd zusammenzufassen. Die Armee darf überzeugt sein, dass ich alles tun werde, um sie entsprechend zu versorgen und rechtzeitig zu entsetzen. Ich kenne die tapfere 6. Armee und ihren Oberbefehlshaber und weiß, dass sie ihre Pflicht tun werden. Adolf Hitler“



General Friedrich Paulus am 01. Juni 1942 bei einer Lagebesprechnung im Hauptquartier der Heeresgruppe Süd in Poltawa.



Dieser Befehl sollte das Schicksal der 6. Armee besiegeln, da Hitler ihn nur aufgrund des Versprechens Reichsmarschall Hermann Görings, in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber der Luftwaffe herausgab, die Luftversorgung der 6. Armee auf dem Luftwege sicherstellen zu können. Für Paulus und seine noch kampfstarke Armee gab es zu diesem Zeitpunkt wenig Anlass an den Zusagen der Obersten Führung zu zweifeln. Schon im Winter 1941 / 1942 waren deutsche Truppen eingeschlossen gewesen, 5.000 Mann in Cholm und sechs Divisionen in Demjansk. Bis zu ihrer Befreiung waren diese erfolgreich aus der Luft versorgt worden.

Am 30. November 1942 wurde Paulus zum Generaloberst befördert. Sein Freund, General der Pioniere Jaenecke, Kommandierender General des IV. Armeekorps, verfügte infolge seiner vorherigen Stabsfunktionen über fundierte Erfahrungen in der Logistik und über die militärische Versorgung des Heeres. Jaenecke glaubte, dass eine Luftversorgung über Stalingrad nicht machbar sei und nur ein Ausbruchsversuch größeres Übel abwenden könne. Da die Zeit gegen dieses Vorhaben arbeitete, forderte Jaenecke Paulus mehrmals energisch auf, entsprechend zu handeln. Paulus konnte sich jedoch keine derart eigenmächtige Entscheidung gegen den Willen des Führers abringen und verließ sich lieber auf die Versprechen der Obersten Führung.

Der erzürnte Jaenecke soll Paulus angeschrien haben:

„Hau Deine Funkgeräte zusammen, handle selbständig, Du musst der Löwe von Stalingrad werden. Dein eigener Kopf gilt nichts gegen das Leben so vieler Soldaten.“


Wie von vielen bereits erwartet, oder vielmehr befürchtet, erwies sich die versprochene Versorgung durch die Luftwaffe sehr rasch als Illusion. Am 18. Dezember wurde die italienische 8. Armee von zahlreichen, ausgeruhten sowjetischen Verbänden, auf dem Südflügel der Heeresgruppe B überrollt. Am 19. Dezember 1942 kam der Entsatz des LVII. Panzerkorps rund 50 Kilometer vor dem Ring um Stalingrad zum Erliegen. General Paulus forderte immer eindringlicher den so bitter nötigen Nachschub und auch Verstärkung für die erschöpfte Truppe. Seine Bitten blieben unerfüllt. Ab dem 26. Dezember 1942 gab es pro Kopf nur noch 50 Gramm Brot am Tag für die Soldaten im Kessel.

Am 8. Januar 1943 traf das erste sowjetische Kapitulationsangebot ein. Die 6. Armee war zwar nicht mehr voll kampffähig, konnte sich aber immer noch wehren. Paulus und sein Stabschef erwiderten daher von sich auch ein klares „Nein!“. Die Generäle der 6. Armee begrüßten das „Nein“ von Paulus und waren immer noch zuversichtlich, dass die Lage noch nicht aussichtslos sei. Die Armee lag seit November 1942 in den eingenommenen Verteidigungsabschnitten, band starke sowjetische Kräfte und war bisher noch keinen außergewöhnlichen Großangriffen ausgesetzt. Eine Kapitulation kam daher natürlich nicht in Frage, wenn auch die Versorgungslage langsam prekär wurde.



Paulus in Kriegsgefangenschaft (31. Januar 1943)



Am 10. Januar 1943 um sechs Uhr morgens begannen die Sowjets mit 47 Divisionen einen Generalangriff auf die Stellungen der 6. Armee in Stalingrad. Mit insgesamt 218.000 Soldaten, über 5.000 Geschützen, 170 Panzern sowie 300 Flugzeugen wurde der Kessel von Westen her eingedrückt. Die 6. Armee hatte dem, aufgrund der mangelnden Versorgung mit Verpflegung und Munition nichts mehr entgegenzusetzen. Am 14. Januar 1943 ging der Flugplatz Basargino und am 16. Januar 1943 der Flugplatz Pitomnik verloren.

Nun erreichte die Verzweiflung der Eingeschlossenen ihren Höhepunkt und Tausende versuchten, vom noch verbliebenen Behelfsflugplatz Gumrak aus dem Kessel ausgeflogen zu werden. Der Großteil der Armee flüchtete Richtung Osten in die Ruinenstadt von Stalingrad, die einen gewissen Schutz gegen die feindlichen Angriffe bot. Mitten in diesem Chaos wurde am 15. Januar 1943 Generaloberst Paulus, angesichts der Härte der Kämpfe das 178. Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Als dann am 22. Januar der letzte Flugplatz Gumrak verloren ging, funkte Paulus erkennbar verzweifelt und hilflos an das OKH:

„Russe im Vorgehen in 6 km Breite beiderseits Woroponowo, zum Teil mit entrollten Fahnen nach Osten. Keine Möglichkeit mehr, Lücke zu schließen. Zurücknahme in Nachbarfronten, die auch ohne Munition, zwecklos und nicht durchführbar. Ausgleich mit Munition von anderen Fronten auch nicht mehr möglich. Verpflegung zu Ende. Über 12.000 unversorgte Verwundete im Kessel. Welche Befehle soll ich den Truppen geben, die keine Munition mehr haben und weiter mit starker Artillerie, Panzern und Infanteriemassen angegriffen werden? Schnellste Entscheidung notwendig, da Auflösung an einzelnen Stellen schon beginnt. Vertrauen zur Führung aber noch vorhanden.“


Als Folge dieses Funkspruchs verwendete sich auch der neue Vorgesetzte von Friedrich Paulus, Generalfeldmarschall Erich von Manstein gegenüber Hitler, um die Aufnahme von Kapitulationsverhandlungen zu erreichen. Hitler lehnte weiterhin strikt ab, schon aus Gründen der Ehre, sei eine Kapitulation undenkbar. Paulus fügte sich abermals und forderte seine erschöpften Truppen weiter zum Durchhalten auf. Ab dem 22. Januar 1943 konnte die 6. Armee nur noch durch das Abwerfen von Nachschub versorgt werden, da das letzte Flugzeug den Kessel verlassen hatte und kein Behelfsflugfeld mehr verfügbar war. Der Abwurf gestaltete sich jedoch schwierig und so ging der Großteil des bitter benötigten Nachschubs verloren. Hauptsächlich durch Hunger und Kälte, weniger durch Feindeinwirkung, schrumpfte die deutsche Stalingrad-Armee immer mehr zusammen.

Ende Januar gelang es den Sowjets, den Kessel in einen nördlichen und einen südlichen Teil zu spalten. Paulus und sein Stab befanden sich im Univermag-Kaufhaus im Südteil, hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits weitgehend die Befehlsgewalt über seine Verbände verloren. Besonders im Nordteil des Kessels handelten einige seiner Kommandeure bereits in Eigeninitiative und gingen mit ihren Truppenteilen in Gefangenschaft, versuchten auszubrechen, begingen Selbstmord oder suchten den Tod im feindlichen Feuer. Paulus hielt immer noch an dem gegebenen Befehl, durchzuhalten fest.



Eine Junkers Ju 52 3/m im Anflug auf Stalingrad (Jahresendende 1942)


Am 29. Januar funkte er an Hitler:

„An den Führer! Zum Jahrestage Ihrer Machtübernahme grüßt die 6. Armee ihren Führer. Noch weht die Hakenkreuzfahne über Stalingrad. Unser Kampf möge den lebenden und kommenden Generationen ein Beispiel dafür sein, auch in der hoffnungslosesten Lage nie zu kapitulieren, dann wird Deutschland siegen. Heil mein Führer! Paulus, Generaloberst.“


Am Tag darauf, dem 30. Januar 1943 folgte seine Beförderung zum Generalfeldmarschall. Dies sollte ihm wohl nochmals klar machen welches Verhalten von ihm in diesem Rang erwartet wurde. Am 31. Januar morgens drangen Truppen der Roten Armee in das Kaufhaus „Univermag" ein, indessen Keller sich das Hauptquartier der 6. Armee befand. Um 7.35 Uhr gab die dortige Funkstation ihre letzten beiden Meldungen ab:

„Russe steht vor der Tür. Wir bereiten Zerstörung vor".

Kurz darauf:

„Wir zerstören".


Offiziere aus dem sowjetischen Hauptquartier von General Michail Schumilow führten daraufhin mit General Arthur Schmidt die Übergabeverhandlungen, während sich Paulus in einem Nebenraum von seinem Adjutanten Oberst Wilhelm Adam informieren ließ. Er wurde anschließend in seinem eigenen Stabs-Mercedes zum Hauptquartier der Donfront 80 km von Stalingrad entfernt bei Zawarykino gefahren. Mit der Führung der 6. Armee kapitulierte der Hauptteil der Truppen im Kessel. Der Rest, vor allem im Nordteil des Kessels, streckte am 2. Februar 1943 die Waffen.


Nachkriegszeit




Pressekonferenz des Ausschusses für Deutsche Einheit. (2.7.1954 im Haus der Presse in Berlin)


Generalfeldmarschall Paulus schloss sich in der Kriegsgefangenschaft, nach mehrmaligen Aufforderungen seiner Kameraden und unter dem Eindruck des 20. Juli 1944, dem „Bund deutscher Offiziere“ an. Dieser arbeitete im Rahmen des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ unter General Walther von Seydlitz-Kurzbach. Paulus unterschrieb nun Aufrufe gegen Hitler und den Krieg, obwohl er sich mit dem Bund Deutscher Offiziere nicht identifizieren konnte und auch nicht aktiv an Sitzungen und Aktionen teilnahm. Paulus erklärte sich bereit an den Nürnberger Prozessen als Zeuge der Anklage auszusagen, obwohl er wusste, dass seitens der Sowjets gegen ihn ermittelt wurde.

Tatsächlich sammelte der sowjetische Geheimdienst Material gegen Paulus, da auch im Bereich der 6. Armee Kriegsverbrechen stattfanden. Paulus hatte alles zu verantworten, was im Bereich der 6. Armee stattfand und so wurde Paulus auch aus den eigenen Reihen seiner Generäle durch verschiedenste Aussagen schwer belastet.Paulus wurde während seines Aufenthaltes in Nürnberg auch verwehrt seine schwer kranke Frau bzw. seine Familie zu sehen. Er sollte seine Frau nie wiedersehen können, denn am 9. November 1949 starb seine Constance Elena. Die Sowjets verschwiegen ihm den Tod seiner Frau vorerst, da sie fürchteten dass der Feldmarschall sich nach diesem Schicksalsschlag nicht mehr kooperativ zeigen und sich vollends aufgeben würde. Zu dieser Zeit ging es Paulus selbst gesundheitlich auch nicht sonderlich gut und so versuchten die Sowjets ihren wichtigsten Gefangenen zu schonen wo es nur ging.

Erst im November 1953 wurde seine Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in die Deutsche Demokratische Republik genehmigt. Mehrmals stellte Paulus selbst Antrag auf Rückführung, die stets unbeantwortet blieb. Erst als Walter Ulbricht sich für den Feldmarschall einsetzte, gaben die Sowjets nach und entließen Paulus mit Auflagen in die Deutsche Demokratische Republik.Ihm wurde eine Villa in Dresden auf dem „Weißen Hirsch“ zur Verfügung gestellt und er arbeitete als Leiter des Kriegsgeschichtlichen Forschungsrates an der Hochschule der Kasernierten Volkspolizei. Paulus wurde auf Schritt und Tritt von der Staatssicherheit überwacht und abgehört.

Endlich konnte er auch seine Kinder wiedersehen, die immer wieder mal in die Deutsche Demokratische Republik reisten um ihren Vater zu besuchen. Sein Sohn Friedrich starb 1944 in der Schlacht von Anzio, seine Tochter Olga und sein 2. Sohn Ernst Alexander überlebten den Krieg.

Am 1. Februar 1957 starb Paulus nach längerer schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren. Er wurde mit militärischen Ehren auf dem Friedhof von Dresden-Tolkewitz beigesetzt. Seine Urne wurde später in das Familiengrab auf dem Hauptfriedhof in Baden-Baden, an die Seite seiner bereits 1949 verstorbenen rumänischen Frau Elena umgebettet.

Von den einstmals 220.000 Soldaten der 6. Armee marschierten etwa 110.000 Überlebende in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Es war ein Marsch durch Eis und Schnee, ohne Verpflegung, ohne medizinische Versorgung und ausreichend Kleidung. So viele, die unter unvorstellbaren Bedingungen gekämpft, gehungert und gelitten hatten, starben nun beim Marsch durch die eisige Steppe. Nur zirka 6.000 Überlebende kehrten viele Jahre später aus Gefangenschaft und Zwangsarbeit zurück.


Auszeichnungen
Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse
Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern
Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen mit Schwertern
Grossherzoglich Mecklenburg-Schwerinsches Militär-Verdienstkreuz
II. Klasse und I. Klasse
Herzoglich Sachsen-Meiningisches Ehrenkreuz für Verdienst im Kriege
Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange Prager Burg
Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse
Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse
Medaille Winterschlacht im Osten 1941 / 1942
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 26. August 1942
Eichenlaub am 15. Januar 1943 (178. Verleihung)
Finnisches Freiheitskreuz I. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern
Rumänischer Militärorden Michael der Tapfere III. bis I. Klasse
Nennung im Wehrmachtbericht am 30. Mai 1942
Nennung im Wehrmachtbericht am 11. August 1942
Nennung im Wehrmachtbericht am 31. Januar 1943
Nennung im Wehrmachtbericht am 1. Februar 1943
Nennung im Wehrmachtbericht am 3. Februar 1943




Quellen
Peter Stockert, Die deutschen Generalfeldmarschälle und Großadmirale 1936-1945, Pour le Mérite, ISBN 978-3-932381-47-8
Paulus - Das Trauma von Stalingrad: Eine Biographie von Torsten Diedrich, Verlag: Schöningh Paderborn, ISBN-10: 3506764039, ISBN-13: 978-3506764034
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Paulus
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Per ... Paulus.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_ ... r_6._Armee
https://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_auf_Stalingrad

Bildquellen

Autor/in: Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, München
Titel: ORDEN - Eine Sammlung der bekanntesten deutschen Orden und Auszeichnungen.
Verlag: München, Waldorf Astoria.
Erschienen: 1933

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https://en.wikipedia.org/wiki/File:Ju_5 ... e_1942.jpg

Autor/in: Oberkommando der Wehrmacht
Titel: Der Große Befehl
Verlag: Zeitgeschichte Verlag
Ort: Berlin
Erschienen: 1941



Autor: von Mackensen