Beitrag Di 2. Dez 2014, 14:10

Generalfeldmarschall Georg von Küchler

Generalfeldmarschall Georg von Küchler





* 30. Mai 1881 auf Schloss Philippsruhe bei Hanau
† 25. Mai 1968 in Garmisch-Partenkirchen



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Kaiserreich


Georg von Küchler wurde am 30. Mai 1881 auf Schloss Phillipsruhe bei Hanau / Hessen als Sohn eines großherzoglichen, hessischen Oberst, Flügeladjutanten und Hofmarschalls geboren. Direkt nachdem er das Ludwig-Georg-Gymnasium in Darmstadt mit dem Abitur abgeschlossen hatte, trat von Küchler im März 1900 als Fahnenjunker in das 1. Großherzoglich Hessische Feldartillerieregiment Nr. 25 ein. Am 18. August 1901 wurde von Küchler zum Leutnant befördert.

Bis 1907 blieb von Küchler in dieser Einheit in Darmstadt und wurde dann an die Militärreitschule Hannover versetzt. Am 18. August 1910 wurde er zum Oberleutnant befördert. Die folgenden drei Jahre absolvierte von Küchler die Kriegsakademie.

Im Frühjahr 1914 wurde er in den Großen Generalstab beordert. Von Küchlers Tätigkeit im Generalstab startete in der topographischen Abteilung.

Im Ersten Weltkrieg wurde von Küchler als Batteriechef eingesetzt. Noch im Jahre 1914 wurde ihm das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse verliehen. Als Hauptmann wurde er als Erster Generalstabsoffizier (Ia) der 206. Infanterie-Division eingesetzt und erlebte das Kriegsende als Ia der 9. Reserve-Infanterie-Division.


Weimarer Republik



Nach dem Krieg wurde von Küchler als Generalstabsoffizier der Brigade „Kurland“ im Baltikum eingesetzt und nahm an der Befreiung der lettischen Hauptstadt Riga teil. Den Kämpfen im Baltikum folgte die Übernahme in das Hunderttausend-Mann-Heer der Reichswehr. Von Küchler wurde nach Königsberg / Ostpreußen in den Stab des I. Armeekorps versetzt.

Im Jahre 1920 wurde er in die Ausbildungsabteilung des Reichswehrministeriums in Berlin berufen. Kurze Zeit später fungierte er als Taktiklehrer an der Kriegsschule in München. 1922 übernahm von Küchler wieder ein Truppenkommando als Batteriechef im Artillerieregiment Nr. 5 in Ulm. Am 1. April 1923 wurde von Küchler, unter gleichzeitiger Beförderung zum Major, an die Kommandantur nach Münster / Westfalen versetzt.

1924 folgte eine Kommandierung als Lehrer an die Infanterieschule Dresden. Im Jahr 1926 wurde er schließlich als Chef des Stabes zum Inspekteur des Erziehungs- und Bildungswesens wieder nach Berlin versetzt. 1928 lehrte er vorübergehend an der Artillerieschule Jüterbog, wo er am 1. Januar 1929 zum Oberstleutnant und am 1. Mai 1931 zum Oberst befördert wurde. Am 1. Oktober 1932 wurde von Küchler zum Artillerieführer I in Königsberg ernannt.


Nationalsozialismus



Am 1. April 1934 wurde von Küchler zum Generalmajor befördert.

Im Oktober 1934 wurde ihm das Kommando über die ostpreußische 1. Infanterie-Division übertragen. Am 1. April 1935 gab von Küchler das Truppenkommando wieder ab und wurde aufgrund seiner großen Erfahrung als Dozent diverser, militärischen Lehranstalten zum Inspekteur der Kriegsschulen im Reichswehrministerium ernannt. Am 1. Dezember 1935 wurde er in dieser Funktion zum Generalleutnant befördert.

Im August 1936 wurde von Küchler stellvertretender Präsident des neu geschaffenen Reichskriegsgerichts.

Am 1. April 1937 wurde er zum General der Artillerie befördert und kehrte sogleich als Kommandierender General des I. Armeekorps nach Ostpreußen zurück. Da Ostpreußen seit 1919 vom Deutschen Reich abgetrennt war, galt es im Falle eines bewaffneten Konflikts als besonders gefährdet, wodurch nur überdurchschnittlich qualifizierte Generale mit dem militärischen Kommando über Einheiten in dieser Region betraut wurden.

Als am 23. März 1939 das Memelland dem Deutschen Reich wieder angegliedert wurde, rückten die unter dem Kommando von Küchler stehenden Soldaten des I. Armeekorps über die Tilsiter Brücke nach Memel ein. Mit der Mobilmachung 1939 wurde in Ostpreußen die 3. Armee gebildet, der das I. und XXI. Armeekorps sowie das Generalkommando Wodrig unterstellt wurden.


Zweiter Weltkrieg



Der Oberbefehlshaber der 18. Armee, Generaloberst von Küchler auf einer vorgeschobenen Beobachtungsstelle der Artillerie.



Am 1. September 1939 wurde von Küchler zum Oberbefehlshaber der neuen 3. Armee ernannt.bSeine Soldaten erstürmten bereits am 3. September die Festung Graudenz und erreichten schon einen Tag später den Durchbruch im Raum Mlawa-Chorzela (dt. Mielau).

Am 11. September 1939 erhielt von Küchler die Wiederholungsspange 1939 zum EK II von 1914. Nachdem die 3. Armee die Flüsse Narew und Bug überschritten und Warschau im Osten umgangen hatten, fanden seine Verbände Anschluss an die aus Schlesien vorgestoßene 10. Armee. Der Ring um Warschau war hiermit geschlossen und das Schicksal Polens praktisch besiegelt. Am 22. September 1939 erhielt von Küchler die Wiederholungsspange 1939 zum EK I von 1914.

Für den 23. September 1939 ordnete von Küchler eine Trauerfeier für den am Vortag gefallenen, ehemaligen Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Freiherr von Fritsch an. In seiner Ansprache äußerte er sich kritisch über die Umstände der Entlassung von Fritschs im Jahr 1938 und mutmaßte über eine Intrige, die zu diesem Zwecke eingesetzt wurde. Aufgrund dieser Ansprache wurde von Küchler umgehend seiner Ämter enthoben. Trotz allem erhielt Georg von Küchler für seine in Polen bewiesene erfolgreiche Truppenführung am 30. September 1939 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Nach Fürsprache durch den Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst von Brauchitsch, wurde von Küchler am 5. November 1939 reaktiviert und als Oberbefehlshaber der im Westen stehenden 18. Armee eingesetzt. Mit der im Norden, am rechten Flügel der Heeresgruppe B eingesetzten 18. Armee, rückte von Küchler am 10. Mai 1940 in Holland ein. In fünftägigen harten Kämpfen konnte er den Widerstand der tapferen Niederländer brechen, Rotterdam erobern und schließlich am 14. Mai 1940 Hollands Kapitulation erzwingen. Anschließend eroberte von Küchler die belgische Hafenstadt Antwerpen und verfolgte im Anschluss den weichenden Gegner bis Dünkirchen, um danach in Richtung Paris einzudrehen. Am 14. Juni 1940 marschierten seine Regimenter in Paris ein und paradierten auf dem berühmten Champs-Élysées an ihm vorbei. Am 19. Juli 1940 wurde er zum Generaloberst befördert.



General Georg v. Küchler besichtigt die Stadt Reval vom Berg beim Gerichtsgebäude aus.



Im Rahmen der Operation „Barbarossa“ führte von Küchler die 18. Armee im Verband der Heeresgruppe Nord in schweren Kämpfen bis vor die Tore Leningrads. Am 21. Oktober 1941 wurde er namentlich in einer Sondermeldung zum Wehrmachtsbericht genannt: "Hand in Hand mit diesen Operationen stieß die Armee des Generaloberst von Küchler westlich des Peipussees in breiter Front bis zur Küste des Finnischen Meeres vor.“

Er eroberte die Gebiete ehemals Litauen, Lettland, Estland und führte anschließend die verlustreichen und schweren Abwehrkämpfe während des Winters 1941 / 1942. Angesichts dieser erneuten Bewährung als Heerführer wurde ihm ab dem 17. Januar 1942 die Führung über die Heeresgruppe Nord anvertraut, nachdem der vorherige Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Ritter von Leeb sein Kommando niedergelegt hatte. Zwei Jahre lang führte von Küchler „mit ruhiger Hand“ die Heeresgruppe Nord.

Leningrad, Wolchow, Ilmensee und Demjansk werden für immer mit dieser Heeresgruppe verbunden bleiben. Am Wolchow gelang es von Küchler, die über den Fluss eingebrochenen Sowjets abzuschneiden und bis Mitte Juni 1942 zu vernichten. Georg von Küchler konnte als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord so viele Erfolge feiern, dass er am 30. Juni 1942 von Hitler „in dankbarer Würdigung seiner Verdienste um die Abwehr und Vernichtung der zum Entsatz von Leningrad in breiter Front angesetzten bolschewistischen Armeen, sowie in Anerkennung der heldenhaften Leistungen der unter seinem Befehl kämpfenden Truppen“ zum Generalfeldmarschall befördert wurde.

Mit jedem Truppenteil bekannt, mit den Divisionen und sogar den Regimentern eng verbunden, meisterte er auch in den Jahren 1942 und 1943 schwerste Abwehrkämpfe mit großem Erfolg. Am 12. August 1943 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "In der dritten Schlacht südlich des Ladogasees haben die unter Führung des Generalfeldmarschalls Küchler, des Generalobersten Lindemann und des Generals der Infanterie Wöhler stehenden deutschen Truppen, unterstützt von den durch General der Flieger Korten geführten Luftwaffenverbänden, in der Zeit vom 22. Juli bis 6. August den Ansturm der 8. und 67. sowjetischen Armee in heldenmütigen Kämpfen abgeschlagen und damit die Durchbruchsabsichten des Feindes vereitelt."

Dafür wurde Georg von Küchler am 21. August 1943 als Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord das 273. Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. In den Folgemonaten musste er mehr als zwölf Divisionen nach und nach an andere Brennpunkte der Ostfront abgeben. Unter seinen verbliebenen 40 Divisionen der Heeresgruppe Nord befand sich letztlich keine einzige Panzerdivision mehr.

Anfang Januar 1944 stand von Küchlers Heeresgruppe in einer 750 Kilometer langen Abwehrfront von der Düna nordwestlich von Witebsk über den Ilmensee bis an die Küste westlich von Leningrad. An seinem Südflügel auf Riga, in der Mitte beiderseits des Ilmensees und an der Küste beiderseits Peterhofs befürchtete er sowjetische Durchbruchversuche. Vergeblich forderte er von Hitler die Genehmigung zur Zurücknahme der Front auf die 250 Kilometer kürzere, sogenannte „Pantherstellung“ am Peipussee.

Am 29. Januar 1944 wurde die Heeresgruppe Nord tatsächlich, wie von Küchler bereits befürchtet, von den zahlenmäßig übermächtigen angreifenden Sowjets zum Rückzug in die Luga-Stellung gezwungen. Hitler enthob daraufhin von Küchler aufgrund von „Meinungsverschiedenheiten“ seines Kommandos. Während der letzten beiden Kriegsjahre fand er keine aktive Verwendung mehr.



Georg von Küchler 1942 oder 1943



Nachkriegszeit


Nach Kriegsende arbeitete von Küchler zwei Jahre lang für die Operational History Section der Historical Division der US Army.

Von Küchler war einer der Angeklagten im sogenannten „OKW-Prozess“ und wurde am 14. April 1949 aufgrund zweifelhafter Beweise im Anklagepunkt 12 („kriegsvorbereitende Maßnahmen des OKW“) schuldig gesprochen und vom Internationalen Militärtribunal zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der gebildete, literarisch interessierte von Küchler trug sein Schicksal mit der für ihn bekannten Gelassenheit.

Er fühlte sich frei von persönlicher Schuld und äußerte sich entsprechend ruhig vor den Nürnberger Richtern mit folgenden Worten: „Bisher hat wohl noch kein Soldat dieser Welt unter solchen Erschwernissen und in solcher Tragik zu kämpfen gehabt. Wir sind Soldaten, die ihr Soldatentum unter den Wirrnissen einer diktatorischen Gewalt hochgehalten haben!“

Seine Haftstrafe wurde später auf 12 Jahre reduziert. Am 18. Februar 1953 jedoch wurde von Küchler im Alter von 72 Jahren nach fünf Jahren Haft vorzeitig entlassen. Er lebte danach völlig zurückgezogen bei seiner Familie in Garmisch-Patenkirchen / Bayern, wo er am 25. Mai 1968 im Alter von 87 Jahren verstarb.


Auszeichnungen
Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 20. November 1914
Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse am 8. August 1915
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern
Hanseatenkreuz Hamburg
Friedrich-Kreuz
Hessische Tapferkeitsmedaille
Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
Medaille zur Erinnerung an die Heimkehrer des Memellandes
Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse am 11. September 1939
Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse am 22. September 1939
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
Ritterkreuz am 30. September 1939
Eichenlaub am 21. August 1943 (273. Verleihung)
Medaille Winterschlacht im Osten 1941 / 1942
Nennung im Wehrmachtbericht am 21. Oktober 1941
Nennung im Wehrmachtbericht am 12. August 1943



Quellen

Die deutschen Generalfeldmarschälle und Großadmirale 1936-1945, Peter Stockert, Pour le Mérite, ISBN 978-3-932381-47-8
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_K%C3%BCchler Zugriff am 21.02.11
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Per ... hlerGv.htm Zugriff am 21.02.11

Autor/in: Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, München
Titel: ORDEN - Eine Sammlung der bekanntesten deutschen Orden und Auszeichnungen.
Verlag: München, Waldorf Astoria.
Erschienen: 1933

Bildquellen

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Autor von Mackensen