Beitrag Fr 14. Nov 2014, 00:20

Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch

Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch



* 04. Oktober 1881 in Berlin
† 18. Oktober 1948 in Hamburg



RECHTLICHER HINWEIS:

Auf Grund des historischen Sachbestandes ist es nicht zu vermeiden, dass in dem verwendeten Bildmaterial auch die Abzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen auftauchen.
Bezugnehmend auf § 86 und § 86a des StGB machen die Autoren darauf aufmerksam, dass diese ausschließlich im Sinne § 86 Absatz 3 Verwendung finden.

Jegliches Anfertigen von Kopien zwecks propagandistischer Verwendung ist hiermit
ausdrücklich untersagt.



Kaiserreich


Königlich Preußische Hauptkadettenanstalt um 1900


Walther von Brauchitsch wurde am 4. Oktober 1881 in Berlin geboren. Er war das sechste von sieben Kindern des Generals der Kavallerie und Direktors der Preußischen Kriegsakademie Bernhard von Brauchitsch und dessen Frau Charlotte Sophie Auguste Bertha, geborene von Gordon.

Die Familie von Brauchitsch gehörte einem alten schlesischen Adelsgeschlecht an, die in langer Tradition Offiziere herausbrachte. Somit war auch Walther eine militärische Laufbahn vorgezeichnet die er mit Eintritt in die Berliner Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde antrat. Von 1895 bis zum März 1900 diente von Brauchitsch als Leibpage der Kaiserin Auguste Viktoria.

Am 22. März 1900 trat von Brauchitsch direkt aus der Selekta, einer Klasse in die nur die begabtesten Kadetten der Oberstufe gelangten, bereits als Leutnant in das Garde-Grenadierregiment „Königin Elisabeth“ Nr. 3 in Berlin-Charlottenburg ein. Im Jahr darauf wechselte er auf eigenen Wunsch in das 3. Garde-Feldartillerieregiment.

Vom 5. Februar 1906 bis 28. Februar 1909 war von Brauchitsch Adjutant des II. Bataillons in seinem Stammregiment. Am 18. Oktober 1909 wurde er zum Oberleutnant befördert und als Regimentsadjutant eingesetzt.

Im Rahmen eines Manövers fiel von Brauchitsch durch eine mehr als zutreffende Lagebeurteilung positiv auf und wurde ohne die ansonsten notwendige Ausbildung an der Kriegsakademie zum Großen Generalstab versetzt. Anfang 1914 wurde er schließlich zum Hauptmann befördert.


1. Weltkrieg


Den ersten Weltkrieg erlebte von Brauchitsch bei verschiedensten Truppenteilen jeweils in Stabsstellen. Am 2. August 1914 als Generalstabsoffizier beim XVI. Armeekorps in Metz und ab 17. Oktober 1915 bei der 34. Infanteriedivision im Argonnerwald und vor Verdun.

Am 19. März 1917 wurde er in den Stab der Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“ versetzt. Über den Stab der 11. Division ab 23. August 1917 und der 1. Garde-Reserve-Division ab Februar 1918 gelangte er schließlich per 6. August 1918 zum 1. Garde-Reserve-Korps in den Stab. Seine Beförderung zum Major erlangte er bereits am 15. Juli 1918.


Weimarer Republik


Von Brauchitsch hatte das Glück seine Laufbahn im Hunderttausend-Mann-Heer von 1919 bis 1921 als Generalstabsoffizier im Wehrkreis II (Stettin / Pommern) weiterzuführen. Mit Zwischenstation bei einem Truppenkommando als Kommandeur der II. Abteilung des Artillerieregiments Nr. 6 in Minden / Westfalen wurde von Brauchitsch am 1. April 1925 zum Oberstleutnant befördert und per 1. November 1927 als Chef des Stabes zur 6. Division nach Münster versetzt.

Mit Wirkung zum 1. April 1928 wurde er zum Oberst befördert und Anfang 1930 als Chef der Heeresausbildungsabteilung im Reichswehrministerium in Berlin eingesetzt. Am 1. Oktober 1931 wurde von Brauchitsch zum Generalmajor befördert und ab 1. März 1932 zum Inspekteur der Artillerie ernannt.


Nationalsozialismus


Besuch des Oberbefehlshabers des Heeres Generaloberst Walther von Brauchitsch bei den Truppen im Böhmerwald, Oktober 1938.


Die Machtergreifung der Nationalsozialisten brachte von Brauchitsch einen weiteren Aufstieg. Er übernahm am 1. Februar 1933, als Nachfolger des neuen Reichswehrministers Werner von Blomberg, das Kommando über die 1. Division und das ostpreußische Wehrkreiskommando I. Ostpreußen war aufgrund des Versailler Diktats vom übrigen Reichsgebiet abgetrennt und auf dem Landweg nur durch den sogenannten „polnischen Korridor“ oder aber auf dem See- bzw. Luftweg erreichbar. Aufgrund dieser besonderen Situation wurde das Kommando über die in Ostpreußen stationierten Reichswehrtruppen stets besonders qualifizierten Generälen übertragen.

Am 1. Oktober 1935 wurde von Brauchitsch zum Kommandierenden General des I. Armeekorps ernannt und zugleich zum Generalleutnant befördert. Der Grund dafür war die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht vom 16. März 1935. Bereits am 20. April 1936 folgte die Beförderung zum General der Artillerie.

Am 1. April 1937 wurde von Brauchitsch als erster Oberbefehlshaber der Heeresgruppe 4 (Leipzig) berufen, nachdem diese im Zuge des weiteren Ausbaus der Wehrmacht gebildet worden war.
Am 29. Januar 1938 wurde von Brauchitsch zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt und gleichzeitig zum Generaloberst befördert. Er war damit der Nachfolger von Generaloberst Freiherr von Fritsch, der im Rahmen der „Blomberg–Fritsch–Krise“ seinen Abschied einreichen musste. Obwohl Freiherr von Fritsch kurz darauf vollständig rehabilitiert wurde, behielt von Brauchitsch den Oberbefehl über das Heer.
Der Einmarsch deutscher Divisionen in Österreich im März 1938, ins Sudetenland im Oktober 1938 und in Böhmen und Mähren im März 1939 wurde von ihm befehligt.


2. Weltkrieg


Adolf Hitler, Walther von Brauchitsch und Wilhelm Keitel vor einer Karte bei der Besprechung in einem Eisenbahnwagen des Führerhauptquartiers.




Walther von Brauchitsch konnte sich schon früh im 2. Weltkrieg mit schnellen Siegen in Polen hervortun, wofür er am 30. September 1939 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde.

Von Brauchitsch und sein Chef des Generalstabes Franz Halder waren auch für die Planungen und Vorbereitungen des Westfeldzugs zuständig. Schon in der Planungsphase kam es zu ersten Meinungsverschiedenheiten mit Hitler, der auf einen möglichst frühen Angriffstermin drängte und das Zögern seiner Generäle verurteilte.

Als am 10. Mai 1940 der Fall „Gelb“ begann, rechnete niemand mit den überraschenden, raumgreifenden Erfolgen gegen Belgien, Holland, Luxemburg und großer Teile Frankreichs. Abgesehen vom Anhalten der deutschen Panzer vor Dünkirchen und das damit verbundene Entkommen des britischen Expeditionskorps, sollte Hitler den Mythos des „Größten Feldherrn aller Zeiten“ (ein Ausspruchs Keitels) schaffen.
Der vollständige und überraschende Sieg im Westen brachte Walther von Brauchitsch, gleichzeitig mit elf anderen Generälen am 19. Juli 1940 die Beförderung zum Generalfeldmarschall ein.

Weitere große, schnelle Siege folgten im Frühjahr 1941 gegen Jugoslawien und Griechenland. Auch diese Feldzüge stammten aus der Feder von Brauchitschs und der seines Chefs des Generalstabes Franz Halder.

Das Oberkommando des Heeres unter von Brauchitsch plante bereits am 18. Dezember 1940 aufgrund Hitlers „Weisung Nr. 21“ den Angriff auf die Sowjetunion, den Fall „Barbarossa“. Halder wie auch von Brauchitsch waren überzeugt, dass der Ostfeldzug keine unlösbare Aufgabe sein würde.

Die kühn geführten Vorstöße der Panzerkeile der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten brachten noch einmal große militärische Erfolge, ehe es im Winter 1941 vor Moskau zu schweren Rückschlägen kam.

Heftige Auseinandersetzungen zwischen Hitler und dem Oberbefehlshaber des Heeres führten schließlich dazu, dass Hitler den seiner Meinung nach ständig zaudernden und wenig tatkräftigen von Brauchitsch am 7. Dezember 1941 seines Kommandos enthob. Von Brauchitsch selbst war zu dieser Zeit bereits physisch und psychisch völlig erschöpft und ständigen Diskussionen mit Hitler nicht mehr gewachsen.

Hitler machte am scheidenden von Brauchitsch die Verkörperung einer schwunglosen und oft widerstrebenden Heeresführung fest, was er zum Anlass nahm ab dem 19. Dezember 1941 selbst den Oberbefehl des Heeres zu übernehmen.



Paris 1941, Walther v. Brauchitsch, Otto v. Stülpnagel



Von Brauchitsch ließ es sich nicht nehmen, einen Abschiedsbefehl zu verfassen in dem unter Anderem zu lesen war:

„Mit dem heutigen Tage hat der Führer persönlich die Führung des Heeres übernommen. Gleichzeitig hat er meiner vor einiger Zeit ausgesprochenen Bitte stattgegeben, mich wegen eines Herzleidens von der Führung des Heeres zu entbinden. Soldaten! Fast vier Jahre habe ich als Euer Oberbefehlshaber das beste Heer der Welt geführt. Diese Jahre umfassen für Deutschland eine Fülle größter geschichtlicher Ereignisse und für das Heer größte soldatische Erfolge. Stolz und dankbar blicke ich auf diese Zeit zurück. Stolz auf Eure Leistung, dankbar für Eure Treue.“

Walther von Brauchitsch war tatsächlich gesundheitlich angeschlagen und musste sich einer Herzoperation unterziehen. Er wurde im weiteren Verlauf des Krieges nicht mehr eingesetzt und lebte völlig zurückgezogen in Schlesien.


Nachkriegszeit


Von Brauchitsch wurde zu Kriegsende von den Briten aufgespürt und gefangen genommen. Er wurde zunächst nach England gebracht und anschließend in Munsterlager interniert, um später, gemeinsam mit Generalfeldmarschall Erich von Manstein, vor dem internationalen Militärtribunal in Nürnberg im Jahr 1948 als Zeuge auszusagen.

Am 18. Oktober 1948 verstarb der schon länger sehr schwer erkrankte Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch an einer Thrombose in einem britischen Militärlazarett in Hamburg.





Auszeichnungen
Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
Österreichisches Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdekoration 1915
Friedrichs-Orden Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern
Ehrenritter des Johanniterordens
Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange Prager Burg
Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes
Orden der Weißen Rose, Großkreuz am 10. März 1939
Spanisches Militär-Verdienstkreuz I. Klasse
Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
..
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. September 1939
St. Alexander-Orden, Großkreuz mit Schwertern
Militärorden Michael der Tapfere III. bis I. Klasse
Ungarischer Verdienstorden, Großkreuz mit Schwertern
Freiheitskreuz, Großkreuz am 25. Juni 1942
Orden der aufgehenden Sonne I. Klasse am 26. September 1942



Quellen

Die deutschen Generalfeldmarschälle und Großadmirale 1936-1945, Peter Stockert, Pour le Mérite, ISBN 978-3-932381-47-8
http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_von_Brauchitsch Zugriff am 22.05.10
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/B/BrauchitschWaltherv-R.htm Zugriff am 22.05.10


Bildquellen

Titel: Gebrauchtware Über Schlachtfelder vorwärts! Mit dem siegreichen Heer durch Frankreich 1940
Verlag: Wilhelm Limpert
Erschienen: 1940


http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Urheber Robert Prummel/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Urheber Ken/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Urheber Ken/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Urheber Goldenes Parteiabzeichen im Luftfahrtmuseum Wien 2006 und Ken/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Urheber Realismadder/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Urheber Realismadder/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wied ... ge_EK2.jpg (Namensnennung: Urheber PimboliDD/ Wikipedia)
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Sp1ek1.JPG (Namensnennung: Urheber Ironcross/ Wikipedia)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-H28068 / CC-BY-SA)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-L18678 / CC-BY-SA)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de (Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-H29377 / CC-BY-SA)




Autor: von Mackensen